www.wikidata.de-de.nina.az
Itzhak Stern 25 Januar 1901 in Krakau Osterreich Ungarn 1969 in Israel war ein polnisch israelischer Uberlebender der Schoah der als Unterstutzer der Rettungsaktionen von Oskar Schindler bekannt wurde Nach ihm ist die von Ben Kingsley in dem Film Schindlers Liste gespielte Figur benannt wobei diese Darstellung aber zum Teil auf der Biografie anderer Personen beruht Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1942 1 2 In Plaszow und Brunnlitz 1 3 Nachkriegszeit 2 Darstellung in Schindlers Liste 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1942 Bearbeiten Stern war der Sohn eines gutsituierten judischen Buchhalters aus Krakau In Vorbereitung auf den gleichen Beruf studierte er Handelswissenschaften in Wien und seiner Heimatstadt 1 Spater war er aktiv in zionistischen Organisationen in Krakau darunter als Vizeprasident der Jewish Agency im westlichen Polen 2 Stern war nicht religios an der judischen Religion aber interessiert und in diesen Belangen auch sehr gebildet 3 Ab 1924 arbeitete Stern fur den Textilgrosshandel Hurtowny sklad tekstylny Jozef Leib Bucheister in Krakau Stradom 25 Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs war er dort Chefbuchhalter Nach der Besetzung Polens durch die Wehrmacht wurde der judische Besitzer enteignet und die Firma von dem Sudetendeutschen Josef Aue ubernommen erst als Treuhander dann als Eigentumer Aue verschleierte die Tatsache dass er einen judischen Vater hatte Im Vergleich zu anderen Eigentumern arisierter Betriebe behandelte er seine judischen Mitarbeiter human 4 Im November 1939 stellte Aue Stern seinem Freund Oskar Schindler vor der ebenfalls geschaftlich in Krakau Fuss fassen wollte Auf Rat Sterns hin der mittels von Aue zur Verfugung gestellter geheimer Unterlagen bestens mit den okonomischen Leitlinien der deutschen Besatzungspolitik vertraut war pachtete Schindler ein heruntergewirtschaftetes Unternehmen Unter dem neuen Namen Deutsche Emailwarenfabrik weitergefuhrt beschaftigte er dort spater hunderte judische Angestellte und schutzte sie so vor Deportation und Ermordung 5 Neben seiner Arbeit fur J L Bucheister leitete Stern seit kurz nach Kriegsbeginn die Krakauer Aktivitaten der Gesellschaft zum Schutz der Gesundheit einer karitativen Organisation die vom US amerikanischen Joint Distribution Committee gegrundet worden war um den bedrangten Juden im besetzten Polen zu helfen 6 In dieser Funktion organisierte er beispielsweise eine Massenimpfung fur die judische Bevolkerung in den Aussenbezirken von Krakau als dort eine Epidemie von Typhus ausbrach 3 Nach der Errichtung des Krakauer Ghettos arbeitete Stern dort in einem Geschaft fur Rundfunkzubehor Zudem diente er der Metallwarenfabrik Progress und deren deutschem Treuhander als Buchhalter was ihm eine gewisse Bewegungsfreiheit gewahrte und so auch ermoglichte seine karitative Arbeit fortzusetzen 7 Mit Oskar Schindler hatte sich inzwischen ein Vertrauensverhaltnis eingestellt weil Letzterer sich von der Judenverfolgung der Deutschen distanzierte 8 Obwohl beide Hilfsmassnahmen fur Juden unabhangig voneinander abliefen unterstutzte Schindler Stern doch durch gelegentliche Geldspenden Als im Zuge von Deportationen und Mordaktionen im Ghetto im Oktober 1942 auch Stern bedroht war griff Schindler ein und rettete ihm so das Leben 3 In Plaszow und Brunnlitz Bearbeiten Nach der Liquidierung des Ghettos im Marz 1943 kam Stern ins Zwangsarbeiterlager Plaszow wo er zunachst weiter fur Progress arbeitete Als Amon Goth Kommandant von Plaszow das Werk schloss wechselte Stern in Goths Schreibstube Wie die anderen judischen Zwangsarbeiter im direkten Umfeld von Goth musste er in der bestandigen Furcht leben von diesem misshandelt oder getotet zu werden 9 Im Spatsommer 1943 verdichteten sich Geruchte die Deutschen beabsichtigten alle Lager im Generalgouvernement aufzulosen die keine relevante Kriegsproduktion vorzuweisen hatten Stern und Mieczyslaw Pemper ein weiterer Mitarbeiter in der Kommandantur waren besorgt dies konne auch Plaszow betreffen und werde dann fur die meisten Insassen den sicheren Tod bedeuten Auf ihre Initiative kam es zur Zusammenstellung einer Liste von Produktionskapazitaten der Plaszow angeschlossenen Betriebe darunter die Fabrik von Schindler Die Liste sollte das SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt WVHA davon uberzeugen Plaszow in ein Konzentrationslager umzuwandeln und so zu erhalten Die Zahlen in dem Bericht waren geschont und teilweise stark ubertrieben was wohl auch Goth bewusst war Trotzdem liess sich das WVHA offenbar beeindrucken und kurz nach einem Besuch von Oswald Pohl im Lager wurde die Umwandlung in ein KZ im Januar 1944 vollzogen Dies ermoglichte auch Schindler die Fortfuhrung seines Betriebes und damit den Schutz der bei ihm arbeitenden Juden 10 Zu diesem Zeitpunkt war Stern ebenso wie Pemper bereits eine der wichtigsten Kontaktpersonen Schindlers den er bei seinen Hilfsaktionen unterstutzte Stern lieferte Schindler Informationen uber die Verhaltnisse im Lager die dieser bei Treffen mit Rudolf Kasztner und anderen Vertretern der Jewish Agency in Budapest weitergab Umgekehrt half Stern bei der Verteilung von Hilfsgeldern unter den Haftlingen die Schindler von der Jewish Agency erhalten hatte In Einzelfallen sorgte Stern durch Intervention bei Schindler dafur dass Insassen von Plaszow als Arbeiter in die Deutsche Emailwarenfabrik DEF ubernommen wurden und so den harteren Lebensbedingungen im Lager und der Grausamkeit von Goth entkamen Schindler schrieb 1956 dass Stern an dem Gesamterfolg meines Rettungswerks einen bedeutenden Anteil habe 11 Im Herbst 1944 musste Plaszow angesichts des Vormarsches der Roten Armee geraumt werden Stern war beim Abfassen von Schindlers Liste also der in verschiedenen Fassungen bekannten Zusammenstellung der Namen von rund 1100 Juden die beim Umzug der Deutschen Emaillenwarenfabrik ins bohmische Brunnlitz im Oktober als Arbeitskrafte dorthin transportiert wurden und so weiterhin geschutzt werden konnten zunachst nicht beteiligt Die Verantwortung lag im Wesentlichen bei Marcel Goldberg einem Schreiber in der Lagerverwaltung von Plaszow der sich auch bestechen liess um Namen auf die Liste zu setzen Allerdings gelang es Stern in einzelnen Fallen die Zusammensetzung der Liste zu beeinflussen Sterns Mutter gehorte zu den 300 Frauen auf der Liste die Ende Oktober 1944 fur einen Zwischenaufenthalt nach Auschwitz geschafft wurden Dort erkrankte sie an Typhus und starb Bis auf wenige Ausnahmen wurden die restlichen Frauen am 12 November ins neu errichtete KZ Aussenlager Brunnlitz weitertransportiert In Brunnlitz ubernahmen Stern und Pemper die Verantwortung fur die Liste der geschutzten Schindlerjuden die von da an nach rein humanitaren Gesichtspunkten gefuhrt wurde 12 Nachkriegszeit Bearbeiten Bei Kriegsende befand Stern sich in Brunnlitz Er und sein Bruder Natan gehorten zu den Unterzeichnern eines Schreibens vom 8 Mai 1945 in dem Schindler bescheinigt wurde seit 1942 das ihm Mogliche getan zu haben um das Leben der grosstmoglichen Anzahl der Juden zu retten 13 Wie die meisten Schindlerjuden ging Stern nach der Befreiung zuruck nach Krakau Noch im Jahr 1945 heiratete er die Rechtsanwaltin Sophia Backenrot Angesichts des wiederauflebenden polnischen Antisemitismus entschlossen die beiden sich 1948 zur Emigration nach Israel 14 Bereits seit 1947 gehorte Stern zu denjenigen die sich fur eine offentliche Anerkennung von Schindlers Rettungsleistung wahrend des Zweiten Weltkrieges einsetzten Er tat dies in spateren Jahren mit steigender Entschlusskraft War das Verhaltnis zuvor rein pragmatisch entwickelte sich nun eine tiefe Freundschaft zwischen beiden 15 Stern beriet Schindler in juristischen Fragen organisierte wiederholt Unterstutzung wenn dieser in finanzielle Schwierigkeiten geriet und setzte sich nachhaltig fur eine Anerkennung Schindlers als Gerechter unter den Volkern ein die 1962 auch erfolgte 16 Zwei langere Berichte von Stern aus den Jahren 1956 und 1964 zahlen Historiker zu den wichtigsten Quellen fur die Rekonstruktion der Geschichte von Oskar Schindler und der von ihm geretteten Menschen 17 Als Itzhak Stern 1969 starb kummerte sich Schindler um dessen Begrabnis und weinte offentlich um seinen Freund Darstellung in Schindlers Liste BearbeitenHandlungen und Erlebnisse der nach Itzhak Stern benannten von Ben Kingsley dargestellten Figur in Steven Spielbergs Spielfilm Schindlers Liste 1993 stimmen nur in Teilen mit der Biografie der historischen Person uberein Tatsachlich wurde die Filmfigur nach drei Personen konzipiert die Oskar Schindler unterstutzt hatten Itzhak Stern Mietek Pemper und Abraham Bankier Dies war eine dramaturgische Entscheidung des Drehbuchautors Steven Zaillian der die Figur als komplettes judisches Alter Ego des Deutschen Schindler anlegen wollte Die Darstellung in Thomas Keneallys Roman der dem Film zugrunde liegt ist diesbezuglich historisch korrekter 18 Im Film wird Itzhak Stern nach der historischen ersten Begegnung mit Schindler dessen Buchhalter der alle Finanzgeschafte des Deutschen leitet auch die auf dem Schwarzmarkt Tatsachlich war es Bankier der diese Funktion bei der Deutschen Emaillewarenfabrik erfullte und durch sein Geschick die Gelder auftrieb die es Schindler ermoglichten seine Fabrik am Laufen zu halten Stern hat demgegenuber bis zu der Zeit in Brunnlitz nie direkt fur Schindler gearbeitet 18 Eine Schlusselszene des Films in der es Schindler am Bahnhof von Krakau gelingt Stern in letzter Minute vor der Deportation ins Vernichtungslager Belzec zu bewahren beruht ebenfalls auf einem Erlebnis von Bankier 19 Auch die Darstellung der Entstehung der titelgebenden Liste im Film auf der Schindler und Stern die Namen der zu rettenden Juden festlegen ist nicht historisch Stern war bei dem Vorgang so gut wie nicht beteiligt und Schindler konnte nur einige allgemeine Kriterien aufstellen nach denen die Auswahl in der Kommandantur von Plaszow erfolgen sollte Die Entscheidung von Spielberg und Zaillian die historischen Ablaufe hier frei zu behandeln hangt wohl vor allem mit der Person von Marcel Goldberg zusammen der fur die Erstellung der Liste tatsachlich verantwortlich war und dabei fragwurdige Prinzipien anwandte teilweise auch Namen von Personen auf sie setzte die ihn bestochen hatten Dies so im Film darzustellen hatte mit dem Wunsch seiner Macher im Konflikt gelegen die moralische Reifung von Oskar Schindler durch den Einfluss von Stern zu zeigen die die Erstellung der Liste zu einem Werk des absolut Guten macht In den Worten der Filmfigur Itzhak Stern Die Liste ist das Gute die Liste ist Leben und jenseits von ihr liegt der Abgrund 20 Schindlers Biograf David M Crowe schreibt dazu Hatte er Spielberg Schindler mit Goldberg verknupft dann hatte er der Auffassung Vorschub geleistet es sei Geld gewesen was Schindler bei alledem wirklich bewegte 21 In der letzten Sequenz des Films in der noch lebende Schindlerjuden zusammen mit den Schauspielern die sie darstellten Steine auf dem Grab Schindlers in Jerusalem ablegen tritt auch Itzhak Sterns Witwe Sophia auf am Arm gefuhrt von Ben Kingsley 22 Literatur BearbeitenDavid M Crowe Oskar Schindler Die Biographie Aus dem Englischen ubersetzt von Klaus Binder und Bernd Leineweber Eichborn Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 8218 0759 8 Mietek Pemper Der rettende Weg Schindlers Liste Die wahre Geschichte Aufgezeichnet von Viktoria Hertling und Marie Elisabeth Muller Hoffmann und Campe Hamburg 2010 erstmals 2005 ISBN 978 3 455 50183 4 Einzelnachweise Bearbeiten David M Crowe Oskar Schindler Die Biographie Aus dem Englischen ubersetzt von Klaus Binder und Bernd Leineweber Eichborn Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 8218 0759 8 S 127 Robin O Neil Schindler Stepping stone to Life A Reconstruction of the Schindler Story Chapter Four jewishgen org 2007 abgerufen am 21 September 2010 a b c O Neil Schindler Chapter Thirteen jewishgen org 2007 abgerufen am 21 September 2010 O Neil Schindler Chapter Four jewishgen org 2007 abgerufen am 20 September 2010 Crowe Oskar Schindler S 82 83 Crowe Oskar Schindler S 120 125 Crowe Oskar Schindler S 126 O Neil Schindler Chapter Thirteen jewishgen org 2007 abgerufen am 21 September 2010 Crowe Oskar Schindler S 125 Crowe Oskar Schindler S 125 126 O Neil Schindler Chapter Thirteen jewishgen org 2007 abgerufen am 21 September 2010 Crowe Oskar Schindler S 297 306 besonders S 300 301 Crowe Oskar Schindler S 285 297 Zitiert nach Crowe Oskar Schindler S 126 O Neil Schindler Chapter Thirteen jewishgen org 2007 abgerufen am 21 September 2010 Crowe Oskar Schindler S 409 454 besonders S 409 413 426 427 435 442 Zitiert nach Crowe Oskar Schindler S 504 Crowe Oskar Schindler S 514 O Neil Schindler Chapter Four jewishgen org 2007 abgerufen am 20 September 2010 Foto Stern und Schindler auf sueddeutsche de Crowe Oskar Schindler S 559 560 569 573 557 670 Crowe Oskar Schindler S 123 O Neil Schindler Chapter Four Fussnote 12 jewishgen org 2007 abgerufen am 20 September 2010 a b Crowe Oskar Schindler S 119 120 125 Crowe Oskar Schindler S 217 218 Zitiert nach Crowe Oskar Schindler S 360 siehe ausserdem S 359 409 415 Zitiert nach Crowe Oskar Schindler S 412 Interview mit Ben Kingsley Memento vom 29 Mai 2010 im Internet Archive Website des British Film Institute 17 September 2003 abgerufen am 21 September 2010 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 11 Januar 2021 PersonendatenNAME Stern ItzhakKURZBESCHREIBUNG polnisch israelischer Uberlebender der Schoah und Helfer bei den Rettungsaktionen von Oskar SchindlerGEBURTSDATUM 25 Januar 1901GEBURTSORT Krakau GalizienSTERBEDATUM 1969STERBEORT Israel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Itzhak Stern amp oldid 236838371