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Die Isothermischen Kugellabore auch Thermokonstante Kugellabore im Berliner Volksmund anspielend auf die Form Adlershofer Busen oder Akademiebusen genannt wurden von 1959 bis 1961 auf dem Gelande der Akademie der Wissenschaften in Adlershof fur das Institut fur physikalische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften errichtet Die Idee kam von Peter Adolf Thiessen dem Grunder und von 1956 bis 1964 Direktor des Instituts fur physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR AdW Der Architekt der Kugellabore war Horst Welser Direktor des Planungsstabes zahlreicher anderer Objekte auf dem Gelande der Akademie der Wissenschaften der DDR 1 Isothermische KugellaboreKugellaboreDatenOrt BerlinBaumeister Horst WelserPeter Adolf ThiessenBaujahr 1959 1961Koordinaten 52 25 56 7 N 13 32 11 4 O 52 432416666667 13 5365 Koordinaten 52 25 56 7 N 13 32 11 4 OBesonderheitenBaudenkmal 09076020 Hier wurden isothermische Experimente im Bereich Metallurgie mit minimalen Temperaturschwankungen vorgenommen Die Ergebnisse waren fur die Luft und Raumfahrt vorgesehen Johannisthal mit seinem Flugplatz und Adlershof war in Europa in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts das Zentrum fur Luftfahrt und Flugforschung Weitere Zeugen dessen finden sich im nahe gelegenen Aerodynamischen Park Damit die Innentemperatur nahezu konstant blieb sie schwankte lediglich um 0 01 C wurde ein aufwandiger Wandaufbau aus 20 cm starken Stahlbetonschalen innen und einer Warmedammung von ca 125 cm Dicke aussen ausgefuhrt Beide Kugellabore sind Beispiele der Stahlbetonschalenkonstruktion der DDR Die Isothermischen Kugellabore stehen unter Denkmalschutz Nr 09076020 2 und bleiben somit als Baudenkmal an der Rudower Chaussee dank der aussergewohnlichen Architektur des Gebaudes erhalten Den Denkmalschutz hatte Prof Karsten Peter Thiessen unter fachlicher Mitwirkung von Horst Welser als Berater bei der EGA Entwicklungsgesellschaft Adlershof Vorgangerin der WISTA Management Gesellschaft erwirkt um das einmalige Gebaude vor dem geplanten Abriss zu schutzen Inhaltsverzeichnis 1 Konzept 2 Aufbau 3 Temperaturkonstanthaltung 4 Verwendung 5 Geschichte 6 Weblinks 6 1 Verwendete Quellen 7 EinzelnachweiseKonzept BearbeitenErste Gesprache zum Bau des Instituts und zur Infrastruktur fanden 1956 in Moskau mit dem Physikochemiker Peter Adolf Thiessen und dem verantwortlichen Architekten Horst Welser statt Thermokonstante isothermische Raume bieten die Moglichkeit einer hochprazisen Einstellung der Raumtemperaturen und deren konstanten Einhaltung Damit ist die Untersuchung und Verfolgung des Warmehaushaltes zahlreicher chemischer Reaktionen d h die Messung vom jeweiligen System abgegebener oder verbrauchter Warme moglich Die Notwendigkeit der Schaffung isothermischer Labore am damaligen Institut fur physikalische Chemie der AdW ergab sich zum einen aus technischen Notwendigkeiten und zum anderen aus der Forderung die dafur notige Grundlagenforschung zu betreiben Bei der Konzipierung der Abteilung Thermochemie des Instituts fur physikalische Chemie wurden verschiedene Varianten von Laborraumen fur die thermische Prazisionsmessung diskutiert Fur die Laborraume mit einer Langzeit Temperaturkonstanz von mindestens 0 01 Grad bei 20 22 C Raumtemperatur sollten die bautechnischen Voraussetzungen geschaffen werden Zusatzliche Bedingungen waren der Ausschluss der Anwesenheit von Menschen wahrend der Messungen und die Herstellung der Temperaturkonstanz innerhalb von 36 Stunden nach Abschluss eines Versuchsaufbaus In der Konzeption wurde die thermische Raumisolierung und passive Sicherung der Konstanz durch Adiabasie praferiert da Ende der 1950er Jahre unzureichende technische Moglichkeiten eine Umsetzung mittels Klimaanlagen respektive deren Regelung ausschlossen 3 Weitere Uberlegungen fuhrten zu der Entscheidung das Problem der thermischer Raumisolierung oberirdisch als Kugelbauten mit Aluminiumverkleidung zu losen Eine Kugel hat bezogen auf das Raumvolumen die kleinste Oberflache und Aluminium ist ein exzellenter Warmeleiter Aufbau BearbeitenInnerhalb und ausserhalb einer der Stahlbetonkugel wurden Damm und Regulierungsmassnahmen konzipiert die aussere Temperatureinflusse auf den Innenraum eliminieren sollten Der Aufbau erfolgte fur beide Kugeln gleich Ein Stahlbetonring wird durch V formige Stutzen getragen Die Stahlbetonkugel hat einen Durchmesser von 9 m und eine Starke von 8 cm Der tiefste Punkt im Ring liegt 1 m uber dem Boden Im Inneren der Stahlbetonkonstruktion befindet sich eine 1 m dicke Piatherm Kugel Anm Den inneren Abschluss bilden 5 mm dicke verschweisste Aluminiumsegmente Um die Kugel aussen ist im Abstand von je 20 cm ahnlich der Breitengrade der Erdkugel ein Rohrsystem fur temperiertes Wasser verlegt Dieses wurde durch pneumatisch aufgetragenen Spritzbeton stabilisiert Nach aussen wurde eine 20 cm dicke Isolierungsschicht aus Piatherm Polystyrol Schaum Anm aufgebracht Dieser folgt die Aussenhaut aus verschweissten 5 mm dicken Reinst Aluminium Segmenten Die Anordnung der Schichten erfolgt schwimmend also ohne Verankerungen untereinander die potentielle Warmebrucken sein konnten Im Inneren der Aluminiumkugel befindet sich eine Arbeitsbuhne auf einer Rohrkonstruktion Stelzenkonstruktion Zur Verbesserung der Adaptionsgeschwindigkeit war die Zufuhrung temperierter Frischluft vorgesehen Uber eine gemeinsame Verteilerbrucke mit Beruhigungskammern erfolgte der Zutritt zu den Messraumen Fur die anspruchsvolle Bauphase gab es ein Modell mit einem Durchmesser von 1 5 m 4 Nach einer Bauzeit von zwei Jahren waren die Kugeln fertiggestellt und wurden ubergeben Die Herstellung der Thermokonstanz allein durch Isolierung hatte allerdings fur den Ablauf Nachteile Durch den Aufbau der Messapparaturen war der Zeitraum bis zum Ausgleich auf die Ausgangstemperatur zu lang Eine aktive innere Regelung musste nachgerustet werden 5 Anm Piatherm war die Bezeichnung fur einen geschaumten Kunststoff aus Piesteritz mit einer sehr geringen Warmeleitfahigkeit Galerie nbsp Zustand vor der Neubebauung nbsp Lage Ecke Rudower Chaussee Am Studio Europa Center nbsp Kugellabore von der Seite nbsp Sicht von der Strasse nbsp Eingang nbsp Ruckansicht nbsp Fundament nbsp Hinweistafel auf dem GelandeTemperaturkonstanthaltung BearbeitenDas Konzept einer Temperaturkonstanthaltung durch Zirkulieren temperaturgeregelter flussiger Heiz bzw Kuhlmedien in Rohrleitungen im Kugelmantel erwies sich zu Beginn der Konzeption als technisch zu anspruchsvoll und wurde nie zu Ende realisiert Grunde dafur waren die unzureichenden technischen Moglichkeiten und wirtschaftliche sowie okonomische Aspekte Innerhalb von funf Jahren wurde ein eigenstandiger Kompromiss realisiert Im Eigenbau wurde in einer der Kugeln eine zunachst provisorische Temperaturregelung installiert die letztendlich die endgultige Losung wurde Der Eigenbau der Regelung der Temperaturkonstanz erfolgte durch Klaus Muscheites unter Leitung von Horst Peters damals Leiter des Thermolabors des Instituts fur Physikalische Chemie Das Prinzip der aktiven Temperaturregelung erfolgte im Innenraum uber einen an der Decke angebrachten Heizer Kuhler Bei konstanter Kuhlleistung wurde die Heizung elektronisch geregelt Im Zusammenspiel mit vier Ventilatoren wurde so eine effektive Nutzung einer der Thermokugeln ermoglicht Mit vier Personen im Raum betrug die Streuung der Temperaturwerte 0 006 Grad zwischen Fussboden und Decke war diese kleiner als 0 05 Grad Verwendung BearbeitenProblematisch erwies sich im Betrieb der Kugeln die Schwingungsdampfung der empfindlichen Messgerate Durch die naheliegende Strasse Rudower Chaussee wurden die mechanischen Schwingungen besonders schwerer Kfz auf die auf Stelzen ruhende Tragkonstruktion der Kugeln ubertragen Trotz der vielen Schwierigkeiten und Probleme wurde eine Kugel uber langere Zeit fur thermodynamische Forschungen verwendet Bei Raumtemperatur konnte beispielsweise die Warmebilanz der Aushartung von Aluminium Legierungen Typ Duralumin uber Wochen mit Temperaturgradienten um wenige Zehntel Kelvin untersucht werden Mit Anderung der Forschungsschwerpunkte am Zentralinstitut fur physikalische Chemie der AdW ZIPC wurden thermokonstante Raume nicht mehr benotigt Eine der Kugeln diente als Lagerraum Die andere Kugel wurde als elektronisches Messlabor unter Ausnutzung der ausseren geerdeten Aluminiumhulle verwendet Trotz der Enge wurden die Kugeln auch zu internen Skatturnieren und Feierlichkeiten genutzt Geschichte Bearbeiten1956 erfolgten in Moskau erste Gesprache uber die notwendige Infrastruktur zwischen Peter Adolf Thiessen und dem spateren fur den Bau verantwortlichen Architekten Horst Welser 1958 entstand eine Konzeption und Planung 1959 61 erfolgte der Bau des Labors fur Thermodynamik als erstem Teil des Institutes inklusive der beiden Kugellabore 1963 64 folgte der Umbau einer Kugel mit aktiver Klimatisierung von innen 1991 begann die Abwicklung des ZIPC gemass Einigungsvertrag 1998 1999 erfolgte der Abriss Ruckbau des ZIPC Seit 2001 stehen die Isothermischen Kugellabore unter Denkmalschutz Nr 09076020 2 2008 begann der Neubau des EUROPA CENTER Adlerduo Eigenschreibung nicht zu verwechseln mit dem Europa Center in der Berliner Innenstadt im Technologiepark Berlin Adlershof Beide Kugellabore befinden sich auf dem Grundstuck 2018 errichtete die Firma EUROPA CENTER eine Informationstafel zu den historischen Kugellaboren in Adlershof 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Isothermische Kugellabore Sammlung von Bildern Verwendete Quellen Bearbeiten Thermokonstante Kugellabore Berlin Adlershof 1961 Structurae Thermo Kugellabore Adlershofer Busen Technologiezentrum Berlin Adlershof Das Geheimnis der Silberkugeln Berliner Woche de Adlershof 1 Mai 2016 Kugellabore Berlin Adlershof DDR Design com Thermokonstante Kugellabore Berlin Adlershof Architektur Bildarchiv de Land Berlin Pressemitteilung vom 12 August 2013 Berlin Adlershof Thermokonstante Kugellabore Hidden Places deEinzelnachweise Bearbeiten Wissenschaftlich technische Gesellschaft Adlershof WITEGA Hrsg Zur Geschichte der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen technischen und medizinischen Einrichtungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Adlershofer Splitter Band 5 1997 ISSN 1434 1638 S ab 91 a b Denkmalliste Berlin des Landesdenkmalamts Landesdenkmalamt 24 Marz 2017 abgerufen am 14 Februar 2018 09076020 Rudower Chaussee zwei kugelformige Thermolabore des Instituts fur Physikalische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1959 60 von Karsten Peter Thiessen und Horst Welser Am Studio Karsten Peter Thiessen Horst Welser Die kugelformigen Thermolabore In WITEGA Forschung g GmbH Adlershof Hrsg Wissenschaftshistorische Adlershofer Splitter 1996 ISSN 1434 1638 Wissenschaftlich technische Gesellschaft Adlershof WITEGA Hrsg Zur Geschichte der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen technischen und medizinischen Einrichtungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Wissenschaftshistorische Adlershofer Splitter Band 1 1996 ISSN 1434 1638 S ab Seite 125 Karsten Peter Thiessen Horst Welser Die kugelformigen Thermolabore In WITEGA Forschung g GmbH Adlershof Hrsg Wissenschaftshistorische Adlershofer Splitter 1996 ISSN 1434 1638 Meldung im Webauftritt der Firma EUROPA CENTER 25 Juli 2018 abgerufen am 12 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isothermische Kugellabore amp oldid 226816877