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Das Intensitatsinterferometer auch Korrelationsinterferometer genannt ist ein optisches Gerat Interferometer zur Bestimmung des Winkeldurchmessers astronomischer Objekte in der Regel Sterne die bei direkter Beobachtung nicht aufgelost werden konnen Strahlengang im IntensitatsinterferometerIntensitatsinterferometrie von a Lyrae Wega und b Crucis Mimosa Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Messgenauigkeit 3 Geschichte 4 Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenDas Intensitatsinterferometer besteht aus zwei raumlich getrennten Teleskopen an welchen jeweils mittels eines Photomultipliers die Ankunftszeiten der dort von einem hellen Stern eintreffenden Photonen registriert werden was praktisch durch die Aufzeichnung des zeitlichen Verlaufs der beiden dort anfallenden Strome geschieht Diese werden in einem Korrelator zusammengefuhrt welcher die beiden Zeitverlaufe auf Koinzidenzen hin untersucht Aus der Korrelation zwischen den beiden Stromen kann auf den Winkeldurchmesser des Sterns geschlossen werden siehe weitergehende Erlauterungen unten Robert Hanbury Brown und Richard Twiss erkannten Mitte der 1950er Jahre 1 dass die Austrittszeiten der Elektronen an verschiedenen Stellen einer von einer ebenen Welle ausgeleuchteten Photokathode miteinander korreliert sind Sie zeigten dass dieser Effekt der nach seinen Entdeckern Hanbury Brown Twiss Effekt genannt wird sowohl durch die klassische Wellentheorie des Lichts als auch durch dessen Quantennatur gedeutet werden kann Laut der Arbeit von 1957 spiegeln die miteinander korrelierten Austrittszeiten der Elektronen klassisch gesehen miteinander korrelierte Intensitatsschwankungen wider welche an verschiedenen Stellen der einfallenden Welle auftreten Diese sind auf Interferenzen verschiedener Frequenzkomponenten des einfallenden Lichts zuruckzufuhren Quantenmechanisch gesehen beruht der Effekt darauf dass Photonen der Bose Einstein Statistik folgen und damit die Tendenz zeigen gehauft aufzutreten was oft als Photon Bunching bezeichnet wird In einer nachfolgenden Arbeit 2 legten die beiden Forscher dar wie sich der von ihnen entdeckte Effekt zur Messung des Winkeldurchmessers eines Sterns nutzen lasst Sind die beiden Strome stark miteinander korreliert was bedeutet dass Photonen haufig gleichzeitig an beiden Empfangern eintreffen so ist der beobachtete Stern noch nicht aufgelost Dies ist dann der Fall wenn der Abstand D displaystyle D nbsp der beiden Teleskope zu gering ist Wird dieser vergrossert nimmt die Korrelation zwischen den Stromen das heisst der Ankunftszeiten der Photonen ab Aus dem Abfall der Korrelation mit zunehmendem Abstand kann der Winkeldurchmesser 8 displaystyle theta nbsp des Sterns bestimmt werden Dieser ist 3 eine Funktion des Ausdruckes p 8 D l displaystyle pi theta D lambda nbsp l displaystyle lambda nbsp bezeichnet die Wellenlange des einfallenden Lichts Hat ein Stern z B den doppelten Winkeldurchmesser im Vergleich zu einem anderen so muss man die Teleskope nur halb so weit auseinanderzuziehen um den gleichen Korrelationsabfall zu beobachten Schliesslich sei mit den Sternen a Lyrae Wega und b Crucis Mimosa auch ein praktisches Beispiel 4 erwahnt Bei Ersterem fallt die Korrelation der einzelnen Strome schon bei einem Teleskopabstand von etwa 20 m praktisch auf null ab Bei Letzterem muss man diese etwa 100 m voneinander entfernen um den gleichen Effekt zu erzielen Folglich hat Wega einen weit grosseren Winkeldurchmesser als Mimosa Messgenauigkeit BearbeitenDie durch die Ankunftszeiten der Photonen bedingten korrelierten Intensitatsschwankungen werden durch weit starkere nicht miteinander korrelierte Schwankungen uberlagert Eine Quelle dieser zusatzlichen Schwankungen ist die Luftunruhe welche das alltagliche Funkeln der Sterne verursacht Szintillation eine andere das Schrotrauschen der von den beiden Photomultipliern ausgehenden Strome Die dadurch bedingten Fluktuationen ubertreffen die eigentlich gesuchten korrelierten Schwankungen bei weitem um etwa einen Faktor 100 000 5 Die nicht miteinander korrelierten Zusatzschwankungen konnen durch sehr lange Beobachtungszeiten weggemittelt werden doch selbst bei sehr hellen mit blossem Auge leicht sichtbaren Sternen nicht schwacher als 2 Grosse waren Belichtungszeiten von bis zu 100 Stunden erforderlich 6 Eine ausserordentliche Stabilitat der Messelektronik insbesondere des Korrelators ist daher fur das Instrument extrem wichtig Glucklicherweise hat 7 die Luftunruhe kaum Einfluss darauf wie schnell die Korrelation zwischen den Einzelstromen mit zunehmendem Abstand der Teleskope abfallt Somit erzwingt die Luftunruhe zwar sehr lange Belichtungszeiten verfalscht aber nicht das Aussehen der Kurve und damit den daraus abgeleiteten Winkeldurchmesser des Sterns welche die Korrelation als Funktion von D displaystyle D nbsp und 8 displaystyle theta nbsp beschreibt Die Genauigkeit mit welcher der Winkeldurchmesser eines Sterns ermittelt werden kann ist durch das Verhaltnis von Lichtwellenlange zu maximalem Teleskopabstand l D m a x displaystyle lambda D mathrm max nbsp gegeben Mit l displaystyle lambda nbsp 440 nm und D m a x displaystyle D mathrm max nbsp 188 m fur das Instrument der 60er Jahre erwartet man l D m a x displaystyle lambda D mathrm max nbsp 0 0005 In der Praxis erreichten Hanbury Brown noch eine etwas bessere Genauigkeit namlich im Mittel 0 0002 8 Damit ubertrifft das Intensitatsinterferometer das klassische Michelson Sterninterferometer bei weitem und erlaubt auch die Einbeziehung sonnennaher Hauptreihensterne Wahrend das Auflosungsvermogen des Michelson Sterninterferometers durch die Luftunruhe beschrankt ist es kommt hier auf das Abbild des Sterns in Form eines Interferenzmusters an ist dies bei dem Intensitatsinterferometer nicht der Fall Es interessiert nur die Intensitat des Sterns nicht dessen bildliche Wiedergabe Um die Messergebnisse des Intensitatsinterferometers richtig zu deuten muss wie bei dem Michelson Sterninterferometer die Randverdunklung der Abfall der Intensitat der Sternscheibe von der Mitte zum Rand beachtet werden Gemass Hanbury Browns Publikationen von 1967 hat diese zur Folge dass die Korrelation der beiden Einzelstrome bei dem Auseinanderziehen der Teleskope langsamer abfallt als man dies bei einer gleichformig leuchtenden Sternscheibe erwarten wurde d h der Winkeldurchmesser wird unterschatzt Die Art der mathematischen Gesetzmassigkeit zwischen Korrelation und Teleskopabstand bleibt jedoch unverandert sie erhalt lediglich eine langere Skala bezuglich D displaystyle D nbsp Das Interferometer liefert also einen effektiven Winkeldurchmesser welchen der Stern haben wurde wenn dessen Scheibe bei gleicher Gesamtintensitat gleichformig leuchtete Um aus dem effektiven Winkeldurchmesser den tatsachlichen bestimmen zu konnen ist ein Modell der Sternatmosphare erforderlich Bei den von Hanbury Brown 1967b gemessenen Hauptreihensternen betragt die Modifikation des Winkeldurchmessers aber nur wenige Prozent Geschichte BearbeitenNach den theoretischen Vorarbeiten in den 1950er Jahren gelang bald auch eine erfolgreiche Testmessung des Sirius 9 Das erste voll einsatzfahige Gerat seiner Art ging 1962 in Narrabri Australien in Betrieb Der Aufbau und die Inbetriebnahme des Interferometers erwiesen sich als eine schwierige Herausforderung allein diese Phase erstreckte sich uber fast zwei Jahre 10 Es folgte eine wiederum zweijahrige Phase von Testmessungen mehrerer Hauptreihensterne erst 1965 startete das eigentliche Beobachtungsprogramm 1967 erfolgte die erste Veroffentlichung von Winkeldurchmessern von 15 Hauptreihensternen 8 Insgesamt wurden bis 1972 die Winkeldurchmesser von 32 Hauptreihensternen bestimmt 11 Das Interferometer bestand aus zwei Reflektoren von je 6 7 m Durchmesser die aus je 252 sechseckigen Einzelspiegeln zusammengesetzt wurden 12 Die beiden Instrumente konnten auf einem Schienenkreis bis zu 188 m voneinander entfernt werden 1990 wurde als Nachfolgeinstrument das Sydney University Stellar Interferometer SUSI in Betrieb genommen Es befindet sich auf dem Observatorium Culgoora in der Nahe von Narrabi Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ein Intensitatsinterferometer sondern um ein modernes Michelson Interferometer welches durch adaptive Optik den Mangel des klassischen Interferometers die Storung des Interferenzbilds durch die Luftunruhe uberwindet 13 Gleichzeitig ist es weit empfindlicher als das Narrabi Interferometer es erlaubt die Messung von Sternen bis etwa zur 8 Grossenklasse Der maximale Abstand der zur Interferenz gebrachten Lichtwege betragt 640 m Eine Beschreibung des SUSI findet sich unter Michelson Sterninterferometer Die Messung des Winkeldurchmessers eines Sterns und damit bei bekannter Entfernung auch dessen Radius fuhrt zwangslaufig zu der Frage was eigentlich unter der Oberflache eines Sterns zu verstehen ist Dieses angesichts des Fehlens einer festen Kruste alles andere als triviale Problem wird unter Sternoberflache diskutiert Quellen BearbeitenR Hanbury Brown A Test of a new Type of Stellar Interferometer on Sirius In Nature Band 178 1956 S 1046ff R Hanbury Brown R G Twiss Correlation between Photons in two Coherent Beams of Light In Nature Band 177 1956 S 27ff R Hanbury Brown R G Twiss Interferometry of the Intensity Fluctuations in Light I Basic Theory the Correlation between Photons in Coherent Beams of Radiation In Proceedings of the Royal Society of London Band 242 1957 S 300ff R Hanbury Brown R G Twiss Interferometry of the Intensity Fluctuations in Light III Applications to Astronomy In Proceedings of the Royal Society of London Band 248 1958 S 199ff R Hanbury Brown J Davis L R Allen The Stellar Interferometer at Narrabi Observatory I A Description of the Instrument and the Observational Procedure In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 137 1967 S 375ff bibcode 1967MNRAS 137 375H R Hanbury Brown J Davis L R Allen J M Rome The Stellar Interferometer at Narrabi Observatory II The Angular Diameters of 15 Stars In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 137 1967 S 393ff bibcode 1967MNRAS 137 393H R Hanbury Brown J Davis L R Allen The Angular Diameters of 32 Stars In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 167 1974 S 121ff bibcode 1974MNRAS 167 121H J Davis W J Tango A J Booth T A ten Brummelaar A R Minard S M Owens The Sydney University Stellar Interferometer I The instrument In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 303 1999 S 773ff Weblinks BearbeitenPrivate Internetseite uber den Hanbury Brown Twiss Effekt Anmerkung Die dort gemachten Aussagen hinsichtlich des Photon Bunchings und der Bose Einstein Statistik stehen im Widerspruch zu der Arbeit von Hanbury Brown und Twiss 1957 Einzelnachweise Bearbeiten siehe Hanbury Brown und Twiss 1956 sowie Hanbury Brown und Twiss 1957 siehe Hanbury Brown und Twiss 1958 sowie auch Hanbury Brown et al 1967a laut der Arbeit von 1967 von Hanbury Brown et al 1967b gemass Hanbury Brown et al 1967a siehe Hanbury Brown et al 1967b laut Hanbury Brown et al 1967a a b Hanbury Brown et al 1967b siehe Hanbury Brown 1956 laut Hanbury et al 1967a siehe Hanbury Brown et al 1974 Hanbury Brown et al 1967a siehe Davis et al 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intensitatsinterferometer amp oldid 240062465