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Indirubin auch Indigorot ist ein rotvioletter Farbstoff und ein Strukturisomer von Indigo blau bzw von Isoindigo braunrot StrukturformelAllgemeinesName IndirubinAndere Namen Indigorot Indigopurpurin C I 75790 1 3 1 3 Dihydro 3 oxo 2H indol 2 yliden 1 3 dihydro 2H indol 2 on 2 3 Biindolinyliden 2 3 dionSummenformel C16H10N2O2Kurzbeschreibung roter Feststoff 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 479 41 4EG Nummer Listennummer 610 392 0ECHA InfoCard 100 119 646PubChem 5359405ChemSpider 4514277DrugBank DB12379Wikidata Q1661452EigenschaftenMolare Masse 262 26 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt gt 430 C 2 Loslichkeit loslich in Ethanol Diethylether und Aceton unloslich in Wasser verdunnte Sauren und Laugen 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 AchtungH und P Satze H 315 319 335P Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Indoxylreaktionen Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Synthese 3 Verwendung 4 Geschichte 5 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenUnterschiedliche Spezies zum Beispiel Isatis tinctoria Farberwaid Indigofera tinctoria oder einige Schneckenarten bilden naturliche Vorlaufersubstanzen aus denen die drei Isomeren oder deren Derivate entstehen Die indigoiden Verbindungen selbst kommen in den lebenden Organismen nicht vor sondern entstehen erst aus dem toten Material durch enzymatische oder saure Hydrolyse unter oxidativen Bedingungen Neben Indigo entsteht Indirubin auch durch die Einwirkung bestimmter Bakterien auf das sogenannte metabolische Indikan oder Indoxylsulfat das infolge eines gestorten Tryptophanabbaus bei Blaue Windeln Syndrom Indicanurie in grosseren Mengen im Urin dieser Patienten entstehen kann und zu einer Violett oder Blaufarbung des Urins fuhrt Einige Vorlaufersubstanzen die alle Derivate des Indoxyls darstellen sind im Reaktionsschema gezeigt Als Zwischenstufen bei der Entstehung der indigoiden Farbstoffe treten Indoxylderivate mit freier Hydroxygruppe sowie Isatin Derivate auf Synthese BearbeitenIndirubin entstand zunachst nur als Nebenprodukt bei Versuchen Indigo zu synthetisieren Adolf von Baeyer und Emmerling 4 erhielten Indirubin in veranderlichen Anteilen neben Indigo indem sie Isatin Phosphortrichlorid und Essigsaurechlorid im zugeschmolzenen Glasrohr zusammen mit Phosphor erhitzten und anschliessend wassrig aufarbeiteten So wurde auch aus der Reaktion von 2 Chlor 3H indol 3 on mit Ammoniumsulfid oder weissem Phosphor und anschliessender wassriger Aufarbeitung 5 oder mit Zinkstaub in Eisessig 6 Indirubin als Nebenprodukt erhalten Erstmals gezielt wurde Indirubin von Baeyer aus einer ethanolischen Indoxyllosung Isatin und Natriumcarbonat im Jahre 1881 synthetisiert 7 nbsp Synthese von Indirubin aus Indoxyl und Isatin Verwendung BearbeitenIm naturlichen Indigo bewirkt die Anwesenheit einer kleinen und veranderlichen Beimischung des roten Farbstoffs eine Variation in den Blautonen Auch reines Indirubin wurde jedoch zum Farben von Textilien verwendet 8 Die Anwendung in grosserem Massstab scheiterte aber an seiner geringen Farbechtheit Als wirksamer Bestandteil des naturlichen Indigo findet es auch seit Jahrhunderten Verwendung als Medikament in der modernen Medizin wird es als Mittel gegen Krebs eingesetzt Chronisch myeloische Leukamie CML wurde in China mit Danggui Longhui Wan behandelt das aus zehn pflanzlichen Zutaten sowie Moschus besteht 9 Die antileukamische Wirkung konnte auf eine einzige der pflanzlichen Zutaten den Qingdai oder Indigo naturalis zuruckgefuhrt werden Im Weiteren konnte die antileukamische Eigenschaft einem einzigen Inhaltsstoff dem Indirubin zugeschrieben werden 10 11 das im naturlichen Indigo in Mengen zwischen 0 05 und 0 3 enthalten ist 12 11 Auch in getrocknetem Pflanzenmaterial der Orchidaceae Calanthe discolor mit dem in der traditionellen chinesischen Medizin Entzundungen und bakterielle Infektionen behandelt wurden konnte Indirubin als Inhaltsstoff identifiziert werden 13 Zwar zeigt es nur eine moderate Wirksamkeit doch erregen seine im Vergleich zu anderen antileukamischen Mitteln sehr geringen Nebenwirkungen Interesse an seinem Wirkmechanismus der ein anderer zu sein scheint als bei allen bis dato bekannten antileukamischen Wirkstoffen Befunde deuten darauf hin dass der Antitumor Wirkung von Indirubinderivaten ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Teilmechanismen zugrunde liegt unter Beteiligung von Interkalation und Redoxcycling wobei der Hauptwirkmechanismus in der Hemmung von Enzymen besteht die bei Ablauf des Zellteilungszyklus eine entscheidende Rolle spielen sogenannte CDKs oder Cyclin abhangige Kinasen So sind Indirubin und einige seiner Derivate Inhibitoren des Enzymkomplexes CDK1 Cyclin B 14 15 Geschichte Bearbeiten nbsp Strukturformel von Isatan BDie Bezeichnung Indirubin tauchte erstmals 1855 auf Isatan B damals noch als Indican bezeichnet wurde aus den Blattern des Farberwaids Isatis tinctoria isoliert und daraus Indirubin und Indigo gewonnen Zitat Letztere Substanz Indirubin bildet sich stets bei der Zersetzung des Indicans durch Sauren aber erst nach der Entstehung des Indigblaus und namentlich nach langerem Kochen der sauren Flussigkeit in welcher Indigblau aus Indican entstanden war 16 Eine Rontgenstrukturanalyse des Indirubins wurde 1961 publiziert 17 Einzelnachweise Bearbeiten a b W Muller Hrsg Handbuch der Farbenchemie Grundlagen Technik Anwendungen Ecomed Verlagsgesellschaft 3 Erganzungslieferung 2003 ISBN 3 609 72700 4 S 2 Kapitel 13 6 a b Eintrag zu Indirubin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 25 Dezember 2014 Vorlage CL Inventory nicht harmonisiert Fur diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 2H Indol 2 one 3 1 3 dihydro 3 oxo 2H indol 2 ylidene 1 3 dihydro im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 6 Juli 2020 A Baeyer A Emmerling Reduction des Isatins zu Indigblau In Chem Ber 1870 3 S 514 517 A Baeyer Synthese des Indigblaus In Chem Ber 1878 11 S 1296 1297 A Baeyer Uber die Einwirkung des Funffachchlorphosphors auf Isatin und auf verwandte Substanzen In Chem Ber 1879 12 S 456 461 A Baeyer Uber die Verbindungen der Indigogruppe In Chem Ber 1881 14 S 1741 1750 Farbwerke vormals Meister Lucius amp Bruning Verfahren zur Darstellung von Derivaten der Indirubine Patentschrift DRP 283726 1913 Chinesische Pharmakopoe 1995 Vol 1 C Li Y Go Z Mao K Koyano Y Kai N Kanehisa Q Zhu Z Zhou S Wu The Synthesis Antileukemic Activitiy and Crystal Structures of Indirubin Derivatives In Bull Chem Soc Jpn 1996 69 S 1621 1627 a b W Tang G Eisenbrand Chinese Drugs of Plant Origin Chemistry Pharmacology and Use in Traditional and Modern Medicine Springer Heidelberg 1992 ISBN 0 387 19309 X R Han Highlight on the Studies of Anticancer Drugs Derived from Plants in China In Stem Cells 1994 12 S 53 63 M Yoshikawa T Murakami A Kishi T Sakurama H Matsuda M Nomura H Matsuda M Kubo Novel indole S O bisdesmoside calanthoside the precursor glycoside of tryptanthrin indirubin and isatin with increasing skin blood flow promoting effects from two Calanthe species Orchidaceae In Chemical and Pharmaceutical Bulletin 1998 46 S 886 888 R Hossel Synthese von Derivaten des Indirubins und Untersuchungen zur Mechanismusaufklarung ihrer antineoplastischen Wirkung Dissertation Universitat Kaiserslautern 1999 R Hossel u a Indirubin the active constituent of a Chinese antileukaemia medicine inhibits cyclin dependent kinases In Nat Cell Biol 1999 1 PMID 10559866 S 60 67 E Schunk Indigo In J Liebig H Knopp Hrsg Jahresbericht uber die Fortschritte der reinen pharmaceutischen und technischen Chemie Physik Mineralogie und Geologie 1855 S 659 665 P H Pandraud Structure Cristalline de l Indirubine In Acta Cryst 14 1961 S 901 908 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indirubin amp oldid 235349718