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In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Biographie fehlt Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Homi K Bhabha 6 Mai 1949 in Mumbai ist ein indischer Theoretiker des Postkolonialismus parsischer Abstammung Er studierte in Bombay und Oxford und lehrt an der Harvard University Stand 2020 Homi K Bhabha2012 wurde Homi K Bhabha mit dem indischen Staatsorden Padma Bhushan ausgezeichnet Im selben Jahr wurde ihm die Ehrendoktorwurde der Freien Universitat Berlin zuteil Seit 2015 gehort Bhabha dem Leibniz Zentrum fur Literatur und Kulturforschung Berlin als Honorary Member an 2020 wurde er als Auswartiges Mitglied in die British Academy gewahlt Inhaltsverzeichnis 1 Position 2 Kritik am traditionellen Kulturverstandnis 3 Bhabhas Kulturverstandnis kulturelle Differenz und kulturelle Hybriditat 4 Dritter Raum 5 Ubersetzung 6 Grenzen und Rander 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweisePosition BearbeitenHomi Bhabha knupft im Bereich der Cultural Studies kritisch an die Marx Interpretation Althussers sowie an Gramscis Konzept kultureller Hegemonie mit der Kategorie des Subalternen fur die gesellschaftlich marginalisierten und ausgegrenzten Gruppen an Seine Theorie der kolonialen Erfahrung basiert auf der an Lacan orientierten Psychoanalyse und den sprach bzw diskursanalytischen Verfahren von Foucault und Derrida wobei der von Derrida entwickelte Begriff der Dekonstruktion von zentraler Bedeutung fur fast alle postkolonialen Theoretiker ist 1 Die rassismustheoretischen und revolutionstheoretischen Werke Frantz Fanons wie Schwarze Haut weisse Masken bilden hierbei eine zentrale Grundlage In jungerer Zeit pragte Bhabha vor allem den Begriff des dritten Orts bzw des intermediaren Raumes neu Er sieht ihn als einen unerkannten Denkraum oder auch als Nicht Ort zwischen dem transitorischen vorubergehenden Ort des subjektiven Heims und jenem des historischen Ortes Kritik am traditionellen Kulturverstandnis BearbeitenBhabha kritisiert das traditionelle Kulturverstandnis der Gegenwart Kulturen werden dort als Trager von stabilen Werten Normen Riten und Praktiken verstanden Das traditionelle Kulturverstandnis geht ausserdem davon aus dass Kulturen in sich geschlossen homogen und zeitlich stabil sind Zudem glaubt das traditionelle Kulturverstandnis unterschiedliche Kulturen klar voneinander abgrenzen zu konnen und einzelne Kulturen eindeutig benennen zu konnen Das traditionelle Kulturverstandnis geht zusatzlich davon aus dass Kulturen wirklich existieren und somit real existierende und stabile Entitaten sind In der Wissenschaft wird eine solche Kulturvorstellung Kulturessentialismus genannt Bhabha kritisiert vehement das eben skizzierte traditionelle Kulturverstandnis und argumentiert in seinen Werken dass das Konzept der Kultur umgedacht werden sollte Bhabhas Kulturverstandnis kulturelle Differenz und kulturelle Hybriditat BearbeitenBhabha lehnt kulturessentialistische Vorstellungen ab Kulturen sind fur Bhabha keine stabilen geschlossenen reinen Entitaten 2 Sie zeichnen sich vielmehr durch ihren stetigen Wandel und ihre Unterschiede aus Ein Hauptmerkmal von Kultur sind die ununterbrochenen Diskussionen Debatten und Diskurse die in einer Gesellschaft stattfinden 3 Sowohl im offentlichen als auch im privaten Bereich sind Debatten und Diskurse an der Tagesordnung jeder menschlichen Gemeinschaft Kultur ist laut Bhabha kein stillschweigender Konsens der von der Mehrheit blind abgenickt werde und uber Jahrhunderte stabil bleibe In Kulturen wird standig diskutiert und um soziale Wirklichkeiten gestritten Dadurch entstehen permanent neue Bedeutungen Interpretationen Unterschiede und neuer Sinn Dieses ununterbrochene Hervorbringen von neuen Bedeutungen und Inhalten nennt Bhabha kulturelle Differenz 4 im Gegensatz zur vorgefundenen kulturellen Diversitat entsteht kulturelle Differenz aus dem Zusammentreffen zweier oder mehrerer Kulturen und zwar als Konstrukt eines Diskurses in einem Dritten Raum in welchem sich die Kulturen ausdrucken enunciation of culture indem sie ihre Unterschiede bzw Veranderungen entdecken reflektieren und sich mit sich selbst identifizieren im Unterschied zur reinen Feststellung bestehender kultureller Diversitat 5 Dritter Raum BearbeitenUnter dem Dritten Raum versteht Bhabha einen Austragungsort und die Moglichkeit kulturelle Differenz hervorzubringen Der dritte Raum ist kein physisch real existierender Raum Es gibt nicht nur einen dritten Raum sondern unzahlige Ein dritter Raum kann sich uberall dort auftun wo Menschen mit unterschiedlichstem Wissen oder aus unterschiedlichen Kulturen zusammentreffen und uber Bedeutungen und Inhalte diskutieren Kerneigenschaft eines Dritten Raumes ist somit dass standig neue Inhalte und kulturelle Differenzen geschaffen werden 6 Auch diese neu verhandelten Bedeutungen im dritten Raum sind nicht in Stein gemeisselt sondern dynamisch performativ und veranderbar und zeitlich begrenzt 7 Laut Bhabha beweisen die Verhandlungen im dritten Raum dass ein und dasselbe Symbol ganzlich unterschiedlich gelesen verstanden gedeutet ubersetzt und re historisiert werden konne It is that Third Space though unrepresentable in itself which constitutes the discursive conditions of enunciation that ensure that the meaning and symbols of culture have no primordial unity or fixity that even the same signs can be appropriated translated rehistoricized and read anew 8 Die Inhalte die in einem dritten Raum verhandelt werden sind aber nicht zwangslaufig besser richtiger oder widerspruchsfreier als andere Sie stellen lediglich alternative Konstruktionen und Denkweisen dar Ubersetzung BearbeitenDas Konzept der Ubersetzung beschreibt eine Funktionsweise wie kulturelle Hybriditat und Differenzen geschaffen werden 9 Ubersetzung darf hier nicht mit einer Ubersetzung von Sprachen verwechselt oder darauf reduziert werden Bei der Ubersetzung werden Symbole oder soziale Konstruktionen neu bewertet bzw neu verhandelt Daraus entsteht wiederum kulturelle Differenz Bhabha warnt vor einer gangigen Fehlwahrnehmung beim Ubersetzungsprozess Hierbei wird falschlicherweise geglaubt dass Ubersetzung eine originale Idee eins zu eins reproduzieren kann Dies ist nach Bhabha keineswegs moglich Bei jeder Ubersetzung gibt es leichte Veranderungen Missinterpretationen Fehler weswegen eine Kopie des Originals schlichtweg unmoglich ist Weiterfuhrend kritisiert Bhabha die falschen Vorstellungen der Originalitat von Ideen und Konzepten die als Ursprung der Ubersetzung dienen Auch Konzepte Symbole und Ideen sind keine stabilen Entitaten sondern stetigem Wandel ausgesetzt Eine andere Form der Ubersetzung sind bewusste Neuinterpretationen von Symbolen und Ideen die nicht aus dem Kulturkreis des Ubersetzers stammen Bhabha nennt hier das Beispiel des westlichen Romans Die satanischen Verse der neben seiner Hauptgeschichte auch den Islam in seiner Ursprungszeit und den Propheten Mohammed thematisiert Mohammed und der Koran werden in einer anderen Weise dargestellt als es in der religios islamischen Praxis der Fall ist Bhabha sieht hier einen klassischen Fall der Ubersetzung Der Autor betrachtet den Propheten aus einer alternativen Perspektive schafft neue Bedeutungen und Lesearten die von den traditionellen stark abweichen 10 Dabei ist keine Perspektive besser oder richtiger als die andere Grenzen und Rander BearbeitenGrenzen und Rander von Gesellschaften spielen im Postkolonialismus selbst eine wichtige Rolle Bhabhas Theorie und seine Werke fokussieren sich grosstenteils auf die Phanomene Diskurse und Verhandlungen an den Randern und Grenzen einer Gesellschaft Vor allem an den Randern und Grenzen kann man einen regen Austausch an Ideen und eine standige Produktion von neuen Bedeutungen und Interpretationen feststellen s kulturelle Differenz und dritter Raum Bhabha sieht sich hier in der Tradition des Postkolonialismus welcher versucht Differenzen und soziale Wirklichkeiten von den Randern und Grenzen der Gesellschaft zu dekonstruieren Dekonstruktion beschreibt hierbei eine Methode des Philosophen Jacques Derrida Mit dem Verfahren der Dekonstruktion sollen Selbstverstandlichkeiten wie Sprache gesellschaftliche Vorstellungen etc hinterfragt werden Dabei werden bewusst neue Unterschiede und Differenzen geschaffen um mogliche Alternativen zum gesellschaftlichen Mainstream aufzuzeigen Die Dekonstruktion zeigt somit dass die meisten sozialen Selbstverstandlichkeiten keineswegs naturlich real oder normal sind sondern sozial konstruiert und damit variabel sind Dekonstruktionen von gesellschaftlichen Vorstellungen finden nicht nur in der Wissenschaft statt sondern in einer anderen Weise an den Randern und Grenzen der Gesellschaften Bhabha kritisiert die gewohnliche Vorstellung von Grenzen als klaren Trennlinien die z B Nationen oder Gesellschaften voneinander trennen Grenzen sind fur ihn zwar potenzielle Trennungen zwischen zwei Gesellschaften gleichzeitig aber vor allem Begegnungsort von zwei Kulturen 11 Bhabha kritisiert auch die gangige Vorstellung von sogenannten Container Gesellschaften Gesellschaften bzw Kulturen sollten nicht als geschlossene Container vorgestellt werden 12 An den Grenzen findet ein reger materieller und ideeller Austausch im dritten Raum statt Werke BearbeitenNation and Narration London 1990 ISBN 0 415 01483 2 The location of culture London 1994 Deutsche Ausgabe Die Verortung der Kultur Aus dem Englischen ubersetzt von M Schiffmann und J Freudl Stauffenburg Verlag Tubingen 2000 ISBN 3 86057 033 1 Uber kulturelle Hybriditat Tradition und Ubersetzung Turia Kant Wien Berlin 2012 ISBN 978 3 85132 625 3 Literatur BearbeitenAlois Moosmuller Kulturelle Differenz Diskurse und Kontexte In Ders Hrsg Konzepte Kultureller Differenz Munster 2009 S 33 34 Maria do Mar Castro Varela Nikita Dhawan Postkoloniale Theorie Eine kritische Einfuhrung Bielefeld transcript Verlag 2005 ISBN 3 89942 337 2 Karen Struve Jochen Bonz Homi K Bhabha Auf der Innenseite kultureller Differenz in the middle of differences In Stephan Moebius Dirk Quadflieg Hrsg Kultur Theorien der Gegenwart S 132 145 2 Auflage Wiesbaden 2011 Karen Struve Zur Aktualitat von Homi K Bhabha Einleitung in sein Werk Springer VS Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 531 16432 8 Udo Wolter Das obskure Subjekt der Begierde Frantz Fanon und die Fallstricke des Subjekts der Befreiung ISBN 3 89771 005 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Homi K Bhabha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Homi K Bhabha im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Udo Wolter Das obskure Subjekt der Begierde Frantz Fanon und die Fallstricke des Subjekts der Befreiung Alois Moosmuller Kulturelle Differenz Diskurse und Kontexte In Alois Moosmuller Hrsg Konzepte Kultureller Differenz Munster 2009 S 33 34 Karen Struve Zur Aktualitat von Homi K Bhabha Einleitung in sein Werk Aktuelle und klassische Sozial und Kulturwissenschaftler innen Wiesbaden 2013 S 43 Moosmuller 2009 S 33 Bhabha The location of culture London 1994 Karen Struve Jochen Bonz Homi K Bhabha Auf der Innenseite kultureller Differenz in the middle of differences In Stephan Moebius Stephan Quadflieg Hrsg Kultur Theorien der Gegenwart 2 Auflage Wiesbaden 2011 S 137 138 Struve Bonz 2011 S 38 Homi K Bhabha The location of culture London New York 1994 S 37 Struve 2013 S 131 Struve Bonz 2011 S 138 Homi K Bhabha Uber kulturelle Hybriditat Tradition und Ubersetzung Wien Berlin 2016 S 80 81 Moosmuller 2009 S 33 Normdaten Person GND 119556154 lobid OGND AKS LCCN n88196274 NDL 01004506 VIAF 111325907 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bhabha Homi K KURZBESCHREIBUNG indischer postkolonialer TheoretikerGEBURTSDATUM 6 Mai 1949GEBURTSORT Mumbai Indien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homi K Bhabha amp oldid 230863578