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Der Hochbunker Kornerstrasse ist ein ehemaliger Luftschutzbunker im Kolner Stadtteil Ehrenfeld Er wurde in den 1940er Jahren auf einem Grundstuck errichtet neben dem zuvor die zerstorte Synagoge Ehrenfeld gestanden hatte Nach dem Krieg diente er ausgebombten Familien als Wohnraum und der Feuerwehr als Lager Heute ist er als bunker k101 ein Ort fur Kultur und Erinnerung Hochbunker Ehrenfeld 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Der Bau 2 Geschichte 2 1 Bau und Nutzung als Bunker 2 2 Massenunterkunft und Lager 2 3 Erste Veranstaltungen 2 4 Engagement fur den Erhalt 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseDer Bau BearbeitenDer Hochbunker ist ein dreigeschossiges freistehendes Gebaude mit erweitertem rechteckigen Grundriss Er misst 50 3 mal 15 Meter mit der langen Seite parallel zur Strasse Er besteht aus unverkleidetem Stahlbeton und hat ein pfannengedecktes Walmdach Die Stahlbetondecke unter dem Dach ist 1 4 Meter dick ebenso die Bunkersohle im Kellergeschoss sind die Wande 1 8 Meter in den Obergeschossen 1 1 Meter dick Die Nutzflache des Hochbunkers betragt 1700 Quadratmeter 1 Der Bunker wurde durch mehrfach verwinkelte Offnungen in den oberen Etagen mit Frischluft versorgt Die Luftung erzeugte einen leichten Uberdruck im Bunker womit verhindert wurde dass Gas ins Innere eindringen konnte auch gab es eine Gasschleuse nach aussen Bei einem Luftangriff wurden die Locher von innen verstopft Die Elektrizitat war an die offentliche Stromversorgung angeschlossen bei Dunkelheit wegen Stromausfall wiesen phosphoreszierende Markierungen den Weg 2 Der Hochbunker Kornerstrasse zwischen den Hausnummern 91 und 113 steht seit dem 25 April 1995 unter Denkmalschutz Nr 7443 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Wandgemalde an der nordlichen Ecke des Bunkers nbsp Transparent gegen Rassismus und weiteres WandbildBau und Nutzung als Bunker Bearbeiten Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge Ehrenfeld in der Kornerstrasse in der Nacht zum 10 November 1938 bis auf die Aussenmauern zerstort Das Grundstuck auf dem die Synagoge gestanden hatte hatte die Gemeinde 1926 von einem Privatmann erworben der es von der einstigen Goldleisten und Rahmenfabrik Koenemann gekauft hatte Das angrenzende unbebaute Gartengrundstuck befand sich 1938 im Besitz eines Sohnes von Koenemann der schon vor 1915 nach Grossbritannien ausgewandert war und als britischer Staatsburger den Namen Frederick Francis Kennedy angenommen hatte 4 Es wurde 1939 enteignet und zwangsversteigert im Dezember 1940 erging an den neuen Eigentumer die Anordnung das Grundstuck dem Fuhrer Sofortprogramm zur Verfugung zu stellen 5 6 1942 1943 wurde der Bunker auf diesem Grundstuck errichtet vermutlich im Februar 1943 fertiggestellt Architekt war der Kolner Hans Schumacher der insgesamt sieben Bunker in Koln plante 7 Ob der Bau zunachst an der Stelle der zerstorten Synagoge geplant war ist nicht bekannt Hochbunker in anderen Stadten wurden oftmals auf den Standorten von Synagogen errichtet die von den Nationalsozialisten geschandet und abgerissen worden waren 1 In den letzten beiden Kriegsjahren diente der Bunker der Zivilbevolkerung als Schutz vor Luftangriffen 55 Mal war Ehrenfeld Ziel von Bombardements der Alliierten 8 Er verfugte uber 1500 Platze war aber wie viele andere Einrichtungen dieser Art ebenso haufig um ein Vielfaches uberbelegt zeitweise mit bis zu 7500 Menschen 2 Die Anwohner hatten einen Bunkerausweis auf dem ihnen ein Platz zugewiesen wurde allerdings geriet die anfangs geregelte Organisation des Bunkerzutritts im Laufe des Luftkriegs immer ungeordneter Juden Sinti und Roma sowie Zwangsarbeiter durften keinen Schutz im Bunker suchen 9 Zwei Mitglieder der Kolner Edelweisspiraten Franz Rheinberger und Bartholomaus Schink lernten sich 1944 in diesem Bunker kennen der in der Folge der Gruppe neben anderen Orten als Treffpunkt diente 10 11 Massenunterkunft und Lager Bearbeiten Nach Kriegsende diente der Bunker zunachst als Unterkunft fur entlassene Kriegsgefangene und anschliessend bis Mitte der 1950er Jahre als Notunterkunft fur Ausgebombte In dieser Massenunterkunft waren unterschiedliche Menschen viele von ihnen vom Krieg traumatisiert zusammengepfercht es kam haufig zu Konflikten auch unter Alkoholeinfluss Die Hygienemoglichkeiten waren mangelhaft so dass sich etwa Kopflause schnell unter den Bewohnern verbreiteten 12 Anschliessend wurden in ihm gebrauchte Mobel gelagert 1964 wurde an der Strassenseite des Bunkers eine Tafel angebracht die an die am 10 November 1938 von den Nazis zerstorte Synagoge in der Kornerstr 93 erinnerte Diese Tafel erweckte irrtumlich den Anschein der Hoch bunker sei auf dem Grundstuck der Syna goge erbaut worden Diese falsche Annahme verfestigte sich im Laufe der Jahre inzwischen wurde die Tafel abgehangt und eine neue zeigt den richtigen fruheren Standort der Synagoge 13 Erste Veranstaltungen Bearbeiten 1962 sowie 1983 84 wurde der Bunker als Atomschutzbunker ertuchtigt 14 Mieterin des Bunkers der nun dem Bund gehorte war die Feuerwehr Koln und es wurden Kunst und Erinnerungsprojekte veranstaltet Die nachweislich erste kunstlerische Nutzung fand im Jahr 1981 statt Daniel Spoerri damals Professor an den Kolner Werkschulen fuhrte zusammen mit seinen Studenten im Rahmen des Festivals Theater der Welt die Kunst Aktion Promenade sentimentale durch 15 1988 wurde eine Initiative von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gegrundet mit dem Ziel den Bunker in eine Gedenkstatte des Pogroms gegen die Juden in Ehrenfeld umzugestalten 1 Im Sommer 1989 fanden sich rechtsradikale Parolen am Bunker Haut in sic weg den Turkendreck Der Kolner Jugendring brachte daraufhin ein Transparent mit der Aufschrift Ehrenfeld gegen Gewalt und Rassismus an Im September 1991 beteiligte sich die Initiative Gestaltwechsel im Rahmen der TATA West Kunst an Gurtellinie des Ehrenfelder Kunstvereins mit einer Ausstellung von 90 Kinderzeichnungen aus dem KZ Theresienstadt im Bunker Engagement fur den Erhalt Bearbeiten nbsp Logo des Forderkreises Hochbunker Kornerstrasse 101 e V 2003 kundigte die Feuerwehr an den gesamten Bunker kunftig als Lagerraum nutzen zu wollen zudem entsprache dieser nicht mehr den zeitgemassen Erfordernissen fur offentliche Veranstaltungen Investitionen von Bezirksvertretung und Kulturamt in die Brandschutzmassnahmen ermoglichten ab 2007 erneut eine offentliche Nutzung des Erdgeschosses wo in den folgenden drei Jahren weitere Ausstellungen stattfanden 2007 wurde der Bunker als Schutzraum ausgemustert Nachdem der Mietvertrag mit der Kolner Feuerwehr ausgelaufen war verlangte 2011 die Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben BIMA die Ubergabe des Gebaudes um es zu verkaufen Daraufhin sammelte die Projekt gruppe Hochbunker Kornerstrasse aus Ehrenfelder Kunstlern rund 2000 Unterschriften auch von prominenten Unterstutzern Sie appellierten an die Stadt den Bunker zu kaufen oder zu mieten um ihn als Gedenkstatte und Kulturort zu erhalten 1 2012 wurde der Forderkreis Hochbunker Kornerstrasse 101 als eingetragener Verein gegrundet der den Bunker vom Bund mietete Vorrangiges Ziel ist den Hochbunker Kornerstrasse zu erhalten sowie die Forderung regionaler landerubergreifender und internationaler kunstlerischer und kultureller Bestrebungen 16 2013 wurde das Gebaude als bunker K101 der Offentlichkeit wieder zuganglich gemacht 1 2014 prasentierte der Forderkreis Installationen von Gunter Demnig Felix Droese Ich habe Anne Frank umgebracht und anderen zeitgenossische Kunst im Kontext seiner Bedeutung als historischem Erinnerungsort 16 Regelmassig stellen in Ehrenfeld lebende Kunstler im Bunker aus einen Schwerpunkt bildet mittlerweile elektronische Kunst 17 Seit uber 20 Jahren beginnt am Hochbunker dem ehemaligen Standort der Synagoge Ehrenfeld jahrlich am 10 November ein Schweigemarsch den das Bundnis Ehrenfeld gegen Rechtsextremismus im Dialog mit Akteuren vor Ort wie dem ehemaligen Bezirksburgermeister Josef Wirges und dem Musiker Rolly Brings organisiert Der Marsch fuhrt zum Mahnmal in der Schonsteinstrasse fur die dort hingerichteten Edelweisspiraten und Zwangsarbeiter 18 Am 1 September 2023 feierte der Forderkreis Hochbunker Kornerstrasse 101 e V sein 10 jahriges Bestehen als Verein mit einer grossen Retroperspektiv Ausstellung 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hochbunker Kornerstrasse Koln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien bunkerk101 de Konzept der Arbeit im Hochbunker Kornerstrasse 101 PDF 641 kB abgerufen am 10 November 2019 Bunker 101 Kunst Ort im Kolner Stadtteil Ehrenfeld Marchivum In marchivum blog de 26 Oktober 2016 abgerufen am 3 November 2019 Wahrnehmung Der Ehrenfelder Hochbunker als Kunstraum In rheinische art de 29 Juni 2011 abgerufen am 3 November 2019 Kunststation Bunker K101 Ehrenfelder Kunstroute 2019 Koln auf YouTube vom 13 Mai 2019Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Der Hochbunker und die Ehrenfelder Synagoge In bunkerk101 de Abgerufen am 3 November 2019 a b Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 12 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Hochbunker Kornerstrasse 1943 bis 2013 Stadt Koln abgerufen am 3 November 2019 The Gazette 11 Juni 1915 PDF Datei Barbara Becker Jakli Das judische Koln Geschichte und Gegenwart Ein Stadtfuhrer Emons Verlag Koln 2012 ISBN 978 3 89705 873 6 S 336 Wolfram Hagspiel Koln und seine judischen Architekten J P Bachem Koln 2010 ISBN 978 3 7616 2294 0 S 404 Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 5 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 16 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 13 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Edelweisspiraten Ehrenfeld In museenkoeln de 4 Oktober 1944 abgerufen am 10 November 2019 Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 15 bunkerk101 de PDF Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 18 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Vom Krieg zur Kunst Hochbunker Kornerstrasse 101 S 2 bunkerk101 de PDF 3 2 MB Tag des offenen Denkmals 2019 In tag des offenen denkmals de 8 September 2019 abgerufen am 3 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