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Die Hinterglasmalerei in Sandl ist eine traditionelle Handwerkstechnik die im Muhlviertel seit Mitte des 18 Jahrhunderts praktiziert wird Im Jahr 2012 wurde die traditionelle Hinterglasmaltechnik aus Sandl in die UNESCO Liste des Immateriellen Kulturerbes in Osterreich aufgenommen 1 Hinterglasmalerei aus Sandl Hl Barbara mit Sandler Rose in den Bildecken 19 JahrhundertGerahmtes Weihnachtsbild Sandl um 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Museum und Rezeption 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenUm 1760 wanderten zahlreiche Glasmaler aus Nordbohmen in die Gegend von Sandl und Buchers ein Zunachst arbeiteten sie arbeitsteilig in lokalen Glashutten spater ubten sie allein ihr Handwerk in Heimarbeit aus In manchen Werkstatten wurde in der Blutezeit des Handwerks bis zu 200 Bildern taglich gemalt 2 Die Technik der Hinterglasmalerei ist seit der Antike bekannt Charakteristisch fur die Hinterglasmalerei aus Sandl ist die Verwendung von wenigen jedoch sehr kraftigen Farben wie zinnoberrot blau ockergelb moosgrun gelegentlich Blattgold sowie das Motiv der Sandler Rose die vielfach die Bildecken der Glasbilder ziert Zu den benotigten Materialien zahlt der Riss Malvorlage Flachglas Farben die kalt aufgetragen werden und Weichholz fur den Rahmen 3 Die Bilder entstehen in mehreren Arbeitsschritten zunachst wird die Bildvorlage Riss auf das Glas ubertragen die geritzten Linien mit Lack nachgezogen und anschliessend mit der Ausmalung des Bildvordergrundes begonnen In weiteren Schichten werden weiter zuruckliegende Bildpartien aufgetragen so dass ein perspektivischer Eindruck entsteht Im letzten Arbeitsschritt erfolgt die flachige Ausmalung des Hintergrundes Bei dieser Maltechnik muss sehr prazise gearbeitet werden da nachtragliche Korrekturen nicht moglich sind Die Bilder wurden meist in einem einfachen Weichholzrahmen eingefasst 1 Besonders beliebt waren Motive von stilisierten Heiligendarstellungen Haussegen und spater Landschafts Tier und Berufsdarstellungen Die Hinterglasbilder erwiesen sich in den meist dunklen und verrussten Stuben und Kuchen der Bevolkerung aufgrund der intensiven Farbigkeit und einfachen Reinigungsmoglichkeit der Glasscheiben als ausserst praktikabel und waren daher in der Blutezeit der Hinterglasmalerei in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts beliebt und weit verbreitet 1 In vielen Herrgottswinkeln im Muhlviertel und daruber hinaus waren die sogenannten Sandlbilder zu finden Im 19 Jahrhundert stellten etwa 20 Malstuben in Sandl Hinterglasscheiben her die von Hausierern und Kraxentragern in der gesamten Habsburgermonarchie und bis nach Russland verkauft wurden 2 Mitte des 19 Jahrhunderts wurden in Sandl jahrlich bis zu 60 000 Hinterglasbilder hergestellt 4 Mit dem Niedergang der Glashutten in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts und dem Aufkommen von preisgunstigen Kunstdrucken von Heiligenbildern verschwand das traditionelle Handwerk bis in die 1940er Jahre fast vollstandig Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen einige Glasmaler die alte Tradition wieder auf und fertigten Bilder nach alten und moderneren Vorlagen an 2 Heute wird das traditionelle Handwerk noch von Glasmalern in Sandl Windhaag und Grunbach ausgeubt 3 Museum und Rezeption BearbeitenIm Jahr 1989 wurde in Sandl das Hinterglasmuseum eroffnet in dem 140 Exponate und Werkzeuge und Materialien zur Herstellung der Hinterglasbilder ausgestellt werden In zahlreichen bedeutenden Museen und kunsthistorischen Sammlungen u a im Oberosterreichischem Landesmuseum Bayerischen Nationalmuseum und Landesmuseum Wurttemberg werden Exponate der Sandler Hinterglasmalerei gezeigt Um die Tradition lebendig zu erhalten und an die jungere Generation weiterzugeben werden im Hinterglasmuseum in Sandl in regelmassigen Abstanden Workshops und wissenschaftliche Symposien abgehalten In internationalen Auktionshausern werden die kleinen gerahmten Hinterglasbildern zu durchschnittlichen Preisen von 150 bis 250 gehandelt 5 Weihnachten 1981 gab die Deutsche Bundespost eine Weihnachtsbriefmarke mit einem Hinterglasmotiv aus Sandl heraus Einzelnachweise Bearbeiten a b c Osterreichische UNESCO Kommission Hinterglasmalerei in Sandl Abgerufen am 19 Juni 2023 a b c Johann Pum und seine Hinterglasmalerei aus Sandl Servus Abgerufen am 19 Juni 2023 a b Bewerbungsformular fur die Eintragung der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes In unesco at 2011 abgerufen am 19 Juni 2023 Maria Walcher Edith A Weinlich Caterina Kruger Ein Erbe fur alle 103 Traditionen aus Osterreich 1 Auflage Folio Verlag Wien 2018 ISBN 978 3 85256 767 9 S 35 Hinterglasbilder aus Sandl im Auktionshaus Dorotheum Abgerufen am 19 Juni 2023 englisch Literatur BearbeitenHermine Aigner Die Hinterglasmalerei in Sandl Buchers Ein Beitrag zur Wirtschafts und Sozialgeschichte des sudbohmisch osterreichischen Raumes Hrsg Hinterglasmuseum Sandl 1992 Christian Grinninger Malen hinter Glas Landesverlag Linz 1988 Friedrich Kneipp Hinterglaskunste Landesverlag Linz 1988 Maria Walcher amp Edith A Weinlich Hinterglasmalerei in Sandl Mit Riss und Pinsel In Ein Erbe fur alle 103 Traditionen aus Osterreich Folio Verlag Wien S 35Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hinterglasmalerei in Sandl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Osterreichisches Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe Hinterglasmalerei in Sandl Hinterglasmuseum Sandl im Verband OO Museen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hinterglasmalerei in Sandl amp oldid 237636959