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Das Herodios Relief ist ein Grabrelief fur einen jung Verstorbenen auf einer kykladischen Bogenstele Das Kunstwerk befindet sich in der Antikensammlung im Schloss Wilhelmshohe in Kassel und tragt die Inventarnummer Sk 144 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Einordnung und Datierung 3 Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Reliefstele ist aus weissem feinkristallinem Marmor mit rotbrauner Patinierung gearbeitet In dem Stein fanden sich Reste von Eisenstiften Er ist 116 Zentimeter hoch und unten 48 5 Zentimeter breit Die Breite auf Hohe des Architravs betragt nur 45 Zentimeter Das Bildfeld ist 62 Zentimeter hoch und 33 Zentimeter breit der Bogen weist eine lichte Hohe von 11 5 Zentimetern auf An den ausgepragtesten Stellen ist das Relief 4 5 Zentimeter tief ausgearbeitet Die linke Hand der dargestellten Figur in der sie einen Ball halt ragt an der aussersten Stelle 2 5 Zentimeter uber die Anten die das Bildfeld begrenzen vor Die Vorderseite der Stele wurde mit Spitz und Zahneisen bearbeitet wobei nur die Oberflache der herausgearbeiteten Figur geglattet wurde Die Ruckseite weist grobe Meisselarbeit auf In den Ecken uber den Rosetten auf der Vorderseite seitlich unter den Antenkapitellen und in der rechten Hand der Figur fanden sich Uberreste verrosteter eiserner Dubel oder Stifte die den Stein gesprengt hatten Sie dienten wohl einst zum Aufhangen von Devotionalien und wurden bei der Aufnahme des Reliefs in die Kassler Sammlung entfernt Der Stein wurde danach wieder zusammengesetzt Er weist ansonsten keine grosseren Beschadigungen und auch keine Spuren grundlegender Umgestaltungen des Reliefs in der Antike auf Das Relief zeigt einen hohen Stelenfuss und sich verjungende Seitenwande Auf den Antenkapitellen ruht ein dreifach facettierter Bogen Das Bogenfeld ist durch eine Leiste seitlich und oben gerahmt in den Ecken befindet sich jeweils eine schalenformige Rosette mit Blutenstempel bzw Omphalos Den oberen Abschluss der Stele bildet ein Giebel mit vorkragenden Gesimsen auf dem umrisshaft gearbeitete Akrotere sitzen Eine sechsblattrige schalenformige Rosette mit Blutenstempel oder Omphalos mit zentrischer Bohrung schmuckt das Tympanon Der Architrav tragt eine zweizeilige Inschrift Das Bildfeld zeigt einen im Kontrapost stehenden Knaben oder jungen Mann der nahezu frontal dargestellt ist Sein Gesicht unter einer angedeuteten kurzen Locken oder Wellenfrisur ist leicht nach rechts gewandt den Blick scheint er abwarts zu einem Hund zu richten der neben seinem rechten Fuss am Boden sitzt Seine Oberarme liegen am Oberkorper an Sein Himation fallt uber die linke Schulter und ist um die Huften geschlungen ein Ende des Gewandbausches liegt uber dem linken Arm den der Dargestellte im Ellbogen abgewinkelt hat so dass der linke Unterarm von vorn gesehen wird und die linke Hand in der der Ball ruht uber die sonstigen Masse des Steins hinaus ragt Das Himation bedeckt das rechte Bein des Stehenden bis unterhalb des Knies Das linke Bein das Spielbein ist ab dem Knie entblosst Neben diesem linken Bein hangt das andere Ende des Himations mit einer Troddel geschmuckt tief hinab Bogen und Zugfalten des Himations lassen die Korperlinien durchscheinen Die rechte Hand des Junglings ist etwas nach rechts gestreckt Ursprunglich befand sich in dieser Hand offenbar ein mit einem Eisenstift befestigter Gegenstand Darunter ist die nur sehr flach ausgearbeitete Figur des sitzenden Hundes zu erkennen der seine Schnauze nach der rechten Hand des Junglings reckt und die rechte Vorderpfote erhoben halt An den Fussen tragt der junge Mann Sandalen Die Haartracht das rundliche Gesicht und die Korperformen lassen darauf schliessen dass der Verstorbene etwa zwolf bis 15 Jahre alt war Die Inschrift gibt daruber keine Auskunft Sie lautet Hrwdhos ton eaytoy yon hrwa Herodios hat seinen Sohn aufgestellt den Heros Verstorbenen Diese Inschrift ist allerdings nicht die ursprungliche Inschrift des Steins Am rechten unteren Rand der Schriftflache sind noch Uberreste der einstmals geglatteten und hoherliegenden Oberflache des Architravs erhalten geblieben auf der sich sparliche Buchstabenreste erahnen lassen die auf eine altere Inschrift hindeuten Die Herodios Inschrift hingegen befindet sich auf einer tiefergelegten und ungeglatteten Oberflache Sie ist nur fluchtig ausgefuhrt und kursiv was auf eine Anfertigung im 3 oder 4 nachchristlichen Jahrhundert hindeutet Dazu passt auch die Schreibung des Namens Hrwdhos mit Eta sowie die Tatsache dass das Sigma nach links gedreht ist Die Reliefarbeit durfte allerdings deutlich alter sein als diese Zweitinschrift Einordnung und Datierung BearbeitenSeit der hellenistischen Zeit war die Bogenstele die Hauptform des Denkmals im Bereich der Kykladen Attische Naiskos Stelen weisen ab der spatklassischen Zeit das einfigurige Palastritenbild in seiner typischen Auspragung auf im agaisch ostgriechischen Raum entwickelten sich wahrend der hellenistisch romischen Epoche eigenstandige regionale Figurentypen Je nach Alter wurde der Verstorbene als Pais mit Spieltieren und oder Spielzeug dargestellt wie es auch auf der vorliegenden Stele der Fall ist oder als Palastrit mit Schulattributen die auf korperliche und geistige Erziehung hinwiesen oder als Ephebe in einer Tracht und mit Attributen die sich bereits auf das Erwachsenenleben eines berufstatigen Burgers bezogen Peter Gercke bezeichnet die Darstellung des Verstorbenen auf dem Herodios Relief als fast polykletisierend und fahrt fort Das rundlich fullige Gesicht und die kugelige Kopfform deuten auf ein kindlich knabenhaftes Alter hin Der brav sitzende Schnauze und eine Pfote emporreckende Hund lasst auf eine Dressur durch sein Herrchen schliessen darin unterscheidet sich der altere Palastrit oder Ephebe von den Stelen mit Knaben die von ihren Hundchen angesprungen werden Das Ballspiel war sowohl bei Paides Palastriten wie Epheben beliebt 1 Gercke weist darauf hin dass die ungewohnliche Trageweise des Himations mit den vielen entblossten Korperpartien an divinisierte Gestalten im Jupitertypus der fruhen romischen Kaiserzeit erinnert meint aber dass damit wohl eher trotz der Heroeninschrift ein altersspezifischer jugendlicher Habitus angedeutet werden soll Er kennt keine motivisch gleiche Gewanddarstellung an anderen Palastritenbildern legt sich jedoch fur die Entstehungszeit des Reliefs mit seinem klassizistisch wirkenden Figurenschema auf den Zeitraum vom ersten vorchristlichen bis zum zweiten nachchristlichen Jahrhundert fest Dass es im dritten oder vierten Jahrhundert n Chr zur Rasur und zur Anbringung der jungeren Inschrift kam konnte laut Gercke an der guten Wiederverwendbarkeit des Steins aufgrund seiner Grosse und der reprasentativ wirkenden Reliefdarstellung gelegen haben Geschichte BearbeitenDie Fundgeschichte des Reliefs ist nicht gut dokumentiert Angeblich stammt es von den Kykladen eventuell von der Insel Naxos oder Paros 1992 gelangte es aus der Sammlung Laux in Paris in den Frankfurter Kunsthandel und wurde dort fur die Kassler Antikensammlung erworben Der Stein der in funf Teile gebrochen war wurde 1992 93 gereinigt und von den Eisendubeln die ihn gesprengt hatten befreit 2001 wurde ausserdem eine Aufhangung montiert Literatur BearbeitenPeter Gercke Nina Zimmermann Elseify Antike Skulpturen Antikensammlung Museumslandschaft Hessen Kassel Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3781 6 S 345 347 Weblinks BearbeitenPeter Gercke Grabrelief fur Herodios auf antikeskulptur museum kassel de der Text ist identisch mit Gercke Zimmermann Elseify 2007 S 345 347 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Gercke Nina Zimmermann Elseify Antike Skulpturen Antikensammlung Museumslandschaft Hessen Kassel Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3781 6 S 345 347 hier S 345 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herodios Grabrelief amp oldid 211057118