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Johanne Juliane Henriette Schrader Breymann 14 September 1827 in Mahlum 25 August 1899 in Schlachtensee war eine deutsche Padagogin Grunderin von Bildungs und Erziehungsinstitutionen Forderin der Frobelpadagogik und der Frauenbildung Henriette Schrader Breymann Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Padagogische Konzeption 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJohanne Juliane Henriette war das alteste von zehn Kindern des Pastors Ferdinand Christian Breymann 1797 1866 und seiner Ehefrau Louise geb Hoffmann 1802 1876 Sie war die altere Schwester des Bildhauers Adolf Breymann 1 Nach anfanglichem Unterricht durch den Vater besuchte sie die Tochterschule in Wolfenbuttel Das lernbegierige Madchen hatte grosse Schwierigkeiten sich in die schulische Disziplin einzufugen sie litt unter der Phantasielosigkeit des Unterrichts 1841 kehrte Henriette wieder ins Elternhaus zuruck Es folgte eine schwierige Zeit unterbrochen von Aufenthalten in Reichenbach und Pyrmont Dabei war das junge Madchen stets auf der Suche nach einem neuen weiblichen Weg Der Sommer 1848 brachte endlich die ersehnte Veranderung Henriette ging an die Bildungs und Erziehungsinstitution in Keilhau bei Rudolstadt die ihr Grossonkel Friedrich Frobel ins Leben gerufen hatte zuerst als Schulerin dann als seine Mitarbeiterin Nachdem sich Breymann von Friedrich Frobel gelost hatte und nach kurzen Aufenthalten in Schweinfurt und Baden Baden grundete sie 1854 im Pfarrhaus von Watzum wohin zwischenzeitlich ihre Familie ubergesiedelt war eine Bildungs und Erziehungsinstitution fur Madchen im Alter von ca 7 bis 17 18 Jahren Das Institut wuchs kontinuierlich ein Frobelkurs und Kindergarten wurden eingerichtet Es erfreute sich schnell weit uber die Landesgrenzen hinaus eines hohen Ansehens und wurde immer mehr zu einem Zentrum der Kindergartenpropaganda Die Erziehungs und Bildungsinstitution wurde u a von Adele von Portugall 1857 1910 Mary Lyschinska 1861 1937 und Eugenie Schumann 1851 1938 besucht der jungsten Tochter und dem siebten von acht Kindern von Clara und Robert Schumann Bekannte Vertreter und Vorkampferinnen des Kindergartens beispielsweise Bertha von Marenholtz Bulow unterrichteten dort oder hielten Vortrage 1864 erfolgte ein Umzug der Erziehungs und Bildungsinstitution nach Wolfenbuttel die sich Neu Watzum nannte nach dem Ort ihrer Entstehung Das Institut bestand aus funf Abteilungen neben Kindergarten und Elementarklasse gab es Klassen fur 12 bis 14 jahrige und 14 bis 17 jahrige Madchen ferner eine Fortbildungsklasse fur Erwachsene die auf den Beruf der Erzieherin und Lehrerin vorbereitete Neu Watzum entwickelte sich ausserst erfolgreich Zu den Schulerinnen dort gehorte die renommierte Schriftstellerin Gabriele Reuter Schon zwei Jahre nach der Eroffnung musste die Einrichtung um einen Anbau erweitert werden um die rasch zunehmende Menge der Schulerinnen unterbringen zu konnen Neben ihren vielfaltigen Aufgaben als Schul Pensionatsleiterin sowie Lehrerin unternahm Henriette Breymann noch Reisen nach Belgien Schottland und in die Schweiz Dort hielt sie Vortrage uber Frobel die Kindergarten und Frauenbildung nbsp Gedenktafel am Haus Karl Schrader Strasse 7 in Berlin SchonebergAm 30 April 1872 heiratete die Padagogin den Juristen Karl Schrader mit dem sie nach Berlin zog Dort grundete sie den Verein fur Volkskindergarten und Volkserziehung und das noch heute existierende Pestalozzi Frobel Haus PFH welches sich in kurzer Zeit zu einer der fuhrenden Bildungs Berufsbildungsanstalten fur Madchen und Frauen sowie Erziehungsstatte fur Kinder entwickelte Henriette Schrader Breymann ubernahm in ihr Konzept Frobels zentrale Idee der Frauenbildung die Geistige Mutterlichkeit die weiblich mutterlichen Krafte auf einen nicht allein an die physische Mutterschaft an Ehe und Familie gebundenen weiblichen Lebenskontext zu ubertragen Dazu gehorten ein Seminar fur Kindergartnerinnen eine Haushaltungs und Kochschule eine Krabbelstube ein Kindergarten sowie ein Sonderkindergarten ein Hort ein Landschulheim Tages und Nachtheime u dgl m Das PFH galt um die Jahrhundertwende als die moderne an politischen Fortschritt und gesellschaftlicher Wirksamkeit orientierte Richtung der Kindergartenpadagogik Bis kurz vor ihrem Tode engagierte sich Henriette Schrader Breymann aktiv am Ausbau ihrer allumfassenden sozialpadagogischen Einrichtung die sich nach wie vor dem geistigen Erbe ihrer Grunderin verpflichtet fuhlt Henriette Schrader Breymann verkehrte mit vielen bedeutenden Frauen ihrer Zeit Dazu gehorten Helene Lange Luise Jessen Hedwig Heyl Emma Julia Hohenemser und Kronprinzessin Friedrich spatere Kaiserin und Konigin Friedrich um nur einige der vielen zu nennen die sie in ihrem Kampf fur die weibliche Bildung und die Professionalisierung des Erziehungswesens unterstutzten In Wolfenbuttel und Braunschweig sind Strassen nach ihr benannt In ihrem Geburtsort tragt ein Jugendheim ihren Namen In Wolfenbuttel gibt es eine Henriette Breymann Gesamtschule Im September 2015 wurde Schrader Breymann mit der Wurdigung zum frauenORT Niedersachsen geehrt Teile ihres Nachlasses sowie Literatur von ihr und uber sie befinden sich im Ida Seele Archiv und im Archiv des Pestalozzi Frobel Hauses Padagogische Konzeption BearbeitenDie ausgebildete Kindergartnerin wurde zu einer entschiedenen Verfechterin der Frobelschen Erziehungsgrundsatze fuhlte sich aber zu deren Neuformulierung in Verbindung mit Pestalozzis Gedanken zur Erziehung berufen Es waren ihre Erfahrungen mit Grossstadtkindern die sie darin bestatigten dass die Unterweisung der Kindergartenkinder in praktischen Tatigkeiten sinnvoller sei als die abstrakten und philosophischen Frobelspiele Sie erkannte dass fur Kinder aus Arbeiterfamilien ganztatige Erziehungseinrichtungen notwendig sind die die Kinder auf moglichst vielen Gebieten fur ihr zukunftiges Leben befahigen Darum war ihr neben dem Spiel die Pflege und Entwicklung der kindlichen Arbeitsfreudigkeit ein besonderes Anliegen weshalb sie hausliche Beschaftigungen z B Kochen Gartenarbeit sowie Tierpflege als Erziehungsmittel einfuhrte Ferner wunschte sie auch anstatt der Frobelschen Bezeichnung Kindergartnerin den Namen Volkserzieherin einzufuhren Unbestritten ist die weltweite Wirkung der im PFH entwickelten Konzeption des Monatsgegenstands Diese griff auf das Konzentrationsprinzip der Herbartianer zuruck und hat ihre Wirksamkeit bis heute in der Kindergartenpraxis nicht verloren Fur die Padagogin ist das wichtigste Auswahlkriterium fur den Monatsgegenstand das Charakteristische der Jahreszeit und des betreffenden Monats Hoffmann 1930 S 88 Mit dieser familiennahen Kindergartenkonzeption suchte sie den Kindern eine Sachbegegnung zu ermoglichen die sie zu einem Verstehen und Wertschatzen der hauswirtschaftlichen Tatigkeit als der grundlegenden menschlichen Versorgungsweise befahigen sollte Ein Thema etwa Haustiere ihre Lebensweise und ihr Nutzen fur den Menschen wurde im Monatsturnus in das Interesse der Kinder geruckt und mit Informationen und praktischen Tatigkeiten z B Butter Quark und Kase aus der Milch herstellen Liedversen Marchen und Erzahlungen Bastelarbeiten oder mit Bauaufgaben aus dem Frobelbaukasten z B einen Kuhstall bauen den Kindern nahegebracht Erning 1987 S 69 Werke Auswahl BearbeitenDie Grundzuge der Ideen Frobel s angewendet auf Kinderstube und Kindergarten Braunschweig 1872 Der Monatsgegenstand im Kindergarten Berlin 1885 Der Volkskindergarten im Pestalozzi Frobel Haus Berlin 1885 Hausliche Beschaftigungen und Gartenarbeit als Erziehungsmittel im Pestalozzi Frobel Haus Berlin 1893 Literatur BearbeitenGabriele Armenat Hrsg Frauen aus Braunschweig Stadtbibliothek Braunschweig 1991 S 59 64 OCLC 64263113 Brigitte Augustin Henriette Schrader Breymann eine Pionierin sozialpadagogischer Arbeit Ihr Leben und ihr Werk Oldenburg 2004 unveroffentlichte Diplomarbeit Brigitte Augustin Henriette Schrader Breymann Biografische Rekonstruktion unter besonderer Berucksichtigung ihres Beitrages zur Professionalisierung der padagogischen Berufsarbeit fur Frauen im Deutschland des 19 Jahrhunderts Kiel 2012 Manfred Berger Vergessene Frauen der Sozialpadagogik Bielefeld 1992 S 3 11 Manfred Berger Henriette Schrader Breymann Ein Portrat in Unsere Kinder 2004 H 4 S 28 29 Manfred Berger Frauen in der Geschichte des Kindergartens Ein Handbuch Frankfurt Main 1995 S 162 167 Manfred Berger Henriette Schrader Breymann Eine Wegbereiterin der Erlebnispadagogik Luneburg 1995 Manfred Berger Henriette Schrader Breymann Leben und Wirken einer Pionierin der Madchenbildung und des Kindergartens Frankfurt Main 1999 Manfred Berger Zum 100 Todestag von Henriette Schrader Breymann in Theorie und Praxis der Sozialpadagogik 1999 H 4 S 53 54 Manfred Berger Der Kindergarten von 1840 bis in die Gegenwart Saarbrucken 2015 S 25 30 Manfred Berger Schrader Breymann Johanne Juliane Henriette In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 505 f Digitalisat Angela Dinghaus Hrsg Frauenwelten Biographisch historische Skizzen aus Niedersachsen Hildesheim 1993 S 179 192 Sandra Donner Von Hoheren Tochtern und Gelehrten Frauenzimmern Madchen und Frauenbildung im 19 Jahrhundert dargestellt an den Schlossanstalten Wolfenbuttel Frankfurt Main 2005 S 121 194 Gunter Erning Bilder aus dem Kindergarten Bilddokumente zur geschichtlichen Entwicklung der offentlichen Kleinkindererziehung in Deutschland Freiburg Breisgau 1987 Erika Hoffmann Henriette Schrader Breymann Langensalza 1930 Bergit Korschan Kuhle Johanne Juliane Henriette geb Breymann gen Schrader Breymann In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 543 Elisabeth Moltmann Wendel Macht der Mutterlichkeit Die Geschichte der Henriette Schrader Breymann Berlin 2003 Mary Lyschinska Henriette Schrader Breymann Ihr Leben aus Briefen und Tagebuchern In zwei Banden Berlin 1922 Kurt von Marenholtz Das Frobelverstandnis Henriette Schrader Breymanns 1827 1899 Kritische Analyse zur Frobelrezeption im 19 Jahrhundert Ulm 2001 unveroffentlichte Diplomarbeit Paul Zimmermann Schrader Breymann Henriette In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 54 Duncker amp Humblot Leipzig 1908 S 172 178 Manfred Berger Henriette Schrader Breymann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 23 Bautz Nordhausen 2004 ISBN 3 88309 155 3 Sp 1312 1328 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Rengha Rodewill Die Pappenheims Aus den Tagebuchern einer Berliner Familie 1910 1920 Friedrich Frobel Maria Montessori Revolutionare Ideen von Kindheit artesinex verlag Berlin 2022 ISBN 978 3 9821614 1 9 S 38 43 PDF Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Henriette Schrader Breymann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Frauenorte Wolfenbuttel Henriette Schrader Breymann als PDF Manfred Berger Frauen in der Geschichte des Kindergartens Henriette Schrader Breymann Portratbild auf brigitte augustin de Henriette Schrader Breymann bei frauenORTE NiedersachsenEinzelnachweise Bearbeiten Regine Nahrwold Breymann Adolf August Wilhelm In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 99 Normdaten Person GND 118795422 lobid OGND AKS LCCN no2005067423 VIAF 40174551 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schrader Breymann HenrietteALTERNATIVNAMEN Schrader Breymann Johanne Juliane Henriette vollstandiger Name Breymann Johanne Juliane Henriette Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Padagogin Grunderin von Bildungs und Erziehungsinstitutionen Forderin der Frobelpadagogik und der FrauenbildungGEBURTSDATUM 14 September 1827GEBURTSORT MahlumSTERBEDATUM 25 August 1899STERBEORT Schlachtensee heute zu Berlin gehorend Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henriette Schrader Breymann amp oldid 228207389