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Heinrich Sebastian Husgen auch Henrich Sebastian Husgen November 1745 in Frankfurt am Main 8 August 1807 ebenda war ein Kunstsammler und Pionier der Kunstgeschichte in Frankfurt am Main Heinrich Sebastian Husgen um 1775Leben BearbeitenHusgen wurde im November 1745 als Sohn des Brandenburg Ansbachischen und Anhalt Kothischen Hofrats Wilhelm Friedrich Husgen und seiner Frau der Frankfurterin Sara Barbara Stern geboren Er selbst unterschrieb mit dem Namen Henrich Sebastian Husgen wohingegen sein erster Vorname spater meist mit Heinrich angegeben wurde Da der Vater ein Jurist zeitlebens nicht das Burgerrecht erworben hatte ist das genaue Geburtsdatum seines Sohns dunkel einzig die Taufe am 30 November des Jahres ist schriftlich verburgt Neben seinem Hauptberuf in dem er laut Zeitgenossen einige wichtige Prozesse fuhrte war der Vater vor allem ein Freund der Kunst der Mathematik und der Astronomie der aufgrund seiner privaten Studien selten das Haus verliess Auch aus der Jugendzeit seines einzigen Kindes ist wenig bekannt ausser dass es standesgemass eine Erziehung durch Privatlehrer erhielt Seine Schreib und Zeichenstunden absolvierte Heinrich Sebastian gemeinsam mit dem jungen Johann Wolfgang Goethe der ihn wie folgt charakterisierte Tappisch nicht roh aber gradaus Ohne besondere Neigung sich zu unterrichten suchte er lieber die Gegenwart des Vaters zu vermeiden indem er von der Mutter alles was er wunschte erhalten konnte Nach Abschluss seiner Schulbildung wurde Husgen von seinem Vater in die Schweiz geschickt um ihn dort als Handelsmann ausbilden zu lassen Dabei war er so wenig erfolgreich dass er alsbald ins Elternhaus zuruckkehrte Ob die Grunde in mangelndem Interesse Talent oder schlicht der Tatsache dass Husgen wie Zeitgenossen berichteten von seinem Vater lange Zeit fremdbestimmt war zu suchen sind bleibt unklar Wie schon bei seinem Vater erwachte in den 1770er Jahren bei ihm ein reges Interesse fur die Kunst das sich auf seinen Reisen noch verstarkte Sie fuhrten ihn unter anderem nach Mannheim Dusseldorf Holland Brabant Munchen und Wien Heinrich Sebastian widmete sich fortan zunachst vom Vermogen seines Vaters zehrend dem Sammeln von Kunstgegenstanden sowie als Privatmann dem Studium der Kunstgeschichte 1782 erwarb er das Burgerrecht in der uberlieferten Bittschrift an den Rat bekraftigte er nochmals seine Beschaftigung mit dem Studio der Kunst und Alterthumer nbsp Husgen im Gemaldekabinett von Johann Noe Gogel 1776Das Burgerrecht sowie der Stand seines Vaters eroffnete Husgen den Zugang zur Oberschicht der Reichsstadt Neben Goethe war er unter anderem mit Sophie von La Roche dem Redakteur Johann Heinrich Merck dem Frankfurter Stadthistoriker Johann Georg Battonn sowie dem umfangreichen Schriftverkehr nach eng mit Johann Isaak von Gerning befreundet Durch Vermittlungen des weitgereisten Juristen Diplomaten Schriftstellers und Sammlers konnte er auch den Titel eines Hessisch Homburgischen Hofrates erwerben der ihm ein Auskommen ohne finanzielle Abhangigkeit vom Elternhaus sicherte Husgens ab 1776 im Selbstverlag herausgegebenen Werke zur Frankfurter Kunstgeschichte belegen dass er praktisch mit jedem kunstinteressierten Burger der Stadt mehr oder minder regen Kontakt pflegte Zudem vertrieb er wenn auch wenig erfolgreich gemeinsam mit Johann Gottlieb Prestel graphische Blatter Schwerpunkt seiner Sammelleidenschaft waren die Werke Albrecht Durers Uber die Jahre konnte Husgen eine der bedeutendsten Sammlungen seiner Zeit aufbauen Sie ist heute etwa noch zu einem Drittel zusammenhangend im Besitz der Akademie der bildenden Kunste Wien erhalten der Rest verstreut 1798 erwarb er eine nahezu kultisch verehrte auf Durers Totenbett geschnittene Haarlocke aus dem Besitz der Frankfurter Patrizierfamilie von Holzhausen die sich heute ebenfalls in Wien befindet Eine weitere Beruhmtheit seiner Sammlung war eine astronomische Uhr aus dem Besitz seines Vaters die dieser nach eigenen Berechnungen 1746 hatte bauen lassen Sie wird auch von Goethe der sie noch in Husgens Elternhaus erlebte in Dichtung und Wahrheit als fur damalige Zeiten wenigstens wundersame Uhr beschrieben Sie ist heute im Goethe Haus als Husgen Uhr zu sehen und besitzt neben einem Ausgleich fur Schaltjahre Anzeigen fur die Zeit und das Datum den Sonnen und Mondstand die Tierkreiszeichen sowie die Tages und Nachtlangen Trotz seines grossen Freundes und Bekanntenkreises vielleicht auch aus eigener Entscheidung wie er bereits in seiner Bittschrift um das Burgerrecht betonte blieb Husgen bis zu seinem Tode am 8 August 1807 ledig Seine umfangreiche Sammlung laut erhaltenem Katalog bestehend aus 88 Gemalden 117 Handzeichnungen 246 Kleinplastiken uber 2000 Druckgrafiken sowie zahllosen Varia wurde auf testamentarischen Wunsch am 9 Mai 1808 von einer Nichte versteigert Sie erbrachte bereits ohne die frei Hand verkauften Werke Durers 4 805 Gulden Sein Grab auf dem Peterskirchhof ist erhalten Werk BearbeitenHusgen ist als Vater der Kunstgeschichte in Frankfurt am Main zu betrachten Obgleich seine Werke heute in weiten Teilen durch neuere Forschungen uberholt sind war er der erste der ein umfangreiches Register uber die in Frankfurt seit dem Mittelalter tatigen Kunstler schriftlich niederlegte Die anfangs sparliche Rezeption seiner Leistungen mag darin begrundet gewesen sein dass er niemals nachweislich eine Akademie besucht hat sondern reiner Autodidakt war Da er in seine bis heute bedeutende Sammlung von Kunstlermonographien aber auch Handwerker wie z B Glockengiesser aufnahm ist jedoch kaum zu bestreiten dass seine Betatigung als Autor weit mehr als nur Liebhaberei oder ein Nebenprodukt seiner Sammelleidenschaft sondern vielmehr ein ernsthaftes Interesse an einer wissenschaftlichen Systematisierung darstellte Neben der Tatsache dass viele der Quellen auf die er sich stutzte heute verloren sind liegt der Wert seiner Arbeit aber auch in der Beschreibung der Kunstsammlungen sowie vieler Sakral und offentlicher Bauten der Stadt im Zustand des 18 Jahrhunderts Insbesondere bei der Beschreibung der alten Frankfurter Kirchen zeigte sich auch seine Wertschatzung fur die Kunst des Mittelalters ein Zug der seinerzeit alles andere als selbstverstandlich war Die kunstgeschichtlich bedeutsamen Werke Husgens sind Verratherische Briefe von Historie und Kunst 1776 und Nachtrag 1783 Digitalisat Raisonnirendes Verzeichnis aller Kupfer und Eisenstiche so durch die geschickte Hand Albrecht Durers selbst verfertigt worden 1778 Digitalisat Nachrichten von Franckfurter Kunstlern und Kunst Sachen 1780 Digitalisat Artistisches Magazin 1790 stark uberarbeitete zweite Auflage der Nachrichten Digitalisat Getreuer Wegweiser von Frankfurt am Main und dessen Gebiete fur Einheimische und Fremde 1802 Digitalisat Sonstige selbststandige Werke Ausfuhrliche Nachricht von der grossen Ergiessung des Maynstroms in und bey der Reichsstadt Frankfurt im Jahr 1784 1785 Freymuthiger Catalog uber 36 schone Blatter in 8vo und 4to welche Herr Johann Gottlieb Prestel auf Zeichnungs Art meisterhaft in Kupfer gebracht wovon nur 160 Abdrucke gemacht und die Platten verdorben worden nun nicht weiter vermehret werden und bey mir Endes unterzeichneten zusammen fur 9 Ducaten einzig und allein zu haben und zu kaufen sind 1785 Zahllose kleinere Schriften Husgens sind in zeitgenossischen Sammelwerken zu Kunst und Kunstgeschichte zu finden Literatur BearbeitenPhilipp Friedrich Gwinner Kunst und Kunstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eroffnung des Stadel schen Kunstinstituts Verlag von Joseph Baer Frankfurt am Main 1862 S 535 540 Digitalisat Gerhard Kolsch Henrich Sebastian Husgen Kunstkenner und Kunstsammler der Goethezeit Freies Deutsches Hochstift Frankfurt am Main 2005 Digitalisat Gerhard Kolsch Henrich Sebastian Husgen Ein Frankfurter Kunstkenner der Goethezeit als Kunstsammler In Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2007 S 1 54 Gerhard Kolsch Vom Raisonnierenden Verzeichnis zum Menschen Spiegel Zwei wieder gefundene Manuskripte des Durer Werkkatalogs von Henrich Sebastian Husgen in Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2020 S 7 75 Normdaten Person GND 117051357 lobid OGND LCCN no2001031021 VIAF 74619318 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Husgen Heinrich SebastianALTERNATIVNAMEN Husgen Henrich SebastianKURZBESCHREIBUNG Kunstsammler und Kunsthistoriker in Frankfurt am MainGEBURTSDATUM November 1745GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 8 August 1807STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Sebastian Husgen amp oldid 211744605