www.wikidata.de-de.nina.az
Das Chemisenkleid franzosisch Chemise Hemd auch Empirekleid oder Chemise 1 war wahrend des Directoire und Empire ein in ganz Europa verbreitetes langes Damenkleid aus dunnem transparentem Stoff meist Musselin Es war tunikaartig geschnitten und unter der Brust meist mit einem Band oder einem Gurtel zusammengefasst und fiel ansonsten frei ohne Taillierung Felicite Louise Julie Constance de Durfort Noblesse d Empire de Beurnonville im Chemisenkleid Gemalde von Merry Joseph Blondel 1808Das Chemisenkleid war die sichtbarste Ausformung der Mode a la grecque Wegen des durchscheinenden Stoffes wurde dieser Stil auch spottisch und abwertend Nacktmode genannt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Entstehung des Chemisenkleides 2 Material und Form 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Der Begriff Chemisenkleid geht auf die Chemise zuruck der franzosische Begriff fur das in ganz Europa von Mannern und Frauen getragene tunikartige Unterkleid mit Armeln Der Begriff wurde erstmals in den 1780er Jahren fur ein Obergewand verwendet als sich Konigin Marie Antoinette 1783 von Elisabeth Vigee Lebrun in einem Kleid a gaulle portratieren liess einem informellen weissen Kleid der kolonialen Elite in Franzosisch Westindien Wegen seiner Ahnlichkeit zum Unterhemd wurde das Kleid in der Offentlichkeit schnell Chemise a la reine getauft und aus dem anfanglichen Skandal entstand eine neue Vorliebe fur weisse Kleider vornehmlich aus Musselin 3 Zugleich entstand im Grossbritannien der 1770er bis 1790er Jahre die Mode a l anglaise bei der bequemere und burgerlich anmutende Kleidung fur beide Geschlechter popular wurde Der englische Landadel wandte sich damit auch gegen die hofische franzosische Mode 2 Entstehung des Chemisenkleides Bearbeiten nbsp Seidenes Chemisenkleid aus Amerika ca 1805 Sammlung des Metropolitan Museums of ArtErste Kleider a la grecque tauchten 1788 in Venedig und Paris auf 4 Da im Frankreich der Revolutionszeit auf Reifrock und Korsett verzichtet wurde konnte sich die Silhouette der Damenmode auf diese Weise andern Unter dem Kleid wurde kein Korsett sondern nur ein Mieder oder Brustleibchen getragen Darauf folgte ein Unterkleid 5 ab 1795 dann stattdessen auch ein hautfarbenes oder weisses Trikot 6 Bis etwa 1806 wies das Chemisenkleid das schon aufgrund der benotigten Stoffmenge und qualitat ein aufwandiges und daher den Damen der Oberschicht vorbehaltenes Kleidungsstuck war haufig eine Schleppe auf Im Anschluss an den Agyptenfeldzug Napoleons entwickelte sich in Frankreich das Chemisenkleid zur Tunique a la Mameluck weiter Sie erganzte die Chemise durch einen halb bis dreiviertellangen Uberrock der vom Brustband herabfiel und vorn offen war Nach dem Sturz Napoleons 1813 14 anderte sich dann die Mode in Richtung starkerer Verhullung das Zugband fiel weg und wurde durch eine am Rucken liegende Kleidknopfung bzw schnurung ersetzt der Stoff wurde leicht versteift und fiel glatt zum nun knochellangen Saum die zuvor teils nur angedeuteten Armel wurden langer und gepufft oder man trug lange Armel mit Oberarmpuffen a la Renaissance Im Ubergang zum Biedermeier wurde das Dekollete deutlich sparsamer und schloss mit einer steifen Halskrause oder einem Zackenband dent de loup Wolfszahn ab Der zuvor ganz schlichte Stoff erhielt uppigen Aufputz in Form von Borten Ruschen Zackenbandern und Kunstblumen Uber das Empire hinaus blieb die Schleppe weiterhin an Ballkleidern und in Form der Courschleppe erhalten 2 Gegen 1820 wurde allmahlich wieder die naturliche Korpertaille betont 2 Material und Form BearbeitenDa man falschlich Weiss fur die Farbe der Antike hielt waren die Chemisenkleider aus weissem Stoff als farbige Akzente dienten Brustbander zum Beispiel in Rosa oder Zartblau florale Stickerei oder ein Maanderband am Saum Das Chemisenkleid wurde gerne mit einem Canezou Fichu oder Shawl kombiniert im Winter wurde ein Spencer oder eine Redingote getragen 7 Als Material wurden neben Musselin auch andere Baumwollgewebe in Leinwandbindung Batist Kattun Linon Leinen netzartige Gewebe Gaze Tull Spitzen uber Taft oder vor allem im Frankreich Napoleon Bonapartes auch Seide verwendet nbsp Fleischfarbene Trikots und Unterkleider liessen den Eindruck von Nacktheit entstehen hier das Tanzerpaar Vigano auf einer Zeichnung von Johann Gottfried Schadow 1797 nbsp Eine Karikatur der Nacktmode 1799 nbsp Tunique a la Mameluck und Tituskopf 1803 nbsp Kaiserin Josephine hatte wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Chemisenkleides hier als Kronungskleid getragen ca 1807 1808 nbsp Kleid der Konigin Luise von Preussen mit Courschleppe Schlossmuseum DarmstadtSiehe auch BearbeitenRevolutions und EmpiremodeLiteratur BearbeitenIngrid Loschek Reclams Mode und Kostumlexikon 5 Aufl Reclam Stuttgart 2005 ISBN 3 15 010577 3 S 144 146 Erika Thiel Geschichte des Kostums Die europaische Mode von den Anfangen bis zur Gegenwart Henschel Berlin 2004 ISBN 3 89487 260 8 S 136 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chemisenkleid Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Empirekleid aus dem Jeverland Sammlung des Schlossmuseums Jever Brautkleid im Empire Stil Sammlung des Historischen Museums HannoverEinzelnachweise Bearbeiten Erklarung der Kupfertafeln In Journal des Luxus und der Moden Band 11 Juli 1796 S 382 DFG Viewer a b c d Ingrid Loschek Gundula Wolter Reclams Mode und Kostumlexikon 6 Auflage Reclam Stuttgart 2011 ISBN 978 3 15 010818 5 S 149 151 Jane Ashelford Colonial livery and the chemise a la reine 1779 1784 In Costume Band 52 Nr 2 September 2018 ISSN 0590 8876 S 217 239 doi 10 3366 cost 2018 0069 Ingrid Loschek Gundula Wolter Reclams Mode und Kostumlexikon 6 Auflage Reclam Stuttgart 2011 ISBN 978 3 15 010818 5 S 226 Unterkleid mit zugehoriger Chemise ca 1807 In museum digital de Modemuseum im Schloss Ludwigsburg abgerufen am 23 Oktober 2021 Johannes Scherr Geschichte der Deutschen Frauenwelt Band 3 O Wigand Leipzig 1873 S 184 185 google com abgerufen am 23 Oktober 2021 Akiko Fukai Fashion The Collection of the Kyoto Costume Institute a History from the 18th to the 20th Century Hrsg Kyoto Costume Institute Taschen 2002 ISBN 978 3 8228 1206 8 S 150 151 google com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chemisenkleid amp oldid 238666900