www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller Heinrich Scheffer Zum Maler siehe Henry Scheffer zu anderen Personen siehe Heinrich Schaffer W A Heinrich Scheffer 6 Dezember 1808 in Kirchhain 9 Mai 1846 in Kassel war ein deutscher Schriftsteller und politischer Aktivist Heinrich Scheffer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Themen und Stil 2 1 Wanderjahre 1834 2 2 Bilder ohne Rahmen 1836 2 3 Crayonskizzen 1839 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenScheffer war Sohn des osterreichischen Offiziers Carl Conrad Scheffer Er studierte Rechtswissenschaft an der Philipps Universitat Marburg und gehorte 1825 zu den Stiftern des Corps Teutonia Marburg 1 2 Als Philhellene zog er im Fruhjahr 1827 in die Griechische Revolution Nach unruhigen Wanderjahren und weiteren Reisen 1827 1831 kehrte er Ende 1831 nach Hessen zuruck zwischen Mai und September 1832 schloss sich noch eine Reise nach Frankreich an Seine zweibandigen Wanderjahre Marburg 1834 s unten geben Auskunft uber seine Reisen und wir konnen seine Aufenthaltsorte nach Scheffers Angaben wie folgt rekonstruieren Griechenland Fruhjahr 1827 ostlicher Mittelmeerraum Sommer 1827 Italien und Schweiz Oktober Dezember 1827 Deutschland Juli August 1828 Italien Oktober November 1828 Attika Januar 1829 Westturkei und Konstantinopel Februar Marz 1829 Bulgarien und Serbien April Mai 1829 Wallachei Mai Juli 1829 Ungarn Sommer 1831 und Osterreich Winter 1831 Scheffer reiste teilweise unter grossen Strapazen weil er aus Mangel an Geld zu Fuss unterwegs war Nach seiner Ruckkehr nach Kirchhain schrieb Scheffer neben seinem Reisebericht Novellen und Gedichte 1832 nahm er am Hambacher Fest teil Er schloss das Jurastudium nicht ab promovierte aber an der Universitat Jena zum Dr phil 3 Seit 1838 Burgermeister seiner Heimatstadt wurde er 1839 in die Kurhessische Standeversammlung berufen Im November 1839 schrieb ein Korrespondent aus Marburg folgendes uber Scheffer Unser Belletrist Heinrich Scheffer wohnt noch immer zwei Stunden von hier in dem Stadtchen Kirchhain und beschaftigt sich hauptsachlich mit Ackerbau Nebenbei schreibt er aber auch Bucher 4 Einem anderen Beobachter der wenige Monate spater aus Kassel uber die Standeversammlung berichtete galt Scheffer als eine literarische Beruhmtheit 5 Im Rahmen des Prozesses gegen Sylvester Jordan wurde er 1843 wegen Hochverrats zu 10 Jahren Festungshaft und Amtsenthebung verurteilt 6 Nach drei Jahren nahm er sich in der Haft das Leben 7 Er hinterliess seine Frau Julie Georgine und ein Kind 3 Themen und Stil BearbeitenWanderjahre 1834 Bearbeiten Scheffers ausfuhrlicher und lebhaft geschriebener Bericht uber seine Wanderjahre handelt von seinen Reisen in Deutschland Munchen insbesondere der Schweiz Italien Toskana Ancona Griechenland der Turkei Smyrna Konstantinopel Bulgarien Serbien der Wallachei h Rumanien Ungarn und Frankreich 1827 bis 1832 Unterbrochen wird der erzahlende Teil durch insgesamt vier Einschube die historischen oder kulturhistorischen Charakter haben Im ersten Teil steht die neueste Geschichte Griechenlands im Mittelpunkt Gedrangte Uebersicht der Griechischen Revolution I S 87 ff Betrachtung und Schilderung der Lage Griechenlands bis zum Antritt der Herrschaft des neuen Konigs I S 213 ff Der zweite Band bietet eine lange Schilderung Konstantinopels Die Bilder der Turkenstadt II S 297 ff und des sudlichen Rumaniens Die Wallachei II S 493 ff Kurioserweise bezeichnete er seine Reise uber den Balkan als Russenfahrt weil er ursprunglich die Absicht hatte uber Odessa nach Russland zu reisen aus ahnlichem Grund bezeichnete er seine Reise durch Ungarn und die Heimkehr als Polenfahrt Von besonderer Bedeutung sind die Ausfuhrungen uber seine Balkanreise II S 372 ff die er vom turkischen Edirne Adrianopel aus antrat sowie seine Nachrichten uber die Wallachei In Bezug auf Sudosteuropa gehort Scheffers Reisebericht zu den unbekannteren Werken von deutschen Autoren die sich langere Zeit in der Europaischen Turkei und den Donaufurstentumern aufhielten und ist bis heute nicht ausgewertet oder ausfuhrlich untersucht worden Es handelt sich um eine zeitgenossische Quelle von ausserordentlichem Wert zumal Scheffer einen wachen Sinn besass was sich in seiner Schrift deutlich zeigt Erwahnenswert auch dass er sich trotz starker personlicher Uberzeugungen hinsichtlich der kulturellen und politischen Verhaltnisse im Osmanischen Reich und in der Wallachei dennoch die Offenheit bewahrte das von ihm Erlebte ohne ubertriebene Wertung zu Papier zu bringen Allerdings war Scheffer immer der Uberzeugung dass die turkische Herrschaft auf dem Balkan in naher Zukunft enden werde wonach neue christliche Staaten entstehen wurden Mit dieser Haltung stand Scheffer in den 1830ern Jahren im Gegensatz zu vielen anderen westlichen Beobachtern die diese Meinung zu diesem Zeitpunkt noch nicht teilten Einige Passagen seinen Schilderungen erinnern aufgrund ihrer spatromantischen Pragung an den Reisebericht des ungleich beruhmteren Dichters Alphonse de Lamartine der nur wenige Jahre nach Scheffer 1833 ebenfalls in der Europaischen Turkei unterwegs war und dessen Reisebericht nur ein Jahr nach Scheffers Wanderjahren erschien Bilder ohne Rahmen 1836 Bearbeiten Die beiden Teile enthalten die drei folgenden Erzahlungen I Der Verstossene II Il Carbonaro Der Kosmopolit Ein Fragment Ein zeitgenossischer Rezensent 8 war der Meinung Scheffers Erzahlungen verlieren sich in politische u kosmopolitische Betrachtungen die willkurlich und doch nicht freiwillig abgebrochen u verkurzt zu seyn scheinen dennoch war sein Gesamteindruck des in seinen kriegerischen Details einzelnen Schilderungen und politischen Reflextionen warm u lebendig gehaltenen Buches positiv Der Kritiker der Zeitschrift Europa glaubte im Verfasser einen gedruckten mit Vielem in der Gegenwart Zerfallenen zu erkennen 9 Crayonskizzen 1839 Bearbeiten Der erste Band von Scheffers Crayonskizzen ein zweiter Band ist nie veroffentlicht worden enthalt zwei Novellen Die Chiotin und Bojarenleben Wie die Titel bereits andeuten verarbeitete Scheffer in ihnen Eindrucke die er wahrend seiner Reisen in Sudosteuropa erhalten hatte namlich bezugnehmend auf die Insel Chios sowie die Bojaren der Wallachei Die Chiotin ist eine neugriechische Geschichte wie deren nach Byrons Vorbildern so viele schon in Prosa und Versen wiedergegeben worden sind Bojarenleben ist ein Bild aus der Wallachei im Mittelpunkt wieder eine bekannte romantische Hauptfigur die seit Cervantes schon so oft dagewesene schone Zigeunerin 10 Ein anderer zeitgenossischer Rezensent befand dass beide Erzahlungen voll eigenthumlicher Frische und Lebendigkeit seien und weiter Die Schilderung von Sitten und Gebrauchen fremder ferner Volker ihrer Eigenthumlichkeiten und Gewohnheiten ihres hauslichen und offentlichen Lebens sind ganz geeignet den Leser zu fesseln zumal der Verfasser auch durch Tiefe Wahrheit und Innigkeit des Gefuhles fur sich einzunehmen versteht 11 Ein weiterer Rezensent lobte Alles Mark alles sprossendes Leben alles klare ruhige Anschauung Auch Scheffer s Styl ist schon und edel 4 Insbesondere die Novelle Die Chiotin erschien ihm als ein Gemalde asiatisch und europaisch griechischen Lebens 4 Der Kritiker der Blatter fur literarische Unterhaltung traf in Scheffers Novellen auf geistreiche Ideen eine Phantasie die sich dem Dustern zuneigt lebendige Darstellungsgabe 12 Schriften BearbeitenWanderjahre 2 Bande Marburg N G Elwert 1834 Band I Google Band II Google Durchgehend paginiert Eine Digitalversion erschien 2010 im Hildesheimer Olms Verlag auf DVD Bilder ohne Rahmen 2 Teile Marburg N G Elwert 1836 Crayonskizzen Band I Marburg N G Elwert 1839 mehr nicht erschienen Literatur BearbeitenEwald Grothe Hrsg Die Abgeordneten der kurhessischen Standeversammlungen 1830 1866 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 13 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 43 Historische Kommission fur Hessen Marburg 2016 ISBN 978 3 942225 33 5 Nr KSV 394 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 326 Philipp Losch Die Abgeordneten der kurhessischen Standeversammlung 1830 1866 Elwert Marburg 1909 S 48 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Scheffer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Scheffer W A Heinrich Hessische Biografie Stand 26 Oktober 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Korps Listen 1910 166 12 Kirchhain a b Blaubuch des Corps Teutonia Marburg 1825 bis 2000 S 11 a b c Correspondenz Aus Marburg In Zeitung fur die elegante Welt Nr 224 15 November 1839 S 896 Correspondenz Aus Kassel In Zeitung fur die elegante Welt Nr 34 17 Februar 1840 S 136 Urtheil in der Untersuchungssache gegen den Burgermeister Dr Scheffer von Kirchhain wegen versuchten Hochverraths beziehungsweise Beihilfe zu hochverratherischen Unternehmungen und sonstiger Vergehen nebst den Entscheidungsgrunden Kassel Marburg 1843 Corpszeitung der Teutonia Marburg 1 1932 S 25 Schone Literatur 2736 In Literarische Zeitung Nr 41 5 Oktober 1836 S 787 f Literarische Uebersichten In August Lewald Hrsg Europa Chronik der gebildeten Welt Feuilleton Band 1 Leipzig und Stuttgart 1836 S 475 Rezension der Crayonskizzen von Heinrich Scheffer In Wolfgang Menzel Hrsg Literaturblatt Nr 37 8 April 1840 S 148 Rezension der Crayonskizzen Von Heinrich Scheffer In Extra Beilage zur Zeitung fur den deutschen Adel Nr 1 1841 S 2 nicht paginiert Romanenliteratur In Blatter fur literarische Unterhaltung Nr 13 13 Januar 1840 S 52 Normdaten Person GND 120136007 lobid OGND AKS VIAF 18045204 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheffer HeinrichKURZBESCHREIBUNG Schriftsteller Burgermeister von KirchhainGEBURTSDATUM 6 Dezember 1808GEBURTSORT KirchhainSTERBEDATUM 9 Mai 1846STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Scheffer amp oldid 237363449