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Heinrich Muckter 14 Juni 1914 in Korrenzig 1 22 Mai 1987 in Aachen war ein deutscher Mediziner Pharmakologe und Chemiker Von der polnischen Justiz wurden ihm medizinische Experimente an KZ Haftlingen und NS Zwangsarbeitern vorgeworfen Einer Verhaftung entzog er sich durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen 2 Offentlich bekannt wurde er in seiner Funktion als wissenschaftlicher Direktor bei dem Stolberger Pharmaunternehmen Grunenthal wo unter seiner Leitung das Schlaf und Beruhigungsmittel Contergan vgl Contergan Skandal entwickelt wurde Leben Bearbeiten1933 wurde er Mitglied der SA und 1937 Mitglied der NSDAP 1 Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er Stabsarzt und stellvertretender Direktor des Instituts fur Fleckfieber und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres unter Hermann Eyer in Krakau Mit menschenverachtenden Methoden wurde dort der Weigl Impfstoff gegen Fleckfieber hergestellt Bei den medizinischen Experimenten wurden KZ Haftlinge als Versuchspersonen missbraucht nicht wenige starben dabei Polnische Zwangsarbeiter kamen als Wirte fur die Erregerlause zu Tode 1946 stellte die Krakauer Staatsanwaltschaft deshalb Haftbefehl gegen Heinrich Muckter dem er sich jedoch durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen entzog 3 4 Ab Juni 1946 arbeitete Heinrich Muckter bei der Grunenthal GmbH in Stolberg 5 6 Es war ihm unter nie ganz geklarten Umstanden gelungen in England an einen Penicillinstamm zu kommen und in Stolberg damit eine Penicillinproduktion aufzubauen die sich seinerzeit zu einem florierenden Geschaftszweig Grunenthals entwickelte Spater wurde dort unter seiner Leitung die Substanz N Phthalylglutaminsaureamid die die Bezeichnung Thalidomid erhielt entwickelt Thalidomid bildete die Grundlage des Schlaf und Beruhigungsmittels Contergan das am 1 Oktober 1957 in den Handel gebracht wurde und als in Deutschland nicht verschreibungspflichtiges Praparat haufig an schwangere Frauen beworben wurde Thalidomid war aber nicht nur die Grundlage fur Contergan sondern wurde auch Praparaten wie Grippex und Algosediv beigefugt Contergan ist fur die Fehlbildung von ca 5 000 10 000 neugeborenen Kindern die Ende der 1950er Anfang der 1960er Jahre zur Welt kamen sowie fur zahlreiche Fehlgeburten ursachlich Weiterhin ergaben sich nach der Einnahme sehr ernste Nervenschaden bei Erwachsenen Der Humangenetiker Widukind Lenz rief am 15 November 1961 Muckter an und forderte eine Rucknahme des Mittels 7 Nach einem Zeitungsartikel in der Welt am Sonntag vom 26 November 1961 8 zog Grunenthal schliesslich am darauffolgenden Tag Contergan aus dem Handel zuruck Im Januar 1968 wurde Muckter und weiteren verantwortlichen Mitarbeitern der Grunenthal GmbH der Prozess gemacht Dieser endete im April 1970 mit einem Vergleich Muckter wurde nie wegen seiner Menschenversuche angeklagt Er starb am 22 Mai 1987 und fand seine letzte Ruhestatte auf dem Aachener Waldfriedhof Sein Sohn Harald Muckter 1952 2020 war ebenfalls Arzt und Pharmakologe sowie Leiter der Forschungsgruppe Zellulare Toxikologie und Toxikokinetik an der LMU Munchen 9 Er trug aktiv zur Aufklarung der Contergan Geschichte bei 10 Weblinks BearbeitenDer Contergan ErfinderEinzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 418 Gregor Taxacher Erfolgsstory mit katastrophalem Makel WDR Vgl Gregor Taxacher Erfolgsstory mit katastrophalem Makel WDR mit Foto von Heinrich Muckter Pharma Brief 1 1999 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive der BUKO Pharma Kampagne Klara van Eyll Vom Kupferhof zur Pharmaforschung Der Hof Grunenthal und die Familie Wirtz In die waage Zeitschrift der Grunenthal GmbH Aachen Band 35 1996 Nummer 2 S 45 88 S 53 f Holger Kraneis Pilze Penicillin und Pioniergeist Aus der Nothilfe der Nachkriegszeit erwachst ein modernes Pharmaunternehmen In die waage Zeitschrift der Grunenthal GmbH Aachen Band 35 1996 Nummer 2 S 45 88 50 Jahre Grunenthal S 58 65 hier S 60 f Stern No 45 2007 S 183 Faksimile des Originalartikels von 1961 in diesem Ruckblick enthalten Welt Online am 21 November 2011 Das harmlose Schlafmittel und der grosse Skandal Abgerufen am 26 November 2011 PD Dr med Dr rer nat Harald Muckter Nicht mehr online verfugbar In wsi med uni muenchen de LMU Munchen archiviert vom Original am 5 August 2016 abgerufen am 21 November 2020 Die Menschlichkeit wird siegen In Der Teckbote 20 September 2011 abgerufen am 21 November 2020 Normdaten Person GND 125357583 lobid OGND AKS VIAF 30496653 Wikipedia Personensuche Anmerkung Zuordnung der GND nicht eindeutig geklart PersonendatenNAME Muckter HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner Pharmakologe und ChemikerGEBURTSDATUM 14 Juni 1914GEBURTSORT KorrenzigSTERBEDATUM 22 Mai 1987STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Muckter amp oldid 237902280