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Julius von Klaproth 11 Oktober 1783 in Berlin als Heinrich Julius Klaproth 28 August 1835 in Paris war ein deutscher Orientalist Sinologe und Linguist Er war der Urheber der Theorie der tibetobirmanischen Sprachfamilie und verbreitete den Begriff der indogermanischen Sprachfamilie in Europa Julius Klaproth Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenLeben BearbeitenJulius von Klaproth wurde als Sohn des Chemikers Martin Heinrich Klaproth 1783 in Berlin geboren Sein Vater wurde in der von der Familie Rose gefuhrten Apotheke Zum Weissen Schwan ausgebildet und fuhrte selber in Berlin die Apotheke Zum Baren Er ist der Entdecker der chemischen Elemente Uran Zirkonium und Cer und er bestatigte die Isolierung von Titan Tellur und Strontium 1 Entgegen den Wunschen seines Vaters auch Chemie zu studieren brachte sich von Klaproth bereits im Alter von 14 Jahren selber Chinesisch bei Des Weiteren lernte er im Selbststudium auch Mandschu Mongolisch Turkisch Arabisch und Persisch 1801 begann er ein Studium in Halle In Dresden beschaftigte er sich mit der dort vorhandenen orientalischen Sammlung Im Alter von neunzehn Jahren veroffentlichte er das Asiatische Magazin 1 2 Durch seine Bekanntschaft mit dem polnischen Grafen Jan Potocki welcher fur das russische Aussenministerium arbeitete wurde er als Professor fur die neue Orientalische Akademie in Vilnius empfohlen Als Adjunkt der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St Petersburg nahm von Klaproth 1805 an Graf Golowkins Expedition nach China teil Obwohl die Reise an der russisch chinesischen Grenze endete vertiefte er unterwegs seine Kenntnisse des Chinesischen mit Muttersprachlern und sammelte Daten der verschiedenen anderen Sprachen welche er antraf Die so gesammelten Erkenntnisse veroffentlichte er in den folgenden Jahren in mehreren Buchern 1 2 1807 wurde er ausserordentliches Mitglied der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften 3 und in den russischen Adelsstand erhoben weswegen er seinen Namen fortan mit dem Pradikat von verwendete In der Funktion als Forschungsreisender fur die Akademie bereiste er bis 1809 Georgien und den Kaukasus wo er weitere Sprachdaten sammelte 1 Sein Forderer Graf Potocki empfahl ihm ein Besuch in Paris Die Stadt gefiel ihm so gut dass er 1814 den exilierten Napoleon auf Elba besuchte in der Hoffnung nach Paris berufen zu werden 2 1 In Dresden lernte er die Bruder von Humboldt kennen welche den preussischen Konig Friedrich Wilhelm III davon uberzeugten ihn 1816 zum Professor fur Orientalische Sprachen und Literatur an der Universitat Bonn zu ernennen Allerdings trat von Klaproth diese Stelle nicht an sondern erhielt einen unbegrenzten bezahlten Studienaufenthalt in Paris zugesprochen wo er den Rest seines Lebens verbrachte Dadurch verlor von Klaproth seinen russischen Adelsstatus In Paris grundete er 1821 die Societe asiatique Am 28 August 1835 starb er ebenda wahrscheinlich an Herzversagen Der Trauerzug wurde von Alexander von Humboldt geleitet und von Klaproth wurde auf dem Friedhof von Montmartre beigesetzt 1 2 Wirkung BearbeitenJulius von Klaproth veroffentlichte zeitlebens uber 300 Werke 1 2 und postulierte als erster eine wissenschaftlich fundierte Theorie der tibetobirmanischen Sprachfamilie Sein wohl beruhmtestes Werk ist das aus einem Sprachatlas und einem Textband bestehende Asia polyglotta in welchem er 23 verschiedene Sprachfamilien postulierte und jede mit kurzen lexikographischen Beispielen erlauterte Die tibetobirmanischen Sprachen welche von Klaproth als zusammengehorig postulierte sind Tibetisch Burmesisch Garo Chinesisch sowie alle anderen Sprachen die nachweislich mit diesen verwandt sind Er ging dabei nicht auf eine genaue Hierarchie dieser Sprachen ein was zu verschiedenen Ansichten bei der Verwendung von Begriffen wie sinotibetische Sprachfamilie fuhrt Julius von Klaproth fuhrte die Sprachen nebeneinander auf wahrend es seither immer wieder zu anderen Gruppierungen gekommen ist wobei sich die Version Chinesisch versus alle anderen sinotibetischen Sprachen halt um Chinesisch oder die chinesischen Sprachen als etwas gesondertes darstellen zu konnen Ein neueres Modell des niederlandischen Sprachforschers Sjors van Driem gruppiert diese Sprachen unter dem Modell transhimalajische Sprachen als fallen leaves der exakte Stammbaum mag noch unbekannt sein jedoch sind die Blatter des Baumes die verwandten Sprachen durchaus erkennbar Daneben war er massgeblich daran beteiligt dass die asiatischen Sprachen in separate Familien Austronesisch Tibetobirmanisch eingeteilt werden anstatt der vorher dominanten und rassistisch gepragten Idee dass alle asiatischen Sprachen in einer einzigen Familie Japhetisch klassifiziert werden sollten Wie auch Friedrich Max Muller nach ihm bestand Julius von Klaproth darauf entgegen der damals dominanten Meinung dass eine sprachliche Verwandtschaft und eine biologische Abstammung des Sprechervolkes als zwei separate Themen zu behandeln sein mussen Es ist richtig zu sagen die deutsche Sprache stammt von denselben Wurzeln ab als das Sanskrit aber unsinnig darum das Deutsche Volk von den Hindu abzuleiten 4 Julius von Klaproth verwendete den vom danischen Forscher Malte Brun gepragten Begriff Indo Germanisch um den vorherig Scythisch genannten Stammbaum treffender zu bezeichnen Der Name bezieht sich auf die geografische Verteilung der diesem Stammbaum angehorigen Sprachen Die sudostlichste Sprache ist eine Indische Singhalesisch und die nordwestlichste eine Germanische Islandisch 1 Daneben veroffentlichte von Klaproth auch Grammatiken der verschiedenen Sprachen welche er auf seinen Reisen begegnete darunter Uigurisch und Kurdisch Ein Worterbuch des Mandschu konnte aufgrund Probleme mit der Schriftsetzung nicht zu Lebzeiten veroffentlicht werden Er beschaftigte sich nicht nur mit asiatischen Sprachen sondern war auch an der Entzifferung der agyptischen Hieroglyphen interessiert Seine Kritik an Jean Francois Champollion bleibt umstritten Walravens Er entwickelte auch die Methodik der linguistischen Palaontologie und er erkannte dass die indigenen Sprachen auf Formosa heute Taiwan die Urheimat der austronesischen Sprachen sein soll Werke Auswahl BearbeitenLeichenstein auf dem Grabe der chinesischen Gelehrsamkeit des Herrn Joseph Hager Halle Waisenhausdruckerei 1811 Abhandlung uber die Sprache und Schrift der Uiguren Hamburg Buske 1985 Unverand Nachdr d Ausg Paris Konigl Druckerei 1820 Mit e Vorw von Wolfgang Ekkehard Scharlipp Kurilen oder Aino Bochum Adami 1984 Nachdr d Ausg Schubart Paris 1823 Asia polyglotta Paris 1823 nebst Sprachatlas 2 Auflage Paris 1831 worin er die Verzweigungen der asiatischen Volker in ihrer Stammverwandtschaft nachweist Tableaux historiques de l Asie Paris 1823 4 Bde mit Atlas Collections d antiquites egyptiennes Paris 1829 Examen critique des travaux du feu M Champollion sur les hieroglyphes Paris 1832 San Kokf Tsou Ran To Sets ou Apercu general des trois royaumes traduit de l original japonais chinois Paris 1832 5 Memoires relatifs a l Asie Paris 1834 2 Bde Lettre a M le baron A de Humboldt sur l invention de la boussole Deutsche Ubersetzung von Dr Armin Wittstein Julius Klaproth s Schreiben an Alexander von Humboldt uber die Erfindung des Kompasses Leipzig Weigel 1885 Annales des empereurs du Japon Nihon Ōdai Ichiran Paris 1834 6 Werke von und uber Julius Klaproth in franzosischer und deutscher Sprache im Internet Archive onlineLiteratur BearbeitenJohannes Klatt Klaproth Julius In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 16 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 51 60 Gert Naundorf Klaproth Heinrich Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 706 f Digitalisat Martin Gimm Zu Klaproths erstem Katalog chinesischer Bucher Weimar 1804 oder Julius Klaproth als studentische Hilfskraft bei Goethe In H Schmidt Glintzer Hrsg Das andere China Wolfenbutteler Forschungen Nr 62 Harrassowitz 1995 ISBN 3 447 03659 1 S 559 599 Hartmut Walravens Julius Klaproth 1783 1835 Leben und Werk Harrassowitz Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04124 2 Hartmut Walravens Julius Klaproth 1783 1835 Briefe und Dokumente Harrasowitz Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04143 9 Hartmut Walravens Julius Klaproth Briefwechsel mit Gelehrten grossenteils aus dem Akademiearchiv in St Petersburg mit einem Namenregister zu Julius Klapproth Briefe und Dokumente Harrassowitz Wiesbaden 2002 ISBN 3 447 04586 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Heinrich Julius Klaproth Quellen und Volltexte Literatur von und uber Heinrich Julius Klaproth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Edierte Briefe von und an Heinrich Julius Klaproth im Webservice correspSearch der BBAWFussnoten Bearbeiten a b c d e f g h George van Driem Linguistic history and historical linguistics In Linguistics of the Tibeto Burman area Band 41 Nr 1 2018 S 106 127 a b c d e Hartmut Walravens Julius Klaproth 2009 Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Klaprot Genrih Yulij Yulius Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 15 September 2021 russisch Julius von Klaproth Asia Polyglotta A Schubart 1823 S 43 Kommentierte und erganzte Ubersetzung eines Werkes von Hayashi Shihei Faksimile Reproduktion in der Werkausgabe Bd 2 Tokio 1979 Der in Kapital gedruckte Teil des Titels ist die Lautumschrift des Originaltitels Sankoku Tsuran Zusetsu d i Bebilderte Beschreibung dreier Lander Pouillon Francois 2008 Dictionnaire des orientalistes de langue francaise p 542 Normdaten Person GND 10082451X lobid OGND AKS LCCN n85381192 VIAF 51691579 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klaproth Heinrich JuliusALTERNATIVNAMEN Klapproth Jules de Lauterbach Wilhelm Pseudonym Or Louis de l Pseudonym Klapproth Julius Heinrich vonKURZBESCHREIBUNG deutscher OrientalistGEBURTSDATUM 11 Oktober 1783GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 28 August 1835STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Julius Klaproth amp oldid 238555684