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Die Heidebauernwirtschaft ist eine traditionelle Form der Landwirtschaft die jahrhundertelang in den grossflachigen Heidelandschaften Norddeutschlands betrieben wurde Sie war einerseits die einzige Moglichkeit die nahrstoffarmen Boden der Region ertragreich zu nutzen andererseits aber auch der Hauptgrund fur die Verbreitung und weitere Ausbeutung der kargen Heideflachen Grundlagen der Heidebauernwirtschaft bildeten die Heidschnuckenhaltung und die Heideimkerei Heidschnucken als wesentlicher Bestandteil der HeidebauernwirtschaftDie Heidebauernwirtschaft wurde im Laufe des 19 Jahrhunderts unrentabel und nach und nach aufgegeben Im niedersachsischen Wilsede ist die Heidebauernwirtschaft heute noch erlebbar In dem kleinen Heidedorf mitten im Naturschutzgebiet Luneburger Heide wird Viehhaltung und Ackerbau nach historischem Vorbild betrieben Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Heidschnuckenherde des Vereins Naturschutzpark mit SchaferWichtigste Grundlage der Heidebauernwirtschaft war die Haltung von Heidschnucken Diese anspruchslose Schafrasse weidete auf den Heideflachen durch den standigen Verbiss der Heidestraucher sorgten die Heidschnucken fur eine Verjungung der Heide was Voraussetzung fur eine gute Heideblute war Sie frassen auch junge Baumsprosse und verhinderten so die Bewaldung der Heideflachen Lediglich die stacheligen Wacholderpflanzen verschmahten die Tiere Genutzt wurde von den Heidschnucken sowohl die Wolle als auch das Fleisch Von besonderer Wichtigkeit war aber auch der Dung Charakteristisch fur die Heidebauernwirtschaft war das sogenannte Plaggen der Heideflachen Dabei wurde in muhsamer Arbeit der rund vier Zentimeter dicke von Wurzeln durchsetzte Oberboden abgeplaggt im Stall ausgelegt und dann zusammen mit dem Kot der Heidschnucken und Rinder kompostiert Der nahrstoffreiche Plaggenmist aus den Stallen wurde zur Dungung auf den kleinen Ackerflachen in Hofnahe aufgebracht Dort konnte dann mehrere Jahre hintereinander Roggen angebaut werden Wenn der Ertrag sank wurde auf den genugsameren Sandhafer und schliesslich auf Buchweizen umgestiegen Danach liess man den Dreesch Acker mehrere Jahre brach liegen und nutzte ihn als Weideflache beispielsweise fur Ochsen Ein neuer Zehn Jahres Kreislauf begann dann wieder mit der Plaggendungung Die abgeplaggten Heideflachen erneuerten sich relativ schnell durch die naturliche Besamung und dienten dann wieder als Schnuckenweide Starker verholzte Heide wurde abgebrannt um die gewunschte Verjungung zu erreichen Die Heidepflanzen wurden von den Bauern auch als Streu fur das Vieh und nach der Verholzung als Heizmaterial verwendet Ein besonders wichtiger Faktor fur den Lebensunterhalt der Heidebauern war auch die ertragreiche Heideimkerei mit der Herstellung und dem uberortlichen Verkauf von Honig und Bienenwachs Neben Heidschnucken und Bienen wurden auch Rinder Schweine und Pferde gehalten nbsp Weidende Heidschnucken nbsp Roggenfeld bei Wilsede bei Anwendung traditioneller Anbaumethoden nbsp Traditionelle Bienenkorbe der Heideimkerei nbsp HeidschnuckenstallGeschichte Bearbeiten nbsp Historische Darstellung der Plaggendungung nbsp Traditioneller Schafstall auf einem Gemalde von Erwin Vollmer aus dem Jahr 1904Etwa um 4000 vor Christus liessen sich die ersten Siedler dauerhaft in der Region nieder Die Landschaft bestand zu dieser Zeit zu mehr als 80 Prozent aus Waldflache Fur die Viehhaltung und die Einrichtung von Ackerflachen entstanden rund um die Siedlungen teilweise durch Brandrodungen riesige baumfreie Bereiche In diesen teils sumpfigen Gebieten siedelte sich bald Calluna vulgaris Besenheide aus der Familie der Heidekrauter an Wegen des nahrstoffarmen Bodens wurden die Ackerflachen zunachst sehr grossflachig angelegt Der karge Sandboden erschwerte den Anbau von Getreide und Weideflachen durch Dungung aus Rindviehhaltung der Heideflachen wurden die Ackerflachen nutzbar gehalten was die Fruchtbarkeit des Bodens aber weiter verschlechterte Je grosser der Bedarf an Dunger wurde desto mehr Rinder wurden benotigt was wiederum dazu fuhrte dass noch mehr Waldflachen fur Weiden geopfert werden mussten und die Entstehung der kargen Heideflachen gefordert wurde Mit der Zeit entwickelten sich die sich ausbreitenden Heideflachen zum Hauptarbeitsbereich der Bauern Die Unterhaltung der riesigen Flachen war schwierig zu einem einstelligen Hof gehorten mindestens 300 Morgen Land davon wurden ca 40 Morgen jahrlich durch Abplaggen Abschlagen oder Abbrennen verjungt Mehr als 1000 Jahre Heidebauernwirtschaft fuhrten dazu dass der Anteil der Waldflachen in der Region von uber 80 Prozent auf lediglich funf Prozent geschrumpft war Ab Mitte des 19 Jahrhunderts konnte die ode und karge Landschaft ihre Bewohner nicht mehr ernahren Waldweide fur Rindvieh war fast vollstandig verschwunden uber 70 Prozent der Flache von Heide bedeckt Die Heidebauernwirtschaft neigte sich bereits ab ca 1800 dem Ende entgegen Grunde waren neben dem Flachenmangel und der zunehmenden Verodung der Flachen durch zu haufiges Plaggen auch der Import von hochwertigerer Schafswolle aus Australien und Neuseeland und die langsame Ablosung der Kerze durch die Petroleumlampe sowie des Honigs durch den Rubenzucker Der Bedarf an Produkten aus der Heide nahm also ab Einen Wandel fur die Luneburger Heide gab es zum Ende der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts durch die Gemeinheitsteilung und die Ablosung der grundherrlichen Lasten Grundstucke wurden zusammengelegt und die Bauern wurden Eigentumer ihrer Hofe wodurch sich die Situation etwas verbesserte In der Folge fuhrte die modernisierte Landwirtschaft und die Entwicklung des Mineraldungers dazu dass die Heide zunehmend durch Weide und Ackerflachen verdrangt wurde 1906 erwarb der Pastor Wilhelm Bode mit dem Totengrund nahe dem Wilseder Berg eine grossere Heideflache um diese zu erhalten und vor Bebauung Aufforstung oder Umwandlung in Ackerland zu schutzen Daraus entstand 1921 das Naturschutzgebiet Luneburger Heide das heute rund 23 440 Hektar umfasst Hier gibt es noch sieben Heidschnuckenherden die traditionell gehalten werden dies sind aber zu wenige um eine Verjungung und damit Erhaltung der Heide zu gewahrleisten Es ist also beispielsweise notwendig junge Baume per Hand zu entfernen sogenannte Entkusselung In Wilsede und Umgebung wurde der typische Charakter eines Heidedorfes weitestgehend erhalten Neben der Heidschnuckenhaltung und der Pflege der Heideflachen wird hier auch noch traditionelle Heideimkerei und der Ackerbau in wechselnder Fruchtfolge nach historischem Vorbild betrieben nbsp Bodenprofil in der Luneburger Heide Heidepodsol mit Ortstein nbsp Brandrodung auf HeideflachenLiteratur BearbeitenAndreas Koopmann An Naturschutzzielen und historischer Heidebauernwirtschaft orientierte Landwirtschaft auf Sandboden Fallstudie Landschaftspflegehof Tutsberg Luneburger Heide Aus Gottinger bodenkundliche Berichte 114 Institut fur Bodenwissenschaften der Universitat Gottingen 2001 Rainer Kopsell Ursprunge der nachhaltigen Forstwirtschaft Ein Beispiel aus der Luneburger Heide aus Praxis Geographie Ausgabe Oktober 2012 Online verfugbar kostenpflichtig Wolfgang Bargmann Die Siedlung Soltau in der niedersachsischen Geschichte Band 1 Von der germanischen Siedlung bis zum Dreissigjahrigen Krieg Mundschenk Soltau 2003 ISBN 3 933802 09 1 Weblinks BearbeitenHeidebauernwirtschaft erleben in Wilsede auf natur erleben niedersachsen de Gunter Miehlich Boden Menschgeschichten Arme Boden karge Kost Vom harten Leben in der Luneburger Heide Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidebauernwirtschaft amp oldid 208244935