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Harry Deterling geboren am 6 Dezember 1933 gestorben 2010 war ein deutscher Lokomotivfuhrer Bekannt wurde er durch seine Flucht aus der DDR mit der von ihm gefuhrten Lokomotive am 5 Dezember 1961 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und erfolgreiche Flucht aus der DDR 2 Rezeption 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und erfolgreiche Flucht aus der DDR BearbeitenDeterling war nach der Schulausbildung Eisenbahner bei der Deutschen Reichsbahn DR geworden und 1961 als Lokomotivfuhrer beim Bahnbetriebswerk Pankow am Bahnhof Berlin Pankow Heinersdorf beschaftigt Nach dem Bau der Berliner Mauer und der vollstandigen Abriegelung des Zugangs nach West Berlin am 13 August 1961 entwickelte Deterling erste Gedanken an eine Flucht aus der DDR Nachdem er sich weigerte seine Zustimmung zu den Abriegelungsmassnahmen des 13 August schriftlich zu bekunden wurde ihm mit Entlassung aus dem Lokomotivfuhrerdienst gedroht 1 Von der Strafversetzung bedroht und mit dem Willen seinen Kindern das Leben in der DDR zu ersparen entwickelte Deterling zusammen mit dem mit ihm befreundeten Heizer Hartmut Lichy einen Plan zur Flucht aus der DDR unter Nutzung seiner Lokomotive sowie der fur den Transitverkehr nach West Berlin zwischen den Bahnhofen Albrechtshof damals im Bezirk Potsdam gelegen und nicht zu Berlin gehorend und Berlin Spandau noch befahrbaren Bahnstrecke Berlin Hamburg Deterling beforderte als Lokomotivfuhrer seit dem Mauerbau auch Zuge im Personenverkehr auf dem Berliner Aussenring die als Ersatz fur die eingestellten S Bahn Verbindungen nach West Berlin die Anbindung der Orte nordlich und westlich Berlins an Ost Berlin sicherstellen sollten Zu den Zielen dieser Zuge zahlte auch der zugleich als Grenzbahnhof nach West Berlin dienende Bahnhof Albrechtshof der was Deterling bekannt war bislang aufgrund befurchteter Gefahren fur den Transitverkehr noch keine zusatzlichen technischen Sicherungen gegen einen Grenzdurchbruch erhalten hatte 2 Neben Lichy weihte er auch seine Familie und einige weitere Verwandte und Freunde insgesamt 25 Menschen in seine Plane ein 3 4 Deterling meldete sich schliesslich freiwillig fur unbezahlte Zusatzschichten vorgeblich um die Strafversetzung zu vermeiden und schaffte es fur Zuge der Strecke nach Albrechtshof eingeteilt zu werden Nachdem Deterling erfuhr dass im Laufe des Dezember der Transitverkehr statt uber Albrechtshof uber den Grenzbahnhof Griebnitzsee umgeleitet und auch diese Strecke gesperrt werden sollte zog er die ursprunglich fur die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr geplante Flucht vor 4 Am 5 Dezember 1961 meldete er sich zu einer weiteren Zusatzschicht und ubernahm im Bahnhof Oranienburg abends einen mit der Lokomotive 78 079 der Baureihe 78 bespannten Personenzug nach Albrechtshof Dem ihm eigentlich zugeteilten Heizer teilte er mit dass er frei habe so dass Lichy dessen Dienst ubernehmen konnte Deterling hatte vorher gepruft ob die eingleisige Strecke zum geplanten Fluchtzeitpunkt frei war und kein Gegenzug kommen sollte Seine Familie und die weiteren Freunde und Verwandten stiegen getrennt voneinander auf verschiedenen Bahnhofen in den Zug ein In Oranienburg hatte Deterling zuvor die Bremsen des Zuges so manipuliert dass die Notbremse in den Wagen wirkungslos wurde 5 Nachdem in Falkensee die letzten Fluchtwilligen in den Zug gestiegen waren beschleunigte Deterling seinen Zug auf die maximal zulassige Streckengeschwindigkeit Da die Signale im Bahnhof Albrechtshof keine induktive Zugsicherung Indusi besassen diese war auf der Strecke Berlin Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationsleistung demontiert worden konnte Deterling mit seinem Zug den Bahnhof auf dem als Fahrweg eingestellten Nebengleis durchfahren und das rot zeigende Signal in Richtung Berlin Spandau ignorieren Der nicht eingeweihte Zugfuhrer und im Zug mitfahrende Transportpolizisten betatigten zwar die Notbremse nachdem sie mitbekommen hatten dass der Zug in Albrechtshof durchgefahren war jedoch ohne Erfolg Um sich gegen eventuelle Schusse von Grenzpolizisten zu schutzen legten sich die eingeweihten Mitreisenden auf den Boden Deterling und Lichy versteckten sich im Kohlenbunker der Tenderlokomotive Es gelang ihnen unbeschadet den Grenzstreifen zu passieren und das dort vorhandene Gittertor zu durchbrechen die uberraschten Grenzpolizisten feuerten nicht Auf West Berliner Gebiet brachte Deterling schliesslich den Zug allmahlich mit der Lokomotivbremse etwa 500 m hinter der Grenze zum Stehen Ausser den eingeweihten Reisenden nutzten einige weitere Fahrgaste die Chance und blieben in West Berlin wahrend der Zugfuhrer und die Transportpolizisten entlang der Bahnstrecke zuruck in die DDR liefen 4 Die Deutsche Reichsbahn demontierte in den folgenden Tagen den Streckenabschnitt nachdem eine Lokomotive den Fluchtzug nach Albrechtshof zuruckgebracht hatte 6 Deterling und seine Familie sowie die anderen Gefluchteten wurden von West Berliner Polizei in das Notaufnahmelager Marienfelde gebracht Nachdem Unbekannte versucht hatten Deterling in eine Gaststatte einzuladen brachte man ihn und seine Familie sicherheitshalber bereits am 9 Dezember per Flugzeug in die Bundesrepublik nach Frankfurt am Main Auch im Westen gab es mehrfache Versuche des MfS zur Kontaktaufnahme Deterling erhielt diverse Drohbriefe und wurde mit seiner Familie unter Polizeischutz gestellt 6 Nach mehreren durch anonyme Drohungen und Racheankundigungen veranlassten Umzugen fand er schliesslich in Radolfzell am Bodensee eine neue Heimat und nahm nun bei der Deutschen Bundesbahn wieder seinen Beruf als Lokomotivfuhrer auf 1989 trat Deterling in den Ruhestand Nach dem Fall der Mauer betrat er erstmals im Mai 1990 wieder den Boden der DDR Er verstarb 2010 am Bodensee 7 Rezeption BearbeitenDie spektakulare Flucht mit einem ganzen Zug fuhrte zu einer Vielzahl an Berichten uber Deterling und seine Flucht in westlichen Medien sowohl in der Bundesrepublik wie auch im Ausland 1963 entstand in der Bundesrepublik Deutschland der Spielfilm Durchbruch Lok 234 in dem Deterlings Flucht dargestellt wird In der DDR wurde die erfolgreiche Flucht dagegen als verbrecherischer Anschlag auf den Interzonenzug aus Hamburg bezeichnet der etwa eine Stunde nach der planmassigen Ankunft des von Deterling gefuhrten Zuges den Bahnhof Albrechtshof hatte passieren sollen 8 Weblinks BearbeitenGrenzdurchbruch mit einem Personenzug 6 Dezember 1961 Einzel Information Nr 758 61 uber einen schweren Grenzdurchbruch mittels eines Personenzuges am Bahnhof Albrechtshof im Bezirk Potsdam BStU MfS ZAIG 513 Bl 3 6 5 Expl Bericht des MfS Literatur BearbeitenBodo Muller Faszination Freiheit Die spektakularsten Fluchtgeschichten Ch Links Verlag 5 Auflage Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 216 3 S 10 27Einzelnachweise Bearbeiten Bodo Muller Faszination Freiheit Die spektakularsten Fluchtgeschichten Berlin 2008 S 11 Grenzdurchbruch mit einem Personenzug 6 Dezember 1961 Einzel Information Nr 758 61 uber einen schweren Grenzdurchbruch mittels eines Personenzuges am Bahnhof Albrechtshof im Bezirk Potsdam BStU MfS ZAIG 513 Bl 3 6 5 Expl Bodo Muller Faszination Freiheit Die spektakularsten Fluchtgeschichten Berlin 2008 S 13 a b c Sven Felix Kellerhoff Kopf des Tages Heute 19 33 Uhr fahrt der letzte Zug in die Freiheit welt de 5 Dezember 2022 abgerufen am 31 Januar 2023 Bodo Muller Faszination Freiheit Die spektakularsten Fluchtgeschichten Berlin 2008 S 18 a b Bodo Muller Faszination Freiheit Die spektakularsten Fluchtgeschichten Berlin 2008 S 25 Katrin Starke Vom Liegestuhl aus die DDR Grenze durchbrechen Berliner Morgenpost 6 August 2011 abgerufen am 31 Januar 2023 Eisenbahn im Film Durchbruch Lok 234 abgerufen am 31 Januar 2023Normdaten Person LCCN no2016072342 VIAF 27146634550141932988 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 23 Marz 2023 PersonendatenNAME Deterling HarryKURZBESCHREIBUNG deutscher LokomotivfuhrerGEBURTSDATUM 6 Dezember 1933STERBEDATUM 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harry Deterling amp oldid 234502487