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Harmonizitat Inharmonizitat oder Teiltonverstimmung bezeichnet ein Phanomen schwingender Saiten Aber es ist auch generell ein Merkmal von akustischen Signalen monophoner polyphoner oder komplexer Natur Harmonizitat eine TeiltonreiheHarmonizitat a H displaystyle a mathrm H beschreibt wie genau die Frequenzen f H displaystyle f mathrm H der Harmonischen H displaystyle mathrm H eines Klangs auf den Vielfachen der Grundfrequenz h f 0 displaystyle h cdot f 0 liegen Ist die Harmonizitat gross so klingt das akustische Signal sehr rein und wird als statisch bei geringerer Harmonizitat enthalt der Klang mehr Schwebung und wird als lebendig beschrieben Eng damit verbunden ist die Inharmonizitat a I H displaystyle a mathrm IH die sich direkt aus der Harmonizitat berechnen lasst Harmonizitat und Inharmonizitat geben eine gute Auskunft uber die innere Struktur der Harmonischen das gilt fur Klange allgemein Fur die Identifikation von Musikinstrumenten lasst sich dieses Merkmal gut verwenden Eng damit verbunden ist die Rauschartigkeit 1 Inhaltsverzeichnis 1 Physikalische Entstehung 1 1 Schwingende Saite 1 2 Schwingende Korper allgemein 2 Musikalische Bedeutung 3 Modenkopplung 4 Mathematische Beschreibung 5 Siehe auch 6 EinzelnachweisePhysikalische Entstehung BearbeitenSchwingende Saite Bearbeiten Bringt man eine Saite zum Schwingen so kommt es zu einer sehr komplexen Bewegung der Saite Sie schwingt sowohl in ihrer gesamten Lange als auch in Abschnitten und zwar in ihrer halben Lange in ihrer Drittellange in ihrer Viertellange usw Diese Abschnitte schwingen schneller als die ganze Saite und zwar doppelt so schnell dreifach so schnell vierfach so schnell usw Die Schwingung ihrer gesamten Lange erzeugt den Grundton oder 1 Teilton die jeweiligen Abschnitte die Obertone das heisst den 2 Teilton den 3 Teilton den 4 Teilton usw Die Frequenzen der Teiltone verhalten sich somit wie die ganzen Zahlen also 1 2 3 4 In der Praxis trifft man jedoch auf das Phanomen dass die Obertone schneller schwingen und damit hoher klingen als sie theoretisch sollten Dieses Phanomen das man Inharmonizitat oder Teiltonverstimmung nennt wurde Ende des 19 Jahrhunderts bekannt Die Inharmonizitat ist abhangig vom Durchmesser der Lange der Frequenz und dem Elastizitatsmodul des Saitenmaterials Ihr Wert verhalt sich proportional zum Quadrat des Durchmessers der Saite umgekehrt proportional zur 4 Potenz der Langenveranderung und umgekehrt proportional zum Quadrat der Frequenzanderung Fur die Praxis bedeutet dies dass der Inharmonizitatswert steigt je kurzer dicker und schwacher gespannt die Saite ist je steifer sie ist Ein hoher Wert fur die Inharmonizitat bedeutet dass die Saite in sich falsch oder zumindest schlecht klingt Klaviersaiten weisen vor allem im Bass und Diskant deutliche Inharmonizitatswerte auf Die Tatsache dass die tiefsten Basstone eines niedrigen Pianos mit relativ kurzen dafur aber dicken Basssaiten auch fur den Laien horbar schlechter klingen als bei einem langen Konzertflugel findet ihre Begrundung ganz wesentlich in der Inharmonizitat Schwingende Korper allgemein Bearbeiten Die Akustische Resonanzanalyse von schwingenden Korpern zeigt dass jeder Korper sein eigenes Schwingungsmuster erzeugt das im einfachsten Fall hauptsachlich von einer Grundschwingung oder Eigenschwingung dominiert wird Korper konnen zu unterschiedlichen Eigenschwingungen angeregt werden wobei das Verhaltnis der Schwingungen zueinander individuell von der Beschaffenheit des schwingenden Korpers bestimmt ist Normalerweise stehen diese Eigenschwingungen in keinem ganzzahligen Verhaltnis zueinander 2 Das Klangmuster besteht in diesem Fall meist aus einer hauptsachlich wahrnehmbaren Schwingung der Grundschwingung und aus vielen weiteren Schwingungen die auch als Obertone betrachtet werden konnen wobei diese nicht in einem harmonischen Zusammenhang mit dem Grundton stehen mussen Jede Eigenschwingung hat fur sich jedoch wieder ein individuelles Obertonspektrum was zu einem komplexen Schallabbild fuhrt Musikalische Bedeutung BearbeitenBis zu einem gewissen Masse ist die Inharmonizitat aber auch fur die Lebendigkeit des Klavierklanges verantwortlich Ein gunstiger Verlauf der Inharmonizitat kann durch die entsprechende Konstruktion bzw die optimale rechnerische Ermittlung der Mensur Langen Durchmesser und Spannung der einzelnen Saiten erreicht werden Der Klavierstimmer muss in der Lage sein die Inharmonizitat eines Klavieres gehorsmassig so weit zu beurteilen dass trotz dieser falschen Teiltone das Instrument schliesslich gut klingt Aus dem bisher Gesagten ergibt sich auch dass ein hundertprozentig exaktes Zusammenstimmen zweier nicht baugleicher Klaviere nicht moglich ist Einfache elektronisch erzeugte Tone haben keine Inharmonizitat und klingen deshalb unnaturlich Dieser Horeindruck kann durch zusatzlich erzeugte inharmonische Frequenzen deutlich verbessert werden Modenkopplung BearbeitenBei Streichinstrumenten weisen im Pizzicato die gezupften Saiten starke Inharmonizitat auf Diese verschwindet bei gestrichenen Saiten denn die Bogenbewegung und der nichtlineare Haftgleiteffekt induzieren auf der Saite eine Modenkopplung die Saitenbewegung ist praktisch exakt periodisch Modenkopplung gibt es auch bei Rohrblattinstrumenten wie der Klarinette Zur Beschreibung des Obertonspektrums reicht daher im Normalfall ein einfaches Modell mit Obertonen in exakt ganzzahligen Verhaltnissen zueinander Mathematische Beschreibung BearbeitenEin abgegrenzter Zeitbereich von H displaystyle H nbsp Harmonischen m displaystyle m nbsp Amplitude der h displaystyle h nbsp ten von H displaystyle H nbsp Harmonischen A m h displaystyle A m h nbsp K displaystyle K nbsp ist die Gesamtzahl der Filterbander und k displaystyle k nbsp der Index auf ein einzelnes Band an Frequenzen die durch Kurzzeit Fourier Transformation gewonnen und als korrelierte Abtastwerte erkannt wurden Bereits die Gewinnung dieser Bander erfordert jedoch ausserst komplexe Verfahren Harmonizitat a H m 1 2 f 0 k 0 K f k k f 0 A m 2 k k 0 K A m 2 k displaystyle a mathrm H m 1 frac 2 f 0 left frac sum k 0 K vert f k k cdot f 0 vert cdot A m 2 k sum k 0 K A m 2 k right nbsp Inharmonizitat a I H m 1 a H m displaystyle a mathrm IH m 1 a mathrm H m nbsp Der Bereich der durch Harmonizitat abgedeckt wird ist kleiner 0 1 f a k f 0 f a displaystyle f a k cdot f 0 leq f a nbsp Siehe auch BearbeitenStreckung Musik Einzelnachweise Bearbeiten Identifikation und Klassifikation von Musikinstrumentenklangen in monophoner und polyphoner Musik Gunnar Eisenberg 2008 ISBN 3 86727 825 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Thomas Gorne Tontechnik Horen Schallwandler Impulsantwort und Faltung digitale Signale Mehrkanaltechnik tontechnische Praxis 2014 ISBN 3 446 44149 2 S 54 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inharmonizitat amp oldid 237278712