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Harakiri ist ein deutsches Stummfilmdrama von Fritz Lang aus dem Jahre 1919 mit Lil Dagover in der Hauptrolle FilmTitel HarakiriProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1919Lange 60 MinutenStabRegie Fritz LangDrehbuch Max Jungknach der Erzahlung Madame Butterfly 1898 von John Luther Long und der Dramatisierung zum Theaterstuck durch David BelascoProduktion Erich Pommer fur Decla Film Ges Holz amp Co BerlinKamera Max FassbenderBesetzungLil Dagover O Take San Paul Biensfeldt Daimyo Tokujawa ihr Vater Georg John Bonze ein buddhistischer Monch Rudolf Lettinger Tempeldiener Karan Niels Prien Seeoffizier Olaf Jens Anderson Meinhart Maur Furst Matahari Kate Kusster O Take Sans Dienerin Hanake Erner Hubsch Teehausbesitzer Kin Be Araki Loni Nest O Take Sans Sohn Olaf Herta Heden Eva Anderson Karl Fenz Josef Roemer Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktionsnotizen 3 Vorgeschichte 4 Kritiken 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Japanerin O Take San liebliche Tochter des Daimyo Tokujawa wird von dem lusternen Bonze und seinem Tempeldiener Karan hartnackig gestalkt Wahrend Bonze beabsichtigt sie zur Priesterin zu weihen hat Karan vor sie zu seiner Geisha zu machen Der Monch der in O Take Sans Vater einen hartnackigen Widersacher und Verteidiger der Ehre seiner Tochter findet setzt ein ehrabschneidendes Gerucht in die Welt worauf dem alten Mann nur noch der die Ehre wiederherstellende Freitod bleibt Und so verubt er Harakiri O Take Sans Schicksal wendet sich zum Besseren als sie eines Tages den Seeoffizier Olaf Jens Anderson kennenlernt Der schmucke Europaer der sich rasch in die hubsche Japanerin verliebt ist bereit mit ihr in japanischer Tradition eine Ehe auf Zeit genauer gesagt auf 999 Tage einzugehen Uberaus glucklich einem schrecklichen Leben in Knechtschaft entgangen zu sein wirft jedoch bald ein Ereignis seine Schatten auf das junge Ehegluck Bereits nach einem Jahr wird Anderson in die Heimat zuruckberufen O Take San wartet wartet und wartet auf seine Ruckkehr doch Anderson kehrt nicht zu ihr zuruck Dann kommt der Tag an dem nach japanischem Recht ihre Ehe abgelaufen ist und O Take San erneut ihren alten Peinigern ausgeliefert ist O Take San von Olaf schwanger hat inzwischen den Sohn ihrer grossen Liebe zur Welt gebracht und nennt ihn ebenfalls Olaf Schliesslich taucht der Seeoffizier wieder auf An seiner Seite seine Ehefrau die Europaerin Eva die er in der Zwischenzeit in Kopenhagen geheiratet hat Als O Take San ihren Ehemann auf Zeit mit Eva sieht bricht fur sie eine Welt zusammen Wie ihr Vater sieht auch sie nur noch einen Weg ihre beschmutzte Ehre wiederherzustellen den Freitod durch Harakiri Vater Olaf nimmt schliesslich seinen Sohn bei seiner Heimkehr mit zuruck nach Europa Produktionsnotizen BearbeitenHarakiri wurde in rund vier Wochen von Anfang September bis Anfang Oktober 1919 in Hamburg Stellingen in Hagenbecks Tierpark und in Woltersdorf abgedreht Die Urauffuhrung war im Rahmen einer Pressevorfuhrung am 18 Dezember 1919 im Marmorhaus Die Filmbauten vor allem die beeindruckenden japanischen Ensembles entwarf der Hamburger Volkerschau Betreiber Heinrich Umlauff Asien und Afrika Spezialist Umlauff hatte unmittelbar zuvor bereits Langs Inszenierung Die Spinnen bau wie requisitentechnisch betreut Der Filmregisseur Rudolf Meinert wirkte bei Harakiri als Produktionsleiter 1987 wurde der Film vom Bundesarchiv in Koblenz restauriert Vorgeschichte BearbeitenHarakiri entstand zu einer Zeit als exotische Filmstoffe in Deutschland gegen Ende des Ersten Weltkriegs und kurz danach Konjunktur hatten Der Film wurde von der produzierenden Decla bereits 1918 in der Spatphase des Krieges angekundigt 1 Regie sollte ursprunglich Otto Rippert fuhren Monate spater im Juni 1919 plante dieselbe Produktionsfirma Josef Coenen die Regie zu ubertragen 2 Schliesslich erhielt Fritz Lang der sich wegen der Dreharbeiten zu Die Spinnen gerade in Hagenbecks Tierpark aufhielt den Zuschlag Lil Dagover war schon fruhzeitig fur die Rolle der O Take San ausgewahlt worden 3 Eine Reihe der Darsteller von Die Spinnen Lil Dagover Paul Biensfeldt Rudolf Lettinger Meinhard Maur und Georg John der seitdem in einer Fulle von Lang Filmen mitwirken sollte wurden gleich mitubernommen Von den Dreharbeiten berichtete zweimal der Film Kurier 4 Kritiken BearbeitenKarl Figdor schrieb Die alte Geschichte variiert die wir schon so gut kennen Schauplatz das alte Japan Mikado Priester Daimyo und weisser Marineoffizier Das arme kleine Japanmadchen mit ihrer Blumenseele tragisch dazwischen Lieber Kollege Fritz Lang Ich hatte mir vor allem Fraulein L D nicht bestellt Der exotische Deckname allein tut s nicht Und tanzen konnen heisst noch lange nicht Menschenspielerin sein Wie zart blumenhaft ist dieses Japan der Wirklichkeit Wie marchenhaft manchmal auch heute noch Wie seltsam puppenhaft spielerisch der Rhythmus dort des Lebens Wie hilflos erstarrt die weibliche Ergebung in das Schicksal Dieser Rhythmus er lebt auch in der japanischen Natur Lieber Kollege Fritz Lang Du hast ja Dein Bestes versucht ihn zu rekonstruieren Hast wie der selige Theaterdirektor im Faust I nicht Kosten noch Muhen gescheut Es hat gestern entzuckende Bilder gegeben Japanisch Stellingen Japanisch Berlin Und daruber hinaus wirklich echte Umlauffsche Interieure 5 In Der Film war zu lesen Eine sorgfaltigere dramaturgische Vorbereitung des Sujets hatte zweifellos der Regie Fritz Lang und der Darstellung ihre Aufgaben wesentlich erleichtert Lil Dagover O Take San zum Teil noch Hoffnung zum Teil schon Erfullung kann zweifellos mehr als sie hier zu zeigen vermochte Nils Prien spielte den Olaf Weitere bewahrte Darsteller Biensfeld John Maur Lettinger Hubsch waren gut plaziert Fast allen auch der schonen Lil fehlte jedoch in Aussehen und Geste das typisch Japanische wohingegen die prachtige Ausstattung Heinrich Umlauffs so echt so schon und grossartig als nur moglich war Auch uber Photographie Fassbender lasst sich von Ausnahmemomenten abgesehen nur Gutes berichten 6 Im Berliner Borsen Courier stand geschrieben Die Japanerin wird von Lil Dagover ausserordentlich eindrucksvoll gestaltet ruhrend ist die Art wie sie das kindlich unschuldige der kleinen Japanerin wiedergibt Die Herren Georg John Paul Biensfeld Meinhard Maur schliessen sich den Leistungen Lil Dagovers wurdig an Der Film bietet im ubrigen Bilder von ungewohnlichem Reiz die an Klarheit und Wirkung nichts zu wunschen ubrig lassen 7 Im Berliner Tageblatt heisst es Einen Film von starkstem Stimmungsreiz und vertiefter Spannung bietet das Marmorhaus zugleich das Theater am Moritzplatz diese Geschichte einer jungen Japanerin von Max Jungk verfasst von Fritz Lang inszeniert gibt mehr als ausserliche Exotik Da ist wirklich etwas spurbar von dem Zauber einer fernen fremden Welt Mit Lil Dagover in der Hauptrolle und dem talentvollen Nils Prien wird es auch darstellerisch ein Erfolg 8 Die Lichtbild Buhne kam zu folgendem Schluss Immer mehr zeigt es sich dass unsere Filmindustrie nicht nur das Bestreben hat auf dem Weltmarkt zu erscheinen sondern dass sie auch Mittel und Wege gefunden hat Films zu drehen die die Auslandskonkurrenz nicht zu furchten brauchen dass sich Geldleute und Kunstler in dem Bestreben zusammenfinden die Filmerei zu veredeln Wert und Wirkung erschopfend herauszubringen Ein solches Werk mit dem wir getrost den sicherlich nicht zu unterschatzenden Kampf gegen das Ausland aufnehmen konnen ist der zweite Film der Decla Weltklasse Harakiri der z Z im Marmorhaus seine erfolgreiche Urauffuhrung erlebt Das Manuskript frei nach Madame Butterfly und Hall Jones Geisha durch Max Junk bearbeitet weiss angenehm zu unterhalten Das volkerkundliche Museum J F G Umlauff Hamburg lieferte auf Grund sorgfaltigster ethnographischer Studien den bis ins Kleinste wahrheitsgetreuen malerisch ganz ausgezeichneten Rahmen Das Innere der Behausungen die stilvollen Aussenaufnahmen die malerischen Strassen Nangasakis die farbenprachtigen bluhenden und duftenden Gartenanlagen mit ihren Zierbrucken und Schwanenteichen all das sind vollendete lebende Gemalde Die Darsteller hatten es recht schwer das richtige tiefste Ergebenheit atmende Tempo zu finden Gemessene Gesten und ein ausserst beherrschtes Spiel waren die ersten Bedingungen Sie haben ihre Sache brav wirklich anerkennenswert brav gemacht In der Hauptrolle kann die reizende Lil Dagover als O Take San eine Probe ihrer grossen Gestaltungskunst ihrer beredten Mimik ablegen Aengstlich treuaugig auf das grosse Gluck ergeben wartend aber stark fest und beherrscht im Tode dazu trippelnd und zierlich von Gestalt so schuf sie in unubertrefflich sympathischer Weise den Typ einer echten Japanerin Neben ihr seien Paul Biensfeld Georg John und in glanzender Maske und von brillanter Mimik Meinhard Maur als Furst Matahari und Rudolf Lettinger als urnaturlicher verschlagener Tempeldiener lobend erwahnt 9 Ludwig Brauner schrieb Silvester 1919 in Der Kinematograph Exotische Filme werden augenblicklich von zahlreichen Filmgesellschaften hergestellt und man kann nicht leugnen dass sie von grossem Reiz sind Schon das fremdlandische Milieu allein ist von ausserordentlicher Wirksamkeit und gibt zudem unter einer geschickten Regie Gelegenheit andere Volker und ihre Sitten und Gebrauche kennen zu lernen Was dem auch haufig fehlt die Illustration wird hier durch Anschauung des bewegten Bildes vermittelt Und da bedeutende Fachleute bei der Inszenierung mitwirken erstehen Bilder von verbluffender Naturtreue denen man durchaus nicht ansieht dass sie vor den Toren einer grossen europaischen Hauptstadt aufgenommen wurden Lil Dagover als O Take San wirkte durch ihre reizende Erscheinung und ihr ausdrucksvolles Minenspiel und hatte sich ganz in die Seele der kleinen Japanerin hineingefunden Grossartig in der Maske war Georg John als Bonze Der Film gibt Gelegenheit zu entzuckenden Bildern aus japanischen Garten Das Haus in dem O Take San ihre Flitterwochen verlebt liegt wie ein Marchen in Blutentraumen Wundervoll sind auch die Bilder vom Fest der fallenden Blatter mit dem Gewimmel der zahllosen kleinen Boote uber und uber mit bunten Papierlampions behangt Die Entfuhrung O Take Sans aus dem Teehaus gibt Gelegenheit zu interessanten Bildern aus dem Yoshiwara von Nagasaki der Strasse der Freudenhauser wo die Geishas hinter den Bambusgittern sitzen und die Liebe ein Beruf ist dessen man sich nicht zu schamen braucht Hubsche Beleuchtungseffekte erhohen den Reiz des abendlichen Strassenbildes Die Regie von Fritz Lang hat mit grosser Liebe alle Feinheiten der Handlung herausgearbeitet und dafur gesorgt dass auch in nebensachlichen Einzelheiten das Stilgefuhl niemals verletzt wird 10 Die Deutsche Lichtspielzeitung kam Anfang 1920 anlasslich der Munchner Premiere zu folgendem Schluss Solche Filme brauchen um ihre Wirkung voll auszuschopfen eine souverane Regie glanzende Ausstattung und kunstlerische Photographie Decla hat dafur gesorgt In dem Film ist jedes Bild von dramatischem Leben erfullt die Photographie Max Fassbender stehen auf reifer kunstlerischer Hohe Erfreulicher Weise ist auch die Darstellung gut Lil Dagover ist eine entzuckende kleine Japanerin anmutig im tandelnden Spiel ruhrend im Schmerz Eine scharf umrissene Charakterfigur bietet Georg John als Bonze eine kostliche Charge Rudolf Lettinger als des Bonzens Diener Karan 11 Weblinks BearbeitenHarakiri in der Internet Movie Database englisch Harakiri Der Film ist abrufbar im Internet Archive Harakiri bei filmportal de Harakiri auf filmhistoriker deEinzelnachweise Bearbeiten Der Kinematograph vom 29 Mai 1918 Erste Internationale Film Zeitung vom 17 August 1918 S 24 Film Kurier vom 2 Juni 1919 S 3 Lichtbild Buhne vom 21 Juni 1919 S 20 Der Kinematograph vom 25 Juni 1919 Der Film vom 28 Juni 1919 S 33 Film Kurier vom 2 Juni 1919 S 3 Ausgabe 1 Nr 94 vom 24 September 1919 und Ausgabe 1 Nr 97 vom 27 September 1919 Erste Internationale Film Zeitung Ausgabe 13 Nr 50 vom 20 Dezember 1919 S 32 Der Film Ausgabe 4 Nr 51 21 Dezember 1919 S 40 Berliner Borsen Courier Nr 595 21 Dezember 1919 Fruhausgabe S 9 Berliner Tageblatt Ausgabe 48 Nr 610 21 Dezember 1919 Lichtbild Buhne Ausgabe 12 Nr 52 27 Dezember 1919 S 19 Der Kinematograph Dusseldorf Ausgabe 13 Nr 677 31 Dezember 1919 Die Deutsche Lichtspielzeitung Munchen Berlin Ausgabe 8 Nr 6 7 Februar 1920 Filme von Fritz Lang Halbblut Der Herr der Liebe Die Spinnen Harakiri Das wandernde Bild Kampfende Herzen Der mude Tod Dr Mabuse der Spieler Die Nibelungen Metropolis Spione Frau im Mond M Das Testament des Dr Mabuse Liliom Blinde Wut Gehetzt Du und ich Rache fur Jesse James Uberfall der Ogalalla Menschenjagd Auch Henker sterben Ministerium der Angst Gefahrliche Begegnung Strasse der Versuchung Im Geheimdienst Geheimnis hinter der Tur Das Todeshaus am Fluss Der Held von Mindanao Engel der Gejagten Vor dem neuen Tag Gardenia Eine Frau will vergessen Heisses Eisen Lebensgier Das Schloss im Schatten Die Bestie Jenseits allen Zweifels Der Tiger von Eschnapur Das indische Grabmal Die 1000 Augen des Dr Mabuse Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harakiri 1919 amp oldid 177219788