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Hans Ulrich Eberle 7 August 1927 in Holzgerlingen 16 Juni 1988 in Heilbronn war ein deutscher Bibliothekar Er leitete von 1960 bis zu seinem Tod 1988 die Stadtbibliothek Heilbronn Innerhalb des Vereins Deutscher Volksbibliothekare dessen Landesvorsitz er von 1967 bis 1971 innehatte setzte er sich fur die Demokratisierung der Bibliotheksbestande ein die er in dem von ihm geleiteten Haus auch als einer der Ersten umsetzte Er zahlte ausserdem durch eine reiche Veranstaltungs und Ausstellungstatigkeit uber mehrere Jahrzehnte zu den massgeblichen Kulturforderern der Stadt Heilbronn Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Wurdigung 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenEr war der Sohn eines Lehrers und einer Buchhandlerin Der Vater stammte aus Urach und war seit 1924 als Lehrer in Holzgerlingen tatig 1928 wechselte er nach Dettingen an der Erms und 1930 nach Baltmannsweiler wo er Schulleiter war Hans Ulrich als zweites von vier Kindern wuchs im Schulhaus von Baltmannsweiler auf und besuchte dort anfangs auch die Schule Nachdem der Vater 1940 krankheitsbedingt vorzeitig pensioniert wurde zog die Familie nach Esslingen am Neckar wo Hans Ulrich das Georgii Gymnasium besuchte 1943 wurde er als Luftwaffenhelfer zur Leichten Flakbatterie 2 858 im Raum Stuttgart eingezogen danach im Herbst 1944 zum Reichsarbeitsdienst und schliesslich zum Fronteinsatz der fast nur noch aus Ruckzugsgefechten bestand Bei Kriegsende wurde Eberle im Lager Heilbronn interniert das er im Marz 1946 verlassen konnte Zuruck in Esslingen holte er das Abitur nach Er trat dem CVJM bei und nahm ein Studium am Predigerseminar in Stuttgart auf da er zunachst Pfarrer werden wollte Sein Berufswunsch war jedoch alles andere als ausgepragt so dass Eberle haufig daran zweifelte und uberlegte nicht doch Lehrer zu werden Die besorgte Mutter liess ihm schliesslich in dieser Zeit der Unsicherheit Unterlagen uber das Berufsbild des Bibliothekars zukommen die ihn uberzeugten Er wechselte bald zum Stuttgarter Bibliothekar Lehrinstitut das er 1952 mit Diplom verliess In seiner Lehrzeit pragte ihn vor allem der Bibliothekar Erwin Ackerknecht Sein beruflicher Werdegang begann 1952 mit einer Halbtagsstelle in der Stadtbucherei in Ludwigsburg Es folgte 1955 die Leitung der Stadtbucherei von Friedrichshafen wo er zugleich die Bibliothek des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung betreute 1 Schliesslich zog er 1960 nach Heilbronn wo er Nachfolger von Berta Danner als Leiter der Stadtbibliothek Heilbronn wurde Zu seinen ersten Aufgaben zahlt der Umzug der Bucherei vom Nachkriegs Provisorium im Alten Stadttheater in den wiederaufgebauten Deutschhof wo die neuen Raumlichkeiten am 29 September 1961 eingeweiht wurden Unter seiner Fuhrung wurde nicht nur der Bibliotheksbestand modernisiert sondern entwickelte sich die Stadtbibliothek bald zu einem Zentrum vielseitigen Kulturlebens Neben Lesungen fanden auch Schallplattenabende Konzerte Vortrage und vieles mehr statt Eine besonders intensive Zusammenarbeit gab es mit dem Kunstlerbund Heilbronn der die Bibliothek immer wieder fur Ausstellungen nutzte Diese breite kulturelle Ausrichtung einer Bibliothek war damals neu und Eberle propagierte ein neues bibliothekarisches Berufsverstandnis bei vielen sich bietenden Gelegenheiten In den ersten zehn Jahren unter seiner Leitung wuchs der Bestand der Heilbronner Bibliothek von 39 000 auf 85 000 Bucher an Eberle initiierte die Grundung von zwei Bucherei Filialen in Bockingen und liess 1965 eine Fahrbibliothek einfuhren Von 1967 bis 1971 war Eberle Landesvorsitzender des Vereins Deutscher Volksbibliothekare wo er eine rege Fortbildungstatigkeit ins Leben rief fur die er u a auch Walter Jens und Hermann Bausinger gewinnen konnte und innerhalb der er 1970 in Pforzheim uber die Aufgaben der kommunalen offentlichen Bibliothek in der demokratischen Gesellschaft referierte In diesem grundlegenden Referat trat er dafur ein dass die Grenzen der Buchauswahl nicht wie bisher von den Leitern der Bibliotheken festgelegt wurden sondern soweit es die finanziellen Moglichkeiten zuliessen allein im Rahmen des Grundgesetzes und des Strafgesetzbuches definiert waren so dass letztlich der Geschmack und die Auswahlkriterien der Burger akademischen Hochmut oder bildungsburgerliche Ressentiments uberwiegen sollten Zwar fand Eberle mit diesen Gedanken 1970 nur wenig Gehor er nahm damit aber eine Einstellung vorweg die sich im weiteren Verlauf der 1970er Jahre an vielen offentlichen Bibliotheken dann doch durchgesetzt hat Das von Eberle in Heilbronn initiierte Kulturprogramm spiegelt seine Forderungen nach einem vielseitigen Engagement wider Zu den von ihm eingeladenen Gasten zahlen neben Neulingen und regionalen Autoren auch Martin Walser Astrid Lindgren und Ingeborg Drewitz die sich von der Kauzigkeit Eberles begeistern liess Weit mehr als mit Lesungen und Empfangen machte Eberle die Bucherei jedoch mit ihren auch uberregional beachteten Buchausstellungen bekannt Der englische Bibliothekar G Alan Howe lobte die Ausstellung Heilbronner Autoren des 20 Jahrhunderts 1971 als vorbildlich Grosse Beachtung fand auch die Ausstellung Der Krieg im Roman des 20 Jahrhunderts 1985 die Eberle gemeinsam mit Werner Schweikert zusammengestellt hatte zu einer Zeit als Heilbronn wegen der auf der Waldheide stationierten Mittelstreckenraketen im Blickpunkt der Friedensbewegung stand und Autoren wie Gunter Grass und Robert Jungk sich zu Gesprachen in Heilbronn einfanden Weitere Ausstellungen waren Otto Rombach Heinrich von Kleist Oskar Maria Graf Wilhelm Waiblinger Martin Buber Heinrich Heine Erich Schairer der Bucherverbrennung von 1933 und der deutschen Exilliteratur gewidmet Die Plakate fur die Ausstellungen entwarf Eberle gemeinsam mit regionalen Kunstlern wie Joachim Bertsch Peer Friedel oder Jul Schonau Den Abschluss des Jahres bildete seit 1968 ausserdem die jahrliche Ausstellung Neue Bucher die weit mehr als eine Bucherschau war da Eberle stets zahlreiche prominente Gastredner aus dem Presse und Verlagswesen lud zuletzt 1987 den Zeit Feuilletonchef Fritz J Raddatz Als Beiratsmitglied des Heilbronner Kunstvereins hat Eberle sich fur Avantgarde Kunst in der ansonsten von Nachkriegsarchitektur und biederer Kunst der 1950er Jahre bestimmten Stadt Heilbronn eingesetzt Fur die Neuanlage des Stadtgartens 1972 empfahl der Kunstverein kinetische Kunst von Hans Geipel und Hein Sinken blieb jedoch wie bei vielen anderen stadtischen Bauvorhaben ungehort Der Kunstverein hat darauf Geld zum Erwerb der Friedensstele von Erwin Wortelkamp gesammelt und diese der Stadt gestiftet die sie 1984 dann im Stadtgarten aufgestellt hat Bei Bauwerken des Landes in Heilbronn war man mit der Empfehlung zeitgenossischer Kunst erfolgreicher Als stadtischer Angestellter stand Eberle stets in einem Spannungsverhaltnis mit den jeweiligen Ober und Kulturburgermeistern der Stadt Heilbronn die in kulturellen Dingen nicht unbedingt einer Ansicht mit Eberle waren Aber gerade die Lust an der Kultur und weniger die an deren Verwaltung hat Eberle auch zu einem scharfzungigen Kritiker der Heilbronner Kulturforderung gemacht einem Kritikaster wie viele schrieben Scharfzungig blieb er bis zuletzt Bei seinem letzten offentlichen Auftritt auf der Dachterrasse des Heilbronner Insel Hotels am 15 Juni 1988 anlasslich des 300 jahrigen Jubilaums der Buchhandlung Fr Stritter konnte er sich eine Anmerkung zu Friedrich Schillers Zitat von der Freiheit des Handels und des Geistes das Oberburgermeister Manfred Weinmann zuvor zum Lobe der Stadt angefuhrt hatte nicht verkneifen Es sei so Eberle die Heilbronner Crux dass der Handel mehr Freiheit geniesst als der Geist Bereits wahrend der Veranstaltung fuhlte er sich schwach Am spaten Abend telefonierte er noch mit einer Bekannten am anderen Morgen wurde er tot in seiner Wohnung aufgefunden Eberle wurde am 21 Juni 1988 in Ostfildern Nellingen beigesetzt Familie BearbeitenEberle hat in den fruhen 1950er Jahren eine Kollegin aus Ludwigsburg geheiratet Die Verbindung aus der keine Nachkommen hervorgingen zerbrach beim Wechsel nach Heilbronn 1960 Wurdigung BearbeitenDer Heilbronner Oberburgermeister Manfred Weinmann wurdigte Eberle in einem Nachruf in der Gemeinderatssitzung vom 28 Juni 1988 als einen Menschen der sich durch seine literarische Tatigkeit und sein hohes kulturelles Fachwissen innerhalb und ausserhalb der Stadt in besonderer Weise hervorgetan und sich um das Buchereiwesen bleibende Verdienste erworben hat Die Autorin Eli Weinmann Adorno widmete Eberle ihr 1989 erschienenes Buch Heilbronner Schmunzelgeschichten Ein Jahr nach Eberles Tod erschien der Gedenkband H U E oder die Lust an der Kultur in dem knapp 60 Autoren ihre Erinnerungen an Eberle gesammelt haben Beitrage dieses Buches verfassten u a Herbert Asmodi Alexander Bertsch Ulrich Dehn Werner Gauss Albert Grosshans Uwe Jacobi Jurgen Lodemann Harry Mergel Ingeborg Pilgram Bruckner Erwin Rosenthal Will Schaber Helmut Schmolz Helmut Sembdner Manfred Tripps und Klaus Wagner Literatur BearbeitenKarl Heinz Dahn u a Hrsg H U E oder die Lust an der Kultur Der Mensch die Stadt und das Heilbronner Kulturleben Freundeskreis H U E Heilbronn 1989Anmerkungen Bearbeiten Harald Derschka Der Verein fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Ein Ruckblick auf einhundertfunfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868 2018 In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 136 2018 S 1 303 hier S 218 Normdaten Person GND 1012401367 lobid OGND AKS LCCN n83140040 VIAF 30111121 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eberle Hans UlrichKURZBESCHREIBUNG deutscher BibliothekarGEBURTSDATUM 7 August 1927GEBURTSORT HolzgerlingenSTERBEDATUM 16 Juni 1988STERBEORT Heilbronn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Ulrich Eberle amp oldid 228897852