www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Joachim Rauch 12 Juni 1909 in Wiesbaden 1 Februar 1997 in Heidelberg war ein deutscher Psychiater Neurologe und Hochschullehrer der an der NS Euthanasieforschung beteiligt war Leben BearbeitenHans Joachim Rauch war der Sohn des Hofrates und Theaterdirektors Hermann Rauch 1869 1954 und dessen Ehefrau Alice geborene Blumner 1870 1926 Seine Schullaufbahn schloss er in Wiesbaden mit dem Abitur ab und studierte ab dem Sommersemester 1927 Medizin an den Universitaten Heidelberg Gottingen Wien und Prag Im Juli 1933 legte er in Heidelberg das erste medizinische Staatsexamen ab Er promovierte im Herbst 1933 mit der Dissertation Zwei Falle von Holzsplitterverletzung der Orbita mit Zuruckbleiben eines Fremdkorpers in Heidelberg zum Dr med 1 Anfang November 1933 wurde er approbiert und absolvierte anschliessend bis Oktober 1934 sein Medizinalpraktikum im Saarland Anfang November 1934 wurde er Volontarassistent an der Psychiatrischen Universitatsklinik Heidelberg wo er zunachst als Neuropathologe tatig war Nach einer knapp dreijahrigen Dienstzeit als aktiver Sanitatsoffizier kehrte er Anfang Marz 1938 nach Heidelberg zuruck wo er zunachst als ausserordentlicher Assistent beziehungsweise ab Marz 1941 als wissenschaftlicher Assistent an der Psychiatrischen Universitatsklinik Heidelberg tatig war 2 Rauch war kein Mitglied der NSDAP gehorte jedoch der NSV an 3 Ab dem Beginn des Zweiten Weltkrieges leistete er bis Januar 1942 Kriegsdienst als Truppenarzt 2 Im April 1942 war er fur einige Wochen im Kaiser Wilhelm Institut fur Hirnforschung zur Erforschung der Pathologie am Idioten tatig 3 Rauch war in Heidelberg unter dem Psychiater Carl Schneider an der NS Euthanasieforschung an Kindern beteiligt Von Anfang Juli 1942 bis Ende Marz 1943 war er in eine durch Schneider geleitete Forschungsabteilung in der Heil und Pflegeanstalt Wiesloch abgeordnet diese Tatigkeit wurde mit 150 RM vergutet Rauch sezierte fur Schneiders Forschungsprogramm die Gehirne von Kindern die in der Landes Heil und Pflegeanstalt Eichberg ermordet worden waren Von April 1943 bis zum Kriegsende im Mai 1945 war er bei der Heeressanitatsstaffel in Heidelberg eingesetzt und wurde in diesem Zeitraum im Rang eines Stabsarztes zur Psychiatrischen Universitatsklinik abkommandiert Nachdem er Mitte Februar 1944 seine Anerkennung als Facharzt fur Psychiatrie und Neurologie erhalten hatte habilitierte er sich Ende Februar 1944 in Heidelberg bei Schneider mit der Schrift Die Ausbreitungsart der Gliome und ihr Einfluss auf den Gewebsaufbau Danach war er in Heidelberg ab Oktober 1944 als Privatdozent tatig 2 Sein Forschungsschwerpunkt verlagerte sich spater von der Neuropathologie zur Forensik Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgte Rauch Schneider im Marz 1945 kommissarisch als Leiter der Heidelberger Universitatsnervenklinik nach und verblieb in dieser Funktion bis November 1945 Ab Ende August 1949 war er Oberarzt und ab Mitte Januar 1950 ausserplanmassiger Professor fur forensische Psychiatrie in Heidelberg 3 Er wurde zum arztlichen Direktor befordert und leitete ab 1963 die Abteilung fur forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Universitatsklinik Heidelberg 1 4 Im August 1973 wurde er zum wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt 2 Rauch wurde als vielbeschaftigter Gerichtsgutachter zu spektakularen Gerichtsprozessen in der Bundesrepublik hinzugezogen Auch nach seiner Emeritierung 1977 wurde Rauch noch als Mitarbeiter der Heidelberger Universitatsklinik gefuhrt 5 Im Verfahren gegen das fruhere RAF Mitglied Peter Jurgen Boock lehnte die Verteidigung Rauch 1983 unter Hinweis auf seine Rolle in der NS Euthanasie als Gutachter erfolgreich ab Rauch war daraufhin als sachverstandiger Zeuge am Verfahren beteiligt 6 1983 nahm die Staatsanwaltschaft Heidelberg ein Ermittlungsverfahren gegen Rauch sowie seine damaligen Arztkollegen Carl Friedrich Wendt und Friedrich Schmieder wegen der Beteiligung an Schneiders Euthanasieforschung auf Das Ermittlungsverfahren wurde am 16 Mai 1986 durch die Staatsanwaltschaft Heidelberg eingestellt da gegen die Beschuldigten kein ausreichender Verdacht bestehe an der Totung auch nur eines Patienten beteiligt gewesen zu sein oder vom geplanten Schicksal der untersuchten Patienten gewusst zu haben 7 Nach Zeugenaussagen war unter Heidelberger Arzten und Pflegern bekannt dass auf dem Eichberg Patienten getotet wurden Die Staatsanwaltschaft hielt dies nicht fur gesichertes Wissen sondern fur Geruchte Willi Dressen der Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle hielt es 2000 fur s chwer verstandlich dass unter diesen Umstanden den drei Arzten entgangen sein soll worum es bei ihrer Arbeit in der Forschungsabteilung ging 8 und fur vollig unglaubwurdig dass die Beschuldigten nichts von den nationalsozialistischen Krankenmorden gehort haben sollen Literatur BearbeitenDagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933 1986 Springer Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 540 88835 2 S 483 f Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Ernst Klee Auf der Suche nach Gehirnen Was wusste der Gerichtsgutachter Dr Rauch In Die Zeit vom 13 Mai 1983Einzelnachweise Bearbeiten a b Hermann August Ludwig Degener Walter Habel Wer ist wer Das deutsche Who s who Band 23 Schmidt Romhild 1984 S 991 a b c d Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933 1986 Berlin 2009 S 483f a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 481 Matthias Hamann Hans Asbek Andreas Heinz Halbierte Vernunft und totale Medizin zu Grundlagen Realgeschichte und Fortwirkungen der Psychiatrie im Nationalsozialismus Schwarze Risse 1997 S 103 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 185f Gerhard Mauz In der Welt in der nichts vollkommen ist In Der Spiegel Nr 50 1983 S 81 85 online Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 481 Willi Dressen Das Heidelberger Verfahren gegen Rauch u a Versuch einer rechtlichen Bewertung In Christoph Mundt Gerrit Hohendorf Maike Rotzoll Psychiatrische Forschung und NS Euthanasie Beitrage zu einer Gedenkveranstaltung an der Psychiatrischen Universitatsklinik Heidelberg Das Wunderhorn Heidelberg 2001 ISBN 3 88423 165 0 S 91 96 hier S 93 Normdaten Person GND 101270646X lobid OGND AKS VIAF 171749139 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rauch Hans JoachimKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater Neurologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 12 Juni 1909GEBURTSORT WiesbadenSTERBEDATUM 1 Februar 1997STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Joachim Rauch Mediziner amp oldid 229806882