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Das Gut Geissel ist ein denkmalgeschutztes Profangebaude am Jagdweg 215 in Langenberg einer Gemeinde im Kreis Gutersloh Nordrhein Westfalen Gut Geissel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 2 Namensgebung 3 Schwanewert Legende 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur BearbeitenDas Gut wurde 1231 erstmals urkundlich erwahnt als Graf Gottfried von Arnsberg den Hof zu Gestelle dem Kloster Marienfeld durch Schenkung ubertrug Eine weitere Erwahnung findet sich 1255 Der damalige Verwalter konnte des Gut nicht mehr aus eigenen Mitteln bewirtschaften und musste gegen eine Entschadigung auf seine Rechte am Hof verzichten Weitere Erwahnungen in den Zehntregistern der Abtei Marienfeld erfolgten erst wieder 1456 curia in Geystel und 1504 sculte to Geystelen 1 Am 21 April 1520 verkauften der Abt Heinrich und der Konvent von Marienfeld das Gut an den Grafen Otto von Rietberg Zur Bewirtschaftung des Hofes setzten die Grafen von Rietberg die Vorfahren der jetzigen Besitzerfamilie ein Wann genau das Gut in den Besitz der Familie Geissel uberging ist nicht uberliefert Jedenfalls wird bereits 1648 erstmals ein Meier zu Geissel erwahnt und ab 1681 regelmassig in den Rietberger Kirchenbuchern genannt Als die Familie 1748 in der mannlichen Linie ausstarb heiratete die Erbtochter Anna Margaretha einen Franz Arnold Wiesbrock der seinen Geburtsnamen ablegte und sich von nun an Meier zu Geissel nannte Kurz vor ihm und unter seiner Regie erhielt das Gut bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts sein heutiges Aussehen 1 Die dreiseitig von Wald umschlossene Fachwerkanlage mit geschlammten Backsteinausfachungen besteht aus dem Wohn und Wirtschaftsgebaude dem Pferdestall und den Scheunen Das Wohn und Wirtschaftsgebaude ist mit 1748 bezeichnet Bei dem Langsdielenhaus handelt es sich um ein niederdeutsches Vierstander Hallenhaus das mit einem zweifach vorkragenden Giebel und einer Feierabendglocke aus dem Jahr 1660 ausgestattet ist Die kleinere Scheune unter einem Kruppelwalmdach mit einem vorkragenden Giebel ist ein alteres Hofhaus Sie diente auf dem Vorgangerhof als Wohn und Stallhaus und ist mit 1713 bezeichnet Die grossere Scheune wurde in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts errichtet der Pferdestall ist mit 1750 bezeichnet Der Sattelmeierhof Geissel war ein sog Vollspann volles Erbe 2 und erreichte mit dem weiten Gebiet seines Eigenlandes sowie seinen Leibzuchten und Erbpachtern nahezu gutsherrlichen Charakter 3 Das Gut galt lange Zeit als grosster und bedeutendster Hof in der Grafschaft Rietberg Von der Mitte des 17 Jahrhunderts bis in das spate 18 Jahrhundert waren die Gutsbesitzer zu Geissel als Bauernrichter im Gebiet Bokel und Rietberg teils mit besonderen Aufsichtsbefugnissen tatig 1 In napoleonischer Zeit fungierte die Gutsanlage als Maximilian Commune Mairie im Konigreich Westphalen Burgermeister Johann Maximilian Geissel 4 1775 1857 baute das Anwesen in eine auf Reprasentation bedachte Anlage um An der Westseite des Wohnteils wurden nach Massgabe mehrflugliger Herrensitze traufseitig zwei doppelgeschossige Ausfluchten angegliedert Gleichzeitig wurde der entstandene Vorhof als Ehrenhof gestaltet und der noch heute erhaltene barocke Garten angelegt Eine reprasentative Treppe und eine dreiseitige Galerie wurden eingebaut In Anlehnung an barocke Schlossbauten gab ein heller Schlemmputz wie er auch an den Gebauden der ehemaligen Grafschaft Rietberg zu finden ist der Anlage ein herrschaftliches Geprage Die umgebenden Teiche wurden verbunden und zu einer das Gut rechteckig umschliessenden Grafte erweitert Vorgelagert ist ein weiterer Teich mit einer kleinen Insel 1 Im Jahr 1841 erbaute Franz Arnold Geissel 1807 1898 eine Sandsteinbrucke sowie die Einfriedung in Form einer eisernen Zaunanlage mit grossen Toren und Sandsteinpfeilern an den Zufahrten des Hofes Die Flachen rund um den Hof am Rande der Emsniederung waren fruher teilweise sumpfig und nur bedingt ackerfahig Nach der Flurbereinigung in den fruhen 1980er Jahren und den mit ihr einhergehenden Entwasserungsmassnahmen konnten die Weiden in Ackerland umgewandelt werden Heute bewohnt und bewirtschaftet die Familie Geissel das Gut in vermutlich elfter Generation und offnet es fur Kulturveranstaltungen wie das Literatur und Musikfestival Wege durch das Land 5 Die Gesamtanlage ist nahezu unverandert erhalten In den vergangenen dreissig Jahren wurden umfangreiche Renovierungen vorgenommen Das Engagement der Besitzerfamilie wurde 2014 mit dem Landbaukultur Preis Westfalen Lippe gewurdigt 6 Das Haus ist das Stammhaus des Juristen Maximilian Geissel 1842 1931 der 1871 Justizrat in Borgentreich spater Justizrat Notar Beigeordneter und Ehrenburger in Warburg war und nach seiner Pensionierung wieder auf dem Familiensitz wohnte 7 Nach ihm ist der Geissel sche Garten in der Paderborner Stadtmitte benannt 8 Hauptartikel Geissel scher Garten Seine Tochter Maria Anna Rosa Geissel die den vaterlichen Hof oft besuchte wurde spater unter dem Namen Jenny Kork als Malerin bekannt Namensgebung BearbeitenDas Gut Geissel liegt in der ostlichen Randlandschaft der Beckumer Berge an der Schwelle zur flachen Emsniederung aus der es sich inselartig erhebt Aus dieser topographischen Situation erklart sich zugleich der Hofname Gestelle Geistsel geest geist namlich bedeuten erhoht gelegenes Land und noch heute tragen einige Flurstucke die Bezeichnung Geist 1 Schwanewert Legende BearbeitenZu Beginn des 18 Jahrhunderts suchte der beruchtigte Schwanewert ein Gastwirtssohn aus dem Delbrucker Land als Soldatenwerber des preussischen Soldatenkonigs Friedrich Wilhelm I in der Grafschaft Rietberg nach sog Langen Kerls fur dessen Garderegiment in Potsdam Auf Gut Geissel soll er versucht haben den langen Schafer zu verschleppen Die Entfuhrung blieb aber nicht unbemerkt Mit grossen Hunden wurde dem Wagen des Schwanewert nachgesetzt und der Schafer befreit Schwanewert bekam als Lektion eine Tracht Prugel Zum Gedenken an diesen Tag wurde dem Landespatron Johannes Nepomuk ein Denkmal gesetzt dessen steinerner Sockel sich heute im Garten des Gutes befindet 9 Der Legende nach soll Schwanewert nach seinem gewaltsamen Tod keine Ruhe gefunden haben und als schwarzer Hund mit einem Knuppel am Halsband und zinntellergrossen Augen Knuppelruhe noch jahrzehntelang sein Unwesen getrieben haben 10 Literatur BearbeitenDehio Georg unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen II Westfalen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 03114 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gut Geissel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Foto des Gutes und Bericht uber eine Kulturveranstaltung abgerufen am 3 Mai 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Dr Udo Mainzer Das Gut Geissel bei Langenberg In Gutersloher Beitrage zur Heimat und Landeskunde der Stadte und Gemeinden des Kreises Gutersloh Heft 39 40 Flottmann Verlag Gutersloh September 1975 S 811 f Karl Philipp Schwertener Beitrage zur Verfassungs Wirtschafts u Rechtsgeschichte der Grafschaft Rietberg In Dr phil Franz Flaskamp Stadtarchivar zu Wiedenbruck Hrsg Quellen u Forschungen zur Natur u Geschichte des Kreises Wiedenbruck 17 Heft W Vahle Rietberg i Westf 1935 S 40 61 Dr Wilhelmine Herbort Die Gemeinde Bokel Die Bauerschaften der Gemeinde Bokel In Der Oberkreisdirektor des Landkreises Wiedenbruck Hrsg Monographie des Landkreises Wiedenbruck Siedlungsurkundliche Entwicklung Die Gemeinden Bokel und Druffel Gutersloh 1968 S 43 Wo fliesst das Wasser des Lebens In Living in OWL 4 Juli 2014 abgerufen am 1 Juli 2023 deutsch Die Glocke Wege durch das Land bringen unendlichen Spass 22 April 2022 abgerufen am 4 September 2023 Westfalen Lippes schonste Bauten Abgerufen am 1 Juli 2023 Dr phil Bettina Geissel Die Familie Geissel Privatarchiv der Familie Geissel 1931 Hans Hermann Igges Geisselscher Garten Wie das Paderborner Kleinod zu seinem Namen kam Abgerufen am 4 September 2023 Rainer Stephan Gut Geissel ein landliches Idyll im Verborgenen In Kreis Gutersloh in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine im Kreis Gutersloh Hrsg Heimatjahrbuch des Kreises Gutersloh Flottmann Verlag Gutersloh 1985 ISBN 3 87231 023 2 S 94 Die Glocke Gut Geissel Klosterhof Sommerfrische und Burgermeisteramtssitz 13 Mai 2004 51 788786 8 35135 Koordinaten 51 47 19 6 N 8 21 4 9 O Normdaten Korperschaft GND 7689905 6 lobid OGND AKS VIAF 240581611 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gut Geissel amp oldid 237199473