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Gustav Teichmuller 19 November 1832 in Braunschweig 10 Maijul 22 Mai 1888greg 1 in Dorpat Russland heute Tartu Estland war ein deutscher Philosoph Gustav Teichmuller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Kuriosum Wahrheitsgetreuer Bericht uber meine Reise in den Himmel verfasst von Immanuel Kant 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTeichmuller studierte ab 1852 Philosophie unter Friedrich Adolf Trendelenburg in Berlin und ein Semester in Tubingen bei Jakob Friedrich Reiff und Friedrich Theodor Vischer Durch den Tod des Vaters in finanzielle Schwierigkeiten geraten nahm Teichmuller im August 1855 eine Erzieherstelle im Hause des Ministers von Werther an Teichmuller fand dennoch Zeit 1856 in Halle zu promovieren bevor er mit seinem Arbeitgeber nach Sankt Petersburg ubersiedelte Dort ubernahm Teichmuller nachdem er den Dienst bei von Werther verlassen hatte 1858 eine Stelle als Lehrer am Gymnasium der Annenkirche Im selben Jahr heiratete er Anna Cramer die Tochter eines estlandischen Gutsbesitzers 1860 habilitierte er sich als Privatdozent Philosophie in Gottingen wo er sich in regen Ideenaustausch mit Rudolf Hermann Lotze und Heinrich Ritter Philosoph begab und auf Rudolf Eucken massgeblichen Einfluss gewann 1861 wurde seine erste Tochter Anna Teichmuller geboren im darauffolgenden Jahr starb seine Frau erst zwanzigjahrig kurz nach der Geburt von der zweiten Tochter Lina Nun sah sich Teichmuller ausser Stande seine Lehrtatigkeit fortzusetzen Stattdessen ging er 1863 auf eine eineinhalbjahrige Orientreise Neu inspiriert nahm er seine Lehrtatigkeit wieder auf und heiratete seine Schwagerin Lina Cramer mit welcher Teichmuller noch acht Kinder haben sollte 1868 wurde Teichmuller Professor fur Philosophie an der Universitat Basel Nachdem er einem Ruf der Universitat Dorpat 1871 folgte wurde Teichmullers Basler Lehrstuhl an seinen ehemaligen Schuler Rudolf Eucken vergeben dessen Bewerbung sich u a gegen Friedrich Nietzsche durchsetzte Teichmuller blieb bis zu seinem Tod 1888 Ordinarius der Philosophie in Dorpat Im Jahre 1975 wurde in Braunschweig eine Strasse nach Teichmuller benannt Werk BearbeitenTeichmullers Werk lasst sich in drei Hauptabschnitte einteilen Zu Anfang beschaftigte er sich fast ausschliesslich mit Untersuchungen uber Aristoteles Dem ersten Schaffensabschnitt sind zuzuordnen Aristotelische Forschungen Bd I Beitrage zur Poetik des Aristoteles Halle 1867 Bd II Aristoteles Philosophie der Kunst Halle 1869 Bd III Geschichte des Begriffes der Parusie Halle 1873 Letzteres verrat bereits den Ubergang zu Teichmullers zweitem Themengebiet der Geschichte der Begriffe Als Untersuchungsgegenstand diente Teichmuller das Altertum dessen Gedankenbewegung er nicht als Geschichte von Personlichkeiten sondern als Geschichte von Ideen betrachtete Innere Zusammenhange wollte Teichmuller besonders dort auftun wo bislang von getrennten Systemen und isolierten Tradierungslinien ausgegangen wurde Die Hauptwerke sind Studien zur Geschichte der Begriffe Berlin 1874 Neue Studien zur Geschichte der Begriffe 3 Bande Gotha 1876 1879 Literarische Fehden im IV Jahrhundert vor Christus 2 Bande Gotha 1881 und 1884 Den Hohepunkt Teichmullers Schaffens bilden in einer letzten Phase seine systematischen Arbeiten Ihnen zu Grunde liegt Teichmullers Philosophie von der Scheidung zwischen wirklicher und scheinbarer Welt Den Ursprung unseres Begriffs vom Sein sieht Teichmuller im Selbstbewusstsein Es ist unumganglich das Bewusstsein das auch Fuhlen und Handeln beinhaltet scharf vom theoretischen Wissen der spezifischen Erkenntnis zu trennen Begriffe wie Raum Zeit und Bewegung gelten Teichmuller nur als Formen die innere Vorgange zu Anschauungen verdichten Diese nach aussen projizierte Formen sind der Wirklichkeit selbst jedoch fremd Teichmullers philosophische Anschauung die den Systemen Leibniz und Lotzes ahnelt ist in folgenden Werken enthalten Die wirkliche und die scheinbare Welt Neue Grundlegungen der Metaphysik Breslau 1882 Religionsphilosophie Breslau 1886 Neue Grundlegung der Psychologie und Logik postum Breslau 1889 Kuriosum Wahrheitsgetreuer Bericht uber meine Reise in den Himmel verfasst von Immanuel Kant BearbeitenDie merkwurdigste Schrift Teichmullers ist vermutlich seine humoristische Abrechnung mit dem Neukantianismus die den Titel Wahrheitsgetreuer Bericht uber meine Reise in den Himmel verfasst von Immanuel Kant tragt und 1877 anonym bei Perthes in Gotha erschien Darin lasst Teichmuller den fiktiven Immanuel Kant davon berichten wie er im Jahre 1804 unter Aufwendung seiner ganzen Geisteskraft absichtlich in den Himmel gelangte um sich mit den verstorbenen Philosophen der Vergangenheit zu messen Doch anstatt Kants Meisterschaft anzuerkennen machen sich diese nur uber ihn lustig und er unterliegt ein ums andere Mal im philosophischen Disput Verunsichert ob dieser Erfahrung beschliesst Kant wieder auf die Erde zuruckzukehren und niemals zu sterben da er glaubt nur so verhindern zu konnen dass seine Lehren in Vergessenheit geraten Vielfach wird weiterhin Kant als Autor angegeben so in der 1997er Neuauflage des Wahrheitsberichtes vom Verlag Matthes und Seitz und in vielen Bibliothekskatalogen Angesichts des ersten Satzes ist Kants Autorenschaft jedoch mehr als unwahrscheinlich Ich weiss dass die Meinung uberall verbreitet ist dass ich im Jahre 1804 an Altersschwache gestorben sei Schriften BearbeitenDie aristotelische Eintheilung der Verfassungsformen St Peterburg 1859 Aristotelische Forschungen Bd I Beitrage zur Poetik des Aristoteles Halle 1867 Aristotelische Forschungen Bd II Aristoteles Philosophie der Kunst Halle 1869 Aristotelische Forschungen Bd III Geschichte des Begriffs der Parusie Halle 1873 Studien zur Geschichte der Begriffe Berlin 1874 Neue Studien zur Geschichte der Begriffe drei Bande Gotha 1876 1879 Darwinismus und Philosophie Dorpat 1877 Wahrheitsgetreuer Bericht uber meine Reise in den Himmel verfasst von Immanuel Kant Gotha 1877 Literarische Fehden im IV Jahrhundert vor Christus zwei Bande Breslau 1881 und 1884 Die wirkliche und die scheinbare Welt Neue Grundlegung der Metaphysik Breslau 1882 Religionsphilosophie Breslau 1886 Neue Grundlegung der Psychologie und Logik Breslau 1889 postum Gesammelte Schriften Kommentierte Ausgabe Schwabe Basel November 2014 Band 1 Die wirkliche und die scheinbare Welt Neue Grundlegung der Metaphysik ISBN 978 3 7965 3243 6 Band 2 Religionsphilosophie Vorlesungen uber die Philosophie des Christenthums ISBN 978 3 7965 3244 3 Band 3 Neue Grundlegung der Psychologie und Logik ISBN 978 3 7965 3245 0Literatur BearbeitenRudolf Eucken Teichmuller Gustav In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 543 f Heiner Schwenke Teichmuller Gustav In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 5 Digitalisat Bergit Korschan Kuhle Teichmuller Gustav Prof Dr In Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 605 Elisabeth E Kwan Gustav Teichmuller ein grosser Sohn Braunschweigs In Braunschweigischer Kalender 1992 Joh Heinr Meyer Braunschweig 1992 S 32 34 Meyers Grosses Konversationslexikon 6 Auflage 1909 Norman Mathias Pingel Teichmuller Gustav In Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 S 128 Heiner Schwenke Zuruck zur Wirklichkeit Bewusstsein und Erkenntnis bei Gustav Teichmuller Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel Neue Folge Bd 4 Schwabe Basel 2006 ISBN 3 7965 2217 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Gustav Teichmuller Quellen und Volltexte Literatur von und uber Gustav Teichmuller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Gustav Teichmuller in der Universitatsbibliothek Basel Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Gustav Teichmuller In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digitalEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag im Beerdigungsregister der Universitatsgemeinde zu Dorpat estnisch Tartu ulikooli kogudus Normdaten Person GND 118801554 lobid OGND AKS LCCN n87804768 VIAF 59154444 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Teichmuller GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph und SchriftstellerGEBURTSDATUM 19 November 1832GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 22 Mai 1888STERBEORT Dorpat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Teichmuller Philosoph amp oldid 228608572