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Gustav Kemmann 10 Juni 1858 in Mettmann 9 Februar 1931 in Berlin war ein deutscher Verkehrswissenschaftler und ein bedeutender international tatiger Verkehrsexperte in der Fruhphase der Entwicklung des grossstadtischen offentlichen Verkehrswesens Mit seinen Gutachten trug er entscheidend zum Bau der Berliner U Bahn bei Gustav Kemmann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVon 1878 bis 1882 studierte Kemmann Bauingenieurwesen an der Koniglichen Bauakademie in Berlin die ab 1879 zur Technischen Hochschule Charlottenburg gehorte der Vorgangerin der heutigen Technischen Universitat Berlin Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied des Corps Rheno Guestphalia Berlin 1 Das Studium schloss er mit der ersten Staatsprufung als Regierungsbaufuhrer ab und erhielt neben anderen fur seine guten Leistungen am 17 Juni 1882 eine Reise Pramie von 900 Mark zugesprochen Zweckbestimmung der Pramie war eine Studienreise zur Vervollkommnung der Ausbildung 2 Unmittelbar nach der Studienreise folgte zunachst eine Anstellung bei der Koniglichen Eisenbahndirektion Koln und die Vorbereitung zur zweiten Staatsprufung in Berlin 1886 nach dem Abschluss der Prufung erfolgte die Ernennung zum Regierungsbaumeister Assessor Nach Ubertritt in die Dienste der Koniglichen Eisenbahndirektion Frankfurt unternahm Kemmann 1887 eine erste Studienreise nach England und aufgrund eines Stipendiums 1888 eine zweite Studienreise nach London 1889 holte der preussische Minister der offentlichen Arbeiten Kemmann nach Berlin in die Eisenbahnabteilung seines Ministeriums In dieser Zeit erstellte er sein erstes Verkehrsgutachten im Auftrag der Deutschen Bank er begutachtete die Argentinische Nordostbahn Von 1891 bis 1896 war Kemmann dann als Regierungsrat im Kaiserlichen Patentamt beschaftigt 1892 erschien Kemmanns Buch uber den Verkehr Londons das weitreichende Beachtung fand und ihn zu einem gefragten Verkehrsexperten machte Als 1896 Werner von Siemens bezuglich der Finanzierung seines Hochbahnprojektes an die Deutsche Bank herantrat wandte sich diese an Kemmann und beauftragte ihn das Vorhaben hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit vor allem bezuglich der zu erwartenden Nachfrage zu begutachten Mit seiner Verkehrsprognose betrat Kemmann damals verkehrswissenschaftliches Neuland Anhand selbst durchgefuhrter Verkehrszahlungen schatzte er den zu verlagernden Verkehr ab Zusatzlich ermittelte er aus den Einwohnerzahlen einen zu erwartenden Neuverkehr Diese von ihm erkannten Einflussgrossen bilden bis heute die Grundlagen der Verkehrsprognose Kemmanns Prognose fur das erste Betriebsjahr der auf der Stammstrecke der Berliner Hoch und Untergrundbahn von 22 5 Millionen Fahrgasten erfullte sich dann auch mit erstaunlicher Prazision es wurden 22 664 Millionen Fahrgaste gezahlt nbsp Familiengrab Kemmann auf dem Friedhof WilmersdorfSchwerpunkt der Tatigkeiten blieb das Berliner Verkehrswesen Als Berater im Aufsichtsrat der Hochbahngesellschaft steuerte er uber drei Jahrzehnte die Entwicklung der Berliner Hoch und Untergrundbahn mit Weiterhin wurde er fortgesetzt als Gutachter in Verkehrsfragen von der Deutschen Bank eingesetzt So wirkte er als Berater und als Gutachter bei der Entwicklung der stadtischen Verkehrsmittel in Hamburg Koln Wien Rotterdam London New York Boston und Buenos Aires mit Auch fur die erste eigene U Bahn der Stadt Berlin die Nordsudbahn heute grossteils U6 fertigte Kemmann zahlreiche Gutachten unter anderem zur Nachfrageprognose zum Tarif und zur bau und betriebstechnischen Ausstattung Weitsicht bewies er bei der Durchsetzung des in England entwickelten und dort erfolgreich eingesetzten selbsttatigen Signalsystems fur diese Strecke gegen den Widerstand konservativer Fachkreise Aber auch vergleichsweise kleinen bahntechnischen Problemen widmete Kemmann seine Aufmerksamkeit So wurde ihm 1926 fur die heute selbstverstandlichen Schliessvorrichtungen an den Turen der U Bahn Wagen mit Gummileisten zum Schutz gegen Verletzungen ein Patent erteilt das spater durch die Firma Kiekert vermarktet wurde 1930 veranlasste Kemmann in seiner Heimatstadt Mettmann die Einrichtung einer Oberleitungsbus Linie Dies war der erste neuzeitliche Oberleitungsbus Strecke Deutschlands Sein letztes Gutachten erstellte Kemmann 1931 dann bereits fur die BVG die ab 1929 U Bahnen Strassenbahnen und Busse in Berlin betrieb Es behandelte die Frage der Tarif und Verkehrsgestaltung Kemmann bezeichnete es selbst als sein umfangreichstes Gutachten Wenige Tage nach Fertigstellung des BVG Gutachtens verstarb Kemmann am 9 Februar 1931 wahrend einer Strassenbahnfahrt an einem Herzschlag Er wurde auf dem Stadtischen Friedhof Wilmersdorf beigesetzt Sein Grab wird heute als Ehrengrab der Stadt Berlin gefuhrt Ehrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Gustav Kemmann im U Bahnhof AlexanderplatzBereits zu Lebzeiten wurden Kemmann zahlreiche Ehrungen zuteil 1911 erhielt er das Diplom des Grossen Preises der Internationalen Eisenbahn und Verkehrsausstellung Buenos Aires Im gleichen Jahr wurde er in den Architekten Verein zu Berlin aufgenommen Im U Bahnhof Klosterstrasse wurde bereits zur Eroffnung im Juli 1913 eine Gedenktafel eingeweiht Diese informiert uber die Entwicklung der U Bahn Am rechten und linken Rand der Tafel befinden sich 16 Reliefportrats von Personlichkeiten die zur Entwicklung der Berliner U Bahn beigetragen haben unter ihnen auch Gustav Kemmann 3 Im Oktober des Jahres 1913 wurde dann Kemmann im Rahmen der Eroffnung der Wilmersdorf Dahlemer Untergrundbahn zum Geheimen Baurat ernannt 1918 verlieh ihm die Berliner Technische Hochschule in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die wissenschaftliche Erkenntnis der Betriebs und Verkehrsleistungen und der wirtschaftlichen Daseinsbedingungen der stadtischen Verkehrsmittel sowie um die hieraus sich ergebende praktische Forderung des stadtischen Verkehrswesens die Ehrendoktorwurde Dr Ing E h Ein Jahr spater wurde er auf Vorschlag des preussischen Ministers der offentlichen Arbeiten zum ausserordentlichen Mitglied der Akademie des Bauwesens berufen Am ersten Todestag Kemmanns wurde auf der Zwischenebene des U Bahnhofs Alexanderplatz eine Tafel zum Gedenken an Gustav Kemmann enthullt Im Zweiten Weltkrieg wurde diese demontiert und eingeschmolzen Erst am 21 Dezember 2002 wurde an gleichem Ort eine Replik montiert 4 In Spandau wurde 1955 eine neu angelegte Strasse der Kemmannweg nach ihm benannt Seit 2006 erinnert auch in Kemmanns Geburtsstadt Mettmann eine Gedenktafel an ihn Schriften Auswahl BearbeitenKemmann war ein bedeutender Fachschriftsteller Mit seinen zahlreichen Veroffentlichungen in Fachzeitschriften teilweise pramierten Buchveroffentlichungen und auch seinen Gutachten hat er die Fachliteratur seiner Zeit massgeblich bereichert Viele heute gebrauchliche Fachausdrucke im Signalwesen gehen auf ihn zuruck Der Verkehr Londons mit besonderer Berucksichtigung der Eisenbahnen Verlag von Julius Springer Berlin 1892 Die Berliner Elektrizitatswerke bis Ende 1896 Geplant und Erbaut von der Allgemeinen Elektrizitats Gesellschaft Verlag von Julius Springer Berlin 1897 Zur Eroffnung der elektrischen Hoch und Untergrundbahn in Berlin Julius Springer Berlin 1902 Verkleinerter Nachdruck hrsg von AG Berliner U Bahn GVE Verlag Berlin 2002 ISBN 3 89218 077 6 Der Londoner Verkehr nach dem Bericht des englischen Handelsamts Verlag von Julius Springer Berlin 1909 Das Bahnnetz von Berlin und Vororten Sonderdruck aus Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart Verlag von Reimar Hobbing Berlin 1911 Zur Schnellverkehrspolitik der Grossstadte Verlag von Ernst Wasmuth Berlin 1911 Vorstudien zur Einfuhrung des selbsttatigen Signalsystems auf der Berliner Hoch und Untergrundbahn Verlag von Julius Springer Berlin 1914 Professor Dr Ing Oder In Verkehrstechnische Woche und Eisenbahntechnische Zeitschrift Band 9 Nr 6 Berlin 7 November 1914 S 72 74 Nachruf Moritz Oder Die selbsttatige Signalanlage der Berliner Hoch und Untergrundbahn nebst einigen Vorlaufern Verlag von Julius Springer Berlin 1921 50 Jahre Stettiner Strassenbahn 1879 1929 Stettin 1929 Die Berliner Verkehrs Aktiengesellschaft Betrachtungen zur Tarif und Verkehrsgestaltung Berlin 1931 Artikel zu stadtischen Schnellbahnen in Victor von Roll Hrsg Enzyklopadie des Eisenbahnwesens 2 Auflage in 10 Banden Urban amp Schwarzenberg Berlin Wien 1912 1923 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Literatur BearbeitenR Zu Kemmanns 70 Geburtstag In Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen 68 Jahrgang Heft 27 5 Juli 1928 S 738 739 K A Muller Geh Baurat Dr Ing eh Gustav Kemmann In Verkehrstechnik 12 Jahrgang Heft 8 20 Februar 1931 S 111 W Cauer Gustav Kemmann In Verkehrstechnische Woche 25 Jahrgang Heft 13 1 April 1931 S 189 190 Peter C Lenke Erster Planer des Berliner U Bahn Netzes Vor 40 Jahren starb Geheimrat Kemmann In Der Stadtverkehr 16 Jahrgang Heft 3 Marz 1971 S 111 Hans Christoph Graf von Seherr Thoss Kemmann Gustav In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 480 482 Digitalisat Peter C Lenke So wurde Berlin erste U Bahn Stadt Deutschlands Zum hundertjahrigen Bestehen der Berliner U Bahn und zum Gedenken an den Berliner Verkehrspionier Gustav Kemmann In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins 98 Jahrgang Heft 2 April 2002 Peter C Lenke Ein Pionier des Berliner Nahverkehrs Gustav Kemmann zum 150 Geburtstag In Verkehrsgeschichtliche Blatter 35 Jahrgang Nr 3 Mai Juni 2008 S 80 83 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gustav Kemmann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gustav Kemmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von Gustav Kemmann im Katalog der Staatsbibliothek zu BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Anschriftenliste des Weinheimer SC Darmstadt 1928 S 22 Ertheilung von Reise Pramien an Regierungs Baumeister und Regierung Baufuhrer in Preussen In Centralblatt der Bauverwaltung 1 Juli 1882 S 225 abgerufen am 11 Dezember 2012 Jorg Kuhn Die Gedenktafel im U Bahnhof Klosterstrasse In Aris Fioretos Hrsg Berlin uber und unter der Erde Alfred Grenander die U Bahn und die Kultur der Metropole Nicolaische Berlin 2006 ISBN 3 89479 344 9 Guido Hartmann Die Kunst liegt beim Kultursenator in der Familie In Die Welt vom 28 Dezember 2002 Berliner Hoch und Untergrundbahn In Band 2 1912 S 236 243 Bostoner Schnellbahnen In Band 2 1912 S 469 478 Chicagoer Guteruntergrundbahn In Band 3 1912 S 177 183 Hamburger Schnellbahnen In Band 6 1914 S 107 114 Hochbahnen In Band 6 1914 S 203 204 Liverpools Schnellbahnen In Band 7 1915 S 117 122 Londoner Schnellbahnen In Band 7 1915 S 224 232 New Yorker Schnellbahnen In Band 7 1915 S 328 344 Pariser elektrische Schnellbahnen In Band 7 1915 S 459 467 Philadelphias Schnellbahnen In Band 8 1917 S 71 81 Ringbahn In Band 8 1917 S 225 Stadtbahnen In Band 9 1921 S 132 133 Stadtschnellbahnen In Band 9 1921 S 133 143 Tiefbahnen In Band 9 1921 S 313 Normdaten Person GND 117508829 lobid OGND AKS LCCN n2018010890 VIAF 59863377 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kemmann GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher VerkehrswissenschaftlerGEBURTSDATUM 10 Juni 1858GEBURTSORT MettmannSTERBEDATUM 9 Februar 1931STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Kemmann amp oldid 239087784