www.wikidata.de-de.nina.az
Gustav Havemann 15 Marz 1882 in Gustrow 2 Januar 1960 in Schoneiche war ein deutscher Geiger Er war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1935 Leiter der Reichsmusikerschaft in der Reichsmusikkammer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Gustav Havemann um 1915 Foto von Hugo ErfurthHavemann lernte zuerst Geigespielen bei seinem Vater dem Militarmusiker Johann Havemann Bereits bevor er die Schule besuchte trat er in einem Konzert auf Nach dem Tode des Vaters wurde er durch den Mann seiner Schwester Frieda Musikdirektor Ernst Parlow dem Sohn von Albert Parlow sowie Bruno Ahner weiter ausgebildet und spielte am Hoforchester in Schwerin bevor er 1898 an die Berliner Hochschule fur Musik ging wo einer seiner bedeutenden Lehrer Joseph Joachim war Ab 1900 war er Konzertmeister in Lubeck 1905 Hofkonzertmeister in Darmstadt und Hamburg 1911 wurde er Lehrer am Leipziger Konservatorium und war von 1915 bis 1921 Konzertmeister an der Dresdner Hofoper Nach dem Tod Henri Petris wurde er Primarius des Dresdner Streichquartetts der Koniglichen Kapelle ehemaliges Petri Quartett 1914 wurde sein Sohn Wolfgang Havemann geboren der spater in der antifaschistischen Widerstandsorganisation Rote Kapelle aktiv war 1916 wurde er mit dem Orden fur Kunst und Wissenschaft von Mecklenburg Strelitz ausgezeichnet Von 1921 bis 1945 hatte er eine Professur an der Berliner Hochschule inne In den fruhen 1920er Jahren grundete Havemann mit Georg Kuhnau Hans Mahlke und Adolf Steiner das Havemann Streichquartett und konzertierte international Das Repertoire war klassisch bis modern etwa Stucke von Alban Berg UA Streichquartett op 3 am 2 August 1923 oder Alois Haba Nachdem Georg Kuhnau 1931 das Quartett verlassen hatte spielte das nun sogenannte Havemann Trio am 7 Juni desselben Jahres in Coburg Adolf Brunners Streichtrio 1925 war Havemann Mitglied der Kunstlervereinigung Novembergruppe 1 Die Geigerin Bertha Havemann geborene Fuchs 1892 1931 wurde in jungen Jahren in Darmstadt Havemanns Schulerin und 1913 in Keitum auf Sylt seine zweite Ehefrau Bis 1921 kamen in dieser Ehe vier Kinder zur Welt Bertha Fuchs war die Tochter des spateren Jenaer Oberburgermeisters Theodor Fuchs 2 1931 heiratete Havemann seine dritte Ehefrau die von dem Kunstler Johannes Ilmari Auerbach frisch geschiedene 22 Jahre jungere Ingeborg Harnack 3 die Schwester der spateren Widerstandskampfer Arvid und Falk Harnack Havemann war Mitglied im volkisch gesinnten antisemitischen Kampfbund fur deutsche Kultur Zum 1 Mai 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 179 504 4 Mit seinem Schwager Arvid Harnack kam es haufig zu Auseinandersetzungen wegen Havemanns Uberzeugung von der Mission Hitlers 5 1932 1935 leitete Havemann das von ihm gegrundete Berliner Kampfbund Orchester das 1934 in Landesorchester des Gaues Berlin umbenannt wurde 6 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten schrieb er am 2 April 1933 an den Deutschen Konzertgeberbund Der Kampfbund fur deutsche Kultur wird zu verhindern wissen dass noch irgendwie judischer Einfluss im Musikleben Deutschlands verbleibt Daneben arbeitete er intensiv an der Gleichschaltung des deutschen Musiklebens insbesondere seit er im November 1933 Mitglied des Prasidialrats der Reichsmusikkammer geworden war 6 Nach dem Tod des Reichsprasidenten Paul von Hindenburg gehorte er im August 1934 zu den Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden zur Volksabstimmung uber die Zusammenlegung des Reichsprasidenten und Reichskanzleramts 6 Zudem war er in Das Deutsche Fuhrerlexikon gelistet einem offiziellen Handbuch der NS Prominenz aus dem Jahre 1934 Nach einer Tagebucheintragung von Joseph Goebbels vom 5 Juli 1935 liess er jedoch an diesem Tag Havemann absetzen Havemann abgesetzt wegen Stellungnahme fur Hindemith und anschliessend in die Liste der Musikbolschewisten der NS Kulturgemeinde eintragen 6 Eine andere Darstellung der Vorfalle besagt dass Havemann keineswegs von Goebbels abgesetzt wurde Nachdem sich Havemann nicht nur fur Hindemith eingesetzt hatte sondern auch fur Musiker judischer Herkunft die sehr zu seinem Verdruss aus seinem Orchester entfernt und durch parteikonforme zweitklassige Musiker ersetzt worden waren soll er 1935 Joseph Goebbels gegenuber sein Amt aufgegeben haben Da dies nicht publik werden durfte liess der Propaganda Minister am Tage darauf in den Zeitungen die Version veroffentlichen dass Havemann wegen Unfahigkeit ahnlicher Wortlaut seines Amtes enthoben wurde Nach noch einer anderen Version schied Gustav Havemann im Februar 1936 aus der Reichsmusikkammer mit der offiziellen Begrundung dass dies in keiner Weise ehrenruhrig sondern rein sachlicher Art sei Der Kommentar sei notwendig geworden da Havemann Alkoholismus zum Vorwurf gemacht worden war Sein Engagement fur Hindemith war zuvor auch Wilhelm Furtwangler zum Verhangnis geworden 7 Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1936 fungierte Havemann als Preisrichter bei den Musikwettbewerben 8 Zu seinen Schulern gehorte etwa der Violinvirtuose und Komponist Helmut Zacharias Ab 1942 schrieb Havemann verschiedene Beitrage fur die von Goebbels kontrollierte NS Zeitschrift Das Reich Nach dem Zweiten Weltkrieg lehrte Havemann in der DDR 1950 an der Musikfachschule Cottbus von 1951 bis 1959 an der Deutschen Hochschule fur Musik Ostberlin 6 Er starb am 2 Januar 1960 in Schoneiche bei Berlin Werke BearbeitenHavemann schrieb ein Violinkonzert op 3 1939 und gab mehrere violindidaktische Werke heraus Was ein Geiger wissen muss 1921 Die Violintechnik bis zur Vollendung 1928 Literatur BearbeitenArthur Eaglefield Hull Alfred Einstein Das neue Musiklexikon nach dem Dictionary of modern music and musicians ubersetzt von Alfred Einstein M Hesse Leipzig 1926 Musik und Gesellschaft hrsg v Verband Deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR S 99 Henschelverlag 1960 Hans Coppi Jurgen Danyel Johannes Tuchel Die Rote Kapelle im Widerstand gegen Nationalsozialismus S 117 Edition Hentrich Berlin 1994 ISBN 3 894681 10 1 Dumling Albrecht Aufstieg und Fall des Geigers Gustav Havemann ein Kunstler zwischen Avantgarde und Nazismus in Dissonanz Nr 47 S 9 14 Basel Februar 1996 Heinze Rainer Gustav Havemann Konzertmeister und Lehrer In Gustrower Jahrbuch 1997 S 88 Laumann Verlag GmbH Dulmen 1997 ISBN 3 874662 71 3 Stefan Roloff Mario Vigl Die Rote Kapelle die Widerstandsgruppe im Dritten Reich und die Geschichte Helmut Roloffs Ullstein 2002 Max Rostal Violin Schlussel Erlebnisse Erinnerungen mit einem autobiografischen Text von Leo Rostal Ries amp Erler Berlin 2007 Shareen Blair Brysac Resisting Hitler Mildred Harnack and the Red Orchestra S 74 und 146 Oxford University Press USA 2002 ISBN 9780195152401 Schenk Dietmar Die Hochschule fur Musik zu Berlin Preussens Konservatorium zwischen romantischem Klassizismus und neuer Musik 1869 1932 33 S 118 Franz Steiner Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 515083 28 6Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gustav Havemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Gustav Havemann in der Sachsischen Landesbibliothek Staats und Universitatsbibliothek Dresden Einwohnerverzeichnis von Gustrow 1935 Quelle u a mit Bildern des Havemann Quartetts Kontroverse zwischen Havemann und Carl Flesch 1931 Ernst Parlow als fruher Lehrer Havemanns in Gustrow Havemann Gustav in Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main S Fischer 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 224f Einzelnachweise Bearbeiten Dietmar Schenk Die Hochschule fur Musik zu Berlin S 118 Wolfgang Havemann Familiennachlass Havemann Manuscr Dresdensis App 2475 A D Sachsische Landesbibliothek Dresden 1988 Shareen Blair Brysac Resisting Hitler Mildred Harnack and the Red Orchestra S 146 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 13960536 Shareen Blair Brysac S 146 a b c d e Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 224 225 Axel Jockwer Unterhaltungsmusik im Dritten Reich PDF Universitat Konstanz Memento des Originals vom 6 Februar 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kops ub uni konstanz de Olympedia Gustav Havemann Abgerufen am 3 September 2020 Normdaten Person GND 116550171 lobid OGND AKS LCCN no92014259 VIAF 74606054 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Havemann GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Violinist und Leiter der ReichsmusikkammerGEBURTSDATUM 15 Marz 1882GEBURTSORT GustrowSTERBEDATUM 2 Januar 1960STERBEORT Schoneiche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Havemann amp oldid 237771026