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Gunter Senft 19 Juli 1952 in Kaiserslautern ist ein deutscher Sprachwissenschaftler der sich vor allem mit austronesischen und Papua Sprachen beschaftigte Bekannt wurde er durch seine systemlinguistischen ethnolinguistischen und kognitionswissenschaftlichen Arbeiten uber die Trobriand Insulaner in Papua Neuguinea und deren Sprache Kilivila auch Kiriwina Boyowa die er als erster Linguist grammatisch und lexikalisch beschrieben hat Er gilt international als der Experte fur diese Sprache die er auch fliessend spricht Seit Februar 2018 ist er als Professor emeritus Gast am Max Planck Institut fur Psycholinguistik in Nijmegen wo er schon von 1978 bis 1981 als Doktorand und von 1991 bis 2018 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tatig war Gunter Senft Dezember 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSenft studierte von 1971 bis 1979 Anglistik und Germanistik an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg wo er 1976 die Wissenschaftliche Prufung fur das Lehramt an Gymnasien ablegte Von 1976 bis 1978 war er Mitarbeiter in dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG finanzierten Heidelberger Forschungsprojekt Pidgin Deutsch spanischer und italienischer Arbeiter in der Bundesrepublik Deutschland unter der Leitung von Wolfgang Klein Vom 1978 bis 1981 erhielt er auf Vorschlag von Wolfgang Klein ein Doktorandenstipendium der Max Planck Gesellschaft MPG an der von Willem Pim J M Levelt geleiteten Projektgruppe fur Psycholinguistik ab 1980 Max Planck Institut MPI fur Psycholinguistik in Nijmegen Niederlande Von 1979 bis 1982 setzte er sein Studium der germanistischen Linguistik an der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt am Main fort wo er im Februar 1982 mit seiner von den soziolinguistischen Forschungen von William Labov stark beeinflussten Dissertation Sprachliche Varietat und Variation im Sprachverhalten Kaiserslauterer Metallarbeiter Untersuchungen zu ihrer Begrenzung Beschreibung und Bewertung 1 zum Doktor der Philosophie Dr phil mit dem Pradikat summa cum laude von den Professoren Wolfgang Klein Horst Dieter Schlosser und Brigitte Schlieben Lange promoviert wurde Von 1981 bis 1991 arbeitete er als Postdoktorandenstipendiat der MPG und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Irenaus Eibl Eibesfeldt in dessen Forschungsstelle fur Humanethologie am Max Planck Institut fur Verhaltensphysiologie in Seewiesen in den zunachst von der DFG und dann von der MPG finanzierten Projekten Rituelle Kommunikation auf den Trobriand Inseln und Klassifikationspartikeln im Kilivila Von 1991 bis 2018 war er senior research fellow und senior investigator in Stephen C Levinsons Forschungsgruppe Kognitive Anthropologie der spateren Abteilung Sprache und Kognition am Max Planck Institut fur Psycholinguistik in Nijmegen 1992 habilitierte er sich an der Technischen Universitat Berlin mit der Habilitationsschrift Das System der Klassifikationspartikeln im Kilivila die 1996 von der Oxford University Press New York unter dem Titel Classificatory Particles in Kilivila 2 publiziert wurde er wurde zum Privatdozenten mit der venia legendi fur Allgemeine Linguistik an der TU Berlin ernannt 1994 habilitierte er sich an der Universitat zu Koln um und erhielt die venia legendi fur Allgemeine Sprachwissenschaft 1998 wurde er zum ausserplanmassigen Professor an der Universitat zu Koln ernannt Vom Sommersemester 1999 bis zum Sommersemester 2000 einschliesslich war Senft am MPI fur Psycholinguistik beurlaubt und vertrat in dieser Zeit den Lehrstuhl fur Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universitat Bielefeld Von 2003 bis 2015 lehrte er Linguistik auch an der Radboud Universiteit in Nijmegen Er war Betreuer Promotor oder Copromoter von vielen Doktoranden am MPI fur Psycholinguistik und an vielen nationalen und internationalen Universitaten Senft organisierte oder beteiligte sich an der Organisation von zahlreichen internationalen linguistischen und volkerkundlichen Konferenzen und workshops Von diesen Konferenzen ist besonders die Wenner Gren Konferenz uber Rituelle Kommunikation der Wenner Gren Foundation for Anthropological Research hervorzuheben die Senft zusammen mit Ellen B Basso im Marz 2007 in Sintra Portugal organisieren konnte 1992 war er Mitbegrunder der European Society for Oceanists EsfO und 1997 war er Mitbegrunder der Gesellschaft fur bedrohte Sprachen GBS in Koln deren 2 Vorsitzender er von 1997 bis 2000 war Im Rahmen dieser Aktivitaten war Senft auch einer der Initiatoren des von der Volkswagenstiftung von 1999 bis 2013 geforderten Projekts Dokumentation bedrohter Sprachen und der Etablierung des Sprachen Archivs The Language Archive am MPI fur Psycholinguistik in dem auch seine Kilivila Daten archiviert sind Seit 1992 engagiert er sich stark fur die International Pragmatics Association IPrA mit Sitz in Antwerpen Er war von 1992 bis 2016 zunachst Mitherausgeber und ab 2002 dann hauptverantwortlicher Herausgeber der IPrA Zeitschrift Pragmatics Seit 2009 ist er Herausgeber der Serie Culture and Language Use Studies in Anthropological Linguistics die im Verlag John Benjamins in Amsterdam und Philadelphia erscheint Als Gastwissenschaftler wurde er 1989 und 1992 an die Research School of Pacific Studies der Australian National University eingeladen Er war von 2000 bis 2016 mehrmals im Rahmen des Austauschprogramms fur auslandische Wissenschaftler der Japan Foundation zu Vortragen und workshops an verschiedenen Universitaten in Japan zu Gast Am Ende seiner Karriere wurde er von der Chengchi Nationaluniversitat von Taiwan in Taipeh fur zwei Wochen zu einer funf Vorlesungen umfassenden Vortragsreihe zum Thema Language and Cultural Subjectivity mit anschliessenden Seminaren am Research Center for Chinese Cultural Subjectivity der Universitat eingeladen Seit seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Jahre 2018 ist er dem MPI fur Psycholinguistik noch weiterhin als Gast verbunden Senft hat uber 200 Aufsatze und Bucher veroffentlicht darunter sind acht Monographien drei Bucher die er als Co Autor mitverfasst hat funf von ihm editierte und vier von ihm mit herausgegebene Anthologien Forschungsschwerpunkte BearbeitenNach seinem Interesse an soziolinguistischen und psycholinguistischen Fragestellungen zum ungesteuerten Zweitspracherwerb auslandischer Arbeitnehmer in Deutschland und zur Sprache und zum Sprachverhalten von pfalzischen Metallarbeitern in Kaiserslautern wahrend der ersten sechs Jahre seiner linguistischen Karriere beschaftigte sich Senft nach seiner Dissertation ab 1982 hauptsachlich mit der Sprache der Kultur und verschiedenen Aspekten der Kognition der Trobriand Insulander in Papua Neuguinea Zwischen 1982 und 2012 verbrachte Senft insgesamt fast 4 Jahre im Rahmen von 16 kurz und langfristigen Feldforschungsprojekten auf den Trobriand Inseln 1982 war das Kilivila noch eine linguistisch unbeschriebene Sprache Die Kultur der Trobriand Insulaner war dagegen von Bronislaw Malinowski und einigen anderen Volkerkundlern wie H A Powell Annette Weiner und Edwin Hutchins gut dokumentiert Nachdem er 1986 die erste grammatische und lexikalische Beschreibung des Kilivila vorgelegt hatte konzentrierten sich Senfts interdisziplinare Forschungsschwerpunkte auf das Verhaltnis von Sprache Kultur und Kognition vor allem im Zusammenhang mit Formen ritueller Kommunikation mit Systemen nominaler Klassifikation mit sprachlichen Kategorien mit kognitiver Kategorisierung und mit der Konzeptualisierung von Raumim Kilivila und in anderen Sprachen der Welt Dabei deckte er mit seinen Arbeiten so unterschiedliche geistes und kognitionswissenschaftliche Teildisziplinen ab wie die deskriptive Systemlinguistik die anthropologische Linguistik oder Ethnolinguistik die Soziolinguistik die Psycholinguistik die kognitive Anthropologie die lexikalisch typologische Semantik die Pragmatik und das Interface zwischen Semantik und Pragmatik Ausser den bereits genannten Forschungsschwerpunkten von Senft seien hier noch weitere spezielle Forschungsthemen genannt Ereignis Konzeption und Ereignis Ausdruck in seriellen Verbkonstruktionen Die Sprache der sinnlichen Wahrnehmung und der Ausdruck von Emotionen Dokumentation Archivierung und Revitalisierung bedrohter Sprachen Die Ethnographie des Sprechens der Trobriander Marchen Mythen Magie und Eschatologie der Trobriander Die Sozialisation von Kindern auf den Trobriand Inseln Veroffentlichungen BearbeitenGunter Senft Kilivila The Language of the Trobriand Islanders Mouton de Gruyter Berlin 1986 Gunter Senft Referring to Space Studies in Austronesian and Papuan Languages Clarendon Press Oxford 1997 Gunter Senft Hrsg Systems of Nominal Classification Cambridge University Press Cambridge 2000 2nd edition 2008 Gunter Senft und Ellen B Basso Hrsg Ritual Communication Oxford Berg 2009 Gunter Senft The Trobriand Islanders Ways of Speaking de Gruyter Mouton Berlin 2010 Gunter Senft Understanding Pragmatics Routledge London 2014 Japanische Ausgabe Kaitaku Sha Tokyo 2017 Barbara und Gunter Senft Growing up on the Trobriand Islands in Papua New Guinea Childhood and educational ideologies in Tauwema John Benjamins Amsterdam 2018 Literatur BearbeitenSusanne Beer Papua Neuguinea Magie im Ausverkauf In Schattenblick MaxPlanckForschung Das Wissenschaftsmagazin der Max Planck Gesellschaft 1 2008 75 83 Weblinks BearbeitenGunter Senft Max Planck Institute The Language Archive European Society for Oceanists International Pragmatics AssociationEinzelnachweise Bearbeiten Senft Gunter Sprachliche Varietat und Variation im Sprachverhalten Kaiserslauterer Metallarbeiter Untersuchungen zu ihrer Begrenzung Beschreibung und Bewertung Peter Lang Frankfurt am Main 1982 Senft Gunter Classificatory Particles in Kilivila New York Oxford University Press 1996 Normdaten Person GND 136923623 lobid OGND AKS LCCN n86134382 VIAF 79128646 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Senft GunterKURZBESCHREIBUNG deutscher SprachwissenschaftlerGEBURTSDATUM 19 Juli 1952GEBURTSORT Kaiserslautern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunter Senft amp oldid 219207256