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Zweitspracherwerb auch Zweitsprachenerwerb beschreibt den Prozess bei dem eine zweite oder weitere Sprache nach der Erstsprache erworben wird Je nachdem unter welchen Bedingungen eine neue Sprache erlernt wird unterscheidet man zwischen den Begriffen Zweitsprache und Fremdsprache Die Zweitsprachenerwerbsforschung beschaftigt sich mit der Untersuchung der ablaufenden Prozesse beim Zweitsprachenerwerb Zudem werden auch Einflussfaktoren und Voraussetzungen fur einen erfolgreichen Zweitsprachenerwerb untersucht Seit den 1940er Jahren wird versucht den Zweitspracherwerb durch verschiedene Theorien und Hypothesen zu erklaren Daruber hinaus ist Deutsch als Zweitsprache seit den 1950er Jahren ein zunehmend wichtiges Forschungsfeld Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 1 1 Unterscheidung der Begriffe Zweitsprache und Fremdsprache 2 Kognitive affektive und soziale Sprachlernvoraussetzungen mit Einfluss auf den Erwerb einer Zweitsprache 2 1 Einfluss der Erstsprache beim Zweitspracherwerb 2 2 Affektive Faktoren Motivation und Angst 2 3 Lernstil und Personlichkeitsfaktoren 2 4 Soziale Faktoren 2 5 Alter 2 6 Sprachlernerfahrung 3 Lerntheorien und Hypothesen vor dem Hintergrund von Zweisprachigkeit 3 1 Lerntheoretische Ansatze 3 2 Hypothesen 4 Deutsch als Zweitsprache DaZ 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenDie Zweitsprache ist die Sprache die nach der Erstsprache gelernt wird also die zweite erlernte Sprache Der Begriff bezeichnet jedoch nicht nur die zweite gelernte Sprache nach der Erstsprache sondern kann auch fur eine dritte vierte funfte Sprache usw stehen Ob wir von einer Zweitsprache oder einer Fremdsprache sprechen hangt vom Erwerbskontext ab Normalerweise wird die Abkurzung L2 als allgemeine Bezeichnung fur eine Zweitsprache oder Fremdsprache verwendet Die Abkurzung L1 gilt dementsprechend fur die zuerst erworbene Sprache Eine dritte Sprache auch Tertiarsprache genannt wurde also mit L3 bezeichnet werden Wissenschaftler diskutieren daruber ob der Erstspracherwerb auch ein doppelter oder dreifacher Erstspracherwerb sein kann z B wenn ein Kleinkind die Sprachen beider Eltern als Erstsprache erlernt Daruber hinaus ist man sich nicht einig ab welchem Alter man noch von einem doppelten Erstspracherwerb spricht und ab wann es zu einem fruhen Zweitspracherwerb kommt Allerdings wird in vielen Theorien zum Spracherwerb ab dem dritten Lebensjahr nicht mehr von Erstspracherwerb gesprochen 1 Unterscheidung der Begriffe Zweitsprache und Fremdsprache Bearbeiten Der Begriff Zweitsprache wird in der internationalen Literatur ganz unterschiedlich definiert In vielen Werken werden zum Beispiel die Begriffe Zweitsprache und Fremdsprache synonym benutzt In Skandinavien und auch im deutschsprachigen Raum werden diese beiden Begriffe jedoch unterschieden Dabei kommt es darauf an in welchem Kontext der Lerner diese neue Sprache erwirbt Wenn der Lerner eine Sprache als Fremdsprache lernt so findet dieser Spracherwerb im Rahmen eines formellen Unterrichts z B in der Schule statt Deshalb nutzt der Lerner die erworbene Fremdsprache in der Regel auch nicht in seiner Freizeit Vom Zweitsprachenerwerb spricht man hingegen wenn eine Sprache innerhalb einer Zielkultur gelernt wird Dies ist z B der Fall wenn ein Franzose in Deutschland die deutsche Sprache lernt Der Hauptunterschied liegt also darin dass die Zweitsprache auch zur Kommunikation im Alltag genutzt wird Der Lerner verspurt daher ein dringenderes Bedurfnis diese Zweitsprache zu lernen Zusatzlich zu dieser Alltagskommunikation kann der Lerner aber auch Unterricht in dieser Zweitsprache erhalten Dies bedeutet dass ein Grossteil des Zweitspracherwerbs ohne Lehr und Lernhilfe stattfinden kann Will man also terminologisch korrekt sein so spricht man vom Fremdsprachen Lernen und vom Zweitsprachen Erwerben Trotz der oben genannten Definition der Begriffe Zweitsprache und Fremdsprache bleibt es schwierig abzuwagen wann man von einer Zweitsprache bzw Fremdsprache spricht Als Beispiel fur diese Unklarheit kann die Nutzung des Englischen in Danemark gesehen werden Die danischen Schuler lernen Englisch in einer gewissen Anzahl von Wochenstunden in der Schule Doch die englische Sprache hat auch noch andere Funktionen fur viele danische Leute Englisch wird zum Beispiel als offizielle Sprache vieler grosser internationaler Unternehmen benutzt Auch ein Teil des Unterrichts an einigen Universitaten findet auf Englisch statt Zudem nutzen die Schuler die englische Sprache oft in ihrem Alltag da alle englischsprachigen TV Serien usw auf Englisch ausgestrahlt werden Die Schuler lernen das Englische also hauptsachlich in der Schule nutzen die Sprache aber auch in ihrem Alltagsleben Kognitive affektive und soziale Sprachlernvoraussetzungen mit Einfluss auf den Erwerb einer Zweitsprache BearbeitenEinfluss der Erstsprache beim Zweitspracherwerb Bearbeiten Dem aktuellen Forschungsstand zufolge ist eine differenzierte Beherrschung der Erstsprache L1 eine gute Voraussetzung fur das Erlernen einer Zweitsprache L2 Eine wenig differenzierte Beherrschung der L1 kann jedoch zum Lernhindernis werden Die Erstsprache beeinflusst das Verstandnis und die Produktion einer Zweitsprache wobei ihr Einfluss immer sowohl als Hilfe als auch als Hindernis gesehen werden kann Oft wird in diesem Sinne von Transfer gesprochen Aus kognitiver Sicht wird hier bereits existierendes Wissen aus der L1 ausgenutzt um eine Zweitsprache verstehen und produzieren zu konnen Es werden also Elemente oder Strukturen von einer Sprache auf eine andere ubertragen Es findet jedoch nicht nur ein Transfer von L1 auf L2 statt Auch die Erstsprache kann durch den Erwerb einer Zweitsprache beeinflusst werden So konnen Ahnlichkeiten zwischen der Erstsprache und der Zweitsprache ein Gefuhl von Vertrautheit beim Lerner auslosen Fur den Zweitspracherwerb kann dies positiv gewertet werden da vertraute Inhalte kognitiv schneller verarbeitet werden konnen Man spricht also von positivem Transfer Fangt man an eine Zweitsprache zu erlernen so fallen einem anfangs eher phonologische Ahnlichkeiten auf Spater werden eher semantische Ahnlichkeiten wahrgenommen Jedoch ist es wichtig zu bemerken dass auf allen sprachlichen Ebenen Ahnlichkeiten zu erkennen sind Allerdings kann das Erkennen von Ahnlichkeiten zwischen Wortern der L1 und der L2 auch zu falschen Schlussfolgerungen fuhren Es entsteht ein negativer Transfer auch Interferenz genannt So hat zum Beispiel das englische became nichts mit dem deutschen bekam zu tun Hier spricht man in der Regel von false friends 2 Werden also beim Erlernen einer Zweitsprache ahnliche Strukturen in der L2 entdeckt fallt die Aneignung dieser Strukturen leichter Verwandte Sprachen verlangen also lediglich eine Umstrukturierung der Wissensbestande Es ist jedoch schwer diese Sprache auf hohem Niveau zu beherrschen da die Nahe zwischen L1 und L2 Interferenzen begunstigt Ist die Distanz zwischen zwei Sprachen gross so sind solche Umstrukturierungen nicht mehr moglich Entferntere Sprachen verlangen also eine Neuorientierung Der Erwerbsprozess ist aufwendiger besonders in der Anfangsphase wird aber spater nicht durch etwaige Verwechslungen behindert Affektive Faktoren Motivation und Angst Bearbeiten Unter den affektiven Faktoren die einen Einfluss auf den Zweitspracherwerb haben wurde der Motivation und der Angst besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt da beide den Lernerfolg und die Schnelligkeit des Lernens massgeblich beeinflussen Motivation bezeichnet die Bereitschaft auf ein gewisses Ziel hier das Erlernen einer Sprache hinzuarbeiten Ein Lernender handelt motivierter je wertvoller das angestrebte Ziel ist und je grosser die Wahrscheinlichkeit ist dass er sein Ziel erreichen wird In der Regel wird zwischen integrativen und instrumentalen Beweggrunden unterschieden Integrative Beweggrunde zeigen sich wenn ein Mensch eine Zweitsprache erlernen will um mit den Mitgliedern dieser Sprachkultur in Kontakt zu treten Er besitzt also eine positive Einstellung der Sprache und der Kultur gegenuber Instrumentale Grunde betonen die pragmatischen Aspekte des Zweitspracherwerbs ohne dass der Lerner echtes Interesse an einer Kommunikation mit den Mitgliedern dieser Sprachkultur hat Der Lerner geht eher davon aus dass die Zielsprache ihm fur sein spateres Leben nutzlich sein konnte 3 Was den Faktor Angst betrifft so konnte in Untersuchungen festgestellt werden dass Sprechangst Angst vor einer negativen Evaluation und Prufungsangst sich negativ auf den Zweitspracherwerb auswirken 4 Lernstil und Personlichkeitsfaktoren Bearbeiten Ein junger Zweig der Spracherwerbsforschung beschaftigt sich damit wie der Lernstil eines Menschen seinen Zweit oder Fremdspracherwerb beeinflusst Denn die Art und Weise wie ein Mensch Informationen wahrnimmt und verarbeitet ist grundlegend fur seinen Lernprozess Deshalb sind mit dem Begriff Lernstil Praferenzen in Bezug auf die Informationsdarbietung und verarbeitung gemeint z B visuell auditiv usw Aber auch Personlichkeitsfaktoren wie Extrovertiertheit Empathie oder Risikobereitschaft besonders bei dem Sprechen spielen eine wichtige Rolle Soziale Faktoren Bearbeiten Die oben genannten Personlichkeitsfaktoren werden durch externe soziale Faktoren beeinflusst Zum Beispiel beeinflussen die Haufigkeit und die Qualitat der Kommunikation mit Zielsprachsprechern den Zweitspracherwerb Aber auch Respekt und Unterstutzung anderer Menschen kann den Zweitspracherwerb positiv beeinflussen Alter Bearbeiten Die Forschung zum Einfluss des Faktors Alter beschaftigt sich hauptsachlich mit der Frage ob Kinder besser neue Fremdsprachen lernen konnten als Erwachsene In den 1960er Jahren stellte Lenneberg die Hypothese auf dass nur in einem bestimmten kritischen Zeitraum zwischen zwei und zwolf Jahren ein vollstandiger und erfolgreicher Zweitspracherwerb moglich ware Lenneberg zufolge besasse nur das prapubertare Hirn die notige Modellierbarkeit auch Plastizitat genannt um erfolgreich eine weitere Sprache vollstandig zu erlernen 5 Rezente Forschungsergebnisse haben auch gezeigt dass Kinder nicht nur neurologische Vorteile haben sondern auch affektive und soziale z B weniger Hemmungen und mehr Kontakte Nach heutigem Erkenntnisstand kann man jedoch davon ausgehen dass Kinder und Jugendliche zwar die besseren Voraussetzungen haben ein weit fortgeschrittenes zweitsprachliches Niveau zu erreichen Dennoch konnen auch Erwachsene durch intensives Training ein muttersprachenahnliches Niveau erreichen 6 Dieser altersabhangige Unterschied lasst sich hauptsachlich durch eine unterschiedliche Lautwahrnehmung erklaren Kinder sind eher in der Lage ihnen unbekannte Laute wahrzunehmen Erwachsene neigen wegen der starken Pragung durch ihre L1 eher dazu sprachliche Laute zu ignorieren die in ihrer L1 irrelevant sind Sprachlernerfahrung Bearbeiten Je nachdem wie viele Fremd und Zweitsprachen ein Lernender zuvor gelernt hat verfugt er uber mehr oder weniger Sprachlernerfahrung Damit ist gemeint dass Lernende Lerntechniken und strategien aber auch Erwartungen aus vorherigen Sprachlernerfahrungen auf ihren aktuellen Lernkontext ubertragen Der Unterschied zwischen Lernenden die zuvor bereits eine Fremdsprache gelernt haben und jenen Lernenden die keine solchen Vorerfahrungen besitzen liegt vor allem im affektiven und personlichkeitsbezogenen Bereich Missler fand in einer Untersuchung heraus dass Lerner mit Sprachlernerfahrung ambiguitatstoleranter waren hohere Erfolgserwartungen hatten geringfugig risikobereiter waren und auch ein positiveres Selbstkonzept hatten 7 Lerntheorien und Hypothesen vor dem Hintergrund von Zweisprachigkeit BearbeitenLerntheoretische Ansatze Bearbeiten Die verschiedenen lerntheoretischen Modelle sind zum Teil aufgrund von Schwachen bei anderen Modellen entstanden und existieren aus diesem Grund oft nebeneinander auch wenn sie in vielen Fallen nicht miteinander vergleichbar sind Dies ist darauf zuruckzufuhren dass bei den verschiedenen Modellen unterschiedliche Arten von empirischen Daten erhoben wurden und dies anhand von unterschiedlichen Methoden 8 Der behavioristische AnsatzZwischen den 1940er und den 1970er Jahren standen behavioristische Spracherwerbstheorien beim Lernen einer Zweitsprache im Vordergrund Das Lernen von Sprachen wird als ein Prozess der Konditionierung gesehen Um eine bestimmte Reaktion response zu erhalten benutzt man einen Reiz stimulus sowie positive Verstarkung Das Ziel ist die Reaktion durch Wiederholung als eigenstandige Aktion zu verinnerlichen ohne dass dafur ein Reiz notwendig ist Das Lernen einer Sprache wird demnach durch standige Imitation und Uben vorangetrieben wobei Fehler sofort korrigiert werden sollen Aus dem behavioristischen Ansatz geht hervor dass die Erstsprache als Interferenzquelle fur Fehler beim Lernen einer Zweitsprache verantwortlich sein kann 9 Der nativistische AnsatzDer nativistische Ansatz bezieht sich beim Lernen einer Sprache darauf dass der Mensch von Geburt an gewisse sprachliche Fahigkeiten besitzt die entfaltet werden mussen 10 Der Spracherwerb wird also als Reifungsprozess angesehen bei dem bestimmte Sprachkenntnisse von innen kommen Die Nativisten sind nicht der Meinung dass ein Kind eine Sprache lernen kann ohne einen gewissen Input zu bekommen Trotzdem ist der sprachliche Output von grosserer Bedeutung als der sprachliche Input 11 Noam Chomsky gehort zu den wichtigsten Vertretern des Nativismus und ist fur die Hypothese der Universalgrammatik eine angeborene sprachenspezifische Grundausstattung 12 Fur ihn verlauft die sprachliche Entwicklung in fast allen Sprachen und Kulturen ahnlich so dass man beim Lernen einer Sprache gewisse Elemente wie zum Beispiel die Grammatik nicht lernen muss Der kognitive AnsatzKognitive Spracherwerbstheorien besagen dass Lernen anhand der Auseinandersetzung des Lernenden mit seiner Umwelt geschieht Der Spracherwerb wird im Gegensatz zum Behaviorismus als ein kreativer Prozess und nicht nur Imitation angesehen wobei neues Wissen auf der Basis vorhandenen Wissens verarbeitet wird 13 Die Sprachentwicklung des Menschen kann als Teil der allgemeinen kognitiven Entwicklung gesehen werden weil er seine sprachliche Entwicklung im Einklang mit seiner gesamten biologischen und sonstigen Entwicklung bringt Interaktionistischer und soziokultureller AnsatzDer interaktionistische Ansatz bezieht sich darauf dass Spracherwerb durch eine enge Wechselbeziehung zwischen dem Kind und seiner Umwelt stattfindet wobei die Interaktion zwischen Mutter und Kind als erste Wechselbeziehung angesehen werden kann Beim Interaktionismus sind also das Kind und seine Bezugsperson an einer emotional motivierten und intentional gesteuerten Kommunikation beteiligt und die Entwicklung der Sprache und Kommunikation sind untrennbar miteinander verbunden 14 Hypothesen Bearbeiten Basierend auf den unterschiedlichen Lerntheorien ist eine ganze Reihe von Hypothesen entstanden Diese sind nicht alle zur gleichen Zeit entstanden sind jedoch teilweise eng miteinander verbunden oder bauen aufeinander auf Die KontrastivhypotheseDie Kontrastivhypothese geht von der Annahme aus dass Strukturunterschiede zwischen der Erst und Zweitsprache zu Lernschwierigkeiten fuhren kann 15 Sind die Strukturen der beiden Sprache relativ ahnlich konnen diese transferiert werden und der Lernprozess verlauft ohne Probleme Sind die Strukturen jedoch unterschiedlich sind die Lernschwierigkeiten und Interferenzmoglichkeiten hoch 16 Es besteht also die Moglichkeit aufgrund der Informationen uber die jeweiligen Sprachen eine Prognose abzugeben wie hoch der Grad der Lernschwierigkeiten ausfallen konnte Die IdentitatshypotheseDie Identitatshypothese geht davon aus dass der Erwerb der Zweitsprache im Prinzip dem Erstspracherwerb gleich ist was also als Gegenstuck zur Kontrastivhypothese angesehen werden kann Belegt wird dies vor allem durch die Untersuchungen von Dulay amp Burt 1974 mit dem Bilingual Syntax Measure Test bei dem der Erwerb von englischen grammatischen Morphemen bei funf bis achtjahrigen chinesischen und spanischen Kindern analysiert wurde Festgestellt wurde dass trotz der unterschiedlichen Erstsprachen eine vollige Ubereinstimmung bei der Erwerbsfolge der Morpheme vorhanden war 17 Kritisiert wurden bei der Identitatshypothese vor allem die Untersuchungsmethoden und die Annahme universaler Spracherwerbsprozesse als Basis der Hypothese Die InterlanguagehypotheseDie Interlanguage zu Deutsch meist Interimssprache genannt ist ein eigenstandiges sprachliches Ubergangssystem das beim Lernen einer Zweitsprache auftaucht Diese Zwischensprache ist sowohl systematisch als auch variabel und hat Zuge von der Erst und Zweitsprache sowie von unabhangigen sprachlichen Einheiten Sie ist sehr dynamisch so dass korrekte und abweichende Einheiten nebeneinander zur Verfugung stehen 18 Die Interlanguagehypothese wird als eine Art Kompromiss zwischen der Kontrastiv und Identitatshypothese gesehen 19 Die MonitorhypotheseDie Monitorhypothese bezieht sich darauf dass die Zweitsprache im Rahmen sozialer Situationen und sprachlichem Handeln erworben wird Bei diesem Prozess lernt das Kind systematisch und zielorientiert gewisse Regeln welche die sprachlichen Ausserungen des Kindes uberwachen Dieses Regelsystem kann als Monitor bezeichnet werden 20 Diese stehen dem Lerner jedoch nur vor und nach der Ausserung zur Korrektur zur Verfugung Das Sprechen in der Zweitsprache indes ist Ergebnis von unbewusstem Erwerben 21 Die Inputhypothese Outputhypothese und InteraktionshypotheseDie Inputhypothese beschaftigt sich mit der Annahme dass der sprachliche Input eine zentrale Rolle beim Aneignen einer Zweitsprache spielt Wird ein Kind mit neuem Wissen konfrontiert so integriert es diese Informationen in den vorhandenen sprachlichen Wissensbestand auch wenn es dies nicht immer bewusst tut Wichtig ist dass der Input von Bedeutung sein muss damit er eine Wirkung haben kann Bei der Outputhypothese geht es darum dass dem Output eine hohe Bedeutung beim Spracherwerbsprozess zugewiesen wird Lernende mussen demzufolge die Moglichkeit bekommen ihren Output kooperativ zu entwickeln zu modifizieren und zu korrigieren Die Interaktionshypothese geht davon aus dass Umgebungsfaktoren den Zweitspracherwerb beeinflussen Diese konnen anhand von Aufmerksamkeitslenkung und lernerseitigen Verarbeitungskapazitaten beeinflusst werden Die Entfaltung dieses mentalen Potenzials gelingt am besten durch die Aushandlung von Bedeutung 22 Deutsch als Zweitsprache DaZ BearbeitenGemass unserer Definition wird die deutsche Sprache nur im deutschsprachigen Raum als Zweitsprache erworben also in Deutschland Osterreich usw Das Phanomen DaZ kann als eine Begleiterscheinung von Einwanderungsprozessen gesehen werden Seit den 1970er Jahren wird der Erscheinung DaZ gesellschaftliches und wissenschaftliches Interesse geschenkt Zu diesem Zeitpunkt loste auch der Begriff Deutsch als Zweitsprache die bis zu diesem Zeitpunkt gebrauchliche Bezeichnung Gastarbeiterdeutsch ab Seit den 1970er Jahren wurde viel zum Thema DaZ geforscht besonders im Bereich der Zweitsprachendidaktik Fur die DaZ Sprachforderung von Grund und Forderstufenschulern sind spezielle Konzepte entwickelt worden wie etwa das nach dem Jahr 2000 erarbeitete Konzept der Performativen Spiele Siehe auch BearbeitenSprachforderungLiteratur BearbeitenE Apeltauer Grundlagen des Erst und Fremdsprachenerwerbs Eine Einfuhrung Fernstudienprojekt des DIFF Band 15 Universitat Kassel und Goethe Institut Langenscheidt Munchen 1997 ISBN 3 468 49658 3 H Barkowski H J Krumm Fachlexikon Deutsch als Fremd und Zweitsprache UTB Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8252 8422 0 M Bjerre U Ladegaard Veje til et nyt sprog teorier om sprogtilegnelse Dansklaererforeningens forlag 2007 ISBN 978 87 7996 300 9 B Gunther H Gunther Erstsprache Zweitsprache Fremdsprache Eine Einfuhrung Beltz Weinheim 2007 ISBN 978 3 407 25474 0 B Gunther H Gunther Erstsprache und Zweitsprache Einfuhrung aus padagogischer Sicht Beltz Weinheim 2004 ISBN 3 407 25343 5 B Hufeisen C Riemer Spracherwerb und Sprachenlernen In H J Krumm C Fandrych B Hufeisen C Riemer Hrsg Deutsch als Fremd und Zweitsprache Ein internationales Handbuch Band 1 Walter de Gruyter Berlin 2010 ISBN 978 3 11 020507 7 S 738 753 H W Huneke W Steinig Deutsch als Fremdsprache Eine Einfuhrung Erich Schmidt Verlag 2010 ISBN 978 3 503 12203 5 G F Konigs Zweitsprachenerwerb und Fremdsprachenlernen Begriffe und Konzepte In H J Krumm C Fandrych B Hufeisen C Riemer Hrsg Deutsch als Fremd und Zweitsprache Ein internationales Handbuch Walter de Gruyter Berlin 2010 S 754 763 M Kremer Wie kommt der Mensch zur Sprache Uber Spracherwerbsprozesse GRIN Munchen 2009 ISBN 978 3 640 42941 7 E Oksaar Zweitspracherwerb Wege zur Mehrsprachigkeit und zur interkulturellen Verstandigung Kohlhammer Stuttgart 2003 ISBN 3 17 013708 5 Weblinks BearbeitenWebsite des Portals Deutsch als Zweitsprache DaZ Einzelnachweise Bearbeiten Hufeisen amp Riemer 2010 S 738 Apeltauer 1997 S 80 Riemer 2010 S 219 220 Hufeisen amp Riemer 2010 S 746 Wegener 2007 S 7 Hufeisen amp Riemer 2010 S 745 Hufeisen amp Riemer 2010 S 746 Hufeisen amp Riemer 2010 S 739 740 Hufeisen amp Riemer 2010 S 740 Oksaar 2003 S 86 Kremer 2009 S 8 9 Hufeisen amp Riemer 2010 S 741 Hufeisen amp Riemer 2010 S 741 Gunther amp Gunther 2007 S 91 92 Konigs 2010 S 756 Oksaar 2003 S 99 Oksaar 2003 S 104 105 Oksaar 2003 S 112 113 Konigs 2010 S 756 Gunther amp Gunther 2004 S 148 Grunewald Kuster 2011 S 69 Konigs 2010 S 759 761 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweitspracherwerb amp oldid 232453584