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Unter Groteske auch Grotteske von italienisch grottesco zu grotta Hohle Grotte versteht man in der Kunstgeschichte eine Ornamentform die besonders in Renaissance und Manierismus beliebt war und aus fantastisch gestaltetem 1 feingliedrigem leicht und luftig angeordnetem Rankenwerk besteht das neben pflanzlichen Formen auch Tier und Menschenfiguren phantastische Mischwesen Vasenmotive architektonische Elemente und anderes einbeziehen kann 2 Groteskendekor in der Sala di Giove Palazzo Farnese Caprarola Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bildbeispiele 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Antike Grotesken Dekorationen in der Domus aurea Rom um 64 68 n Chr Der erstmals fur 1502 nachgewiesene Begriff entstand in der Renaissance bald nachdem man gegen 1479 in Rom in der Domus aurea des Kaisers Nero ornamental ausgemalte Sale der romischen Antike entdeckt hatte deren Eigenart sich mit der Beschreibung von Wanddekorationen im 7 Buch der Architectura des Vitruv deckte Weil diese in verschutteten also vermeintlich unterirdischen Raumen gefunden worden waren bezeichnete man sie mit dem von grotta it Hohle abgeleiteten Adjektiv grottesco it hohlenmassig wild phantastisch das seitdem nicht nur auf solche antiken Wanddekorationen sondern auch auf ihre neuzeitlichen Ableitungen und dann daruber hinaus auf verzerrt ubersteigerte Schilderungen in der bildenden Kunst und Literatur angewandt wurde In fruhen Nachahmungen der antiken Fresken die ab etwa 1480 im Werk verschiedener Kunstler auftreten besonders bei Pinturicchio Filippino Lippi Ghirlandaio u a 2 sind die Motive noch dicht zusammengeschoben und zeigen durch Akanthusranken einen eher schweren Duktus nbsp Italienischer Ornamentstich mit Grotesken Nicoletto da Modena ca 1500 ca 1520 Dagegen malte ab 1515 Giovanni da Udine aus der Werkstatt Raffaels in den Loggien des Vatikan lockerer komponierte Girlanden und Gehange die als prominenteste und vorbildhafteste Beispiele fur die Groteskenmalerei der Renaissance gelten Wandmalereien in der Villa Madama Rom 1518 27 der Villa d Este Rom 1560 72 dem Palazzo Farnese in Caprarola 1579 1600 und vielen anderen italienischen Palasten und Villen schliessen sich an bis diese Ornamente in Italien mit dem Ende des Manierismus nach 1600 aus der Mode kommen Nordlich der Alpen hingegen werden sie durch Ornamentstiche vermittelt weiterentwickelt und abgewandelt Die Kupferstecher Hans Sebald Beham Daniel Hopfer und Peter Flotner sind suddeutsche Vertreter eines romisch inspirierten Ornamentstils Kandelaber sind hier ein beliebtes Hauptmotiv Der Norden dagegen entwickelte erst mit dem sog Florisstil dann dem Beschlagwerk dem Roll dem Schweif und Ohrmuschelwerk ganz eigenstandige Varianten der Groteske Sie gingen von der Kupferstichproduktion in den niederlandischen Verlagszentren aus und zeigten nachhaltige Wirkungen auch in der norddeutschen Architektur von der Mitte des 16 bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts Eine noch kontinuierlichere Entwicklung ist in der franzosischen Kunst zu beobachten Die Grotesken Stiche von Du Cerceau 1550 66 richteten sich noch nach italienischen Vorbildern Geschweifte Bander und schwingende Ranken sind fur Etienne Delaunes Blatter 1560 80 typisch Im 17 Jahrhundert werden die Ranken schwerer und vegetabiler die Abwandlung und Vermischung mit anderen Ornamentmotiven z B der Arabeske bringt hier eine begriffliche Unscharfe mit sich Mit dem Bandelwerk 1680 1720 und der Rocaille 1730 1800 im 18 Jahrhundert wird das franzosische Ornament wieder elegant und leicht auch nahert sich der bildliche Kontext des Rokoko Muschelwerks der Idee der Grotte wieder an doch wurde der antikische Bedeutungshintergrund und Begriffsumfang der Groteske im engeren Sinn hier verlassen Angeregt durch die Ausgrabungen in Pompeji in der Mitte des 18 Jahrhunderts greift etwa ab 1760 der Klassizismus bewusst wieder auf ursprungliche Groteskenelemente zuruck deren romisch imperiale Herkunft sehr wohl wahrgenommen wurde Ausgehend von Italien verbreitet sich dieser pompejanische Stil auch im ubrigen Europa besonders in Frankreich England und Norddeutschland Im Historismus und besonders seit der Wiener Weltausstellung 1873 verstarkt sich der Ruckgriff auf die Renaissance und belebt noch einmal die Verwendung von Grotesken Ornamenten wieder im Kunsthandwerk Mobel Metall Fayencen Wanddekoration in der Buchkunst und in der Architektur Bildbeispiele BearbeitenGrotesken in Dekorationsmalerei und Ornamentstich nbsp Groteskendekor an einer Decke im Palazzo Farnese Caprarola ca 1560 1570 nbsp Wanddekoration mit Grotesken von Federico Zuccari in der Sala della gloria Saal des Ruhmes Villa d Este Tivoli nbsp Grotesken Fresko des 16 Jh in der Villa d Este Tivoli nbsp Zwei Fullungen Ornamentstich von Daniel Hopfer um 1500 Literatur BearbeitenGroteske In Lexikon der Kunst Bd 5 Hrg von Wolf Stadler u a Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 258 260 Friedrich Piel Die Ornamentgroteske in der italienischen Renaissance Berlin 1962 Gunter Irmscher Ornament in Europa 1400 2000 Koln 2005 S 107 146 und grundliches Literaturverzeichnis Carsten Peter Warncke Die ornamentale Groteske in Deutschland 1500 1650 Berlin 1979 Alfred Bouss Die Bewegung der Erstarrung Von Grotesken und Groteskem in Foedera naturai Klaus Heinrich zum 60 Geburtstag hrsg von Hartmut Zinser Karl Heinz Kohl Friedrich Stentzler Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1989 ISBN 3 88479 440 XEinzelnachweise Bearbeiten Duden Die Groteske online unter duden de a b Groteske in Lexikon der Kunst Bd 5 hrg von Wolf Stadler u a Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 258 260 hier 258 259Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Groteske Ornament Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Groteske Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Groteske Ornament amp oldid 211913291