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Gottesvergiftung ist der Titel eines 1976 veroffentlichten Buches des Psychoanalytikers Tilmann Moser Es ist eine kritische personliche Auseinandersetzung mit seiner Erfahrung von Religion als ekklesiogener Neurose 2003 veroffentlichte Moser das Buch Von der Gottesvergiftung zu einem ertraglichen Gott Psychoanalytische Uberlegungen zur Religion in dem er seine scharfe Kritik aus Gottesvergiftung neu reflektierte Gottesvergiftung wird im Religionsunterricht an Schulen als Beispiel psychoanalytischer Religionskritik verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Religionskritik in Gottesvergiftung 2 1 Religion als illusionare Wunscherfullung 2 2 Sehnsucht nach Geborgenheit 2 3 Sehnsucht nach Schutz 2 4 Sehnsucht nach Autoritat 3 Zusammenfassung 4 Literatur 5 WeblinksInhalt Bearbeiten Freut euch wenn euer Gott freundlicher war Mit diesen Worten die Tilmann Mosers 1976 erschienene Anklageschrift Gottesvergiftung einleiten zeigt er dass sein Werk ein personlicher Erfahrungsbericht ist dessen Inhalt nicht auf jeden religiosen Menschen zutrifft Es ist eine Anklageschrift gegen Gott der in Gottesvergiftung direkt in einem einzigen Monolog angesprochen sowie angeklagt wird Im zweiten Teil Die Macht deiner Lieder zitiert er Liedtexte des Evangelischen Gesangbuchs Moser beschreibt seine Gotteserfahrung als unheilbare Krankheit eine Vergiftung als Fessel und bedrangende Ubermacht vgl S 10 Er berichtet von einem Teufelskreis des Glaubens Einmal begonnen verstricke man sich in ein Angstgefuhl welches noch frommer und demutiger mache die Angst aber nicht beseitige Der Mensch erniedrige sich selbst in stetiger Demut bis zum Selbsthass und verzweifle angesichts der gottlichen Ubermacht durch standige Schuldgefuhle Das gottliche Druckmittel sei die Aussonderung Moser spricht von seiner Furcht vor der Aussatzigkeit ein Bock unter den Schafen zu sein vgl S 18f Dieser Kreislauf der Angst habe schon lange begonnen so schreibt er Du Gott bluhst aus der Lebensangst meiner Vorfahren S 23 Er kommt spater fur sich zu dem Schluss dass Gott da er kein Lebenszeichen sende tot sein musse vgl S 34 f Sein Plan sei es sich mithilfe dieser autobiographischen Auseinandersetzung von Gott zu losen die Fessel des Glaubens zu sprengen Religionskritik in Gottesvergiftung BearbeitenReligion als illusionare Wunscherfullung Bearbeiten Moser folgt in seinem Werk der Religionskritik Sigmund Freuds des Vaters der Psychoanalyse Freud war von der Nichtexistenz Gottes uberzeugt und suchte Grunde fur die menschliche Religiositat Seine Antwort fand er in der Befriedigung der kindlichen Wunsche nach Geborgenheit Sicherheit Autoritat Gerechtigkeit und einer allgemeinen Sinngebung Wir heissen also Glauben eine Illusion wenn sich in seiner Motivierung die Wunscherfullung vordrangt Sigmund Freud Die Zukunft einer Illusion Dem folgt Moser wenn er als Glaubensgrundlage das kindliche Ungluck sieht wirklich e Bedingungen deines Wachstums in mir waren das Ungluck der misslingenden Menschlichkeit S 12 Oder weiter Ich war fromm weil du der Zugang zu sonst Unzuganglichem warst S 61 Moser berichtet von seinem kindlichen Grossenwahn und einem Erwahltheitsgefuhl welche beide durch den Glauben befriedigt wurden Zusammenfassend wirft er dieses Gott auf folgende Weise vor Dein Angebot ist ausgerichtet auf die tiefsten im Leben unerfullt gebliebenen Sehnsuchte der Menschen Was Menschen nicht geben konnen oder wollen kannst du geben S 43 Sehnsucht nach Geborgenheit Bearbeiten Den ersten fur ihn gultigen Gottesbeweis findet Moser in der innigen Frommigkeit seiner Mutter vgl S 24f Die religiose Erfahrung die das Gebet mit ihr vermittelt hat hat seine Sehnsucht nach Geborgenheit gestillt Er spricht von weiteren religiosen Erfahrungen etwa bei seiner Konfirmation oder beim Besuch des Kirchentags Doch bald wird diese Erfahrung zur Anklage wenn er schreibt Jede Nahe und Intimitat war gottesverseucht S 30 Die Erfahrung war eben da ss ein wirkliches Zusammengehoren nur durch den Umweg uber dich moglich war und da dieses Gefuhl des Zusammengehorens unentbehrlich war wurdest du unentbehrlich Sein Glaube lasse keine Zuneigung ohne transzendenten Bezug mehr zu dies werde ihm zur Last zur Fessel Hier bringt er wieder das Bild des Teufelskreises Jede Geborgenheit sei nur illusionar gegeben Zur Erwahlung gehorte da ss man bei dir jenseits aller Selbstzweifel und Identitatskampfe einen sicheren Platz sichere Identitat haben sollte und geliebt war lang bevor man dafur Menschen brauchte S 74 Sehnsucht nach Schutz Bearbeiten Das Verlangen nach Sicherheit hat Gott in Mosers Kindheit durch Gottesbilder wie Gebirge Schutzwall oder einer letzten Instanz gedeckt vgl S 37 Doch schildert er wie seine Sehnsucht letztlich enttauscht wurde Sehnsucht nach Autoritat Bearbeiten Gott als neinsagende Gestalt als standig uberwachender Big Brother dessen strengem Blick er nie entrinnen konnte empfand Moser als erdruckenden Zwang Zusammenfassung BearbeitenMosers Schilderungen zeigen das Gottesbild eines qualenden Gottes welcher den schwachen Menschen ausnutzt So fasst er seine Gottesvorstellung zusammen wenn er schreibt Du bist ein Geschopf des Missbrauchs menschlicher Gefuhle S 46 Er sagt sich los von seinem toten Gott und beschliesst die Menschen in den Blick zu nehmen um seine Probleme zu losen Und was du fur dich an wunderbaren Eigenschaften gepachtet hattest werde ich bei den Menschen wiederfinden S 100 Literatur BearbeitenAlle Zitate stammen aus Tilmann Moser Gottesvergiftung Suhrkamp Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 518 37033 2 Wolfgang Bohme Hrsg Ist Gott grausam Eine Stellungnahme zu Tilmann Mosers Gottesvergiftung Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1977 ISBN 3 7715 0185 7 Weblinks BearbeitenTilmann Mosers Internetprasenz Gregor Tischler Leiden an der Allmacht Gottes PDF Datei 210 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottesvergiftung amp oldid 239329938