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Der Goldschatz von Erstfeld gilt als der bedeutendste Schweizer Fund aus der Latenezeit LTB Der Schmuck stammt aus der Zeit um 300 v Chr und wurde 1962 bei Erstfeld im Kanton Uri gefunden Er zahlt zu den wichtigsten Zeugnissen keltischer Goldschmiedekunst Die sieben Ringe im Landesmuseum Zurich Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Fundstelle 3 Beschreibung 3 1 Halsringe 3 2 Armringe 4 Bedeutung 5 Prasentation 6 Kritik 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntdeckung Bearbeiten nbsp Auffangbecken rechts der aufgeschuttete DammNach wiederholten Rufen und Lawinenniedergangen liess die Gemeinde Erstfeld im Sommer 1962 am Ostabhang oberhalb des Dorfes am oberen Schuttkegel des Locherbaches ein grosses halbkreisformiges Auffangbecken anlegen etwa 70 Meter oberhalb der Talebene Beim Abtragen eines mehrere Meter starken Hangschuttes am 20 August beseitigten die italienischen Arbeiter Goffredo und Virgilio Ferrazza am Sudende mit einem Bagger etwa in sieben oder acht Meter Tiefe einen rund 60 m grossen Felsblock unter dem ein quaderformiger kleinerer Block lag Um den grossen Block freizulegen damit er weggesprengt werden konnte wollten sie mit dem Bagger den kleinen Block wegdrehen Beim Anheben bzw Wegdrehen mit der Baggerschaufel rutschten aus dem Schutt zwischen den Felsblocken die sieben Ringe hervor Virgilio Ferrazza gerade vor die Fusse Die Ringe seien wie Bierteller aufeinandergestapelt gewesen der kleinste zuunterst der grosste zuoberst Die beiden vermuteten es handle sich um Trachtenschmuck Virgilio wusch einen Ring in einer Pfutze aus wobei ein Sicherungsstift hinausrutschte Eine sofortige Suche blieb erfolglos Dann legten sie die Ringe in ihre Werkzeugkiste und arbeiteten weiter Abends zeigten sie die Ringe ihren Frauen eine erzahlte ihrer Arztin davon Diese riet den Fund dem Schweizerischen Landesmuseum in Zurich zu zeigen wo Prahistoriker Emil Vogt und Konservator Rene Wyss die Ringe als keltisch identifizierten In der Zwischenzeit wurde der grosse Felsblock in Erstfeld gesprengt das Gelande eingeebnet und die Fundstelle dadurch zerstort Dadurch dass die Ringe in einem handbreiten Spalt zwischen dem grossen und dem kleinen Felsen lagen waren sie vor dem Bergdruck geschutzt Vermutlich waren sie in einen Beutel aus Leder oder Stoff eingeschlagen von dem jedoch keine Spuren gesichert werden konnten Fundstelle BearbeitenDie Fundstelle liegt mehrere hundert Meter ostlich oberhalb von Erstfeld auf einer Hohe von 647 m u M Sie ist in etwa 20 Minuten problemlos auf einem Wanderweg erreichbar Der Weg dahin ist beschildert Auf Schautafeln sind die wichtigsten Informationen festgehalten Seit ihrer Entdeckung 1962 wurde die Fundstelle durch Bauarbeiten grossflachig verandert Eine Begehung zeigt demnach nicht die genaue Situation von damals gibt aber doch einen Eindruck der Lage nbsp Wegweiser nbsp Infotafel nbsp vor Ort nbsp Ungefahre Lage des Fundorts unterhalb der BildmitteBeschreibung BearbeitenDer Schmuck besteht aus sieben hohlen Ringen Die vier grossen Halsringe Torques und die drei kleineren Armringe bestehen aus verloteten Schalen aus getriebenem hochkaratigem Gold mit einem Reinheitsgrad von bis zu 95 Sie sind neuwertig und ohne Gebrauchsspuren Wo die Ringe hergestellt wurden ist nicht schlussig nachgewiesen in Frage kommen das Schweizer Mittelland oder Suddeutschland Halsringe Bearbeiten Die vier Halsringe wiegen je um die 125 Gramm Dargestellt sind ineinander verschlungene Mischwesen halb Mensch halb Tier zudem Vogel Schlangen und Pflanzenmotive darunter auch das Motiv Herr der Tiere eine Gottheit die in der keltischen und der mediterranen Mythologie bekannt ist Da Vorder und Ruckseite identisch sind wirken die dargestellten Motive sehr plastisch Je zwei Hals und zwei Armringe bilden ein Paar Die Halsringe sind mit Verschlussen versehen Bei drei Ringen kann der ganze verzierte Mittelteil durch ein Kugelgelenk abgedreht werden Gegenuber dem Gelenk wird der geoffnete Mittelteil durch einen Zapfen in den glatten Ruckteil eingefuhrt und dort durch einen Sicherungsstift festgehalten Beim vierten Ring dient ein Ringsegment im Umfang eines Viertelkreises als Offnung Durch einen kleinen Stift in der Stirn eines Fabelwesens wird das verzierte Segment in seiner Position festgehalten nbsp Halsreif nbsp nbsp nbsp nbsp Detail nbsp nbsp nbsp nbsp Die Einlage aus gefaltetem Goldblech unterhalb des hellgrauen GelenksIm Innern von drei der vier Halsringe fanden sich bei Rontgenuntersuchungen im Jahr 1994 in den Nackenteilen kleine Einlagen aus gefaltetem Goldblech zwischen 3 3 und 4 4 cm lang Bei zwei Ringen liegen sie beim Verschluss beim dritten gegenuber dem Verschluss beim Gelenk Goldene Einlagen in Form von kleinen Blechstucken Barren oder Munzen finden sich auch in anderen Funden in der Mittel und Spatlatenezeit wie zum Beispiel in Civray de Touraine und Snettisham 1 Im obersten Drittel sind sie als Rohrchen geformt unten haben sie einen V formigen Querschnitt Zur Verstarkung durften sie nicht gedient haben da sie die Innenseite der Ringe nur zuoberst beruhren weiter unten schweben sie frei im Innern Die metallurgische Zusammensetzung dieser Barren unterscheidet sich von demjenigen der Ringe ihr Goldgehalt ist geringer der Silbergehalt hoher Fruher wurden diese Einschiebungen als uberflussiges Gold bezeichnet 2 Heute nimmt man an dass durch Hinzufugung von Edelmetall der Wert der Weihegabe an die Gotter erhoht werden sollte 3 Armringe Bearbeiten Jeder Armreif wiegt knappe 50 Gramm Zwei der drei Armringe bilden ein Paar sie unterschieden sich nur in Details voneinander Auffallend ist hier das Motiv des Laufenden Hundes ein Motiv das auf das klassische antike Kunsthandwerk zuruckgeht 4 Der dritte Ring passt stilistisch zum vierten Halsreif nbsp Die Armringe in den ausseren Ringen oben erkennbar das Motiv des nbsp Laufenden HundesBedeutung BearbeitenUber den Grund warum die Ringe vergraben worden sind kann nur spekuliert werden Nahm man zu Beginn an ein Handler habe den Schmuck in einer gefahrlichen Situation vergraben und sei spater nicht mehr dazu gekommen ihn zu holen neigt man seit den 1980er Jahren dazu ihn als Weihegabe an eine Gottheit zu deuten verbunden mit der Bitte um eine sichere Uberquerung der Alpen Neben Waffen wurden in der Zeit der Kelten oft auch Torques als Opfergabe verwendet Erstfeld lag um 300 v Chr im Grenzgebiet zwischen dem damaligen Siedlungsgebiet der Kelten im Mittelland und dem unwirtlichen Alpenraum mit der von ubernaturlichen Kraften belebten Bergwelt mit dem Gotthardmassiv Dieses galt als die hochste Erhebung der Alpen und kam daher als Sitz von Gottern in Frage Da die Reuss damals vom Urnersee her bis Erstfeld mit Schiffen befahren werden konnte lag die Talenge von Erstfeld dort wo der Wasserweg endete und die Route zum Gotthard begann ein Grund hier den Gottheiten wertvolle Weihegaben zu hinterlassen Dazu beigetragen haben mag der machtige Felsblock bei dem die Ringe gefunden wurden Er konnte damals als von weitem erkennbare Landmarke in seiner Masse vergleichbar mit dem Teufelsstein in Goschenen auch eine Rolle gespielt haben Prasentation Bearbeiten nbsp Prasentation der RingeDie Ringe sind in der Dauerausstellung Archaologie Schweiz im Landesmuseum Zurich ausgestellt gleich neben der Goldschale von Altstetten Auf eine Art transparenter Folie auf der Ruckseite der Vitrine werden auf Knopfdruck mehrere gezeichnete Szenen projektiert die zeigen wie ein Kelte die Ringe in das Versteck zwischen den Steinen legt Die Figuren in den Ringen Schlangen Vogel Pflanzen und Fabelwesen werden durch animierte Zeichnungen aus dem Ring herausgelost und in Bewegung einzeln dargestellt Das Historische Museum Uri in Altdorf zeigt Kopien der Ringe Kritik BearbeitenDer Schweizer Chronologiekritiker Christoph Pfister halt den Goldschmuck von Erstfeld fur eine Falschung fur die die Leitung des Schweizerischen Landesmuseums verantwortlich sein soll Das Gold sei zwar echt die Ringe seien aber in neuester Zeit kurz vor der Entdeckung gegossen worden Neben der Tatsache dass drei Manner bei der Besichtigung des Fundortes unpassendes Schuhwerk und Aktentaschen trugen erscheint ihm verdachtig dass die Ringe nach mehr als zwei Jahrtausenden in der Erde unversehrt geblieben sein sollen 5 Literatur BearbeitenFelix Muller Erstfeld In Historisches Lexikon der Schweiz Martin A Guggisberg Der Goldschatz von Erstfeld ein keltischer Bilderzyklus zwischen Mitteleuropa und der Mittelmeerwelt In Schweizerische Gesellschaft fur Geschichte Basel 2000 ISBN 9783908006244 Martin A Guggisberg Goldreiche aber friedliche Leute Bemerkungen zum Goldschmuck der Helvetier In Kunst und Architektur in der Schweiz Jahrgang 51 2000 S 14 22 Martin Guggisberg Drei Goldbarren im Schatz von Erstfeld In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 80 1997 doi 10 5169 seals 117510 Felix Muller Zur Datierung des Goldschatzes von Erstfeld UR In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 73 1990 doi 10 5169 seals 117261Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Goldschatz von Erstfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Andres Furger Der keltische Goldschatz von Erstfeld Entdeckungsgeschichte und Fundort publiziert 2014Einzelnachweise Bearbeiten Martin A Guggisberg Drei Goldbarren im Schatz von Erstfeld In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 80 1997 S 137 Andres Furger Der keltische Goldschatz von Erstfeld Entdeckungsgeschichte und Fundort Bild 1 Martin A Guggisberg Drei Goldbarren im Schatz von Erstfeld In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 80 1997 S 131 Felix Muller Zur Datierung des Goldschatzes von Erstfeld UR In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte 73 1990 S 90 Dillum ch46 823636 8 654182 Koordinaten 46 49 25 1 N 8 39 15 1 O CH1903 692751 186550 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Goldschatz von Erstfeld amp oldid 237381412