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Die Glashutte Gifhorn war eine Glashutte in Gifhorn die 1873 gegrundet wurde und ab 1878 unter dem Namen Glashuttenwerke W Limberg und Co bis zur Betriebsstilllegung 1960 vor allem Hohlglas produzierte Mit bis zu 400 Beschaftigten hatte das Unternehmen eine wirtschaftliche Bedeutung fur die Stadt Glashutte Gifhorn um 1900 die helle Villa an der Strasse wurde als Wohnhaus fur den Glashuttengrunder Wilhelm Limberg erbaut rechts der Bahnhof Gifhorn Inhaltsverzeichnis 1 Vorlauferanlagen im Grossen Moor 2 Grundung in Gifhorn 3 Aufstieg als Glashuttenwerke W Limberg und Co 3 1 Glasfabrik Weisswasser 4 Niedergang 5 Archaologische Funde 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorlauferanlagen im Grossen Moor BearbeitenDie Glashutte Gifhorn geht auf zwei Vorlauferanlagen im Grossen Moor nordlich von Gifhorn zuruck die zeitgleich mit der Grundung der beiden Moorkolonien Neu Dorf und Platendorf ab 1795 entstanden 1794 hatte der Braunschweiger Kaufmann Wegner mit der Staatsverwaltung einen Erbzinsvertrag zur Uberlassung eines Teils des Grossen Moors zwecks Errichtung einer Glashutte abgeschlossen Sie wurde bei Neuhaus zwischen Westerbeck und Triangel errichtet und erhielt den Namen Zappenburg Die Fabrik beschaftigte die im Moor angesiedelten Menschen die aber zum Lebensunterhalt noch Landwirtschaft und Torfhandel betrieben Der Glashuttenbetreiber Wegner hatte mit dem Unternehmen keinen wirtschaftlichen Erfolg und war 1823 finanziell gescheitert Spater kaufte August Thon die Glashutte Zappenburg auf ging aber 1869 damit in Konkurs Eine weitere Glashutte entstand Anfang des 19 Jahrhunderts in Triangel die nach dem Einstellen des Betriebs 1884 verkauft wurde Beiden Betrieben war trotz der rasanten Konjunktur in den Grunderjahren kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden da es an Absatzmoglichkeiten mangelte Grundung in Gifhorn BearbeitenDer 1869 im Grossen Moor wirtschaftlich gescheiterte Glashuttenbesitzer August Thon erwarb 1871 eine Ziegelei in Gifhorn und funktionierte sie in eine Glashutte um die er 1873 nach Kaiserin Augusta benannt als Augusta Hutte in Betrieb nahm Als Fachkrafte beschaftigte er rund 40 Glasmacher die er als fruhere Beschaftigte der stillgelegten Glashutten in Triangel und Neuhaus angeworben hatte Erste Produkte der Gifhorner Glashutte waren Medizinflaschen Spiritusglaser und Hohlglas Nach nur drei Jahren unter der Leitung von August Thon ubernahm 1876 die Stadt Gifhorn die Hutte bei der er sich hoch verschuldet hatte In der Folgezeit brachte die Hutte auch der Stadt nur Verluste ein Aufstieg als Glashuttenwerke W Limberg und Co Bearbeiten nbsp Glashuttengrunder Wilhelm Limberg um 18801878 ubernahm Wilhelm Limberg 1886 aus Westerberg bei Alfeld die Glashutte die dann unter Glashuttenwerke W Limberg und Co firmierte Er liess kunstvolle Flakons fur Parfum Glaszylinder fur Grubenlampen Medizinflaschen und Tropfflaschen herstellen was grossen Erfolg hatte Fur Pelikan wurden Tintenfasser fur 4711 Parfumflaschen und fur die Georg Dralle Parfum und Feinseifenwerke Glasflaschen fur Birkenwasser produziert Die Gifhorner Hutte hatte sich um die Weiterentwicklung der mit Patent belegten Tropfflasche der Glashutte Gnarrenburg verdient gemacht was Patentschriften uber Neuerungen an Tropfenzahlern belegen Die Produkte wurden anfangs mit Pferdegespannen und spater mit der ab 1871 entstandenen Berlin Lehrter Eisenbahn bis nach Hamburg zur Uberseeverschiffung transportiert 1898 zerstorte ein Brand die Glasschleiferei der Hutte die 1899 als modernes dreistockiges Gebaude neu aufgebaut wurde Beim 25 jahrigen Firmenjubilaum 1903 hatte die Glashutte 286 Beschaftigte 1911 waren allein in der Schleiferei 150 Mitarbeiter beschaftigt Die Hutte verfugte uber eine Betriebskrankenkasse Werkswohnungen und einen Gleisanschluss Die Glashutte errang allmahlich eine fuhrende Stellung in der Glasindustrie Handelsvertreter gab es in vielen deutschen Grossstadten in mehreren europaischen Landern in Indien sowie in Nord und Sudamerika Das 50 jahrige Firmenjubilaum 1928 wurde mit einem Festumzug durch Gifhorn begangen Zu dieser Zeit hatte die Hutte 400 Arbeiter und 20 Angestellte Glasprodukte wurden zu dieser Zeit bereits auf halbautomatischen Maschinen aber auch noch mundgeblasen hergestellt Hergestellt wurde vor allem Weissglas aber auch farbiges Glas in blau braun und grun Die Tagesproduktion betrug in den 1930er Jahren bis zu 70 000 Glaser Die Glasmarke und damit offizielle Fabrikmarke der Hutte die auf bestimmten Flaschen vorhanden sein musste bestand ab 1935 aus einem Herz mit dem Buchstaben L fur Limberg 1 Dies ist unter anderem durch eine amtliche Mitteilung von 1938 belegt 1934 kam die Hutte wegen Exportruckgangs in Folge der Weltwirtschaftskrise in wirtschaftliche Schwierigkeiten Wahrend des Zweiten Weltkrieges lief die Glashutte eingeschrankt weiter Es wurden wie auch in vielen anderen Glashutten Glasteile fur die Glasmine 43 gefertigt 2 Nach dem Krieg setzte die Produktion der Hutte im Oktober 1945 wieder ein die 250 Menschen im Jahr 1946 beschaftigte In dieser Zeit betrug der tagliche Ausstoss bis zu 40 000 Glaser wobei es sich hauptsachlich um Medizinflaschen und Behaltnisse fur die Nahrungsmittelindustrie handelte Glasfabrik Weisswasser Bearbeiten Ab 1946 unterhielt die sachsische Glasfabrik Weisswasser eine Zweigstelle mit 35 Mitarbeitern auf dem Firmengelande der Glashutte Gifhorn und produzierte taglich bis zu 10 000 Glaskolben fur Radio und Rontgengerate sowie fur Gluhlampen womit die Valvo Werke in Hamburg beliefert wurden Das Unternehmen war vor dem Zweiten Weltkrieg in Weisswasser in der Oberlausitz ansassig und verlagerte sich noch wahrend des Krieges in die spatere Westzone Hier war es in Oberhausen Marktleuthen und Gifhorn bis zur Fertigstellung einer neuen Glasfabrik 1950 in Aachen tatig Ein fur die Beschaftigten in Gifhorn errichtetes Mehrfamilienhaus ging 1950 in den Besitz einer Wohnungsbaugenossenschaft uber Niedergang Bearbeiten nbsp Die Limberg Villa als letzter baulicher Teil der GlashutteBereits 1954 kam die Hutte in wirtschaftliche Schwierigkeiten Ein Grund war die noch nicht vollzogene Umstellung auf vollautomatische Glasfertigung Das Volkswagenwerk im nahe gelegenen Wolfsburg zog Arbeitskrafte ab und diese Konkurrenzsituation liess die Lohnkosten steigen die in der Hutte einen Anteil von bis zu 50 an den Fertigungskosten ausmachten Als sich 1959 der Umsatz nicht steigern liess blieb der Glashutte nur noch der Vergleich Die geordnete und schrittweise Stilllegung gelang durch Verpachtungen und Verkaufe von Betriebsteilen Anfang 1960 zogen Grossauftraggeber ihre Auftrage zuruck so dass der Betrieb im April 1960 endgultig eingestellt wurde Viele Beschaftigte wechselten zum Volkswagenwerk in Wolfsburg Das Huttengelande mit den Gebauden und Fabrikhallen wurde parzelliert und an mehrere Eigentumer aufgeteilt Ein Mobelhaus richtete 1962 dort ein neues Verkaufsgebaude in der fruheren Schleiferei der Glashutte ein Zu grosseren Abrissarbeiten kam es 1976 bevor auf dem Gelande ab 1977 ein Supermarkt entstand Als das Mobelhaus im Jahr 2004 schloss entstanden zahlreiche andere kurzzeitige Einkaufsladen 2012 und 2013 erfolgten auf dem Gelande weitere Neubauten fur ein Einkaufszentrum mit Parkplatzflachen wobei auch unterirdisch die letzten Relikte der Glashutte beseitigt wurden 3 Einziges bauliches Uberbleibsel der Glashutte ist die Limberg Villa die 1897 als Wohnsitz fur die Familie des Glashuttengrunders Wilhelm Limberg erbaut wurde Archaologische Funde BearbeitenBei Tiefbauarbeiten an verschiedenen Stellen im Gifhorner Stadtgebiet kam es dabei in den Jahren 2009 und 2010 zu umfangreichen Glasfunden 4 5 Es handelte sich um Produktionsruckstande der Hutte mit denen Bodenlocher verfullt wurden die unter anderem beim Abbau von Quarzsand entstanden waren Unter den Funden war viel Altglas anderer Hutten da Glas regelmassig von Glashutten aufgekauft und zum Mitschmelzen verwendet wurde Enorme Mengen an Glasbehaltnissen sind trotz der jahrzehntelangen Lagerung im Boden unbeschadigt erhalten geblieben darunter rund 1 500 Tintenfasser Es wurden auch verschiedene Glasprodukte aus Uranglas gefunden die aber gesundheitlich unbedenklich sind 6 Der Bau eines Einkaufszentrums auf dem Huttengelande in den Jahren 2012 und 2013 wurde von der Kreisarchaologie Gifhorn auf historische Hinterlassenschaften beobachtet Dabei wurden im Boden ein ehemaliges Schienendrehkreuz 7 und Luftkanale eines Glasschmelzofens gefunden 8 Beim Abriss des fruheren Schleifereigebaudes wurde an der Fassade der Firmenschriftzug W Limberg amp Co gegr Glashuttenwerke 1878 entdeckt 9 Literatur BearbeitenBeilage zur Aller Zeitung vom 5 Mai 1928 50 Jahre Glashuttenwerke W Limberg und Co in Gifhorn Beilage zur Gifhorner Tageszeitung vom 6 Mai 1928 50 jahriges Jubilaum der Glashuttenwerke W Limberg und Co Glashuttenwerk Gifhorn Gunter Droge Heinz Gabriel Gifhorner Glashutte Neues uber die Gifhorner Glashutte Funde aus Baugruben im Stadtgebiet Gifhorn 2010 Privatdruck Gunter Droge Heinz Gabriel Gifhorner Glashutte Neues uber die Gifhorner Glashutte Erganzungen Gifhorn 2011 Privatdruck Gunter Droge Heinz Gabriel Firmengeschichte mit Hohen und Tiefen in achtzehnfunfundachzig 1885 Geschichten aus der Geschichte des Landkreises Gifhorn 2023 Gifhorn 2022 S 47 53Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Glashutte Gifhorn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hallenbad Bau Viele Glasfunde in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 25 Juli 2009 Gifhorns Glashutte baute Minen in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 22 Dezember 2010 Von der Glashutte zum modernen Einkaufsmarkt in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 10 Mai 2012 Fund bei Hallenbad Bau Glas fur die Stadtchronik in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 23 Juni 2009 Riesen Uberraschung beim Tedox Bau in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 8 April 2010 Glas Altlast in Gifhorn ist unbedenklich in Gifhorner Rundschau vom 16 Dezember 2011 Drehkreuz der Glashutte entdeckt in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 25 November 2011 Auf den Spuren der alten Glashutte Famila Baustelle als Fundgrube in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 26 November 2011 Schlifski Abriss Original Schriftzug der Glashutte freigelegt in Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 16 Januar 201352 477824 10 543485 Koordinaten 52 28 40 2 N 10 32 36 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glashutte Gifhorn amp oldid 239261133