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Gesundheitssoziologie ist ein Teilgebiet der Soziologie und hat Schnittstellen mit der Medizinsoziologie Sie beschaftigt sich mit dem Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit mit den Determinanten des Gesundheitshandelns und mit den Strukturen des Gesundheitssystems Inhaltsverzeichnis 1 Schwerpunkte 2 Geschichte des Faches 3 Literatur 4 EinzelnachweiseSchwerpunkte BearbeitenEin Schwerpunkt der Gesundheitssoziologie ist die empirische Untersuchung und theoretische Erklarung von ungleicher Verteilung von Gesundheitschancen verschiedener sozialer Milieus Der Zusammenhang von gesundheitlicher und sozialer Ungleichheit steht dabei im Zentrum 1 2 Geschichte des Faches BearbeitenDie Gesundheitssoziologie als eigenstandige spezielle Soziologie entstand in den 1980er Jahren aus der Medizinsoziologie und parallel mit dem Ausbau der Gesundheitswissenschaften in Deutschland 3 Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit der starkeren Betonung von Gesundheit und Gesundheitsforderung als Ziel aller Politikbereiche in der Ottawa Charta der Weltgesundheitsorganisation WHO 4 und der wissenschaftlichen Ruckbesinnung auf Public Health in Deutschland sowie dem Wiederanknupfen an die Traditionen der Sozialmedizin von vor dem Zweiten Weltkrieg 5 Gefordert wurde diese Entwicklung durch die Finanzierung von Forschungsverbunden durch das Bundesministerium fur Forschung und Technologie 6 Der Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit hat Forscher bereits zu Zeiten der industriellen Revolution beschaftigt Die unterschiedlichen Lebensbedingungen der sozialen Klassen beschaftigten auch Mediziner wie Rudolf Virchow So fuhrte Virchow 1847 eine Untersuchung uber die ausgebrochene Typhusepidemie in Oberschlesien durch und stellte fest dass die geistige und materielle Verarmung in der man das Volk hatte versinken lassen verantwortlich sei fur eine hohere Krankheitsanfalligkeit Eine Untersuchung von Friedrich Engels zur Lage der arbeitenden Klasse in England gilt als eine der fruhen medizinsoziologischen Studien 7 Sozialhygiene und Sozialmedizin erlebten bis zum Ersten Weltkrieg ihre Blutezeit auch wenn man sich nicht uber einen einheitlichen Begriff fur die neue Forschungsrichtung einigen konnte Soziale Atiologie Soziale Medizin Soziale Hygiene als auch Soziale Pathologie wurden diskutiert Der deutsche Mediziner Alfred Grotjahn bezog mit seinem Werk Soziale Pathologie neben Infektionskrankheiten auch andere Krankheiten und Risikofaktoren ein Gustav Tugendreich und Max Mosse bundelten in ihrem Sammelband Krankheit und soziale Lage insgesamt zwanzig Studien verschiedener Arzte und Soziologen zu sozialen Ursachen und zur sozialen Behandlung von Krankheiten und machten der Politik damit Vorschlage zur Verminderung schichtspezifischer Unterschiede In der Nachkriegszeit entwickelte sich zunachst eine am Soziologen Talcott Parsons orientierte Medizinsoziologie dessen Ausarbeitung seiner Systemtheorie am Beispiel des Arzt Patienten Verhaltnis in seinem Buch The Social System 8 als Geburtsstunde dieser speziellen Soziologie gilt 9 Rene Konig und Margret Tonnesmann veroffentlichten neben anderen Beitragen aus der Konferenz zu den Problemen der Medizinsoziologie die deutsche Ubersetzung dieses Kapitels 1958 in einem Sonderband der Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychiatrie 10 und in der Folge begann die Institutionalisierung der Medizinsoziologie In den USA wurde 1960 eine Sektion Medizinsoziologie der American Sociological Association gegrundet in Deutschland wurde zunachst 1970 die Medizinische Soziologie innerhalb der Fachergruppe Psychosoziale Medizin Teil des Medizinstudiums 11 Die Deutsche Gesellschaft fur Soziologie hat seit 1970 eine Sektion Medizinsoziologie die sich 2000 2001 in Sektion Medizin und Gesundheitssoziologie umbenannte 12 Seit 1972 besteht zudem die Deutsche Gesellschaft fur Medizinische Soziologie 13 die derselben Forschungsagenda wie die Gesundheitssoziologie folgt Literatur BearbeitenMonika Jungbauer Gans Peter Kriwy Handbuch Gesundheitssoziologie Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 658 06391 7 Thomas Hehlmann Henning Schmidt Semisch Friedrich Schorb Soziologie der Gesundheit utb UVK Lucius Munchen 2018 ISBN 978 3 8252 4741 6 Klaus Hurrelmann Matthias Richter Gesundheits und Medizinsoziologie Eine Einfuhrung in sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung Beltz Juventa 2013 ISBN 978 3 7799 2605 4 Klaus Hurrelmann Gesundheitssoziologie Eine Einfuhrung in sozialwissenschaftliche Theorien von Krankheitspravention und Gesundheitsforderung Juventa Verlag 2000 ISBN 978 3 7799 1468 6 Bernhard Mann Gesundheitssoziologie In Staatslexikon Recht Wirtschaft Gesellschaft Zweiter Band Herder Verlag 2018 ISBN 978 3 451 37512 5Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Mielck Soziale Ungleichheit und Gesundheit Empirische Ergebnisse Erklarungsansatze Interventionsmoglichkeiten Verlag Hans Huber Bern Gottingen Toronto Seattle 2000 Andreas Mielck Soziale Ungleichheit und Gesundheit Einfuhrung in die aktuelle Diskussion Verlag Hans Huber Bern Gottingen Toronto Seattle 2005 Gunnar Sollberg Medizinsoziologie transcript Bielefeld 2001 S 62f WHO Ottawa Charta for Health Promotion 1986 In ubersetzter Form Ottawa Charta Brigitte Ruckstuhl Gesundheitsforderung Entwicklungsgeschichte einer neuen Public Health Perspektive Juventa Weinheim 2011 Jurgen von Troschke Jurgen Axel Hoffmann Markwald Georg Reschauer und Ursula Haberlein Hrsg Entwicklung der Gesundheitswissenschaften Public Health in Deutschland Sachstandsbericht Freiburg 1993 Friedrich Engels Die Lage der arbeitenden Klasse in England In Karl Mara und Friedrich Engels Werke Band 2 Dietz Berlin DDR 1962 1845 S 225 506 Talcott Parsons The Social System Free Press New York London 1951 Gunnar Stollberg Medizinsoziologie transcript Bielefeld 2001 S 9 Parsons Talcott Struktur und Funktion der modernen Medizin In Konig Rene Margret Tonnesmann Hrsg Probleme der Medizin Soziologie Sonderheft 3 der Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie 1958 S 10 57 Gunnar Stollberg Medizinsoziologie transcript Bielefeld 2001 S 9 Maximiliane Wilkesman Wissenstransfer im Krankenhaus VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2001 S 50 Deutsche Gesellschaft fur Medizinische Soziologie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesundheitssoziologie amp oldid 238639232