www.wikidata.de-de.nina.az
Das Geschwind Behan Galaburda Modell auch GBG Modell genannt ist eine Hypothese zur Lateralisation des Gehirns Inhaltsverzeichnis 1 Die Hypothese 2 Rezeption 3 Weiterfuhrende Literatur 4 EinzelnachweiseDie Hypothese BearbeitenDer US amerikanische Neurologe Norman Geschwind entwickelte in den 1980er Jahren zusammen mit seinen Kollegen Peter Behan 1 und Albert Galaburda 2 3 4 die nach ihnen benannte Hypothese Sie besagt dass wahrend der embryonalen Entwicklung Sexualhormone und dabei insbesondere das Testosteron die Rate der Gehirnreifung beeinflussen Hohere Spiegel von Testosteron wurden dabei ab der 20 Schwangerschaftswoche Veranderungen in der Organisation des Gehirnes Lateralisation bewirken die Entwicklung des Immunsystems beeinflussen und die Linkshandigkeit fordern Die linke Hemisphare des Gehirns reagiert so die Hypothese in dieser Entwicklungsphase des Embryos empfindlicher auf storende Faktoren wie beispielsweise Testosteron wodurch das Wachstum einzelner Bereiche in dieser Hemisphare gehemmt wird Diese Hemmung soll in der rechten Hirnhalfte dagegen ein kompensatorisches Wachstum hervorrufen wodurch eine anomale Dominanz der rechten Hirnhemisphare entstehe Der erhohte Testosteronspiegel konne dabei sowohl vom mannlichen Fetus selbst der Mutter von einem mannlichen Zwilling oder von Xenobiotika mit hormonellen Eigenschaften verursacht sein 5 Durch die Veranderungen bei der Lateralisation des Gehirns erklaren sich der GBG Hypothese zufolge eine Reihe von Phanomen Fertigkeiten der rechten Hirnhemisphare wie beispielsweise Musik Mathematik und Kunst sind bei Jungen starker ausgepragt als bei Madchen Andererseits sind sprachliche Anomalien das Sprachzentrum befindet sich in der linken Hirnhemisphare wie beispielsweise Dyslexie Hyperlexie und Stottern bei Jungen haufiger anzutreffen als bei Madchen Ausser den neurologischen Wirkungen des Testosterons soll dieses Hormon auch Einfluss auf die embryonale Entwicklung des Thymus nehmen wodurch die GBG Hypothese Einflusse auf die Entwicklung des Immunsystems und die Folgen daraus zu erklaren versucht Insgesamt gesehen ist die Geschwind Behan Galaburda Hypothese ein Erklarungsmodell fur eine Reihe verschiedener Phanomene Manner die in ihrer embryonalen Entwicklungsphase per se einen hoheren Testosteronspiegel als Frauen aufweisen sollten danach 5 haufiger mathematisch begabt sein erhoht Lernstorungen aufweisen haufiger zur Linkshandigkeit neigen uberlegene raumliche Fertigkeiten aufweisen haufiger sprachbezogene Anomalien haben vermehrt ein gestortes Immunsystem aufweisen Geschwind und Galaburda stellten ihre Hypothese auf nachdem sie bei Linkshandern und ihren Familien eine erhohte Rate an Immunerkrankungen Migrane und Lernschwachen feststellten Bei Immunerkrankungen kamen sie in ihrer Studie auf ein Verhaltnis von 2 7 bei Linkshandern im Vergleich zu Rechtshandern Bei Sprachstorungen Dyslexie und Stottern war das Verhaltnis von Linkshandern zu Rechtshandern noch hoher 1 Rezeption BearbeitenDie Geschwind Behan Galaburda Hypothese wird seit ihrer Formulierung sehr kontrovers diskutiert 6 7 8 9 Verschiedene epidemiologische Studien konnten Teile der Hypothese in ihrer Aussage bestatigen Die Hypothese ist sehr umfangreich und hat eine Vielzahl von Parametern so dass damit eine Reihe von bekannten Phanomenen erklarbar wird aber auf der anderen Seite die Hypothese deshalb kaum falsifizierbar ist 10 5 Fur Teilhypothesen des GBG Modells gibt es unterstutzende epidemiologische Studienbefunde 5 11 Linkshandigkeit ist bei Mannern signifikant haufiger als bei Frauen Gleiches trifft auf das Stottern und Autismus zu 12 Manner sind dagegen bei Fahigkeiten die vor allem die rechte Hirnhemisphare betreffen wie beispielsweise raumliches Denken Frauen im Durchschnitt uberlegen 13 Im Bereich der Immunstorungen wurde bei Allergien 14 Asthma 15 und Colitis ulcerosa ein Zusammenhang mit der Linkshandigkeit gefunden Auch haben Linkshanderinnen eine um 65 hohere Wahrscheinlichkeit an Multipler Sklerose zu erkranken 16 Ahnliche statistische Werte gelten fur linkshandige Manner und Frauen bei Brustkrebs 17 18 19 20 21 Dagegen besteht bei Myasthenia gravis und Arthritis eine negative Korrelation das heisst Linkshander erkranken daran seltener als Rechtshander 22 Mannliche Katzen sind fast alle linkshandig wahrend weibliche Katzen im Wesentlichen rechtshandig sind 23 24 Bei Schimpansen 25 Pferden 26 und Hunden 27 wurden sehr ahnliche Studienergebnisse erhalten Zwischen 1939 und 1960 erhielten Millionen von schwangeren Frauen Injektionen des synthetischen nichtsteroidalen Hormons Diethylstilbestrol DES um Komplikationen wahrend der Schwangerschaft und Totgeburten zu vermeiden bzw zu vermindern 28 Bei den Nachkommen dieser so behandelten Frauen wurde eine signifikant hohere Rate von Linkshandern geboren 29 30 31 32 Weiterfuhrende Literatur BearbeitenG Krommydas u a Fetal sensitivity to testosterone left handedness and development of bronchial asthma a new approach In Med Hypotheses 62 2004 S 143 145 PMID 14729020 U Tan und M Tan Testosterone and grasp reflex differences in human neonates In Laterality 6 2001 S 181 192 PMID 15513169 M M Clark u a Effects of perinatal testosterone on handedness of gerbils support for part of the Geschwind Galaburda hypothesis In Behav Neurosci 110 1996 S 413 417 PMID 8731067 J W van Strien Anomalous dominance is not a key concept in the Geschwind Behan Galaburda model In Brain Cogn 27 1995 S 84 88 PMID 7748547 A St Marseille und C M Braun Comments on immune aspects of the Geschwind Behan Galaburda model and of the article of Bryden McManus and Bulman Fleming In Brain Cogn 26 1994 S 281 290 PMID 7857622 J E Obrzut The Geschwind Behan Galaburda theory of cerebral lateralization thesis antithesis and synthesis In Brain Cogn 26 1994 S 267 274 PMID 7857620 I C McManus und M P Bryden Geschwind s theory of cerebral lateralization developing a formal causal model In Psychol Bull 110 1991 S 237 253 PMID 1946868Einzelnachweise Bearbeiten a b N Geschwind P Behan Left handedness association with immune disease migraine and developmental learning disorder In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 79 Nummer 16 August 1982 S 5097 5100 PMID 6956919 PMC 346835 freier Volltext N Geschwind und A M Galaburda Cerebral lateralization biological mechanisms associations and pathology I A hypothesis and a program for research In Archives of Neurology 42 1985 S 428 459 PMID 3994562 N Geschwind und A M Galaburda Cerebral lateralization biological mechanisms associations and pathology II A hypothesis and a program for research In Archives of Neurology 42 1985 S 521 552 PMID 3890812 N Geschwind und A M Galaburda Cerebral lateralization biological mechanisms associations and pathology III A hypothesis and a program for research In Archives of Neurology 42 1985 S 634 654 PMID 3874617 a b c d F Petermann u a Entwicklungswissenschaft Entwicklungspsychologie Genetik Neuropsychologie Verlag Springer 2004 ISBN 978 3 540 44299 8 S 140 S A Berenbaum und S D Denburg Evaluating the empirical support for the role of testosterone in the Geschwind Behan Galaburda model of cerebral lateralization commentary on Bryden McManus and Bulman Fleming In Brain Cogn 27 1995 S 79 83 PMID 7619133 F H Previc Assessing the legacy of the GBG model In Brain Cogn 26 1994 S 174 180 PMID 7531984 B J Kaplan und S G Crawford SG The GBG model is there more to consider than handedness In Brain Cogn 26 1994 S 291 299 PMID 7857623 F E Tonnessen Testosterone and dyslexia In Pediatr Rehabil 1 1997 S 51 57 PMID 9689239 I C McManus und M P Bryden Geschwind s theory of cerebral lateralization developing a formal causal model In Psychol Bull 110 1991 S 237 253 PMID 1946868 Review N S Morfit und N Y Weekes Handedness and immune function In Brain Cogn 46 2001 S 209 213 PMID 11527332 N Neave Hormones and behaviour a psychological approach Cambridge University Press ISBN 978 052 169201 4 S 148 S Schmidt Linkshandigkeit Ursprung Bewertung Umschulung Grin Verlag 2001 ISBN 978 3 638 64475 4 S 14 R E Weinstein u a Allergy and the Geschwind Behan Galaburda Model In Brain Cogn 26 1994 S 181 184 doi 10 1006 brcg 1994 1048 G Krommydas u a Left handedness in asthmatic children In Pediatr Allergy Immunol 14 2003 S 234 237 PMID 12787305 H Gardener u a The Relationship between Handedness and Risk of Multiple Sclerosis In Mult Scler 15 2009 S 587 592 PMID 1938975 M K Ramadhani S G Elias P A van Noord D E Grobbee P H Peeters C S Uiterwaal Innate left handedness and risk of breast cancer case cohort study In BMJ Clinical research ed Band 331 Nummer 7521 Oktober 2005 S 882 883 doi 10 1136 bmj 38572 440359 AE PMID 16186135 PMC 1255796 freier Volltext L Titus Ernstoff u a Left handedness in relation to breast cancer risk in postmenopausal women In Epidemiology 11 2000 S 181 184 PMID 11021617 L Fritschi M Divitini A Talbot Smith M Knuiman Left handedness and risk of breast cancer In British Journal of Cancer Band 97 Nummer 5 September 2007 S 686 687 doi 10 1038 sj bjc 6603920 PMID 17687338 PMC 2360366 freier Volltext Brustkrebs Erhohtes Risiko bei Linkshanderinnen In Der Spiegel vom 26 September 2005 Mehr Brustkrebs bei Linkshanderinnen In scinexx vom 26 September 2005 Geschwind Behan Galaburda Modell Theorie der Linkshandigkeit und Lateralisation In Andrologen info September 2006 S 108 dnews de Fast alle Kater sind Linkshander Memento vom 12 Dezember 2009 im Internet Archive vom 3 August 2009 D L Wells und S Millsopp Lateralized behaviour in the domestic cat Felis silvestris catus In Animal Behaviour 78 2009 S 537 541 doi 10 1016 j anbehav 2009 06 010 W D Hopkins und D A William Hand use and gestural communication in chimpanzees Pan troglodytes In Journal of Comparative Psychology 112 1998 S 95 99 doi 10 1037 0735 7036 112 1 95 J Murphy u a Idiosyncratic motor laterality in the horse In Applied Animal Behaviour Science 91 2005 S 297 310 doi 10 1016 j applanim 2004 11 001 D L Wells Lateralised behaviour in the domestic dog Canis familiaris In Behavioural Processes 61 2003 S 27 35 doi 10 1016 S0376 6357 02 00161 4 L Titus Ernstoff u a Psychosexual characteristics of men and women exposed prenatally to diethylstilbestrol In Epidemiology 14 2003 S 155 160 PMID 12606880 J G Scheirs und A J Vingerhoets Handedness and other laterality indices in women prenatally exposed to DES In J Clin Exp Neuropsychol 17 1995 S 725 730 PMID 8557813 S C Schachter Handedness in women with intrauterine exposure to diethylstilbestrol In Neuropsychologia 32 1994 S 619 623 PMID 8084419 J M Reinisch und S A Sanders Effects of prenatal exposure to diethylstilbestrol DES on hemispheric laterality and spatial ability in human males In Horm Behav 26 1992 S 62 75 PMID 1563729 L L Smith und M Hines Language lateralization and handedness in women prenatally exposed to diethylstilbestrol DES In Psychoneuroendocrinology 25 2000 S 497 512 PMID 10818283 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschwind Behan Galaburda Modell amp oldid 214441727