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Geschichte der buddhistischen Philosophie ist ein philosophisches Werk von Volker Zotz das sich mit der Entwicklung der Traditionen des buddhistischen Denkens beschaftigt Es gilt mit den Arbeiten von Edward Conze 1 Erich Frauwallner 2 und David J Kalupahana 3 als ein grundlegendes Werk zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Erscheinen 2 Inhalt 2 1 Ubersicht 2 2 Gliederung 3 Rezeption des Buchs 4 EinzelbelegeEntstehung und Erscheinen BearbeitenDas Werk erschien erstmals 1996 in der von Ernesto Grassi gegrundeten Rowohlts deutschen Enzyklopadie 4 Als die letzte und aktuelle Fassung gilt die 2007 in Warschau erschienene polnische Ausgabe 5 Geschrieben wurde das Buch in Kyōto wo Zotz seit 1994 eine Forschungstatigkeit am Institut fur buddhistische Kultur der Ryukoku Universitat wahrnahm 6 Inhalt BearbeitenUbersicht Bearbeiten Im Unterschied zu den Werken uber die buddhistische Philosophiegeschichte von Conze und Frauwallner die sich auf den indischen Raum beschranken und Kalupahana der uber den indischen Buddhismus hinaus einzelne Entwicklungen wie Zen behandelt untersucht die Geschichte der buddhistischen Philosophie von Zotz die Entwicklung des buddhistischen Denkens im ganzen Bereich von Sud und Ostasien Das Buch geht daruber hinaus auf die Rezeption des Buddhismus in Europa ein und fragt am Ende nach der Bedeutung die eine Begegnung mit der Philosophie des Buddhismus fur die westliche Kultur haben konnte Gliederung Bearbeiten Das Buch gliedert sich in eine zweiteilige Einfuhrung und zwolf Kapitel Einleitung Buddhistische Philosophie Hier wird die grundlegende Frage aufgeworfen ob man den Begriff der Philosophie der sich in Griechenland entwickelte sinnvoll auf den Buddhismus anwenden lasst Zotz mein es fuhrt kein Weg an einem Gebrauch des Begriffs der Philosophie im globalen Sinn vorbei Hinter seinem Reservieren fur einen Kulturraum mit vermeintlich monolithischer Tradition verbergen sich oft ideologisch motivierte Versuche das als eigen Erlebte gesondert und rein zu bewahren 7 Der zweite Teil der Einleitung behandelt unter anderem mit sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschieden Probleme der Buddhismus Rezeption und ubt Kritik an der meist eitlen Gewissheit verstanden zu haben 8 1 Kapitel Die Anfange Hier wird das indische Denken vor dem Aufkommen des Buddhismus behandelt wobei Zotz ausfuhrlich auf Yajnavalkya und Mahavira eingeht zu deren substantialistischer Auffassung er dann die fruhbuddhistische Philosophie als eine Art Antithese darstellt 2 Kapitel Das Hinayana Dieses Kapitel behandelt klassische buddhistische Schulen Indiens wie die ausgestorbenen Richtungen Mahasanghika Pudgalavada Sarvastivada und Sautrantika sowie die noch in Sudasien dominierende Schule des Theravada 3 Kapitel Die Sutras des Mahayana Hier werden die philosophischen Aussagen klassischer Texte wie Prajnaparamita Sutras Herz Sutra Diamant Sutra Lotos Sutra Vimalakirti Sutra Avatamsaka Sutra Nirvana Sutra Lankavatara Sutra analysiert 4 Kapitel Zur praktischen Philosophie des indischen Buddhismus Hier werden die Ethik und die Meditation des fruhen Buddhismus sowie die Konzepte vom graduellen meditativen und ethischen Fortschritt des Menschen dargestellt 5 Kapitel Die philosophischen Schulen des Mahayana Zotz behandelt in diesem Kapitel ausfuhrlich das Denken von Nagarjuna und die verschiedenen Richtungen des Vijnanavada 6 Kapitel Spates Madhyamaka und der Tantrismus Hier werden im Wesentlichen Tantra und Vajrayana sowie die Philosophen Buddhapalita und Chandrakirti untersucht 7 Kapitel Buddhistisches Denken in China In diesem Kapitel setzt sich Zotz mit philosophischen Schulen wie Luzong Dilun zong Jingtu zong Chan zong Tiantai zong Huayan zong Faxiang zong Mizong auseinander wobei er meint Wie buddhistisch der Buddhismus bei seiner Rezeption in China blieb fragt sich vor diesem Hintergrund legitim 9 8 Kapitel Japanischer Buddhismus Hier werden neben einer Darstellung der Gesamtentwicklung des japanischen Buddhismus die Lehren von Dōgen und Shinran in ihrer Relevanz fur die Philosophie gewurdigt 9 Kapitel Buddhistisches Denken in Tibet Das Kapitel stellt die Weiterentwicklungen dar die der Buddhismus in Tibet unter anderem durch das Wirken von Gampopa und Tsongkhapa genommen hat 10 Kapitel Moderne Stromungen Hier greift Zotz Ideen neuerer buddhistischer Denker aus Indien Thailand Sri Lanka und Japan auf darunter Bhimrao Ramji Ambedkar K N Jayatilleke Pridi Phanomyong und Manshi Kiyozawa 11 Kapitel Zur Buddhismus Rezeption in Europa An der Einschatzung des Buddhismus bei Johann Gottfried Herder Hegel und Schopenhauer wird hier das Entstehen der grundsatzlichen abendlandischen Urteile uber den Buddhismus gezeigt Zotz unterzieht hier auch Georg Grimm und Paul Dahlke einer Kritik 12 Kapitel Leitmotive buddhistischen Denkens und der Westen Im Schlusskapitel konfrontiert Zotz die vom Anatman bestimmte buddhistische Philosophie mit dem Hauptstrom abendlandischen Denkens dem er eine Tendenz zum Totalitarismus zuspricht die er in der griechischen Metaphysik dem christlichen Monotheismus und dem romischen Imperialismus wurzeln sieht Die Auseinandersetzung mit dem Denken des Buddhismus erscheint vor diesem Hintergrund als die Chance eines Korrektivs Rezeption des Buchs BearbeitenDie Geschichte der buddhistischen Philosophie fand in wissenschaftlichen wie in buddhistischen Kreisen ein Echo Thomas Immoos hielt es fur bedeutend dass Zotz seine Ausfuhrungen mit Fragezeichen beginnt ob der Begriff Philosophie der in einer spezifischen Situation in Griechenland entstand hier uberhaupt sinnvoll angewandt wird Auch sieht es Immoos als wichtig an dass Zotz die Entwicklung des Buddhismus aus der vorangegangenen Geistesgeschichte Indiens betont Dass der Buddhismus seine Wurzeln im indischen Denken fruherer Epochen hat gewinnt hier Anschaulichkeit durch das vorzugliche Kapitel uber die Vorgeschichte das auf die okonomischen und gesellschaftlichen Wandlungen nach der arischen Einwanderung eingeht nach denen das Subjekt als Leben Dasein und Sterben des Einzelnen in den Mittelpunkt des Denkens tritt Immoos urteilt Dieses anspruchsvolle Werk dient dem bereits gebuhrend eingeweihten Leser als vorzugliches Floss zum Uberqueren des Flusses 10 Zotz hinterfragt in der Geschichte der buddhistischen Philosophie das verbreitete Verstandnis buddhistischer Lehren wie Karma und Wiedergeburt Wie Ulrich Dehn zeigte bezweifelte Zotz ob der Gedanke der Wiedergeburt der sich einer Kombination aus karmischem Denken und der Lehre des Pratityasamutpada verdankt wirklich fur die Anliegen des Buddhismus unverzichtbar sei 11 Daruber hinaus stellte Dehn fest Die Lehren von Anatman und bedingtem Entstehen betrachtet Zotz offenbar als selbstevident aus dem Erkenntniserleben des meditativen Weges hier und jetzt Das Sich erinnern an fruhere Leben kann eine der Erkenntnisse sein muss sich aber nicht zwanglaufig einstellen 12 Fur die damals buddhistische Rezensentin Regine Leisner war es bedeutend dass Zotz den Buddhismus in diesem Buch als eine innere Einheit darstellte Dabei gelingt es ihm die einzelnen Schulen und Richtungen nicht trocken und langweilig zu definieren und voneinander abzugrenzen sondern die Dynamik und innere Logik aufzuzeigen nach der sie sich in Abhangigkeit voneinander herausgebildet haben indem Gedankengange und Schwerpunkte von Buddhas Lehre immer wieder neu aufgegriffen durchdacht und ausformuliert miteinander verknupft und gegenseitig beantwortet wurden 13 Mit der Geschichte der buddhistischen Philosophie begann eine als Euromasochismus Debatte bezeichnete Diskussion Diese ging davon aus dass Zotz im Schlusskapitel die Geschichte und aktuelle Situation Europas als wenig pluralistisch und latent totalitar kritisierte Dem wurde von Jens Heise widersprochen der trotz Wertschatzung der Leistungen von Zotz zur Erforschung buddhistischer Philosophie befurchtete dass westliches Denken schlicht auf den Kontrast zum buddhistischen herabgestimmt ist und nur als Totalitarismus auftritt 14 Ahnlich wie Heise urteilte Elisabeth Endres Ein Einwand So richtig Volker Zotz die Verdienste und die Defizite der europaischen Buddhismusrezeption einordnet so sehr verrennt er sich in einen Euromasochismus Alles was sich vom christlichen Monotheismus herleitet ist fur ihn totalitar gefahrlich und moralisch minderwertig 15 Ludger Lutkehaus zufolge tut Zotz alles seinen Ruf als Euromasochist zu verdienen ohne umstandslos zum Buddhophilen zu werden 16 Zotz hat solchen Interpretationen des Schlussskapitels der Geschichte der buddhistischen Philosophie in einem im Jahr 2000 erschienenen Werk widersprochen Jedes interkulturelle Lernen bedarf wie alles Lernen des Gewahrseins eigener Schwachpunkte Parteilich erwahne ich Mangel Europas und Starken Asiens Mich interessieren vor allem eigene Fehler und anderer Vorzuge eine wichtige Voraussetzung will ich lernen statt nur objektiv beschreiben 17 Einzelbelege Bearbeiten Edward Conze Buddhistisches Denken Drei Phasen buddhistischer Philosophie in Indien Insel Frankfurt am Main Ffm u Leipzig 1988 2 Aufl Suhrkamp st 1772 Ffm 1994 ISBN 3 518 38272 1 Insel it 3248 Ffm 1 Aufl 2007 ISBN 978 3 458 34948 8 Erich Frauwallner Die Philosophie des Buddhismus 5 Aufl Berlin Akademie Verlag 2010 ISBN 978 3 05 004531 3 David J Kalupahana 1994 A History of Buddhist Philosophy Delhi Motilal Banarsidass Volker Zotz Geschichte der buddhistischen Philosophie Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1996 ISBN 3 499 55537 9 Volker Zotz Historia filozofii buddyjskiej Wydawnictwo WAM 2007 ISBN 978 83 7318 878 5 Volker Zotz Geschichte der buddhistischen Philosophie Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1996 ISBN 3 499 55537 9 S 2 Geschichte der buddhistischen Philosophie S 12 Geschichte der buddhistischen Philosophie S 28 Geschichte der buddhistischen Philosophie S 176 Thomas Immoos in OAG Notizen Deutsche Gesellschaft fur Natur und Volkerkunde Ostasiens Tokyo 4 1998 S 26 27 Ulrich Dehn Sakularisierung und Buddhismus In Christina von Braun Wilhelm Grab Johannes Zachhuber Sakularisierung Bilanz und Perspektiven einer umstrittenen These Berlin 2007 ISBN 978 3 8258 0150 2 S 164 Ulrich Dehn Sakularisierung und Buddhismus S 164 Regine Leisner in Lotusblatter 1 1997 S 52 Jens Heise in Nachrichten der Gesellschaft fur die Natur und Volkerkunde Ostasiens Zeitschrift fur Kultur und Geschichte Ost und Sudostasiens 161 162 1997 Suddeutsche Zeitung vom 11 Januar 1997 Ludger Lutkehaus Neue Zurcher Zeitung vom 8 Marz 2001 Volker Zotz Auf den gluckseligen Inseln Buddhismus in der deutschen Kultur Berlin 2000 S 360 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der buddhistischen Philosophie amp oldid 223430697