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Die Gerloffsche Villa ist eine denkmalgeschutzte Fabrikantenvilla im Magdeburger Stadtteil Westerhusen und gehorte zur Schiffswerft Gerloff Gerloffsche VillaBlick aus nordostlicher Richtung auf die ehemalige Brandmauer rechts direkt angrenzende NeubebauungGerloffsche Villa im Jahr 1913 rechts der Villa besteht noch der Fabrikanbau Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Architektur 3 Geschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Haus steht an der Adresse Kieler Strasse 5a b in unmittelbarer Nahe des Elbufers Sie wurde 1891 als Fabrikantenvilla auf dem Gelande der Werft und Kohle und Strohgrosshandlung Wilhelm Gerloff errichtet Die Bauausfuhrung des im Stil der Neorenaissance gehaltenen Gebaudes oblag dem Bauunternehmer Fr Schmidt Architektur BearbeitenDie Villa ist zweigeschossig wobei auf Grund der Hanglage das zur ostlich gelegenen Elbe zeigende Erdgeschoss auf der westlichen und sudlichen Seite als Souterrain angelegt ist Das Erdgeschoss ist verputzt und verfugt uber Rundbogenfenster das Obergeschoss ist mit einer in orangem Farbton gehaltenen Ziegelfassade versehen Auf der Nordseite befindet sich statt einer reprasentativen Fassade eine einfach Brandwand da sich hier ursprunglich die Gebaude der Fabrik anschlossen die jedoch nicht erhalten sind Der Zugang erfolgt von der Westseite Hier ist der Eingang durch einen Risaliten betont Die der Elbe zugewandte Fassade verfugt uber sechs Fensterachsen in der Mitte springt ein zweiachsiger Erker vor der vom Obergeschoss bis in das Dachgeschoss reicht Das Dach selbst ist als flaches Walmdach ausgefuhrt An der Sudseite befindet sich ein von Saulen gestutzter Balkon daruber ein zweiachsiger Dacherker dessen grosses rechteckiges Fenster nachtraglich eingefugt wurde Beide Erker werden von einem kleinen dreieckigen Giebel bekront Geschichte BearbeitenDie Familie Gerloff war 1860 in den Besitz des Grundstucks gekommen Die Ehefrau des Kossaten Peter Gerloff hatte das Grundstuck von Moses Sommerguth erworben Im Jahr 1871 ubernahm der am 13 Marz 1839 in Westerhusen geborene Sohn Wilhelm Gerloff das mit einem Bauernhof bebaute Anwesen Gerloff hatte am Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 teilgenommen und heiratete am 12 Oktober 1871 in Atzendorf Wilhelmine Tuch 1 Obwohl Gerloff nur die Dorfschule besucht hatte baute er in kurzer Zeit ein grosseres Unternehmen auf wobei die gunstige Lage des Grundstucks an der Elbe half Zunachst ubernahm er Fuhren fur die Neustadter Firma Gebruder Bohmer und begann dann mit Korn Stroh und Heu zu handeln Stroh presste er zunachst mit einem Gopel spater mit Dampfkraft und verausserte es an eine Dresdener Fabrik fur Strohstoff Er erwarb vor allem bohmische Braunkohle die er in der Umgebung verkaufte Um die notige Lager und Umschlagflache zu haben erwarb er auch das Westerhusen zur Elbe hin vorgelagerte Elbvorland Zunachst nur direkt vor seinem Grundstuck spater auch weiter nach Suden bis sudlich der Sankt Stephanus Kirche Um die Flache aufzufullen liess er uber mehrere Jahre Asche aus Buckau anfahren Das alte Bauerngehoft wurde standig umgebaut und erweitert 1872 entstand direkt an der Elbe ein Kohlenschuppen der 1876 ein erstes Mal nach Norden erweitert und 1881 dann bis zur Thuringerstrasse verlangert wurde 1887 brannte der Schuppen ab und wurde durch einen grosseren ersetzt in dem 100 000 Zentner Kohlen gelagert werden konnten und der uber eine Lorenanlage verfugte 1879 war daruber hinaus westlich der Hofeinfahrt eine Remise entstanden die 1883 zur Wohnung umfunktioniert wurde 1880 baute man an der Elbseite des Vorgartens ein Kontorgebaude 1891 2 nach anderen Angaben 1892 3 entstand zwischen dem Kontor und dem Kohlenschuppen die heute noch erhaltene Villa Das ehemalige Wohnhaus blieb als Beamtenhaus bestehen Gleichfalls 1891 wurden die westlichen Stallgebaude neu gebaut und unter Ankauf eines Gelandestreifens erweitert Zugleich wurde eine alte Scheune abgerissen An deren Stelle und dem dahinter liegenden Garten entstand ein Strohmagazin nbsp Stadtplan aus der Zeit nach Ende des Ersten Weltkrieges der die Schiffswerft Gerloff noch verzeichnetGleichfalls 1891 begrundete Gerloff auf seinem Grundstuck eine Schiffswerft Dort entstand nordlich der Fahre Westerhusen aus den Resten einer alten Fahre eine kleine Bude weiter nordlich eine kleine Werkstatt mit Schmiede Stanze und Bohrmaschine Weiter nach Norden befanden sich grosse Erdwinden und die Helgen Dort wurden die Schiffe gebaut bzw repariert und dann quer in die Elbe zu Wasser gelassen Als erstes Schiff wurde bereits 1891 ein Kahn fur Kohlen Meinecke gebaut 1892 folgte eine gleichfalls aus Holz gefertigte Fahre fur die direkt benachbarte Elbfahre Westerhusen Spater wurden die Schiffe auch aus Metallplatten gebaut die aus Brandenburg geliefert wurden 1898 erwarb Gerloff weitere Flachen an der Thuringer Strasse um eine Holzniederlage anzulegen Hier entstand auch ein Sagewerk und spater noch ein Beamtenhaus 1902 folgte der Ankauf des ehemaligen Schulgrundstucks Kieler Strasse 7 sowie des Grundstucks Eisenacher Strasse 2 samt dortiger Kohlenhandlung Die dort am Elbufer befindlichen Schuppen wurde vereinigt eine vorhandene Zwischenmauer durch Pfeiler ersetzt Der Schuppen erhielt auch ein einheitliches Pappdach das Material hierfur stammte von der Tanzbude des ehemaligen Westerhuser Budenvereins Der Schuppen pragte uber mehr als ein Jahrhundert an markanter Stelle das Ortsbild und wurde im Fruhjahr 2010 nach dem er seit 1926 als Bootsschuppen genutzt worden war abgerissen Der Handel mit Kohle war sehr erfolgreich Gerloff versorgte die ganze Umgebung mit Braunkohle und verfugt ausser in Westerhusen auch in Buckau Prester und vor der Ziegelei in Randau uber Kohleumschlagplatze Gemeinsam mit August Hohmann dessen Sohn spater die Hohmannsche Villa errichten liess erwarb Gerloff dann die sudlich von Westerhusen zwischen Eisenbahn und Elbe gelegenen Flachen Gerloff beabsichtigte dort eine Papierfabrik zu errichten Dorthin sollte nach seinen Planen auch ein Eisenbahnanschluss verlegt werden der dann nach Norden bis zum Werk Gerloffs und spater weiter in Richtung Buckau verlangert werden sollte Wilhelm Gerloff verstarb jedoch am 28 August 1905 an einem Herzleiden Das Unternehmen wurde von Gustav Becker dem Ehemann der einzigen Tochter Gerloffs Elisabeth weiter gefuhrt Das Geschaft wurde jedoch standig kleiner Zunachst wurde die Schiffswerft eingestellt Auch der Strohhandel musste beendet werden Der Kohlenhandel litt insbesondere darunter dass mit Beginn des Ersten Weltkrieges die Kohlelieferungen aus Bohmen eingestellt wurden Der grosse Kohleschuppen war daruber hinaus durch eine Selbstentzundung am 1 August 1914 niedergebrannt Auch die Strohscheune wurde zerstort Drei Dampfspritzen waren aus Magdeburg zur Bekampfung des Grossfeuers angeruckt 4 Becker verstarb am 2 Januar 1923 Zunachst fuhrte seine Frau den verbliebenen Geschaftsbetrieb noch weiter musste jedoch wegen einer unheilbaren Krankheit Ende 1925 die Geschafte abgeben Die Firmengeschichte endete damit Das verbliebene Kohlegeschaft ubernahm Baumeister Karl Klepp und verlegte es in die Hilligerstrasse 3 In den westlich des Hofes gelegenen Werkstattraumen kam eine Molkerei und spater eine Wurstchenfabrikation des Fleischers Otto Fritsche unter In den nordlichen Resten des niedergebrannten Kohlenschuppens entstand ein Sagewerk In der Zeit der DDR hatte sich die Bausubstanz der Villa deutlich verschlechtert So wurde 1995 ein Abriss befurchtet 5 In der nachfolgenden Zeit erfolgte jedoch eine Sanierung der Villa In der Umgebung entstanden diverse moderne Mehrfamilienwohnhauser An die Nordwestseite der Villa wurden moderne Gebaude direkt angefugt was den Gesamteindruck des Gebaudes beeintrachtigt 6 Beim Elbe Hochwasser 2013 erreichte das Hochwasser etwa am 7 Juni das Erdgeschoss der Gerloffschen Villa Literatur BearbeitenDenkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 14 Landeshauptstadt Magdeburg Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Michael Imhof Verlag Petersberg 2009 ISBN 978 3 86568 531 5 Seite 341 Magdeburg Westerhusen Beilage zum Magdeburger Kirchenblatt 1930er JahreEinzelnachweise Bearbeiten Westerhusens Krieger 1864 1866 und 1870 71 in Aus der Heimatgeschichte von Magdeburg Westerhusen August 1942 Denkmalverzeichnis Magdeburg Seite 341 Westerhusen Kirchenblatt 1930er Jahre Aus den Tagebuchern von Karl Gehrecke in Aus der Heimatgeschichte von Magdeburg Westerhusen August 1942 Sabine Ullrich in Grunderzeitliche Villen in Magdeburg Landeshauptstadt Magdeburg 1995 Seite 7 Denkmalverzeichnis Magdeburg Seite 34152 066997 11 678107 Koordinaten 52 4 1 2 N 11 40 41 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerloffsche Villa Magdeburg amp oldid 222667605