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Georg Friedrich von Johnssen auch Johnson oder von Johnson Funen um 1726 13 Mai 1775 auf der Wartburg bei Eisenach war ein Abenteurer und erster grosser freimaurerischer Hochstapler der unter anderem in Jena agierend einen politischen Konflikt mit Preussen heraufbeschwor und antijesuitische Vorurteile schurte Er hiess in Wirklichkeit angeblich Johann Samuel Leuchte bzw Leucht oder Leicht und war auch unter dem betrugerischen Namen und Titel eines Baron von Johnson bekannt Leben BearbeitenJohnssen ist die Schreibart seines Namens die er selber verwendete Er stammte aus einer Familie aus Thuringen ab Einige Zeitgenossen hielten ihn fur einen Juden Uber seinen eventuellen Bildungsweg sind keine Angaben zu erhalten Er wurde von einigen die mit ihm bekannt waren schwarzer Salomon genannt Er hielt sich 1752 in Prag auf und wurde dort in die Freimaurerei aufgenommen Nach anschliessendem kurzen Aufenthalt in Wien gelangte er nach Rastatt 1758 war er besuchender Bruder der Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen in Halle wo er sich als Gesandter der Grossloge ausgab und Aufnahmen in hohere Grade der Freimaurerei vollzog Als einige seiner Schwindeleien scheiterten wurde er zur Galeerenstrafe verurteilt Dieser konnte er sich jedoch wahrend seines Transportes nach Marseille durch Flucht entziehen 1757 war er als Hofjager im Dienste des Fursten von Anhalt Bernburg zu finden der ihn spater zu seinem Sekretar ernannte weil Johnssen vortauschte dass er Gold herstellen konne Bevor er wegen dieses Betruges aufflog entschwand er in den sachsischen Militardienst von wo er bald desertierte Nachdem er einen Hamburger Juden um 30 000 Dukaten hinterging setzte er sich nach Preussen ab Hier wurde er von Friedrich dem Grossen als Rittmeister Konig bestallt aber nach kurzer Zeit wieder entlassen Er tat sich hierauf mit dem wurttembergischen Rittmeister und Kriegsmann Franz von Prangen zusammen der als preussischer Kriegsgefangener in Magdeburg in einige Hochgrade eingeweiht worden war die Johnssen durch ihn nun kennenlernte Gemeinsam entschieden sie sich ein ertragreiches Geschaft mithilfe dieses Wissens zu machen was ihnen auch gelang indem sie viele Anhanger gewannen die sie mit romantisch verklarender Mystik Alchimie und Sinnlichkeit an sich zu binden verstanden Eine grosse Anzahl zahlungskraftiger und williger Bruder aus Jena dem Zentrum der Hochgradfreimaurerei finanzierten sie und glaubten ihm dass er ein schottischer Edelmann sei Ritter vom grossen Lowen des hohen Ordens der Tempelherren zu Jerusalem Das komplette Kapitel des jenensischen Clermontschen Systems zog er auf seine Seite Er ernannte sich um die Maurerei zu reinigen zum Grossprior des hochsten wahren und verborgenen Grossordenskapitels der ganzen Welt und stiftete ein Hochkapitel in das er Novizen und Ritter aufnahm Grossprior des wahren Templerordens der eigentlichen schottischen Oberen Hierzu gab er sich als Oberer der gesamten Freimaurerei aus und verbrannte in einer grossen Zeremonie die Konstitutionsakte und Urkunden der Berliner Mutterloge Er lockte seine Anhanger indem er ungeheure Schatze verhiess und von grossen Armeen und Flotten des Ordens sprach Auch der Reichsfreiherr von Hund wurde von ihm getauscht und er erkannte ihn und sein Kapitel an Von Hund liess sich auch dazu hinreissen Johnssens Wunsch zu entsprechen einen Freimaurerkonvent in Altenberga bei Kahla bzw nahe Jena einzuberufen der im Dezember 1763 stattfand und sich zu einem Skandal ausweitete weil er im Anschluss hieran als Hochstapler der seine Versprechungen nicht halten konnte entlarvt wurde Dies war fur die Freimaurerei ein einschneidendes Ereignis da es zur Vormachtstellung der seit den 1750er Jahren agierenden Strikten Observanz fuhrte Der Konvent zu dem aus ganz Deutschland bekannte Freimaurer gesandt wurden war ein gross inszeniertes Ereignis bei dem Johnssen seine Ordensmitglieder um erhebliche Geldsummen dupierte Er stellte sich als Opfer einer Intrige des preussischen Konigs dar und verlangte bei Androhung von schweren Strafen bei Nichtbeachtung seiner Forderungen von einigen seiner Ritter sein Schlafgemach mit Schwertgewalt zu sichern Berittene und in voller Rustung stehende Ritter hatten die Abriegelung des Konventgebietes gegen die sich dort mutmasslich aufhaltenden und anruckenden preussischen Soldaten zu gewahrleisten Spater liess er verlautbaren dass er zur Grundung einer Miliz hierher geschickt worden war Mit grossem Erfolg liess er durch seinen Sekretar und spateren Entlarver seiner Schwindeleien den sachsen weimarischen Regierungsassessor Johann Ludwig von Bechtolsheim Forderungen an alle grosseren Logen in Deutschland aussenden die diese dazu anhielten sich von der Berliner Mutterloge loszusagen und sich seinen Regelungen zu unterwerfen Johnssens betrugerischen Ambitionen wurden jedoch kurz nach dem pomposen Konvent in Altenberga durch misstrauisch gewordene und geprellte Ritter bekannt und sprachen sich herum so dass Johnssen von Baron von Hund zum Duell gefordert eilig fluchten musste dabei aber die Ordenskasse stahl Als das Ausmass seiner Schwindeleien bekannt geworden war sind die von ihm erlassenen Gesetze aufgehoben worden und die zuvor bestehende Landeseinteilung des Templerordens wurde wiederhergestellt In der anhaltischen Region wurde er 1765 verhaftet Der Weimarer Beamte Jakob Friedrich Reichsfreiherr von Fritsch Schottischer Meister der Freimaurerei liess sich kabinettsjustiziell Johnssen um uber diesen fur die Freimaurerei peinlichen Vorfall den Schleier des Vergessens zu breiten mit grossen diplomatischen Anstrengungen vom preussischen Magdeburg uberantworten Hierfur sollte er auf Geheiss eines Briefes vom 10 April 1765 der Herzogin Anna Amalia von Sachsen Weimar Eisenach zur Vermeidung eines grossen Aufsehens und Volksauflaufes um die Stadt aussen herum transportiert werden Im selben Jahr wurde Johnssen zu lebenslanger Haft verurteilt wobei ihm nicht das Recht des ihm zustehenden Prozesses und eine Anhorung gewahrt worden war Besonders hohe Sicherheitsmassnahmen hinsichtlich seines Haftverbleibes wurden getroffen sodass auch viele hohe Staatsdiener uber diese Angelegenheit nicht informiert wurden Herzogin Anna Amalia erliess eine Weisung dass sie die Sache aus mancherley Ursachen gerne secretirt verheimlicht wissen wollte Zudem ordnete sie an dass ein mit guten Fenstern Gittern festen Thuren u nd einem nicht leicht durchzubrechenden Ofen versehenes u nd sonst wohl bewahrtes Behaltniss ausfindig gemacht oder eigens hergestellt und vor allen Dingen aber dergestalt befestigt werde n dass dieser so verschlagene und verwegene u nd zu allen Bubenstucken aufgelegte Mensch aus selbigem loss u nd wieder in Freyheit zu kommen niemals Gelegenheit finden moge Seine Wachter durften keine Freimaurer sein Nach den meisten Quellen soll er seine Haft auf der Wartburg in der Stube in der einst Luther wohnte verbusst haben angeblich hatte Anna Amalia diesen Unterbringungsort verordnet Hier verfasste Johnssen in den 1770ern zu seiner Verteidigung eine Schrift die einen angeblich antimonarchistischen Plan offenzulegen versuchte und eindeutig politische Momente trug Titel des in mehreren Fassungen erschienenen Buches Promemoria an jeden rechtschaffenen Weltburger und Patrioten das 1772 an den Kaiser auch an Anna Amalia das Weimarer Oberkonsistorium und Herzog Ferdinand von Braunschweig den Grossmeister der Strikten Observanz geschickt wurde Wie ihm die Veroffentlichung bei dem Verbot dass er keine Connexion Verbindung mit anderen Leuten und explizit auch kein Papier keine Feder oder Tinte erhalten sollte gelang ist ungewiss Er behauptete dass eine Abmachung im Jahre 1732 zwischen der Vereinigung des Tempelherrenordens das ist die Strikte Observanz mit dem Jesuitenorden getroffen wurde die bizarre Ziele verfolge Er liess 1775 so verkunden dass die Jenaer Freimaurer den Plan hegten den ganzen Staat von Europa und jeden Fursten ins besondere zu sturzen Kein Furst konne sie davon abhalten weil die Maurer einen zu grossen konterkarierenden Einfluss im Kabinett und auf dem Feld erlangt hatten Daruber hinaus hatten sie auf die Wahl des polnischen Konigs eingewirkt und sich darum bemuht die Monarchen von Danemark und Schweden aber auch die beiden Prinzen von Weimar so durch den Schlossbrand vom 6 Mai 1774 zu beseitigen Der Konig Friedrich II verfolge ihn weil er von Johnssens ausserordentlich wichtiger Stellung wisse Wahrend der Haft ist er am 13 Mai 1775 verstorben Johann Christoph Bode der Intimus Goethes und Herders widmete sich als Grossmeister der VII Provinz der Strikten Observanz welche Provinz praktisch mit Deutschland identisch war der Frage ob Johnssens Witwe durch Fritsch eine Pension vom Orden zugestanden bekommen habe Fritsch hatte die Haftkosten fur Johnssen viele Jahre aus eigener Tasche bezahlt bis die Strikte Observanz diese Kosten ersetzte Fritsch unternahm etwa um April 1775 Anstrengungen auf dem Freimaurerkonvent von Braunschweig eine Ubernahme des inhaftierten Johnssens durch einen anderen Landesherrn zu erreichen weil er in Sorge war Carl August von Sachsen Weimar werde Johnssen nach dem Regierungsantritt im September einen vor einem Gericht ausgetragenen Rechtsstreit einraumen Diese Absicht wurde hinfallig als Johnssen bereits vor dem Konvent verstarb Bode vertrat im Grunde dieselbe Verschworungstheorie wie Johnssen verdachtigte ihn aber zudem heimlich ein Jesuit zu sein Literatur BearbeitenLudwig von Aigner Ludwig Abafi pseud Geschichte der Freimaurerei in Oesterreich Ungarn 5 Bande Budapest 1890 1893 Ludwig von Aigner Abafi pseud Johnson Ein Hochstapler des XVIII Jahrhunderts Beitrag zur Geschichte der Freimaurerei Frankfurt am Main 1902 Digitalisat Karlheinz Gerlach Die Freimaurer im Alten Preussen 1738 1806 Die Logen in Berlin Studien Verlag Innsbruck 2014 ISBN 978 3 7065 5199 1 online Jens Riederer Aufgeklarte Sozietaten und gesellige Vereine in Jena und Weimar zwischen Geheimnis und Offentlichkeit 1730 1830 Dissertation Jena 1995 DNB 945480830 Georg Schuster Geheime Gesellschaften Verbindungen und Orden Reprint von 1905 2 Bande in Einem Komet Verlag Koln 2003 ISBN 3 89836 326 0 Reinhold Taute Der Freimaurer Konvent zu Altenberga eine Ordensritter Komodie vor 150 Jahren Zechel Leipzig 1914 Digitalisat W Daniel Wilson Unterirdische Gange Goethe Freimaurerei und Politik Wallstein Verlag Gottingen 1999 ISBN 3 89244 310 6 Normdaten Person GND 1067423435 lobid OGND AKS VIAF 314866148 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johnssen Georg Friedrich vonALTERNATIVNAMEN Leuchte Johann Samuel Leucht Johann Samuel Johnson Funen Georg Friedrich vonKURZBESCHREIBUNG Abenteurer und erster grosser freimaurerischer HochstaplerGEBURTSDATUM 18 JahrhundertSTERBEDATUM 13 Mai 1775STERBEORT Eisenach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Friedrich von Johnssen amp oldid 239265470