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Das Gedenken an den 13 Februar 1945 erinnert an die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 die bis zu 25 000 Menschen den Tod brachten Diese fur viele Dresdner traumatischen Ereignisse fuhrten nach Kriegsende zu einer besonderen Form der Erinnerungskultur mit alljahrlichen Gedenkveranstaltungen an jenem Februar Datum oder in dessen zeitlicher Nahe Unmittelbar nach diesen Angriffen wurde die Zerstorung Dresdens noch im nationalsozialistischen Staat insbesondere durch das Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda unter Joseph Goebbels politisch vereinnahmt was in unterschiedlichen Stufen auch nach 1945 stattfand Eine der Gedenkveranstaltungen am 13 Februar 2014 Wie bereits in den Vorjahren werden viele Kerzen in Form einer grossen Kerze vor der Frauenkirche aufgestellt wahrend eine leuchtende Kerze auf die wiederaufgebaute Kirche illuminiert wird Inhaltsverzeichnis 1 Staatliches Gedenken in der SBZ und DDR 1946 bis 1989 2 Widerstand in Ostdeutschland ab 1981 3 Staatliches Gedenken im Wiedervereinigten Deutschland 1991 bis 2015 4 Vereinnahmung durch Rechtsextreme 1990 bis 2010 5 Zuruckhaltende Politik und wachsender Widerstand gegen Rechtsextreme ab 2000 6 Entwicklung seit 2010 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseStaatliches Gedenken in der SBZ und DDR 1946 bis 1989 BearbeitenIn Dresden gab es zunachst 1946 beginnend fruher als in anderen deutschen Stadten regelmassige politische Gedenkveranstaltungen deren Schwerpunkte mehrfach verandert wurden Zunachst betonte man eine bewusst von den faschistischen Verbrechern provozierte Zerstorung Dresdens an der die politische Schwache des deutschen Volks eine Mitschuld trage Auf Anweisung der sowjetischen Militaradministration sollte damals das Gedenken keinen Trauercharakter haben nbsp Die Ruine der Frauenkirche im Februar 1985Wahrend dieses Gedenken weitgehend die Kirchen ubernahmen traditionell lauten seitdem an einem 13 Februar um 21 50 Uhr die Glocken aller Dresdner Kirchen wurde ab den 1960er Jahren zunehmend die Schuld den Westalliierten angelastet deren Bombardements keinen militarischen Zielen gegolten und keinerlei strategische Bedeutung fur das Kriegsende gehabt hatten Der vormalige sachsische Ministerprasident Max Seydewitz stellte in seinem Dresdenbuch Die unbesiegte Stadt die frei erfundene Behauptung auf die deutsch US amerikanischen Besitzer der Villa San Remo in Dresden Charles und John H Noble hatte die alliierten Luftflotten mit einem Sender nach Dresden gelotst Noble Legende 1 2 Sie berucksichtigten die deutsche Kriegsschuld deutsche Terrorangriffe und den Holocaust als Angriffsursachen sowie deren eventuelle militarische Notwendigkeit nur unzureichend Erst seit der politischen Wende in der DDR 1989 setzten sich die Stadtvertreter vor allem wahrend der Jahrestage der Luftangriffe intensiver mit ihrer Vergangenheit auseinander Widerstand in Ostdeutschland ab 1981 BearbeitenEin von Staatsinteressen unabhangiges Gedenken begannen Jugendliche der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR Sie verbreiteten auf illegalen Flugblattern ab September 1981 den Aufruf zum 13 Februar 1982 3 Vor der Ruine der Frauenkirche sollte eine symbolische Kerzenaktion gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft stattfinden Letztlich wurde der Impuls des Aufrufs der Jugendlichen mit deren Zustimmung in die Kreuzkirche kanalisiert 4 Das Friedens Forum vom 13 Februar wurde 1982 zu einem Hohepunkt der staatskritischen Friedensbewegung Schwerter zu Pflugscharen 5 woran seit 2010 das Mahnmal Steine des Anstosses vor dem Sudportal der Kreuzkirche erinnert Staatliches Gedenken im Wiedervereinigten Deutschland 1991 bis 2015 BearbeitenAm Morgen des 13 Februars fand bis 2015 alljahrlich die offizielle Feierstunde zum Gedenktag an die Luftangriffe auf Dresden auf dem Heidefriedhof statt Wahrend Rechtsextremisten und Neonazis die Teilnahme an den offiziellen Kranzniederlegungen eine Zeitlang verwehrt geblieben war und sie ihre Aktionen erst nach dem Ende der offiziellen Feier entfalten konnten stand der NPD mit ihrem Einzug in den Sachsischen Landtag auch die Teilnahme 2005 2014 am offiziellen Protokoll zu Vereinnahmung durch Rechtsextreme 1990 bis 2010 BearbeitenAm 13 Februar 1990 hielt der britische Holocaustleugner David Irving einen Vortrag in Dresden vor rund 500 zustimmenden Teilnehmern Er bezeichnete die alliierten Luftangriffe als Volkermord und gab so den offiziell nie existenten Neonazis in der DDR Auftrieb Danach und besonders ab 1992 benutzten immer mehr Rechtsextremisten das jahrliche Gedenken fur ihre Propaganda Im Jahr 2000 organisierte die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland JLO erstmals einen eigenen nachtlichen Trauermarsch Von 2001 bis 2004 stieg die Teilnehmerzahl dieser Veranstaltung von 750 auf etwa 2 100 an am 13 Februar 2005 demonstrierten etwa 6 500 Rechtsextremisten am 13 Februar 2007 nahmen etwa 1 500 Personen am Trauermarsch teil 6 Am 13 Februar 2010 wiederum nahmen etwa 6500 Personen teil der Aufmarsch wurde jedoch von ca 5 000 Gegendemonstranten blockiert 7 Durch Videoaufnahmen ist belegbar dass der spatere AfD Politiker Bjorn Hocke teilnahm 8 Zuruckhaltende Politik und wachsender Widerstand gegen Rechtsextreme ab 2000 BearbeitenDagegen gab es verschiedenste Initiativen die allerdings wenig Resonanz fanden und auch durch die damalige politische Dominanz der CDU in Dresden und Sachsen nicht unterstutzt wurden Die Regierungspartei schien die rechtsextreme Symbolik zu tolerieren Die Vereinnahmung der Zerstorung Dresdens durch Neonazis fand in Dresden erst ab 2001 einen staatlichen Widerpart Der damals neu ins Amt gekommene Oberburgermeister Ingolf Rossberg FDP lud erstmals Vereine und Verbande zu einem koordinierten Vorgehen gegen rechtsextreme offentliche Veranstaltungen fur das Folgejahr ein und unterstutzte die Aktion Weisse Rose Er setzte eine Historikerkommission zur Ermittlung der tatsachlichen Opferzahlen der Luftangriffe auf Dresden ein und unterstutzte burgerschaftliches Engagement von Behordenseite Dieses wurde jedoch durch die sachsische CDU und Dresdner Burger behindert Die Sachsen seien so eine Regierungserklarung von Kurt Biedenkopf vor dem sachsischen Landtag immun gegen Rechtsextremismus Das erwies sich als eine folgenschwere Fehleinschatzung die noch bis weit in die 2010er Jahre hinein wirkte Sie gab rechtsextremen Tendenzen Auftrieb und bremste burgerschaftliches Engagement gegen Neonazis Entwicklung seit 2010 BearbeitenNach verschiedenen Ruckschlagen entstand schliesslich im Oktober 2009 das Bundnis Nazifrei Dresden stellt sich quer aus Antifa Gruppen fur mehr Initiativen gegen den damals inzwischen Europas grossten Naziaufmarsch 9 die uberparteiliche Zusammenarbeit gelang der 2018 verstorbenen Stadtratin Christa Muller CDU gegen alle Widerstande innerhalb ihrer Partei besonders aber gegen deren ausserregionale und ubergeordnete Funktionstrager innerhalb des Landesverbandes der CDU Im Jahr 2010 bildeten erstmals etwa 10 000 Dresdner eine Menschenkette um die Innere Altstadt um diese symbolisch von Neonazis abzuschirmen Ein Bundnis der Stadt mit Kirchen Gewerkschaften Parteien Wirtschaftsverbanden und weiteren Gruppen hatte dazu aufgerufen 10 Seit 2010 wird die Menschenkette jahrlich durch die Arbeitsgruppe AG 13 Februar organisiert Unterschiedliche Vertreter der Kirchen der Judischen Gemeinde der Kommunalpolitik der Wirtschaft der Wissenschaft und Forschung der Zivilgesellschaft des Sportes der Kultur und der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Dresden arbeiten gemeinschaftlich an der erinnerungspolitischen Ausrichtung des 13 Februars 11 In jenem Jahr konnten ausserdem Sitzblockaden erstmals den Aufzug der Neonazi Demonstration verhindern da die Polizei sich ausserstande sah die Demonstrationsstrecke zu raumen 12 Im Nachgang behauptete die Dresdner Oberburgermeisterin Helma Orosz nur die Menschenkette um die Innenstadt habe den Aufzug der Neonazis verhindert 13 In den folgenden Jahren kam es zu wiederholten Blockaden des Aufmarsches mit unterschiedlichem Erfolg Die rechtsextremen Aktivitaten wurden dadurch zuruckgedrangt Sie fanden nun nicht mehr am 13 Februar sondern vor oder nach diesem Datum mit nur wenigen 100 Teilnehmern statt 14 Rund um die Demonstrationen gab es wiederholt Kritik am Vorgehen der Polizei das als unverhaltnismassig angesehen wurde So wurde der Jenaer Jugendpfarrer Lothar Konig falschlicherweise wegen Landfriedensbruch angeklagt 15 ein nicht vorbestrafter Familienvater ohne Beweise zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt 16 und die Polizei spahte in einer Funkzellenabfrage die Daten von 54 000 Personen aus 17 Dresdner Burgerinitiativen vielfaltigster Art bieten eigene Gedenkveranstaltungen zu den Jahrestagen der Luftangriffe an Uber nationale Grenzen hinweg tragen sie in Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Coventry dazu bei dass die deutsche Kriegsschuld nicht angezweifelt werden kann 2010 wurde mit dem Dresden Preis ein internationaler Friedenspreis gestiftet der jahrlich am 13 Februar vergeben wird Das Bundnis Dresden Nazifrei ladt ausserdem seit 2011 zum Mahngang Taterspuren ein der als Stadtrundgang wichtige Schauplatze und Ereignisse Dresdens im Dritten Reich darstellt 18 Literatur BearbeitenAutor innenkollektiv Dissonanz Hrsg Gedenken abschaffen Kritik am Diskurs zur Bombardierung Dresdens 1945 Verbrecher Verlag Berlin 2013 ISBN 9783943167238 Weblinks BearbeitenGilad Margalit Dresden und die Erinnerungspolitik der DDR Memento vom 21 Juli 2012 im Webarchiv archive today historicum net 25 Januar 2004 Aufruf zum 13 Februar Landeshauptstadt Dresden Beitrag zum 13 Februar 1982 in Dresden in Geschichte Mitteldeutschlands im Mitteldeutschen Rundfunk mdr am 2 Oktober 2012 mit Johanna Kalex Mitinitiatorin ehemals Annett Ebischbach Elke Schanz Druckerin des Flugblattes und Oliver Kloss Mitinitiator ab Minute 15 26 bis 22 30 Einzelnachweise Bearbeiten john noble de Die Noble Legende Winfried Strater Wie man die Holle uberlebt John Noble ein Amerikaner in sowjetischen Lagern Deutschlandradio Kultur 10 Mai 2006 abgerufen am 12 Februar 2014 Aufruf zum 13 Februar 1982 in Dresden verfasst von Annett Ebischbach Torsten Schenk und Oliver Kloss in Druckfassung von Elke Schanz und Heike Kerstan Vgl Oliver Kloss Der Dresdner Aufruf zum 13 Februar 1982 In Forum Politikunterricht Heft 1 2013 Hrsg von der Deutschen Vereinigung fur Politische Bildung Landesverband Bayern ISSN 0941 5874 S 41 f und den Beitrag zum 13 Februar 1982 in Dresden in Geschichte Mitteldeutschlands vom 2 Oktober 2012 im mdr ab Minute 15 26 bis 22 30 mit Johanna Kalex ehemals Annett Ebischbach und Oliver Kloss Initiatoren sowie mit Elke Schanz Druckerin des Flugblattes Das Ereignis wurde mit Bildmaterial in den Abendnachrichten westlicher Fernsehsender gemeldet in Zeitungen und Zeitschriften z B Spiegel Heft 8 1982 vom 22 Februar 1982 DDR Fleissig Unterschriften Die SED sorgt sich um eine neue Protestbewegung in der DDR Junge Leute demonstrieren zu Tausenden gegen Rustung und Militarismus S 28 31 sowie zeitnah in Buchform dokumentiert Klaus Ehring Martin Dallwitz Schwerter zu Pflugscharen Friedensbewegung in der DDR Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1982 ISBN 3 499 15019 0 Wolfgang Buscher Peter Wensierski Klaus Wolschner Reinhard Henkys Hrsg Friedensbewegung in der DDR Texte 1978 1982 Hattingen Scandica 1982 ISBN 3 88473 019 3 S 265 281 Rechtsextreme Aktionswoche In Blick nach Rechts 8 Februar 2007 abgerufen am 12 Februar 2014 Thomas Baumann Hartwig Der 13 Februar in Dresden eine Chronik In Dresdner Neueste Nachrichten online 9 Februar 2012 abgerufen am 19 Februar 2017 Matthias Meisner Aufmarsch am 13 Februar 2010 in Dresden Bjorn Hocke Seit an Seit mit Neonazis In Der Tagesspiegel 14 Februar 2017 abgerufen am 18 Dezember 2020 Umfassende Archivdokumentation online des Bundnisses Nazifrei Dresden stellt sich quer Abgerufen am 27 November 2017 Zehntausend bei Anti Neonazi Kette Dresden stemmt sich gegen die Geschichtsklitterer In Der Spiegel 13 Februar 2010 abgerufen am 22 Juli 2022 Internetauftritt der AG 13 Februar Landeshauptstadt Dresden abgerufen am 13 Februar 2021 Olaf Sundermeyer Bomben Gedenken in Dresden Neonazis scheitern mit Propagandamarsch In Der Spiegel 13 Februar 2010 abgerufen am 18 Dezember 2020 Michael Bartsch Anti Nazi Protest in Dresden Orosz lobt nur sich In Die Tageszeitung taz 16 Februar 2010 ISSN 0931 9085 taz de abgerufen am 18 Dezember 2020 Henrik Merker Dresden im Februar Zwischen AfD und Neonazis 12 Februar 2018 abgerufen am 18 Dezember 2020 Julia Juttner Lothar Konig in Dresden wegen schweren Landfriedenbruchs vor Gericht In Der Spiegel 28 Mai 2013 abgerufen am 18 Dezember 2020 Julia Juttner Urteil nach Anti Nazi Demo in Dresden Haftstrafe fur Tim H In Der Spiegel 17 Januar 2013 abgerufen am 18 Dezember 2020 Claudia Altmann Blockaden Prozesse Handygate In Deutschlandfunk Kultur 13 Februar 2012 abgerufen am 18 Dezember 2020 Mahngang Taterspuren Entwicklungslinien einer Intervention zum 13 Februar In gedenkplaetze info 11 Februar 2021 abgerufen am 22 Juli 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gedenken an den 13 Februar 1945 in Dresden amp oldid 238593610