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Gammaspektroskopie ist die Messung des Spektrums der Gammastrahlung einer radioaktiven Strahlungsquelle Gammaquanten haben nicht beliebige sondern bestimmte diskrete fur das jeweilige Radionuklid charakteristische Energien ahnlich wie in der optischen Spektroskopie die Spektrallinien fur die in der Probe enthaltenen Stoffe charakteristisch sind Deshalb ist die Gammaspektroskopie eine wichtige Methode zur Untersuchung radioaktiver Substanzen beispielsweise radioaktiver Abfalle um uber deren Behandlung entscheiden zu konnen Gammaspektrogramm von Uranerz gemessen mit einem Germanium Halbleiterdetektor Die Peaks zeigen die Anwesenheit der langlebigen Nuklide 226Ra 214Pb 214Bi aus der Uran Radium Reihe Einige Gammaspektrometer werden unter der Bezeichnung Radionuclide Identifying Device kommerziell angeboten Es handelt sich dabei um Gerate zum Identifizieren eines Gammastrahlers nicht zur quantitativen Messung der Aktivitat Man kann genauer unterscheiden zwischen der Gammaspektroskopie die als qualitative Messung anzeigt welche Nuklide vorhanden sind und der Gammaspektrometrie die die Aktivitat der einzelnen Nuklide quantitativ bestimmt Die Bezeichnungen werden aber nicht ganz einheitlich benutzt Das Gerat wird allgemein Gammaspektrometer nicht Gammaspektroskop genannt Handliches Gammaspektrometer zum Identifizieren eines GammastrahlersInhaltsverzeichnis 1 Aufbau eines Gammaspektrometers 1 1 Detektor 1 2 Aufzeichnung des Spektrums 2 Quantenenergie und Impulshohe 3 Messgrossen Energie und Intensitat 3 1 Energie Kalibrierung 3 2 Intensitats Kalibrierung 3 3 Unechte Spektrallinien 4 Energieauflosung 4 1 Digitale Auflosung 5 LiteraturAufbau eines Gammaspektrometers BearbeitenDetektor Bearbeiten nbsp Ein Halbleiterdetektor der als Arm aus einem Dewar Kuhlgefass herausragt im Hintergrund und ein Szintillationsdetektor im Vordergrund Hauptteil der Messapparatur des Gammaspektrometers ist ein geeigneter Strahlungsdetektor Fur die meisten Gammastrahler mit ihren Energien zwischen etwa 50 keV und einigen MeV eignen sich am besten Halbleiterdetektoren aus hochreinem Germanium High Purity Germanium Kurzbezeichnung HPGe oder auch weniger reinem mit Lithium dotiertem gedriftetem Germanium Kurzbezeichnung Ge Li Fur den Energiebereich unterhalb 50 keV eignen sich lithium gedriftete Silizium Detektoren Kurzbezeichnung Si Li HPGe Detektoren werden im Betrieb zur Vermeidung der von thermischen Vorgangen erzeugten Hintergrundsignale Warmerauschen mit flussigem Stickstoff gekuhlt Die lithiumgedrifteten Detektoren benotigen diese Kuhlung sogar standig auch wahrend Lagerung und Transport Ausser Halbleiterdetektoren werden auch Szintillationsdetektoren mit Einkristallen aus Natriumiodid oder Bismutgermanat BGO verwendet Ihr Vorteil ist dass sie mit grosseren Abmessungen als die Halbleiterdetektoren hergestellt werden konnen so dass eine hohere Ansprechwahrscheinlichkeit des Detektors erreicht wird Diese ist wichtig wenn Strahlung sehr geringer Intensitat gemessen werden soll etwa bei der Untersuchung von Personen auf Radioaktivitat im Korper Szintillationsdetektoren brauchen keine Kuhlung Ihr Nachteil ist das wesentlich geringere Energieauflosungsvermogen siehe unten Aufzeichnung des Spektrums Bearbeiten nbsp Gammaspektrum von 60Co Photopeaks bei 1173 und 1332 keV gemessen mit einem Germanium Halbleiterdetektor nbsp Gammaspektrum derselben 60Co Probe wie im oberen Bild gemessen mit einem Szintillationsdetektor Die Photopeak Maxima liegen bei anderen Kanalnummern weil der Energiekalibrierungsfaktor etwas anders gewahlt wurde Der Peak bei niedrigen Kanalzahlen hat keine spektroskopische Bedeutung sondern kommt durch unvermeidbare Nebeneffekte zustande nbsp Gammaspektrum von 137Cs gemessen mit einem Szintillationsdetektor Rechts der Photopeak bei 662 keV Die kleineren Peaks links sind auch hier ein Nebeneffekt der Apparatur Die vom Detektor erzeugten elektrischen Impulse werden zur Gewinnung des Spektrums uber einen Verstarker meist einem Vielkanalanalysator zugefuhrt In einfachen Fallen etwa zu Lernzwecken in Unterrichtslaboratorien kann stattdessen auch ein Einkanalanalysator mit einem nachgeschalteten elektronischen Zahlwerk verwendet werden hierbei wird das Spektrum zeitlich nacheinander Energiebereich fur Energiebereich registriert Die Einkanalmethode liefert daher ein unverzerrtes Spektrum nur bei solchen Nukliden deren Halbwertszeit lang im Vergleich zur Dauer der Messung ist In der Darstellung des Spektrums wird normalerweise die Energie waagerecht als Kanalnummer und die Intensitat senkrecht als Kanalinhalt aufgetragen Die nebenstehenden Abbildungen zeigen Spektren von 137Cs und 60Co Quantenenergie und Impulshohe BearbeitenEs gibt im Wesentlichen drei verschiedene Prozesse durch die ein Gammaquant Ionisation und damit einen Detektorimpuls hervorrufen kann Dabei ergeben schon Quanten einer einheitlichen Energie eine charakteristische Verteilung von Impulshohen Nur die grosste dieser Impulshohen das lokale Maximum im Spektrum das der gesamten Energie des Quants entspricht der Photopeak oder Full Energy Peak FEP wird fur die Spektroskopie herangezogen Diejenigen Impulse die weniger als der vollen Energie entsprechen bilden das zu diesem FEP gehorende Compton Kontinuum In den Abbildungen ist dieser kontinuierliche Teil mit weiteren darauf aufsitzenden Peaks deutlich sichtbar Peaks auf dem Kontinuum konnen durch andere Effekte zustande kommen oder auch die FEP zu weiteren im Spektrum vertretenen Gammaenergien sein in diesem Fall bringt jeder von ihnen wiederum sein Comptonkontinuum mit Deshalb steigt der Untergrund im registrierten Spektrum der von der jeweiligen Peakflache abgezogen werden muss mit fallender Energie immer mehr an Messgrossen Energie und Intensitat BearbeitenGemessen werden sowohl die Energie jedes registrierten Photons als auch die Intensitat jeder Spektrallinie Um Nuklide zu identifizieren und beispielsweise ihre Aktivitat bestimmen zu konnen muss das Spektrometer hinsichtlich beider Messgrossen kalibriert sein Energie Kalibrierung Bearbeiten Die Energie Kalibrierung erfolgt mit Hilfe der Gammaenergien bekannter Nuklide eines Praparates Unter Umstanden genugen auch bekannte Gammaenergien des aus der Umgebung herruhrenden Strahlungs Untergrundes wie z B die Linie des 40K bei 1461 keV und die Annihilationslinie von Positronen aus der sekundaren kosmischen Strahlung bei 511 keV Die Impulshohe Kanalnummer entspricht meist besonders bei HPGe Detektoren so genau linear der Photonenenergie dass zwei Gammalinien als Kalibrierungspunkte ausreichen um die Zuordnung Kanalnummer Energie fur das gesamte Spektrum zu erhalten Intensitats Kalibrierung Bearbeiten Das Intensitatsmass ist die Zahlrate Zahl der Impulse pro Zeitspanne bei einer Quanten Energie graphisch die Flache unter dem jeweiligen Photopeak Die interessierende Grosse ist entweder die Flussdichte der Photonen am Ort des Detektors oder meistens die Aktivitat des betreffenden Nuklids in der gemessenen Probe Soll eine dieser Grossen absolut bestimmt werden muss die Zahlausbeute oder Ansprechwahrscheinlichkeit des Detektors als Funktion der Gamma Energie kalibriert werden Dazu sind Messungen mit Kalibrierungs Standards bekannter Zusammensetzung UND Aktivitat erforderlich die man beispielsweise von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt PTB beziehen kann Solche Standards emittieren Gammaquanten verschiedener Energien Die damit gemessenen Zahlraten ergeben Messpunkte aus denen fur den Bereich zwischen der niedrigsten und der hochsten bei der Kalibrierungsmessung verwendeten Gammaenergie durch rechnerische fruher grafische Interpolation eine Kalibrierungskurve gewonnen wird Die Ansprechwahrscheinlichkeit ausserhalb dieses Bereiches ist damit nicht kalibrierbar weil die dann erforderliche EXTRApolation keine ausreichende Genauigkeit liefern wurde Die Intensitats Kalibrierungskurve ist nicht linear Da die Energien der Kalibrierungslinien ohnehin bekannt sein mussen ergibt sich bei einer solchen Intensitats Kalibrierung zwangslaufig zugleich die Energie Kalibrierung Unechte Spektrallinien Bearbeiten Zusatzlich zu den Photopeaks die den Energien der einfallenden Gammaquanten entsprechen konnen durch verschiedene unvermeidliche Nebeneffekte weitere Maxima im Spektrum entstehen die nicht mit wirklichen Gamma Spektrallinien verwechselt werden durfen siehe Abbildungen Ein Beispiel hierfur sind Escapelinien Energieauflosung BearbeitenDie Energieauflosung ist der kleinste Abstand zweier Energien bei dem die beiden Photopeaks noch getrennt ausgewertet werden konnen Sie entspricht etwa der Halbwertsbreite jedes Peaks Halbleiterdetektoren erreichen eine Halbwertsbreite von unter 2 keV fur 1332 keV so dass auch noch sehr dicht liegende Gammalinien getrennt werden konnen Bei einem Szintillationsdetektor ist dagegen beispielsweise wie eine der Abbildungen zeigt der 662 keV Photopeak des 137Cs rund 70 keV breit Szintillationsdetektoren sind daher vor allem dort geeignet wo die Art des Nuklids bekannt ist und es weniger um eigentliche Spektroskopie als um die mengenmassige Bestimmung geht Digitale Auflosung Bearbeiten Um die Energieauflosung des Detektors auszunutzen muss die digitale Auflosung d h die Anzahl der Kanale fur die Registrierung des Spektrums passend gewahlt werden Fur einen Messbereich 0 bis 2 MeV oder 0 bis 4 MeV sind z B bei einem Halbleiterdetektor 4096 bzw 8192 Kanale sinnvoll bei einem Szintillationsdetektor genugen 512 oder 1024 Kanale Eine unnotig hohe digitale Auflosung ist nicht gunstig denn durch Verteilen derselben Impulszahl auf mehr Kanale entfallen entsprechend weniger Impulse auf jeden einzelnen Kanal so dass die zufallsbedingte Unsicherheit siehe Poisson Verteilung jeder dieser Zahlraten sich vergrossert und die Deutlichkeit des aufgezeichneten Spektrums leidet Literatur BearbeitenGlenn F Knoll Radiation Detection and Measurement 4 Auflage Wiley New York 2010 ISBN 978 0470131480 Gordon Gilmore Practical Gamma ray Spectrometry Wiley Chichester 2008 ISBN 978 0470861967 William R Leo Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments A How to Approach Springer New York 1994 ISBN 978 0387572802 Normdaten Sachbegriff GND 4155924 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gammaspektroskopie amp oldid 239241551