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Ein Galtonbrett nach Francis Galton auch Zufallsbrett oder Galtonsches Nagelbrett genannt ist ein mechanisches Modell zur Demonstration und Veranschaulichung der Binomialverteilung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung die in vielen Zufallsexperimenten eine Rolle spielt GaltonbrettModell eines Galtonbretts source source source source source source source source source source Video GaltonbrettGaltonbrett mit fallenden KugelnBeim Galton Nagelbrett rollen Kugeln herab und werden an jedem Nagel nach links oder rechts abgelenkt Dies ergibt eine Binomialverteilung Inhaltsverzeichnis 1 Konzept 2 Mathematische Betrachtung 3 Verallgemeinerung 4 Trivia 5 Literatur 6 WeblinksKonzept BearbeitenDas Galtonbrett besteht aus einer regelmassigen Anordnung von Hindernissen an denen eine von oben eingeworfene Kugel jeweils nach links oder rechts abprallen kann Nach dem Passieren der Hindernisse werden die Kugeln in Fachern aufgefangen um dort gezahlt zu werden Das Galtonbrett simuliert ein physikalisches Messgerat dessen Messwerte verrauscht sind Die horizontale Position der Kugel ist dabei der zu messende Wert der am oberen Eingang noch exakt vorliegt wahrend er unten in einem der Facher durch ein Rauschsignal verandert wurde Die Hindernisse symbolisieren dabei kleine Storungen die den Messwert positiv oder negativ beeinflussen konnen In der Summe konnen sie zu einer grosseren Storung anwachsen sich aber auch zu Null addieren Die Fullhohen der Facher geben am Ende Auskunft uber die Haufigkeitsverteilung der verschiedenen Starken der aufsummierten Storungen Bei realen Messungen entspricht das zum Beispiel der Rauschverteilung eines elektrischen Signals verursacht durch sehr viele sehr kleine Storsignale die genauso positiv wie negativ beitragen konnen Ein grundlegendes mathematisches Gesetz der zentrale Grenzwertsatz garantiert dass eine nahezu beliebig zusammengesetzte Verteilung solcher sehr kleinen und sehr zahlreichen Einzelstorungen in der Summe gegen die glockenformige gausssche Normalverteilung konvergiert Sind die Voraussetzungen fur eine solche Rauschverteilung erfullt spricht man von gaussschem Rauschen Bei einer endlichen Zahl von Storungen wie beim Galtonbrett erhalt man die Binomialverteilung die im Grenzwert vieler Storungen und vieler Facher ebenfalls gegen die Normalverteilung konvergiert siehe den Grenzwertsatz von Moivre Laplace Die statistischen Gesetzmassigkeiten eines solchen zufalligen Messrauschens konnen anhand des Galtonbretts auf anschauliche Weise studiert und uberpruft werden Mathematische Betrachtung BearbeitenJedes Aufprallen einer Kugel auf eines der Hindernisse ist ein Bernoulli Versuch Die beiden moglichen Ausgange sind Kugel fallt nach links X 0 displaystyle X 0 nbsp und Kugel fallt nach rechts X 1 displaystyle X 1 nbsp nbsp Bei symmetrischem Aufbau ist die Wahrscheinlichkeit nach links zu fallen P X 0 q 1 2 displaystyle P X 0 q tfrac 1 2 nbsp und die Wahrscheinlichkeit nach rechts zu fallen P X 1 p 1 2 displaystyle P X 1 p tfrac 1 2 nbsp Durch einen unsymmetrischen Aufbau oder durch Schiefstellen des Bretts kann man auch einen anderen Wert fur p displaystyle p nbsp erreichen wobei aber naturlich weiterhin q 1 p displaystyle q 1 p nbsp ist denn die Kugeln die nicht nach rechts fallen fallen nach links Dieser Fall wird weiter unten besprochen Indem die Kugel nach dem Passieren des ersten Hindernisses auf ein neues trifft bei dem die gleichen Voraussetzungen gelten wird hier ein weiterer Bernoulli Versuch durchgefuhrt Das Durchlaufen des ganzen Gerates ist also eine mehrstufige Bernoulli Kette wobei die Zahl der waagerechten Reihen von Hindernissen die Lange dieser Kette ist Im dargestellten Bild handelt es sich demnach um eine viermalige Wiederholung eines Bernoulli Versuchs d h eine Bernoulli Kette der Lange 4 nbsp Man kann nun berechnen mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Kugel in ein bestimmtes Fach fallt Bei nur einem Hindernis A ist die Wahrscheinlichkeit 1 2 fur links und fur rechts oder anders formuliert im Mittel fallt die Halfte aller Kugeln nach rechts und die Halfte nach links Damit trifft jeweils die Halfte der Kugeln auf B und die andere Halfte auf C wo sie sich wieder mit gleichen Wahrscheinlichkeiten nach links und rechts aufteilen Damit fallt aber nur noch 1 4 der Kugeln an B nach links 1 4 an C nach rechts und jeweils 1 4 von links und von rechts in den Zwischenraum zwischen B und C Hier addieren sich die Wahrscheinlichkeiten also und 1 4 1 4 2 4 fallt in der Mitte zwischen B und C hindurch Anhand der Abbildung kann man weiter verfolgen wie der Strom der Kugeln sich an jeder Hindernisreihe aufteilt und sich andererseits in jedem Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Hindernissen wieder vereinigt An der nachsten wird man daher mit Achteln an der ubernachsten mit Sechzehnteln des Gesamtbestandes rechnen mussen Die sich so ergebenden Wahrscheinlichkeiten nach der letzten Aufteilung und Vereinigung an der untersten Hindernisreihe G H I J sind die Wahrscheinlichkeiten mit denen die Kugeln in die Facher R S T U V fallen Im Beispiel haben alle diese Wahrscheinlichkeiten den Nenner 16 da es 4 Reihen von Hindernissen sind 16 24 Die Zahler ergeben sich durch Addieren der Zahler in der Reihe daruber was der Vereinigung der Kugelstrome in den Zwischenraumen entspricht Damit ergibt sich folgendes Schema fur die Wahrscheinlichkeiten Zahler Nenner Reihe 0 1 1 2 0 1 1 1 2 2 1 2 1 2 1 4 2 2 3 1 3 3 1 8 2 3 4 1 4 6 4 1 16 2 4 Man erkennt dass die Zahler die Binomialkoeffizienten sind denn sie entstehen nach dem Schema des pascalschen Dreiecks Die Nenner sind Potenzen von 2 sie folgen aus der Wahrscheinlichkeit p q 1 2 displaystyle p q 1 2 nbsp nach rechts bzw links zu fallen Die Facher R S T U V kann man danach nummerieren wie oft eine Kugel nach rechts fallen muss um das jeweilige Fach zu erreichen Damit bekommt Fach R die Nummer 0 denn eine Kugel die in R landet ist keinmal nach rechts gefallen sondern immer nur nach links Fach S hat die Nummer 1 denn eine Kugel die hier landet ist genau einmal nach rechts gefallen und zwar in der ersten zweiten dritten oder vierten Reihe aber jedenfalls nur dieses eine Mal Entsprechend bekommen die anderen Facher die Nummern 2 3 und 4 nbsp Das Ergebnis ahnelt einer Binomialverteilung Da hier die Hohlraume zwischen den Hindernissen im Vergleich zu den Kugeln zu gross gewahlt sind werden manche Kugeln nicht abgelenkt Dadurch ist das Ergebnis verfalscht und der mittlere Balken wirkt zu hoch Die Wahrscheinlichkeit in das Fach 0 zu fallen ist B 0 1 1 2 4 1 16 displaystyle B 0 1 cdot left frac 1 2 right 4 frac 1 16 nbsp Die Wahrscheinlichkeit in das Fach 1 zu fallen ist B 1 4 1 2 4 4 16 displaystyle B 1 4 cdot left frac 1 2 right 4 frac 4 16 nbsp Ebenso folgt B 2 6 1 2 4 6 16 displaystyle B 2 6 cdot left frac 1 2 right 4 frac 6 16 nbsp B 3 4 1 2 4 4 16 displaystyle B 3 4 cdot left frac 1 2 right 4 frac 4 16 nbsp B 4 1 1 2 4 1 16 displaystyle B 4 1 cdot left frac 1 2 right 4 frac 1 16 nbsp Allgemein gilt fur das Fach k displaystyle k nbsp B k 4 k 1 2 4 4 k 1 16 displaystyle B k 4 choose k cdot left frac 1 2 right 4 4 choose k cdot frac 1 16 nbsp Hierin ist 4 k displaystyle 4 choose k nbsp der Binomialkoeffizient in Reihe 4 Spalte k displaystyle k nbsp des Pascalschen Dreiecks Die Spalten sind die Nummern der Facher beginnen also mit 0 Fur die Wahrscheinlichkeiten der ersten sechs Reihen ergibt sich folgendes Schema 1 1 displaystyle tfrac 1 1 nbsp 1 2 1 2 displaystyle tfrac 1 2 quad tfrac 1 2 nbsp 1 4 2 4 1 4 displaystyle tfrac 1 4 quad tfrac 2 4 quad tfrac 1 4 nbsp 1 8 3 8 3 8 1 8 displaystyle tfrac 1 8 quad tfrac 3 8 quad tfrac 3 8 quad tfrac 1 8 nbsp 1 16 4 16 6 16 4 16 1 16 displaystyle tfrac 1 16 quad tfrac 4 16 quad tfrac 6 16 quad tfrac 4 16 quad tfrac 1 16 nbsp 1 32 5 32 10 32 10 32 5 32 1 32 displaystyle tfrac 1 32 quad tfrac 5 32 quad tfrac 10 32 quad tfrac 10 32 quad tfrac 5 32 quad tfrac 1 32 nbsp 1 64 6 64 15 64 20 64 15 64 6 64 1 64 displaystyle tfrac 1 64 quad tfrac 6 64 quad tfrac 15 64 quad tfrac 20 64 quad tfrac 15 64 quad tfrac 6 64 quad tfrac 1 64 nbsp Verallgemeinert man die Formel weiter auf ein Galtonbrett mit n displaystyle n nbsp Hindernisreihen also auf eine Bernoulli Kette der Lange n displaystyle n nbsp so wird gelten B k n n k 1 2 n n k 1 2 n displaystyle B k n n choose k cdot left frac 1 2 right n n choose k cdot frac 1 2 n nbsp Verallgemeinerung BearbeitenZur weiteren Verallgemeinerung stellt man sich nun ein unsymmetrisches Galtonbrett vor bei dem die Wahrscheinlichkeiten fur links und rechts nicht gleich gross sind Die Kugeln fallen mit der Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp nach rechts und mit q 1 p displaystyle q 1 p nbsp nach links nbsp Dann landen sie in Fach 0 mit der Wahrscheinlichkeit q 4 displaystyle q 4 nbsp statt 1 2 4 displaystyle left tfrac 1 2 right 4 nbsp denn sie mussen immer noch viermal nach links fallen tun dies aber nun jeweils mit der Wahrscheinlichkeit q displaystyle q nbsp Im ganz rechten Fach landen sie mit der Wahrscheinlichkeit p 4 displaystyle p 4 nbsp denn dafur mussen sie viermal nach rechts fallen was sie mit jeweils der Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp tun nbsp Ergebnis bei gekipptem Galtonbrett hier betragt die Wahrscheinlichkeit p ca 0 9 Fur die anderen Facher mussen sie der Nummer k displaystyle k nbsp entsprechend k displaystyle k nbsp mal nach rechts und die ubrigen Male 4 k displaystyle 4 k nbsp nach links fallen Dies tun sie mit den Wahrscheinlichkeiten p k displaystyle p k nbsp bzw q 4 k 1 p 4 k displaystyle q 4 k 1 p 4 k nbsp Was sich dabei nicht andert sind die Vereinigungen der Kugelstrome in den Zwischenraumen Die Binomialkoeffizienten bleiben also unberuhrt Die allgemeine Formel fur ein 4 reihiges Galtonbrett mit der Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp nach rechts zu fallen lautet daher B k p 4 4 k p k q 4 k 4 k p k 1 p 4 k displaystyle B k p 4 4 choose k cdot p k cdot q 4 k 4 choose k cdot p k cdot 1 p 4 k nbsp Und fur die allgemeine Formel eines entsprechend n displaystyle n nbsp reihigen Brettes folgt schliesslich B k p n n k p k q n k n k p k 1 p n k displaystyle B k p n n choose k cdot p k cdot q n k n choose k cdot p k cdot 1 p n k nbsp Dies ist dann genau die Binomialverteilung einer Bernoulli Kette der Lange n displaystyle n nbsp mit P 1 p displaystyle P 1 p nbsp und P 0 q 1 p displaystyle P 0 q 1 p nbsp Trivia BearbeitenDas Brettspiel Galtoni beruht auf einem Galtonbrett mit mehreren Eingangen an der oberen Seite Kombiniert ist es mit den Gewinnregeln von Vier gewinnt Literatur BearbeitenAndreas Buchter Hans Wolfgang Henn Elementare Stochastik Eine Einfuhrung in die Mathematik der Daten und des Zufalls Springer 2006 ISBN 978 3 540 27368 4 S 252 254 Claus Brell Juliana Brell Siegfried Kirsch Statistik von Null auf Hundert Mit Kochrezepten schnell zum Statistik Grundwissen Springer 2014 ISBN 978 3 642 41977 5 S 99 102 Jo Boaler Jen Munson Cathy Williams Mindset Mathematics Visualizing and Investigating Big Ideas Grade 7 Wiley 2019 Kapitel Go Go Galton Board Sir Francis Galton Natural inheritance Macmillan London 1889 Enthalt die Beschreibung des Galtonbretts N Chernov D Dolgopyat THE GALTON BOARD LIMIT THEOREMS AND RECURRENCE In Journal of the American Mathematical Society Band 22 3 S 821 858 JSTOR Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Galtonbrett Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Simulation in GeoGebra Simulation Galtonbrett Physikalische Simulation in HTML5 Video eines physikalischen Galtonbretts Video 1 07 Min Galtonbrett variabel flexible Simulation inkl Aufgabenstellungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galtonbrett amp oldid 234409256