www.wikidata.de-de.nina.az
Fumie auch Fumi e jap 踏み絵 wortlich Tret Bild ist eine in der fruhen Edo Zeit aufgekommene japanische Bezeichnung fur christliche Symbole welche die Obrigkeit einsetzte um Anhanger des Christentums in der Bevolkerung ausfindig zu machen Anfangs wurden gemalte Bilder oder Holzblockdrucke verwendet die man aber wegen der schnellen Abnutzung bald durch Stein Holz und Bronzerelief Platten ersetzte Als Motiv dienten Kreuzigungsdarstellungen und Marienbilder Bild Treten im fruhen 19 Jahrhundert in Nagasaki abgedruckt in Philipp Franz von Siebolds Nippon Leiden 1832 1852 Abt II Tab XV Bild Treten in Nagasaki Orientalisierende Gestaltung eines anonymen Kupferstechers abgedruckt John Hamilton Moores New and Complete Collection of Voyages and Travels London 1789 Soweit die Quellen das erkennen lassen kamen solche Tret Bilder erstmals in den zwanziger Jahren des 17 Jahrhunderts bei der Verfolgung von Christen in Nagasaki zum Einsatz 1 Wer verdachtigt wurde dem christlichen Glauben anzuhangen dies aber bestritt bzw dem Christentum abschwor musste zum Beweis seiner Gesinnung das Bild vor den zustandigen Beamten mit den Fussen treten Wer sich weigerte wurde festgenommen und hingerichtet In Regionen mit einem vormals hohen christlichen Bevolkerungsanteil wurde dieses Verfahren auch nach der Ausweisung der letzten Missionare und dem weitgehenden Abschluss des Landes im Jahr 1639 beibehalten und je nach regionaler Lage mehr oder minder systematisiert In Nagasaki ehedem eines der wichtigsten christlichen Zentren Japans wurde das Bild Treten japanisch 絵踏み efumi alljahrlich am achten Tag des ersten Monats durchgefuhrt Im Laufe der Zeit nahm die Zeremonie Zuge eines jahreszeitlichen Brauchtums an Besonders die Frauen aus dem Vergnugungsviertel Maruyama sorgten mit ihren aufwendigen Kimonos fur Zuschauer und Aufsehen Einige Leiter opperhoofden der Faktorei Dejima die die niederlandische Ostindien Kompanie seit 1641 in Nagasaki unterhielt hinterliessen in ihren Diensttagebuchern kurze Bemerkungen 2 George Meister ein protestantischer Gartner aus Sachsen der 1682 83 und 1685 86 in Nagasaki lebte gibt eine entrustete Darstellung in seinem Werk Der orientalisch indianische Kunst und Lust Gartner 3 Erstaunlich gelassen fiel demgegenuber die sehr ausfuhrliche Schilderung des Pastorensohns Engelbert Kaempfer aus der 1690 91 als Arzt auf Dejima gearbeitet hatte Die Figuren welche in einem besonders dazu gemachten Kistchen gehalten werden sind von Messing gegossen und etwa einen Fuss lang Mit deren Tretung gehet es auf folgende Art zu nachdem der Inquisitionsrat auf eine Matte sich niedergesetzt muss sich alles aus dem Hause gross und klein nebst den beiwohnenden Familien in dem Gemache versammlen Ware etwa die Wohnung des nachsten Nachbarn zur Verrichtung der Handlung zu klein so erscheinen diese alhier zugleich mit Die bronzierten Figuren liegen auf dem blossen Fussboden der zum Jefumi 4 bestellte Schreiber schlagt sein Musterbuch auf und lieset aller Namen ab die so wie sie abgelesen werden herzukommen und uber die Bilder gehen oder treten Die Mutter heben unmundige Kinder die noch nicht gehen konnen auf und lassen sie mit den Fussen darauf nieder welches ebenso angesehen wird als ob sie daruber gegangen Wenn dieses geschehen druckt der Hausvater sein Siegel unter die Musterrolle zum Zeugnis dass die Inquisition bei ihnen gehalten sei und damit deshalber die Inquisitoren bei dem Statthalter 5 sich mogen rechtfertigen konnen 6 Weitere Bemerkungen finden sich in den Schriften von Japanreisenden wie J F van Overmeer Fisscher Jan Cock Blomhoff Philipp Franz von Siebold Eine in Nagasaki angefertigte Illustration aus den fruhen 19 Jahrhundert bietet von Siebold in seinem Buch NIPPON Verstandlicherweise gehen zeitgenossische Autoren aus Kreisen der katholischen Kirche auf die Vorgange ein sobald die Rede auf Japan kam Stimuliert durch Kaempfers Schilderung flochten auch Schriftsteller wie Jonathan Swift Gullivers Reisen III Teil Kapitel 11 und Voltaire Candide oder der Optimismus die Szene in ihre Werke ein Unter den modernen Autoren sind besonders Endō Shusaku Schweigen und David Mitchell Die tausend Herbste des Jacob de Zoet hervorzuheben Mit dem von Commodore Matthew Perry erzwungenen Vertrag von Kanagawa 1854 dem darauf folgenden Englisch Japanischen Freundschaftsvertrag 1854 dem russisch japanischen Vertrag von Shimoda 1855 wuchs der westliche Druck auf die japanischen Behorden Im Fruhjahr 1856 gab man in Nagasaki und Shimoda das Bild Treten auf Doch jenseits der fur den Westen geoffneten Hafen hielt es sich weiter bis schliesslich 1873 das Verbot des Christentums endgultig aufgehoben wurde Wahrend der Edo Zeit wurden unbrauchbar gewordene Tret Bilder eingeschmolzen oder zerstort Dies geschah auch wahrend und nach der Offnung des Landes im 19 Jahrhundert Dennoch findet man heute in nahezu jedem einschlagigen Regionalmuseum bis hin zum Nationalmuseum Tokio zumindest einige Exponate In der modernen japanischen Umgangssprache wird der Terminus fumie auch frei von historisch religiosen Konnotationen im Sinne der deutschen Nagelprobe oder Loyalitatsprobe verwendet Literatur BearbeitenGeorge Meister Der Orientalisch Indianische Kunst und Lust Gartner Eigenverlag Dresden 1692 Digitalisat Engelbert Kaempfer Geschichte und Beschreibung von Japan Aus den Originalhandschriften des Verfassers herausgegeben von Christian Wilhelm Dohm 2 Bande Meyer Lemgo 1777 1779 Digitalisat Bd 1 Digitalisat Bd 2 Thomas DaCosta Kaufmann Designed for Desecration Fumi e and European Art In Thomas DaCosta Kaufmann Toward a geography of art University of Chicago Press Chicago IL u a 2004 ISBN 0 226 13312 5 S 303 352 Mia M Mochizuki Deciphering the Dutch in Deshima In Benjamin Kaplan Marybeth Carlson Laura Cruz Hrsg Boundaries and their meanings in the history of the Netherlands Studies in Central European Histories 48 Brill Leiden u a 2009 ISBN 978 90 04 17637 9 S 63 94 hier S 67 78 Philipp Franz von Siebold Nippon Archiv zur Beschreibung von Japan und dessen Neben und Schutzlandern Jezo mit den sudlichen Kurilen Krafto Koorai und den Liukiu Inseln Nach japanischen und europaischen Schriften und eigenen Beobachtungen bearbeitet Siebold Leiden 1832 1852 Erstausgabe Fotografien Bearbeiten nbsp Tret Bild aus Bronze mit Kruzifixdarstellung Nagasaki Die Konturen sind durch die langjahrige Benutzung weitgehend unkenntlich geworden nbsp Marien Relief Nagasaki Einzelnachweise Bearbeiten Seit dem 19 Jh schwanken die Angaben in der Sekundarliteratur zwischen 1626 1628 und 1629 Eindeutige Primarquellen sind nicht belegt Meist sind dies auffallige Episoden So z B im Fruhjahr 1663 als eine alte Frau und ihre Tochter sich weigerten und bei der Befragung durch den Nagasaki Gouverneur diesen mit Kieselsteinen bewarfen Nationaal Archief Den Haag NFJ 76 Dagregister von Henrick Indijck 8 Februar 1663 Neujahrstag im japanischen Kalender George Meister Der Orientalisch Indianische Kunst und Lust Gartner 1692 Kapitel X Da im Japanischen der Edo Zeit der Anlaut e als Halbvokal je japanisch ye realisiert wurde notierten europaische Beobachter diese Silbe e als je oder ye z B Jedo Edo Jezo Ezo Ein historisches Relikt dieser alten Aussprache findet sich im Yen der heute eigentlich als En zu transkribieren ware Gemeint ist der von der Regierung eingesetzte Gouverneur der reichsunmittelbaren Domane Nagasaki Dies ist nur ein kurzer Auszug der Schilderung Kaempfers Mehr in Geschichte und Beschreibung von Japan Bd 2 S 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fumie amp oldid 238238009