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Ein Fuhrmann war ein Mann der neben der warenformigen Fuhre auch Personen transportierte Dies geschah mit einem Fuhrwerk wie einem Pferde oder Ochsenkarren Die Fuhrleute wie sie im Rechtswesen meist genannt wurden waren als Vertragspartner im Waren und Personentransport einer Reihe von Gesetzen und Vorschriften unterworfen Pferdefuhrwerke in Schweden etwa Mitte 19 JahrhundertGesamtansicht Scharjer Denkmal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zeitgenossische Wahrnehmung 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenWahrend in romischer Zeit vor allem dem staatlich organisierten Cursus publicus eine hochgradig entwickelte Infrastruktur in Form von Strassen Wechselstationen fur die Zugtiere mutationes sowie Unterbringungen mansiones zur Verfugung standen und daruber hinaus ein klarer Rechtsrahmen geschaffen worden war war der fruhmittelalterliche Fuhrmann eher fur grosse Grundherrschaften tatig wie etwa Kloster So besass das Kloster Prum in der Eifel ein weitraumiges Netz von Verkehrsverbindungen fur den Transport der Ertrage aus haufig weit entfernten Gebieten wie etwa Ostfriesland Dabei wurde der Transport von Eigenhorigen bewaltigt aber auch durch Inhaber von Benefizien zu deren Pflichten diese Transporte gehorten Der typische Hand und Spanndienst angaria bestand in einer halben Wagenlast pro Hufe wobei dazu vier Zugochsen vonnoten waren 1 Als sich im 13 Jahrhundert ausgehend von Westeuropa zunehmend die Kummetanspannung durchsetzte ermoglichte dies den Einsatz von Pferdefuhrwerken mit erheblich hoherer Last die zudem weitere Strecken schneller bewaltigen konnten Dabei war es bei langeren Transporten ublich Wasser und Landwege zu nutzen was allerdings hohe Kosten beim Umladen verursachte Die Fuhrmanner wurden vielfach von den Organisatoren dieses Transportwesens fur die jeweilige Fracht und vor Ort angeheuert wie etwa entsprechende Briefe im Archiv des toskanischen Kaufmanns Francesco Datini belegen Im 15 Jahrhundert intensivierten sich zugleich die Bemuhungen der komplexeren Staatsorganisationen eine Art staatlichen Postdienst einzurichten Dies galt insbesondere fur den Transport von hochpreisigen Waren aber vor allem fur die Korrespondenzen zwischen den Handlern So konnten 1331 die Florentiner Handler in Lyon erreichen dass alle 12 Tage ein Bote die Stadt mit Rom verband wofur er 6 bis 8 Tage benotigte 1442 brauchte ein Bote immerhin noch 5 bis 6 Tage fur die Strecke Rom Florenz In den alpinen Talgemeinden bestanden geregelte Talgenossenschaften die ein Monopol fur die Beforderung besassen die aber auch fur den Unterhalt der Strassen und Wege verantwortlich waren nbsp Fuhrmannseid 1691Da die Fuhrleute die weder staatlichen noch privaten Monopolverbanden angehorten einen individuellen Kontrakt mit demjenigen abschlossen der Waren zu transportieren wunschte unterlagen sie den Bestimmungen des Vertragsrechts So waren sie fur die Sicherheit und Vollstandigkeit der Ware ebenso verantwortlich wie dafur sie unbeschadigt am Zielort bei der richtigen Person abzuliefern und sich dies schriftlich bestatigen zu lassen Kam es zu grosseren Beschadigungen der Waren oder kam diese abhanden so wurde die Schuld bzw der Grad der Schuld des Fuhrmanns bemessen und er gegebenenfalls bestraft Kam im 18 Jahrhundert ein Passagier zu Tode und der Fuhrmann trug Schuld daran so wurde er bestraft als ob er den Passagier selbst erschlagen hatte Wurde er jedoch Opfer eines Raubes so blieb er straffrei vorausgesetzt er war nicht selbst Drahtzieher des Uberfalls 2 nbsp Pferdefuhrwerk im Verkehrsmuseum DresdenIm Zuge der Verdichtung des Strassenverkehrs entstanden bereits vor 1800 zunehmend Vorschriften wie sich der Fuhrmann im eigentlichen Wegesverkehr zu verhalten habe So wurde in Wurttemberg 1808 festgelegt dass er einem entgegenkommenden Fuhrwerk in hinreichendem Masse auszuweichen habe und zwar auf die rechte Strassenseite Bis 1826 blieb eine Verfehlung gegen diese Vorschrift allerdings straffrei 3 In der Schweiz wurde 1834 bestimmt dass jedes Fuhrwerk dem entgegenkommenden Fuhrwerke zur rechten Hand uber die Mitte der Strassenbreite ausweichen sollte Auf Zuruf oder Peitschenknall sollte sich der langsamere Fuhrmann gegenuber dem schnelleren der zum Uberholen ansetzen wollte verhalten Ausserdem sollte der Fuhrmann bei Schnee ein Geschalle mitfuhren bei ganz finstern Nachten ein Licht 4 In Koln entstanden immer dichtere Vorschriften gegen das Uberladen von Fuhrwerken wogegen man mit einem Waagenzwang vorging oder uber die Frage der Bremsen die fur die Kunststrassen erforderlich wurden und die als Hemmvorrichtung bezeichnet wurden 5 Im Oberbergischen bestand die Fracht der Fuhrmanner oft aus Schwarzpulver aus den Pulvermuhlen Beim Transport dieser gefahrlichen Ladung konnte es zu schweren Unfallen kommen daher musste jeder Pulverwagen mit einem P gekennzeichnet sein Das Worterbuch der Deutschen Sprache von 1808 setzt Fuhrmanner und Fuhrleute gleich Ein Fuhrmann ist demnach derjenige der das Fahren oder die Lenkung des Zugviehes vor einem Fuhrwerk verrichtet der Kutscher wenn das Fuhrwerk eine Kutsche ist 6 Der Terminus des Karrners ist besonders in Franken und Thuringen verbreitet auch in der Schreibung Karer Karrer Karcher die sich von der Karre Wagen ableiten In der Umgebung von Neuwied war die Bezeichnung Scharjer fur die Manner gebrauchlich die Rheinschiffe mit Bimssteinen beluden Dieser Begriff ist von Schar mundartlich fur Karre abgeleitet oder wurde aus dem Franzosischen la charette ubernommen Scharjer wie Karrner waren ungelernte Arbeiter von geringem Ansehen und unterschieden sich insoweit von den Schrotern die Zunftangehorige waren Im deutschen Sprachraum steht Karrnerarbeit als Synonym fur eine besonders schwere korperliche Arbeit Im ubertragenen Sinne wird es benutzt wenn eine Problemlosung besondere Anstrengungen erfordert Zeitgenossische Wahrnehmung BearbeitenDem Karrner wurde in Neuwied in der Mittelstrasse das Scharjer Denkmal gesetzt Dargestellt ist ein Schiff das sich im Wasser befindet die Planke und die Kaimauer Der Scharjer beladt gerade das Schiff Die Skulptur ist so ausgerichtet dass der Arbeiter Richtung Rhein lauft Frammersbach im Spessart hat den Fuhrmann nach einem Holzschnitt von Jost Amman von 1577 in seinem Wappen da die Fuhrleute aus diesem Marktflecken an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit mit ihren Wagen bis Antwerpen unterwegs waren Literatur BearbeitenFerdinand Christoph Harpprecht Das Recht der Fuhr Leute benebst rechtlichster An und Ausfuhrung wie mit Fuhrleuten vorsichtig zu contrahiren der etwa von ihnen verursachte Schaden zu erstatten und die desfalls vorkommende Falle zu entscheiden it was wegen der casuum fortuitorum zu statuiren Hoffmann 1718 Digitalisat Art Fuhr und Schiffleute in J F Wehrer Vollstandiges Gesetzes Lexicon fur den badischen Staatsburger 2 Bde Bd 1 Creuzbauer und Hasper Karlsruhe 1846 S 301 f Digitalisat Heinrich Hartinger Die Wurzburger Karnerzunft In Werkblatt Frankenland 1927 S 166 169 Weblinks BearbeitenScharjerdenkmal und Informationen der Stadt Neuwied Scharjerdenkmal bei lebendiges neuwied deAnmerkungen Bearbeiten Grundlage der Abschnitte zu Antike und Mittelalter bildet A Serra Fuhrwesen gewerbe In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 4 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1989 ISBN 3 7608 8904 2 Sp 1012 1014 Art Fuhrleute in Deutsche Encyclopadie oder Allgemeines Real Worterbuch aller Kunste und Wissenschaften Bd 10 Frankfurt am Main 1785 S 633 Digitalisat Verhandlungen der Wurttembergischen Kammer der Abgeordneten in den Jahren 1849 bis 1856 Erster Beilagenband Stuttgart 1861 S 1722 Gesetze Dekrete und Verordnungen des Kantons Bern Bd 4 Bern 1834 S 134 Digitalisat Peter Burger Hrsg Sammlung der fur die Stadt Koln erlassenen Polizei Verordnungen Nebst einer Auswahl der in das Gebiet der Polizei einschlagenden allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen Koln 1856 S 367 Art Der Fuhrmann in Joachim Heinrich Campe Hrsg Worterbuch der Deutschen Sprache 2 Teil Braunschweig 1808 S 193 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fuhrmann Beruf amp oldid 236855413