www.wikidata.de-de.nina.az
Das Fronthaus war ein von Clemens Holzmeister geplanter 1937 begonnener aber letztlich nicht fertiggestellter Prestige und Reprasentativbau der Vaterlandischen Front als Abschluss des Minoritenplatzes und Ballhausplatzes in Wien Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Architektur 3 Finanzierung 4 Grundsteinlegung 5 Ausfuhrung 6 Jetzige Situation 7 Quelle 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDer Bau eines allgemeinen Verwaltungs und Reprasentativbaus der Vaterlandischen Front wurde durch die Bauten in verwandten politischen Systemen gerechtfertigt wie die faschistischen Parteibauten in Italien oder die Reichskanzlei in Berlin und sollte als Prestigeprojekt zur Legitimation und Reprasentation des Regimes des Standestaats in der Nahe des Bundeskanzleramtes errichtet werden Die Platzgestaltung fiel aber weit hinter die Dimensionen der geplanten Bauten in Rom und Berlin zuruck Das Fronthaus sollte die Teilvereinigungen VF Werke Osterreichisches Jungvolk OJV und Neues Leben NL die kulturelle Freizeitorganisation der Vaterlandischen Front sowie das Generalsekretariat unter einem Dach zusammenfuhren Die Ausschreibung eines offentlichen Wettbewerbes durch die Zentralvereinigung der Architekten Osterreichs wurde von der Vaterlandischen Front abgelehnt und die zentrale Entscheidung fur das Projekt in Eigenregie durchgefuhrt Clemens Holzmeister wurde mit der Planung und Durchfuhrung beauftragt Architektur BearbeitenDas Fronthaus sollte den Minoritenplatz schliessen und sich in Bauhohe Dimensionierung und Formensprache an die flankierenden Bauten Bundeskanzleramt und Hofburg anpassen Nur der Mittelrisalit zum Ballhausplatz mit dem monumentalen Haupteingang war um sechs Meter hoher geplant Dieses symbolische Zentrum des Bauwerkes war mit kleinen Balkonen vor neun Hauptfenstern der Reprasentationsraume ausgestaltet An den Balkonen sollten die Wappen der Bundeslander angebracht werden Ein monumentaler Fries unter dem Kranzgesims sollte mit einem steinernen Kruckenkreuz und dem Doppeladler mit Bundeswappen in Bronze verziert werden Auf den Seiten des Mittelrisalits sollten die Symbole der acht Stande Berufsgruppen angebracht werden Neben dem Haupteingang vom Ballhausplatz her waren zwei reichlich ausgestaltete monumentale Nebeneingange vorgesehen Im Inneren des Fronthauses sollten ein Sitzungssaal fur 600 bis 800 Personen und weitere Reprasentations und Sitzungsraume entstehen Auf einer Grundflache von 3600 m sollen 2200 m verbaut werden das Bauwerk soll zwei Stockwerke unter und funf ober der Erde aufweisen 1 die Kubatur insgesamt 118 000 m betragen Finanzierung BearbeitenDurch ein Bundesgesetz des Bundesministeriums fur Finanzen wurden die Baugrundstucke in das Eigentum der Vaterlandischen Front ubertragen Das Bauwerk selbst sollte aber dem Bund gehoren und so bisherige Mietkosten in anderen Verwaltungsgebauden eingespart werden was als Einsparungseffekt propagiert wurde Die Finanzierung sollte hauptsachlich uber eine Spendensammlung im sogenannten Frontarbeitsopfer erreicht werden Das Spenden war nicht ganz freiwillig Menschen die Spenden verweigerten und Unternehmen die nur kleine Betrage spendeten wurden zurechtgewiesen Teilweise waren auf den Spendenlisten von Unternehmen einzelne Zahlungsunwillige kenntlich gemacht und teilweise schickten die Firmen Gesamtspendenlisten die die Beitrage Einzelner verschleierten Im April 1937 wurden 8 470 000 Schilling Gesamtkosten fur die Errichtung des Gebaudes veranschlagt dem standen im Juli 1937 nur Einnahmen von 430 000 Schilling aus dem Frontarbeitsopfer gegenuber Eine eigens fur den Fronthausbau initiierte Lotterie sollte zusatzlich Geld einspielen Eine allgemeine Spendenaktion sollte den Bau durch eine scheinbare Massenbasis ermoglichen und so fur eine emotionale Bindung sorgen Ausserdem konnte dadurch die schlechte finanzielle Situation der Vaterlandischen Front verschleiert werden Grundsteinlegung BearbeitenAm 24 Juli 1937 erfolgte die Grundsteinlegung durch Frontfuhrer Bundeskanzler Doktor Kurt Schuschnigg 2 Der monumentale Grundstein 2200 kg bestand aus Poschacher Granit aus dem Werk Plocking die Urkunde aus Kalbspergament wurde von Architekt Otto Hurm beschriftet In den Grundstein wurden Kassetten mit 2 bis 3 kg Erde von fur die Osterreichidentitat wichtigen symbolisch und ideologisch besetzten Orten versenkt Die Erde stammte vom Haydngrab in Eisenstadt dem Herzogstuhl in Maria Saal dem Dollfuss Geburtshaus in Niederosterreich dem Linzer Landhaus von der Festung Hohensalzburg dem Schlossbergturm in Graz dem Andreas Hofer Denkmal am Bergisel dem Pfandergipfel in Vorarlberg sowie dem Kahlenberg und dem Dollfuss Grab am Hietzinger Friedhof Die Grundsteinlegung geriet durch den Massenaufmarsch der Teilorganisationen der Vaterlandischen Front zu einer Propagandaveranstaltung Ausfuhrung BearbeitenAm 19 August 1937 wurde mit den Aushubarbeiten begonnen 1 Bei der Anwerbung der Arbeitskrafte wurde vor allem auf deren politische Gesinnung geachtet Kommunisten und Sozialdemokraten sollte keinen Einblick in die Bauplane erhalten da Sabotageakte befurchtet wurden Der Rohbau war bis zum Keller vorangeschritten als er von der NS Verwaltung nach dem Anschluss 1938 zuruckgestellt wurde Unter NS Verwaltung wurde 1939 die Weiterfuhrung der Baustelle als Gebaude des Reichsnahrstandes der Landesbauernschaft Donauland geplant Jetzige Situation Bearbeiten nbsp Blick uber den Ballhausplatz mit dem Bundesamtsgebaude Ballhausplatz 3 in der Mitte das an Stelle des nicht realisierten Fronthauses errichtet wurdeAuf dem Bauplatz wurde von 1982 bis 1986 das Bundesamtsgebaude Ballhausplatz 3 errichtet geplant von den Architekten Alexander Marchart und Roland Moebius Es hat die Adressen Minoritenplatz 9 Bruno Kreisky Gasse 1 Schauflergasse 8 und seinen Haupteingang am Minoritenplatz Quelle BearbeitenAndreas Suttner Das schwarze Wien Bautatigkeit im Standestaat 1934 1938 Bohlau Wien 2017 ISBN 978 3 205 20292 9 S 188 192 oapen org abgerufen am 15 Februar 2019 Einzelnachweise Bearbeiten a b Arbeitsbeginn am Fronthaus im Zeichen des Friedens In Neues Wiener Journal 20 August 1937 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwj Radio Wien Programm Samstag den 24 Juli In Neues Wiener Journal 23 Juli 1937 S 16 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwj48 208551 16 364495 Koordinaten 48 12 30 8 N 16 21 52 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fronthaus amp oldid 222070435