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Friedrich Pincus geboren am 16 November 1871 in Posen gestorben am 6 November 1943 im Ghetto Theresienstadt war ein deutscher Ophthalmologe stadtischer Augenarmenarzt von Koln und seit 1913 bis zum Entzug seiner Approbation durch die Nationalsozialisten im Jahr 1939 leitender Arzt der Augenabteilung des Israelitischen Krankenhauses in Koln Nach 1939 war er als einziger Augenarzt fur die judische Bevolkerung von Koln als so genannter Krankenbehandler zugelassen Im Juli 1942 wurde Friedrich Pincus ins Ghetto Theresienstadt deportiert wo er im November 1943 gestorben ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Werke von Friedrich Pincus Auswahl 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Pincus wurde als drittes von vier Kindern des aus Posen stammenden judischen Kaufmanns Ludwig Pincus und seiner Frau Auguste Golda geborene Czapski geboren Nach seinem Schulabschluss begann er ein Studium der Medizin an der Friedrich Schiller Universitat in Jena wo Siegfried Czapski ein Verwandter der Mutter einen Lehrstuhl fur Physik innehatte Friedrich Pincus promovierte 1894 in Jena mit dem Thema Anatomischer Befund von zwei sympathisierenden Augen darunter eins mit Cysticercus intraccularis Nach der Promotion ging er 1896 nach Koln und arbeitete zunachst als Assistenzarzt an der Augenheilanstalt fur Arme 1 1900 trat er die Stelle als stadtischer Augenarmenarzt an 2 Neben seiner beruflichen Tatigkeit publizierte er regelmassig in deutschen und internationalen Fachzeitschriften unter anderem im Zentralblatt fur praktische Augenheilkunde in der Zeitschrift fur Augenheilkunde in der Internationalen Zeitschrift fur Augenheilkunde im Chemischen Zentralblatt der Wiener Klinischen Rundschau dem Zentralblatt fur Innere Medizin dem Archives of Ophthalmology oder der Lettura oftalmologica rivista mensile di oculistica pratica Seine Forschungsergebnisse uber die Erkrankung der Netzhaut Entzundungen des Sehnervs sowie Sehnervenleiden nach Blutverlust fanden Eingang in das 1930 erschienene Kurze Handbuch der Ophthalmologie Seit Jahr 1912 leitete er die Augenabteilung des Israelitischen Krankenhauses in Koln Wahrend des Ersten Weltkrieges war Pincus als Stationsarzt der Colner Militar Augenstation eingesetzt und behandelte in erster Linie Augenverletzungen von Frontsoldaten 3 Das 1919 von ihm veroffentlichte Werk Uber Sehstorungen und Blutverlust in dem er die Forschungsergebnisse der letzten vier Jahre zusammengefasst hatte zahlt auch in der Gegenwart zu den viel zitierten Grundlagenarbeiten auf diesem Gebiet Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Arbeitsmoglichkeiten fur judische Arzte zunehmend eingeschrankt Friedrich Pincus arbeitete mit der Unterstutzung seiner Tochter Charlotte als einer der wenigen fur judische Patienten zugelassenen Augenarzte in Koln im Israelitischen Asyl fur Kranke und Altersschwache und in seiner Praxis in seinem Wohnhaus am Hohenzollernring 77 1936 wurde in den Berichtsbanden der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft vermerkt dass der Sanitatsrat Friedrich Pincus zwischen 1934 und 1936 freiwillig aus der Deutschen Ophthalmolischen Gesellschaft ausgetreten ist 4 Ende September 1938 wurde ihm wie allen noch in Deutschland verbliebenen judischen Arzten die Approbation entzogen Fortan durfte er nur noch als einzig zugelassener Augenarzt in Koln als Krankenbehandler judischer Patienten tatig sein 2 5 Sein Wohnhaus am Hohenzollernring musste er 1938 verkaufen Im Juni 1942 wurde auch das Israelitische Krankenhaus ausgelost und die Insassen in das Deportationslager Mungersdorf verschleppt 6 Kurz vor der Deportation wurde Friedrich Pincus mit seiner Familie gezwungen in ein Ghettohaus am damaligen Horst Wessel Platz heute Rathenauplatz zu ziehen von wo das Ehepaar Pincus am 27 Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde 7 Im Ghetto Theresienstadt starb Friedrich Pincus am 6 November 1943 drei Tage spater am 9 November 1943 wurde sein Leichnam eingeaschert 2 8 9 Seine Frau Eugenie Tochter des judischen Justizrats Salomon Rothschild aus Trier starb wie auch sein Bruder und seine Schwagerin im Ghetto Theresienstadt Die zwei Kinder des Ehepaares uberlebten den Holocaust ebenfalls nicht 10 11 Die Tochter Charlotte geboren 1906 wurde am 15 Juni 1942 nach Sobibor deportiert und dort ermordet 12 Der Sohn Ludwig Salomon geboren 1909 promovierte 1933 in Koln in Augenheilkunde und emigrierte 1934 in die Niederlande Hier arbeitete er zunachst in Groningen und Schoonhoven 1940 ubernahm er in Nieuwpoort die Praxis eines Kollegen Am 15 Mai 1940 funf Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande nahm sich Ludwig Salomon Pincus das Leben 13 Gedenken Bearbeiten nbsp Stolpersteine fur Dr Friedrich Eugenie und Charlotte Pincus vor dem ehemaligen Wohnhaus Lindenthalgurtel 11 in Koln LindenthalVor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Pincus wurden drei Stolpersteine fur Friedrich Eugenie und Charlotte im Rahmen des Kunst und Denkmalprojektes des Kunstlers Gunter Demnig verlegt Sein Sohn Ludwig Salomon wurde auf dem Allgemeinen Friedhof Bij de Waterschuur in Nieuwpoort begraben Seinen Grabstein stifteten laut Inschrift dankbare Patienten 14 Werke von Friedrich Pincus Auswahl BearbeitenAnatomischer Befund von zwei sympathisirenden Augen darunter eins mit Cysticercus intraccularis Dissertation 1894 Ein Fall von Blutung zwischen Glaskorper und Netzhaut 1898 Ein Fall von transitorischer Blei Amaurosis 1901 Transitory Lead Amaurosis 1901 Spontanheilung eines traumatischen pulsierenden Exophthalmus 1907 Vollige Wiederherstellung der Funktion nach Apoplexia sanguinea retinae Thrombosis venae centralis 1908 Die wissenschaftlichen Grundlagen der Zeozontherapie 1913 Neuritis optici bei Neurofibromatosis 1914 A contribution of the study of Endogenous Gonorrheal Coroneal Affections 1914 Zwei Falle schwerer Sehstorung nach innerlichem Optochingebrauch 1916 Bericht uber die 40 Versammlung der ophthalmologischen Gesellschaft 1916 Effect of optochin on the eyesight 1917 Ein Fall von doppelseitiger Tenonitis serosa acuta 1918 Uber Sehstorungen und Blutverlust 1919 Lumbar punction in the treatment of blindness caused by methyl alcohol 1920 Myopische Einstellung der Pupille bei Emmetropie 1923 Kritische Bemerkungen zu den Arbeiten von Dr Niederhoff und Dr Stange uber das Augenschutzmittel Corodenin 1929 Over vetnecrose in de Orbita niederl 1934 Uber die Operation der Obliquus superior Lahmung 1936Einzelnachweise Bearbeiten Barbara Becker Jakli Das judische Krankenhaus in Koln die Geschichte des Israelitischen Asyls fur Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945 Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 350 0 S 409 f a b c Martin Ruther Koln im Zweiten Weltkrieg Alltag und Erfahrungen zwischen 1939 und 1945 Darstellungen Bilder Quellen Emons Koln 2005 ISBN 3 89705 407 8 S 191 Friedrich Pincus Uber Sehstorungen und Blutverlust In Graefes Archiv Band 98 1919 S 152 A Wagenmann Bericht uber die einundfunfzigste Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1936 J F Bergmann Munchen 1936 S 486 Barbara Becker Jakli Das judische Krankenhaus in Koln die Geschichte des Israelitischen Asyls fur Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945 Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 350 0 S 320 f Monika Frank Friedrich Moll Hrsg Kolner Krankenhaus Geschichten am Anfang war Napoleon Kolnisches Stadtmuseum Koln 2006 ISBN 3 940042 00 5 S 562 Dieter Corbach 6 00 Uhr ab Messe Koln Deutz Deportationen 1938 1945 Departure 6 00 a m Messe Koln Deutz deportations 1938 1945 Scriba Koln 1999 ISBN 3 921232 46 5 S 570 Gedenkblatt Friedrich Pincus Bundesarchiv abgerufen am 9 November 2018 Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft Hrsg Visus und Vision 150 Jahre DOG Festschrift zum 150 jahrigem Bestehen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft Biermann Munchen 2007 S 52 Eugenie Pincus Opferdatenbank In holocaust cz Abgerufen am 9 November 2018 tschechisch Gedenkblatt Eugenie Pincus Bundesarchiv abgerufen am 9 November 2018 Gedenkblatt Charlotte Pincus Bundesarchiv abgerufen am 9 November 2018 About Ludwig Salomon Pincus Abgerufen am 9 November 2018 englisch Nieuwpoort Algemene Begraafplaats graf 13733 Lodewijk Salomon Pincus Abgerufen am 9 November 2018 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 10 November 2018 GND Namenseintrag 183933109 AKS PersonendatenNAME Pincus FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher AugenarztGEBURTSDATUM 16 November 1871GEBURTSORT PosenSTERBEDATUM 6 November 1943STERBEORT Ghetto Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Pincus amp oldid 224618981