Die Sprachsoziologie bezeichnet Fremdsprachenpolitik (Schulsprachenpolitik) als die Politik eines Staates hinsichtlich der Fremdsprachen, welche in den öffentlichen Ausbildungsstätten (Schulen, Universitäten usw.) verpflichtend oder fakultativ angeboten werden. Das Angebot ist in erster Linie ein Ausdruck wirtschaftlicher und außenpolitischer Zielsetzungen und Schwerpunkte.
Beispiele:
- Als Folge des zwischen Frankreich und Preußen unter Beteiligung der süddeutschen Staaten geführten Krieges 1870–1871 wurden im Frankfurter Frieden von 1871 Teile Ostfrankreichs, der überwiegende Teil der beiden elsässischen Départements und ungefähr die Nordhälfte des benachbarten Lothringen an das (1871 während des Krieges gegründete und von Preußen angeführte) Deutsche Kaiserreich abgetreten.
- Im Königreich Ungarn gelang es den Magyaren nach einer systematischen und bürokratisch durchaus gewaltsamen Magyarisierungskampagne Ende des 19. Jahrhunderts, eine (knappe) magyarische Bevölkerungsmehrheit herbeizuführen.
- In der Volksrepublik Polen musste ab dem Jahr 1945 die restliche zurückgebliebene Bevölkerung Oberschlesiens, sowohl die deutsch- wie die polnischsprachige, Diskriminierungen von Seiten des polnischen Staates erdulden. Der polnische Staat machte es sich zum Ziel, die Oberschlesier, die er zu „germanisierten Polen“ erklärte, zu „repolonisieren“. So wurde der Gebrauch der deutschen Sprache sowohl im öffentlichen Leben, in Kirchen und Schulen, als auch im Privatleben verboten. Um den Kontakt mit der deutschen Sprache zu vermeiden, wurde nirgendwo in sämtlichen oberschlesisch bewohnten Gegenden Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Die deutsche Sprache konnte nur heimlich (und mit Angst erwischt zu werden) ausgeübt werden. Durch die lange Zeitspanne hatten eine bis drei Generationen nicht die Möglichkeit, die Muttersprache ihrer Vorfahren zu erlernen.
Literatur Bearbeiten
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache, 2000
Siehe auch Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Siehe auch Stefan Fisch: Nation, ‚Heimat' und ‚petite patrie' im Elsaß unter deutscher Herrschaft 1870/71-1918, in: Marco Bellabarba und Reinhard Stauber (Hrsg.): Identità territoriali e cultura politica nella prima età moderna (= Territoriale Identität und politische Kultur in der Frühen Neuzeit), Bologna/Berlin 1998, S. 359–373.
- Vgl. z. B. Deutsche in Budapest: Abnahme deutschsprachiger Grundschüler von 1877 bis 1881.
- Franz-Josef Sehr: Professor aus Polen seit Jahrzehnten jährlich in Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2020. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2019, ISBN 3-927006-57-2, S. 223–228.