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Das Frauenwiderstandscamp in Reckershausen im Hunsruck war ein antimilitaristisches und feministisches Protestcamp 1 Es richtete sich gegen die durch den NATO Doppelbeschluss geplante und schliesslich auch durchgefuhrte Stationierung von 96 Cruise Missiles in der Region Das erste von insgesamt elf Camps fand 1983 statt Inhaltsverzeichnis 1 Grundsatzliches 2 Literatur 3 Weblinks 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseGrundsatzliches Bearbeiten nbsp Aufkleber zum 2 Frauenwiderstandscamp 1984 im HunsruckDie Frauen protestierten gegen Rustung und Militar sowie gegen den alltaglichen Krieg gegen Frauen 2 Lesben und Madchen durch verschiedene Formen von Mannergewalt wie beispielsweise sexuelle Belastigung Pornographie Peep Shows oder Vergewaltigung An den Camps nahmen in den ersten Jahren im Verlaufe der jeweiligen Campzeit bis zu 2 000 Frauen teil die aus dem gesamten Bundesgebiet aber auch aus anderen Landern wie Danemark Osterreich und der Schweiz kamen Zentrale politische Zugehorigkeiten der Campteilnehmerinnen waren die Frauen Lesben und Friedensbewegung Auffallig an den Protesten waren die weitgreifenden linken politischen Bundnisse die die Feministinnen fur die ersten Camps schmiedeten 3 Die Idee ein temporares Zeltdorf als separatistischen 4 Frauenort zu errichten war auch eine Antwort auf die Erfahrungen von Sexismus Androzentrismus und fehlende feministischen Perspektiven auf Krieg und Militar in geschlechtergemischten Friedenszusammenhangen etwa bei der gemischten Blockade in Grossengstingen im Sommer 1982 5 Vorbild fur Hunsrucker Camperinnen war u a das englische Frauenfriedenscamp in Greenham Common 6 einem US Luftwaffenstutzpunkt 7 Als Protestformen wurden von den Camp Frauen wie sie sich selbst nannten u a Demonstrationen Mahnwachen Blockaden Besetzungen Storungen von militarischen Ablaufen Sabotageakte gegen militarische Baustellen Spruh und andere Aktionen wie das Aufstellen von alternativen Gedenktafeln gewahlt Besonders spektakular war die eintagige Besetzung eines Baukrans der Firma Hochtief auf dem militarischen Sperrgebiet der Raketenstation Pydna durch 18 Frauen am 27 August 1984 8 Die Diskussionsthemen der Frauenwiderstandscamps die uber Militarismus und andere Formen von Gewalt hinausgingen waren vielfaltig u a Antisemitismus etwa Vereinnahmung von Kampfen Unsichtbarmachen Auslanderfeindlichkeit Faschismus Verstrickung in Familiengeschichten historisches Gedenken Klassismus soziale Herkunft Geldfragen Konsum Verweigerung Subsistenz Okologie Atomkraft Umgang mit Ressourcen Ernahrung Rassismus rassistische Sprache und Sozialisation separate Camp Raume fur Schwarze Frauen Repression Sicherheitsgesetze Separatismus von Lesben sexualisierte Gewalt Unterschiede unter Frauen sowie immer wieder verschiedene Widerstandsformen die parallel praktiziert wurden 9 In den ersten Jahren erhielten die Camps viel mediale Aufmerksamkeit Es berichteten die ARD Tagesschau am 23 Juli 1983 10 sowie der SWR am 1 August 1983 ausserdem erschienen Artikel in Frauenbewegungsmedien wie Courage und Emma in der Friedensbewegungspresse wie dem Hunsruck Forum aber auch in so unterschiedlichen Magazinen wie der Brigitte 13 1985 der Quick September 1983 und dem Stern August 1983 Des Weiteren wurden die Proteste von zahlreichen Artikeln in lokalen regionalen sowie uberregionalen Zeitungen begleitet oftmals ablehnend Im Laufe der Jahre verschob sich der Charakter der Camps zugunsten der Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt die Antimilitarismus Diskussionen und Aktionen ruckten in den Hintergrund Fur den Zusammenhang von Militarismus und Gewalt wird im Hunsruck immer wieder auf den Bewusstseinswandel hingewiesen der sich durch die Frauenwiderstandscamps in der Region vollzog 11 12 Die jeweilige Dauer des politischen Campings variierte zwischen vier und acht Wochen zumeist waren es sieben Den Frauenwiderstandscamps gingen diverse lokale uberregionale wie bundesweite mehrtagige Vorbereitungstreffen voraus und folgten entsprechende Nachbereitungen Die letzten Zelte wurden im Sommer 1993 aufgeschlagen das fur das Jahr 1994 geplante Camp wurde nicht mehr durchgefuhrt In der Bundesrepublik fanden nach den Frauenwiderstandscamps im Hunsruck keine von den Themenstellungen oder dem Umfang her vergleichbaren explizit antimilitaristischen und feministischen Camps mehr statt Literatur BearbeitenAnna Feigenbaum Fabian Frenzel Patrick McCurdy Protestcamps Zed Books London 2013 ISBN 978 1 78032 355 8 Matthias Kagerbauer Die Friedensbewegung in Rheinland Pfalz Der Hunsruck als Zentrum des Protests gegen die Nachrustung Magister Arbeit Fachbereich Geschichts und Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg Universitat Mainz Mainz 2008 online download 6 2009 Memento vom 1 Februar 2014 im Internet Archive Ulrike Muller Frauen in der Friedensbewegung In Frauen Geschichte der Hunsruck Region Zwischen Tradition und Aufbruch hgg vom Projektteam Frauenforum Idar Oberstein 2010 S 137 177 Christiane Leidinger 11 Jahre Widerstand Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck von 1983 bis 1993 In W amp F Wissenschaft und Frieden 2 2010 S 47 50 in der Online Version mit vielen Literaturhinweisen auch zu Quellenmaterial online Christiane Leidinger Chronologie der antimilitaristischen und feministischen Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck 1983 1993 1994 In W amp F Wissenschaft und Frieden 3 2010 Christiane Leidinger Kontroverse Koalitionen im politischen Laboratorium Camp antimilitaristisch feministische Bundnisse und Bundnisarbeit als kontingente soziale Prozesse In Osterreichische Zeitschrift fur Politikwissenschaft 3 2011 S 283 300 Christiane Leidinger Potenziale politischen Zeltens Alte und neue Camps als Aktionslaboratorien In LuXemburg Gesellschaftsanalyse und linke Praxis H 4 2012 S 110 117 online seit 3 2013 auf zeitschrift luxemburg de Christiane Leidinger Feministischer Widerstand par excellence Politisches Zelten im Hunsruck In Bargetz Brigitte Fleschenberg dos Ramos Pineu Andrea Kerner Ina Kreide Regina Ludwig Gundula Hrsg Kritik und Widerstand Feministische Praktiken in androzentrischen Zeiten Reihe Politik und Geschlecht Band 26 Opladen Berlin Toronto Verlag von Barbara Budrich S 79 95 Weblinks BearbeitenGreenham Common Women s Peace Camp Webseite zur Geschichte des Hunsruck Forums mit vollstandigem Heft Archiv Webseite zur Geschichte der Frauenzeitung Courage mit vollstandigem Heft Archiv Webseite des Hauses der Geschichte in Kastellaun im HunsruckSiehe auch BearbeitenFriedensbewegung Gegen den NATO Doppelbeschluss Frauenbewegung Feminismus Antimilitarismus Kalter Krieg Hunsruck Forum NATO DoppelbeschlussEinzelnachweise Bearbeiten z B Christiane Leidinger Potenziale politischen Zeltens 2012 Anna Feigenbaum u a Protestcamps 2013 z B Anita Heiliger Was man n Frieden nennt ist alltaglicher Krieg gegen Frauen Lesben in der Antigewalt Arbeit In Gabriele Dennert Christiane Leidinger Franziska Rauchut Hrsg In Bewegung bleiben 100 Jahre Politik Kultur und Geschichte von Lesben Unter Mitarbeit von Stefanie Soine Berlin 2007 S 91 94 hier S 91 Christiane Leidinger Kontroverse Koalitionen im politischen Laboratorium Camp antimilitaristisch feministische Bundnisse und Bundnisarbeit als kontingente soziale Prozesse In Osterreichische Zeitschrift fur Politikwissenschaft 3 2011 S 283 300 Christiane Leidinger 11 Jahre Widerstand Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck von 1983 bis 1993 In W amp F Wissenschaft und Frieden 2 2010 S 47 50 hier S 48 Vgl z B Gabriele Dennert Christiane Leidinger Franziska Rauchut Lesben in Wut Lesbenbewegung in der BRD der 70er Jahre In dies Hrsg In Bewegung bleiben 100 Jahre Politik Kultur und Geschichte von Lesben Unter Mitarbeit von Stefanie Soine Berlin 2007 S 31 61 hier S 51 Vgl Christiane Leidinger 11 Jahre Widerstand Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck von 1983 bis 1993 In W amp F Wissenschaft und Frieden 2 2010 S 47 50 hier S 47f Vgl Harford Barbara Hopkins Sarah Hrsg Greenham Common Frauen im Widerstand Munchen Frauenoffensive 1984 Vgl Karola Maltry Die neue Frauenfriedensbewegung Entstehung Entwicklung Bedeutung Frankfurt am Main New York 1993 S 148 Vgl Frauenwiderstand Hrsg Frauenwiderstand im Hunsruck In Frauengeschichte n 1983 1985 Selbstverlag Frauenwiderstand 1985 S 261 Christiane Leidinger 11 Jahre Widerstand Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck von 1983 bis 1993 In W amp F Wissenschaft und Frieden 2 2010 S 47 50 hier S 48 Vgl Tagesschau 1983 Tagesschau Nachricht zum Frauenwiderstandscamp im Hunsruck am 23 Juli 1983 20 Uhr Bericht von Rutger Eicker Christiane Leidinger 11 Jahre Widerstand Frauenwiderstandscamps in Reckershausen im Hunsruck von 1983 bis 1993 In W amp F Wissenschaft und Frieden 2 2010 S 47 50 hier S 47 Vgl Ulrike Muller Separation Provokation Aktion Meditation Das Frauenwiderstandscamp In Projektteam Frauenforum Hrsg Zwischen Tradition und Aufbruch Frauen Geschichte der Hunsruck Region Simmern 2009 S 165 170 Abgerufen 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