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Ein Franzbrotchen ist ein aus Plunderteig bestehendes susses Feingeback das mit Zucker und Zimt gefullt ist Es ist eine Spezialitat der Hamburger Kuche und wird haufig zu Kaffee und Kuchen oder zum Fruhstuck gereicht Die Verbreitung beschrankte sich auf die Grossregion Hamburg seit Anfang des 21 Jahrhunderts sind Franzbrotchen in verschiedenen Varianten auch in anderen Stadten Deutschlands bekannt 1 FranzbrotchenIn Variationen gibt es Franzbrotchen auch mit Rosinen Streuseln Schokoladenstuckchen Marzipan Mohn oder Kurbiskernen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zubereitung 3 Belletristik 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Name ist moglicherweise eine Reminiszenz an die Hamburger Franzosenzeit 1806 1814 Einer Uberlieferung zufolge gab es damals ein langliches Franzbrot auch Franzbroot Franschbroot Plural Franzbreud Franschbreud das dem Baguette ahnlich war Ein Hamburger Backer soll danach ein solches Franzbrot in einer Pfanne mit Fett angebraten haben Daraus soll das heutige Franzbrotchen entstanden sein 2 Der Historiker Dirk Brietzke ist allerdings der Meinung Alles was Sie dazu finden egal ob gedruckt oder im Netz ist pure Spekulation 3 Dennoch finden sich sowohl in alteren Buchern als auch in neueren Veroffentlichungen einige belegte Zusammenhange die ein stimmiges Bild der Entstehung von Franzbrotchen aufzeigen Als eine der altesten Quellen gilt ein Handzettel aus dem Jahr 1825 mit dem ein Hamburger Backer namens Hieronymus Frisch eingetragen als Los und Kuchenbackeramtsmeister zum 1 April 1825 die Eroffnung einer Backstube in der Altstadt ankundigt In seinem angepriesenen Sortiment bietet er neben anderem an rundes und krauses Franzschbrod sehr fett und blatterich sind nach dem Rezept vom Franzschen Backer in Altona 4 Da sich dieser Hinweis mit Uberlieferungen deckt deuten der Autor Manfred Beseler und die Kunsthistorikerin Annette Hillringhaus dies als deutliches Indiz dass das Franzbrotchen eine Kreation des Franzschen bzw Franzosischen Backers in dem damals unter danischer Verwaltung stehenden Altona ist 5 Der Franzsche Backer war uber mehrere Generationen eine Art Institution in Altona die mit der Erteilung einer Ausnahme von der sogenannten Backergerechtigkeit durch den danischen Konig Friedrich V vom 13 Februar 1747 fur den hugenottischen Glaubensfluchtling Antoine Sabatier 1684 1764 begrundet wurde Bereits im Jahr zuvor hatte Antoine Sabatier in der Grossen Bergstrasse ein Backerbe erworben darunter gefasst ist ein Backofen bzw Backhaus mit dem dazugehorigen Wohnhaus fur Familie Gesellen und Lehrlinge sowie dem Privileg Brot fur den Verkauf zu backen aber auch der Pflicht jederzeit gutes und unverfalschtes Brot zu liefern Gekauft hat er Haus und Grundstuck von der Familie Harry die an dieser Stelle bereits seit 1688 eine Backerei betrieb und deren Geschichte gut dokumentiert ist 6 So findet sich in der Firmenchronik auch die Notiz Diese Backerei wurde nun ein besonderes Stuck Stadtgeschichte Settegasts Sohn verkaufte das Grundstuck 1746 an den Hugenotten Antoine Sabatier der auf besonderen Befehl des danischen Konigs als erster Konditormeister in das Backeramt von Altona aufgenommen werden musste Das susse Plunderteiggeback das man heute in Danemark Wiener Brot nennt scheint damals am Konigshof Mode geworden zu sein und seinen Siegeszug begonnen zu haben Zur Blute kam die franzosische Backerei unter Sabatiers Sohn Jean und bis zum Zweiten Weltkrieg gab es an dieser Stelle in der Grossen Bergstrasse eine beliebte Konditorei die immer noch Franzsche Backerei genannt wurde Sybil Grafin Schonfeldt Die Harry Backer 1988 Der Sohn Jean Sabatier 1718 1798 fuhrte die Backerei nach dem Tod des Vaters weiter die Konzession fur die Backerei wurde am 15 Dezember 1766 durch Christian VII erneuert Ab 1793 ubernahm dessen Sohn Jean Stephan Sabatier 1758 1804 in der dritten Generation das Backerbe 7 Nach dessen Tod uberschrieb die Witwe Margaretha Sabatier dem ehemaligen Gesellen Johann Heinrich Thielemann 1776 1836 im Jahr 1808 das Backerbe Die Bezeichnung Franzscher Backer hat sich auch auf ihn sowie die folgenden Generationen ubertragen Johann Heinrich Thielemann 1811 1875 und Johann Heinrich Thielemann 1848 1901 Im Jahr 1899 verkaufte die Familie Thielemann der Stadt Altona ein Teil des Grundstucks zur Umgestaltung der Grossen Bergstrasse und baute an gleicher Stelle ein neues Wohn und Geschaftshaus mit drei Etagen und zwei Laden im Erdgeschoss Nach dem Tod ihres Mannes ubernahm zunachst Catharina Thielemann unbekannt 1948 das nun als Backerei und Conditorei ausgewiesene Erbe 1907 ubertrug sie die Backerei auf den Konditormeister Heinrich Dittmer Von 1917 bis etwa 1940 war dessen Sohn Heinrich Dittmer junior der letzte Franzsche Backer von Altona am Backerbe Grosse Bergstrasse 9 Das Haus wurde 1943 durch Bomben zerstort Durch die Umgestaltung Altonas in der Nachkriegszeit bezog man diesen Abschnitt in die Strasse Nobistor ein Anfang der 1960er Jahre wurde auf dem Grundstuck das Bekleidungsunternehmen C amp A gebaut Nachdem die Filiale 1993 schloss stand das Gebaude einige Jahre leer oder wurde teilweise von kreativen Gruppen genutzt 2007 erfolgte der Abbruch fur die Erweiterung einer Endoklinik Zubereitung BearbeitenFur den Plunderteig wird zunachst ein Hefeteig angesetzt und touriert das heisst mit Ziehfett in der Regel Butter mehrfach ausgerollt und gefaltet Nach einer letzten Ruhephase wird der Teig dunn ausgerollt und mit einer Zucker Zimt Mischung bestreut anschliessend zu einer Rolle aufgerollt und diese in vier bis funf Zentimeter grosse Stucke geschnitten Die in den letzten Jahren typisch gewordene gequetschte oder gedrehte Form wird durch Drucken mit einem dunnen Rundholz beispielsweise dem Stiel eines Kochloffels in der Mitte des Teiglings bewirkt Dadurch tritt die Zucker Zimt Fullung seitlich heraus Beim Backen karamellisiert der Zucker an der Oberflache und bestimmt neben anderen Bestandteilen den typischen Geschmack des Franzbrotchens Bis in die 1990er Jahre war eine gedruckte Form vorherrschend 8 Belletristik BearbeitenThomas Mann lasst in seinem Roman Buddenbrooks Verfall einer Familie wiederholt den Hausarzt der Familie einen Dr Grabow auftreten Dieser verordnet bei mehreren Gelegenheiten Ein wenig Taube ein wenig Franzbrot was wohl im Grabowschen Sinne nicht medikamentose Wirkung haben soll sondern vielmehr die ansonsten opulenten Essgewohnheiten der reichen Lubecker Kaufmannsfamilie konterkarieren will Siehe auch BearbeitenZimtschnecke KissingerLiteratur BearbeitenM Beseler S Ingwersen A Treichel Das Franzbrotchen Wunderbarer Plunder aus Hamburg Franzbrotchen Verlag Hamburg 2004 ISBN 3 936712 02 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Franzbrotchen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Ausbreitung des Franzbrotchens In franzbroetchen de Franzbrotchen Verlag archiviert vom Original am 18 Januar 2018 abgerufen am 2 September 2023 B Henning J Meier Kleines Hamburgisches Worterbuch Wachholtz Neumunster 2006 ISBN 3 529 04650 7 Wiebke Dordrechter Klebrig suss und lecker das Franzbrotchen von damals bis heute In www shz de 13 August 2017 archiviert vom Original am 14 August 2017 abgerufen am 15 Marz 2018 Ernst Stallmann Chronik des Hamburger Backerhandwerks 1883 1983 Backerinnung Hamburg 1984 Manfred Beseler Soren Ingwersen Adriana Gagliardi Das Franzbrotchen Wunderbarer Plunder aus Hamburg Hamburg 2012 S 44 Sybil Grafin Schonfeldt Die Harry Backer 300 Jahre Brotgeschichte 1688 bis 1988 Hamburg 1988 S 31 f Manfred Beseler Soren Ingwersen Adriana Gagliardi Das Franzbrotchen Wunderbarer Plunder aus Hamburg Hamburg 2012 Neuauflage 2015 S 45 Manfred Beseler Mein Franzbrotchen in Claudia Thorn Hrsg Mein Hamburg Mitglieder des Vereins fur Hamburgische Geschichte uber ihre Stadt 175 Jahre VHG S 163 google books eingeschrankte Vorschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franzbrotchen amp oldid 238115724