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Das Fort Liberia auf Katalanisch Fort Liberia ist eine eindrucksvolle Festung oberhalb der kleinen franzosischen Stadt Villefranche de Conflent am Nordrand der Pyrenaen Das Fort ist uber einen einmaligen unterirdischen Gang dem Souterrain des 1000 Marches Untergeschoss der 1000 Stufen direkt mit der Stadt verbunden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte Ausgangslage 2 17 und 18 Jahrhundert 2 1 Aufbau der Festung 2 2 Bewaffnung 3 19 Jahrhundert 4 20 Jahrhundert bis heute 5 Verkehrsanbindung 6 Galerie 7 Weblinks 8 QuellenVorgeschichte Ausgangslage Bearbeiten nbsp Blick vom Fort weit in das Tal nach Suden in Richtung Corneilla de ConflentMit dem Abschluss des Vertrags zum Pyrenaenfrieden 1659 wird die Grenze zwischen Spanien und Frankreich neu definiert Katalonien wird geteilt der sudliche Teil fallt an Spanien der nordliche Teil an Frankreich Aufgrund seiner geografischen Lage erhalt deshalb die Garnisonsstadt Villefranche de Conflent eine noch grossere strategische Bedeutung zur Verteidigung des Conflent Die Stadt selbst war seit ihrer Grundung im 11 Jahrhundert immer starker und besser befestigt worden Je moderner jedoch die Waffen wurden desto weniger reichten diese Mauern aus Der beruhmte Festungsbaumeister Vauban schlug daher vor am Berghang uber der Stadt eine neue Festung zu bauen Von dort oben waren Ankommlinge schon von Weitem zu sehen egal aus welchem der drei Taler sie kamen Feinde konnten somit nicht uberraschend vor den Toren von Villefranche de Conflent auftauchen Daruber hinaus konnten Angreifer vom Fort aus von oben mit Kanonen auf eine grossere Distanz bekampft werden Ein Angriff auf die Stadt selbst wurde dadurch erheblich erschwert Diese Idee scheiterte aber vorerst an den hohen Kosten 17 und 18 Jahrhundert BearbeitenDas Konzept von Vauban war schlussendlich so uberzeugend dass er 1681 mit dem Bau des Forts beauftragt wurde Sechs Jahre spater konnte das Fort in Betrieb genommen werden Aufbau der Festung Bearbeiten nbsp Fort Liberia am Hang des BellocDurch seine Lage an der steilen Flanke des Belloc war das Fort von drei Seiten praktisch unangreifbar Einzig von oben drohte noch Gefahr Aber auch dafur hatte Vauban Losungen parat Zum einen liefen die Festungsmauern auf der Bergseite zu einem spitzen Dreieck zusammen so dass Geschosse daran besser abprallen sollten In den Mauern befanden sich zahlreiche Kanonen Schiessscharten um Angreifer unter Beschuss nehmen zu konnen Zum anderen wurde fur die Nahverteidigung bergseitig ein riesiger Wehrgraben fosse gebaut In den Berg wurde ein Wehrgang mit Schiessscharten gebaut der durch unterirdische Gange vom Fort aus erreichbar ist Damit die Soldaten im Wehrgang nicht durch den eigenen Pulverdampf vergiftet wurden baute man oberhalb der Schiessscharten kleine Kamine ein Durch diese konnte der Pulverdampf abziehen Der Wehrgang ist in abschliessbare Sektoren unterteilt und von zwei Seiten vom Fort her zuganglich Selbst wenn es also einem Feind gelungen ware in den Wehrgang einzudringen kam er dort nicht weiter und konnte zugleich wirkungsvoll bekampft werden Durch diesen vorgelagerten Wehrgang konnten Angreifer im Wehrgraben von allen Seiten bekampft werden Dadurch wurde das Fort auch von der Bergseite her praktisch uneinnehmbar nbsp Ubersichtsplan des FortEbenfalls durch die Hanglage bedingt wurde das Fort auf drei verschiedenen Ebenen gebaut siehe Ubersichtsplan Auf der obersten Ebene des Fort Niveau 3 wurde eine Kaserne fur die Unteroffiziere gebaut Diese Ebene war zugleich die gefahrlichste Bei einem Beschuss von oben konnte dieser Bereich getroffen werden Unterhalb der Kaserne befindet sich der Kerker der als Frauengefangnis diente Insgesamt acht Frauen waren dort im Laufe der Zeit inhaftiert Die bekanntesten waren die Giftmorderin La Chapelain Giftaffare am Hof Louis XIV und ihre Helferin Anne Guesdon die nach 36 Jahren in diesem Kerker verstarb Madeleine Chapelain selbst musste dort sogar 44 Jahre auf ihren Tod im Jahr 1724 warten Um autark zu sein wurde im Erdgeschoss der Unteroffiziers Kaserne eine Backerei eingebaut Die Wasserversorgung wurde durch eine beim Bau entdeckte Quelle sichergestellt Diese Quelle befand sich jedoch ausserhalb der Festung und somit bestand die Gefahr dass die Wasserzufuhr durch Saboteure unterbrochen oder vergiftet werden konnte Aus diesem Grund wurde zusatzlich auf der mittleren Ebene Niveau 2 eine Wasserfassung gebaut in welcher das Regenwasser aus den Dachrinnen gesammelt werden konnte Bevor das Wasser allerdings von da in die unterirdische 70 000 Liter fassende Zisterne gelangte wurde es durch ein Filtersystem aus Kies Sand und Holzkohle geleitet Dieser mehrstufige Filter war so effektiv dass Trinkwasserqualitat erreicht wurde Auf dieser zweiten Ebene errichtete Vauban auch die grosse Mannschaftskaserne die ca 100 Mann Platz bot Unter dieser Kaserne befand sich die oben erwahnte Zisterne Zum Schutz vor feindlichen Geschossen von der Bergseite wurde zwischen den Ebenen 1 und 2 eine grosse dicke Trennmauer errichtet nbsp Brustwehr mit den uber 300 jahrigen Original EisengelanderAuf der untersten Ebene Niveau 1 des Fort baute man eine Offiziersunterkunft die jedoch heute nicht mehr existiert Um nicht nur von weltlichen Dingen unabhangig zu sein wurde auf dieser Ebene auch eine Kapelle und eine Krypta gebaut Unter dieser Ebene befand sich noch eine weitere 50 000 Liter fassende Zisterne die als Uberlauf fur die grosse Zisterne auf der zweiten Ebene diente Insgesamt konnten also in der Festung 120 000 Liter Wasser gebunkert werden Der Hauptbestandteil der Festungsmauern ist der rosa Marmor des Kalkmassiv des Belloc Die Mauersteine stammen somit direkt aus dem Berg an dessen Hang das Fort steht Zusammengehalten werden die Steine aus Mortel der aus einem Drittel geloschtem Kalk und zwei Drittel Sand besteht Die gesamte Brustwehr als Rundweg und die dazugehorigen Treppenaufgange sind auf der Festungs Innenseite mit Eisengelander gesichert Dafur wurde extra Eisenerz aus dem Canigou nach dem katalanischen Verfahren geschmiedet Dieses Erz hatte den Ruf sehr gut schmiedbar zu sein und nur wenig zu rosten Tatsachlich prasentiert sich das Eisen heute nach mehr als drei Jahrhunderten Wind und Wetter ausgesetzt und ohne jemals angestrichen gewesen zu sein in einem erstaunlich guten Zustand Bewaffnung Bearbeiten nbsp Kanone mit einer Reichweite von ca 4 kmDas Fort verfugte uber zwei 12 Pfund zwei 8 Pfund und sechs 4 Pfund Kanonen Gewicht der Kanonenkugel Jedes Geschutz war mit 200 Schuss Munition ausgerustet Die Reichweite dieser Kanonen betrug ungefahr 4 km Um die Kanonen auf ihren Lafetten zu montieren gab es im Fort extra einen Kran Gefeuert wurde aus grossen Schiessscharten die bei Nichtgebrauch mit holzernen Toren verschlossen wurden Die oben auf den Mauern verlaufende Brustwehr die rund um die gesamte Festung fuhrt ist mit zahlreichen kleinen Schiessscharten bestuckt Durch diese konnten die Soldaten zusatzlich mit ihren Gewehren feuern Zur Verstarkung der Feuerkraft wurden noch ca 36 fest montierbare grosskalibrige Musketen Wallbuchsen eingesetzt In der Pulverkammer lagerten rund 6 Tonnen Schiesspulver Ebenfalls war ausreichend Munition Kugeln und Schrot fur die Waffen vorhanden Zu guter Letzt durfte naturlich auch ein umfangreicher Vorrat an Pech Teer nicht fehlen 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Unterirdischer Gang mit 734 Stufen1850 1856 liess Napoleon III das Fort massiv verstarken Vauban hatte den Fehler begangen das Fort zu nahe uber der Stadt zu bauen Dadurch entstanden zwischen der Stadt und dem Fort tote Winkel die weder von unten noch von oben eingesehen werden konnten Um diesen Fehler zu korrigieren wurde unten am Fort ein zusatzlicher Vorbau l avancee und das Souterrain des 1000 Marches Untergeschoss der 1000 Stufen gebaut Dabei handelt es sich um einen unterirdischen Gang der die 180 m tiefer liegende Stadt uber 734 Treppenstufen mit dem Fort verbindet Das sind zwar keine tausend Stufen wie der Name suggeriert entspricht aber immerhin ungefahr 42 Stockwerken Der Bau dieses unterirdischen Gangs dauerte 3 Jahre 1850 1853 An mehreren Stellen wurden von dem Gang kleinere befestigte Plattformen nach aussen gebaut so dass nun auch der Abschnitt zwischen Stadt und Fort uberblickt und effektiv verteidigt werden konnte In dieser Bauphase wurde auch der Eingang zum Fort nach Nordosten verlegt und mit einem Rund Turm gesichert Damit wurde der Eingang gegen einen Beschuss vom sudlich gelegenen Plateau d Ambulla geschutzt 1890 gab die franzosische Armee Villefranche de Conflent als Garnisonstadt und damit auch das Fort auf 20 Jahrhundert bis heute Bearbeiten1918 verlasst das letzte Detachement der franzosischen Armee das Fort Wahrend des Ersten Weltkriegs diente das Fort noch einmal als Gefangnis fur 12 deutsche Offiziere die in der ehemaligen Mannschaftskaserne untergebracht waren 1927 sieht die Gemeinde keinen Nutzen mehr in dem Fort und verkauft es an den Unternehmer Julien Laurens aus Algier Zur Ehrerbietung an die Stadt die ursprunglich Villa Liberia freie Stadt hiess taufte dieser das Fort auf seinen heutigen Namen Fort Liberia Der kleine Kirchturm clocheton der Kapelle wurde 1930 als romanische Architektur Kopie gebaut Er ist damit das jungste Bauwerk der Festung Im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1944 wurde das Fort dann nochmals kurz durch die Armee genutzt Es diente Reservisten als Luftuberwachungsbasis Am 22 Juni 1957 wurde das Fort durch Marcel Puy zuruckgekauft Am 21 Juni 1984 verpachtete er es mit einem 99 jahrigen Erbbaurecht an vier Kaufmanns Paare aus Villefranche de Conflent Rund drei Jahre lang wurde das Fort restauriert mit der notwendigen Infrastruktur und Sicherheitsvorkehrungen versehen und am 9 Juli 1987 der Offentlichkeit zuganglich gemacht Heute hat sich das Fort zur wichtigen Sehenswurdigkeit fur den Tourismus von Villefranche de Conflent entwickelt Die Besichtigung des Bauwerks ist das ganze Jahr uber moglich Das Fort gehort seit 2008 zusammen mit anderen Befestigungen in ganz Frankreich zum UNESCO Weltkulturerbe Festungsanlagen von Vauban Verkehrsanbindung BearbeitenDas Fort ist von Villefranche de Conflent aus auf drei verschiedenen Wegen erreichbar Durch das Souterrain des 1000 Marches wo man die 180 m Hohenunterschied uber die 734 Treppenstufen erklimmen kann uber einen relativ steilen Fussweg der sich den Berg hoch windet oder am bequemsten mit dem Navette 4x4 Pendelbus der regelmassig zwischen dem Stadtchen und dem Fort verkehrt Nach Villefranche de Conflent gelangt man mit dem Auto uber die N116 ungefahr 50 km von Perpignan entfernt auf dem Weg zwischen Perpignan und Andorra mit offentlichen Verkehrsmitteln Ab Perpignan mit dem Petit Train bis Villefranche de Conflent Galerie Bearbeiten nbsp Das Fort Liberia vom Stadtchen aus gesehen nbsp Der Eingang zum unterirdischen Gang 42 Stockwerke hoher liegt das Fort nbsp Das Frauengefangnis im Kerker des Fort Liberia nbsp Stillleben Eingang zur Kapelle nbsp Blick von der Ebene 1 auf die Ebene 2 mit der Mannschaftskaserne nbsp Unteroffizierskaserne mit Backerei im Erdgeschoss nbsp Fussweg vom Fort hinunter in die Stadt nbsp Blick vom Fort auf Villefranche de ConflentWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Fort Liberia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webseite des Fort Liberia fr Offizielle Webseite von Villefranche de Conflent fr en es kat Quellen BearbeitenPersonlicher Besuch Offizielle Webseite des Fort Liberia fr Histoire du Roussilon fr 42 58979 2 36466 Koordinaten 42 35 23 2 N 2 21 52 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fort Liberia amp oldid 234318724