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Filimer war ein legendarer Konig der Goten nach der Uberlieferung des Jordanes der die Goten aus ihrem Siedlungsgebiet im Weichselraum in den pontischen Raum und ans Schwarze Meer fuhrte Er ist historisch nicht bezeugt Inhaltsverzeichnis 1 Gotensaga 2 Hunnensaga 3 Anmerkungen 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksGotensaga Bearbeiten nbsp Die ungefahre Ausbreitung der Wielbark Kultur rot im 2 Jh und der Cernjachov Kultur orange im 3 Jh Zur gotischen Stammeslegende berichtet Jordanes Getica 1 dass funf Generationen nach der Landnahme in Gothiscandza durch Berig die Bevolkerung stark zugenommen habe weswegen Filimer 2 der Sohn Gadarichs des Grossen 3 und ungefahr der funfte nach Berig der einst die Goten von der Insel Scandia Scandinavia uber das Meer nach Gothiscandza fuhrte 4 mit dem Stamm auf die Suche nach neuen geeigneten Siedlungsplatzen ging und wohl derjenige Konig war der die Goten von Gothiscandza in die saftigen Auen Oium Skythiens fuhrte 5 Auf der Wanderung soll bei der Uberquerung einer Brucke diese eingesturzt sein und die Spaltung der Goten verursacht haben Der vordere Teil sei schliesslich glucklich am Schwarzen Meer angekommen 6 Die zahlenmystische Nennung Filimers als funften Konig und die Unscharfe der Formulierung an dieser Stelle lassen Herwig Wolfram vermuten dass Cassiodor hier einen Wandermythos wiedergibt So gibt es laut Wolfram auch einen funften Konig der die Langobarden ins Rugiland fuhrte bzw kommen in der kroatischen sowie in der bulgarischen Herkunftssage jeweils funf Bruder vor zudem trage bei den Kroaten der letztgenannte Bruder den Namen der Gens 7 Antiken Geschichtsschreibern war der Gotenstamm im 1 und 2 Jahrhundert bekannt Er siedelte nordlich des Weichselknies In der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts begann die Wanderung der Goten nach Sudosten Ab 238 sind sie an der Donaumundung historisch fassbar Zwei verschiedene Volker Terwingen und Greutungen bzw West und Ostgoten waren spatestens ab 291 bekannt Nach Wilhelm Martens Ubertragung ins Deutsche wird in der Getica des Jordanes von Filimers Auswanderung nach Scythien folgendes berichtet Als nun die Zahl des Volkes immer mehr zunahm und ungefahr der funfte Konig nach Berig herrschte namlich Filimer der Sohn des Gadarich fasste dieser den Entschluss in bewaffneten Zug mit Weib und Kind auszuwandern Als er nach geeigneten Wohnsitzen und passenden Ortern suchte kam er in die Lande von Scythien welche in ihrer Sprache Oium heissen Die fruchtbaren Gegenden gefielen dem Heer Da brach jedoch nachdem schon die Halfte die Brucke uberschritten hatte welche uber den Fluss fuhrte diese zusammen und man konnte sie nicht wiederherstellen so konnte niemand mehr hinuber oder heruber Der Theil der Gothen also der unter Filimer uber den Fluss setzte und nach Oium kam bemachtigte sich des ersehnten Bodens 8 Hunnensaga BearbeitenFilimer gab aber auch noch einem anderen Herkunftsmythos seinen Namen nach Jordanes Getica 9 ist er mittelbar fur die Entstehung der Hunnen verantwortlich Im neuen Siedelgebiet angelangt musste Filimer die Haliurun n at die Frauen die mit dem Totenreich Zauber treiben aus der Gemeinschaft des Stammes verbannen worauf diese sich den bosen Geistern der Steppe hingaben und so die Hunnen zeugten Wolfram sieht in dieser Verbannung eine Strafe fur einen grossen Normbruch der Zauberei dem die meisten Goten offenbar ablehnend gegenuberstanden und zeigt Parallelen zu den Skandinaviern auf denen der schamanische Seidzauber der Finnen als ungeheuer und verabscheuungswurdig galt Ahnlich musse es sich so Wolfram bei den Goten verhalten da sie in den pontischen Raum einwanderten und wohl dort auf schamanische Praktiken trafen 10 Wilhelm Martens ubersetzte den sagenhaften Bericht in der Getica des Jordanes zur Abkunft der Hunnen von Filimers Goten wie folgt Nach nicht langer Zeit wie Orosius berichtet 3 11 brach das Volk der Hunnen das uber alle Begriffe roh und wild ist gegen die Gothen los Uber ihren Ursprung haben wir folgenden Bericht vom Althertum uberkommen Filimer Konig der Gothen Sohn Gadarichs des Grossen nach der Auswanderung aus der Insel Skandza der funfte Beherrscher der Geten der auch wie oben IV 26 von uns berichtet wurde mit seinem Volk nach Scythien zog erfuhr von dem Aufenthalt gewisser Zauberweiber in seinem Volk die er selbst in seiner Muttersprache Haliurunnen 4 12 nennt Da er sie fur verdachtig hielt vertrieb er sie und nothigte sie fern von seinem Heer in Einoden umherzuirren Dort wurden sie von unreinen Geistern als sie in der Wuste umherschweiften erblickt diese begatteten sich mit ihnen und umarmten sie und so entstand dieses wilde Geschlecht Diese Hunnen also von solchem Ursprung naherten sich dem Gebiet der Gothen 13 Anmerkungen Bearbeiten Jordanes Getica 4 26 In Theodor Mommsen Hrsg Auctores antiquissimi 5 1 Iordanis Romana et Getica Berlin 1882 S 60 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Herwig Wolfram Die Goten Von den Anfangen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts Entwurf einer historischen Ethnographie 5 Auflage Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 33733 8 S 45 S 48 S 52 S 115 und S 259 Arnold Hugh Martin Jones John R Martindale John Morris The Prosopography of the Later Roman Empire Band 1 A D 260 395 Cambridge University Press Cambridge 1971 S 337 books google de Jordanes Getica 4 25 In MGH Auct ant 5 1 S 60 Jordanes Getica 4 27 In MGH Auct ant 5 1 S 60 Jordanes Getica 4 27 28 In MGH Auct ant 5 1 S 60 61 Herwig Wolfram Die Geburt Mitteleuropas Geschichte Osterreichs vor seiner Entstehung Wien 1987 S 77 mit Anm 1 und S 485 Anm 1 vgl auch Walter Pohl Die Awaren Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567 822 n Chr Beck Munchen 1988 2 aktualisierte Auflage 2002 S 265 Wilhelm Martens Jordanes Gothengeschichte nebst Auszugen aus seiner Romischen Geschichte In Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit Zweite Gesamtausgabe Sechstes Jahrhundert 3 Auflage Band 1 Duncker Leipzig 1913 S 9 10 archive org Jordanes Getica 24 121 122 In MGH Auct ant 5 1 S 60 62 Herwig Wolfram Die Goten S 45 und S 115 Fur eine andere Interpretation der Stelle vgl Herwig Wolfram Origo et religio Ethnic Tradition and Literature in Early Medieval Texts In Early Medieval Europe 3 1994 S 23 24 und S 31 Wilhelm Martens Jordanes Gothengeschichte S 39 Anm 3 archive org dort wird nach Jord Get VII 33 10 folgendes angemerkt Das Volk der Hunnen welches lange in unzuganglichen Gebirgen eingeschlossen war entbrannte von plotzlicher Wuth ergriffen gegen die Gothen und vertrieb dieselben vielfach bedrangt aus ihren alten Wohnsitzen Wilhelm Martens Jordanes Gothengeschichte S 39 Anm 4 archive org Gotisch haljaruna in der Form Alraun zu veranderter Bedeutung ubergegangen Wilhelm Martens Jordanes Gothengeschichte S 39 40 archive org Quellen Bearbeitenmassgebliche Edition wenngleich auch Mommsens Ausgabe weiterhin zitierfahig ist Jordanes De origine actibusque Getarum In Francesco Giunta Antonino Grillone Hrsg Iordanis de origine actibusque Getarum Fonti per la Storia d Italia Nr 117 Istituto Storico Italiano per il Medio Evo Rom 1991 Literatur BearbeitenArnold Hugh Martin Jones John R Martindale John Morris The Prosopography of the Later Roman Empire Band 1 A D 260 395 Cambridge University Press Cambridge 1971 S 337 mit falscher Datierung und unvollstandiger Stellenangabe Herwig Wolfram Die Geburt Mitteleuropas Geschichte Osterreichs vor seiner Entstehung Wien 1987 S 8 90 Herwig Wolfram Origo et religio Ethnische Traditionen und Literatur in fruhmittelalterlichen Quellen In Wilfried Hartmann Hrsg Mittelalter Annaherungen an eine fremde Zeit Regensburg 1993 S 27 39 Herwig Wolfram Origo et religio Ethnic Tradition and Literature in Early Medieval Texts In Early Medieval Europe 3 1994 S 19 38 Herwig Wolfram Filimer In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 9 Walter de Gruyter Berlin New York 1995 ISBN 3 11 014642 8 S 42 f books google de Walter Pohl Die Awaren Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567 822 n Chr Beck Munchen 1988 2 aktualisierte Auflage 2002 Herwig Wolfram Die Goten Von den Anfangen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts Entwurf einer historischen Ethnographie 5 Auflage Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 33733 8 3 Auflage Munchen 1990 books google de Weblinks BearbeitenJordanes Romana et Getica In Theodor Mommsen Hrsg Auctores antiquissimi 5 1 Iordanis Romana et Getica Berlin 1882 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat The Latin Library Jordanes De origine actibusque Getarum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filimer amp oldid 235273270