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Felix Brucks 1 Juni 1874 in Berlin 1 8 Juni 1938 in Berlin Tegel 2 war ein deutscher Staatsbeamter Gefangnisdirektor Brucks wurde durch mehrere mysteriose Todesfalle darunter sein eigener im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Reichstagsbrand von 1933 bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Auseinandersetzungen mit dem NS Staat 1 2 Der Todesfall Felix Brucks 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBrucks studierte in Jena Dort trat er im Sommersemester 1894 der Landsmannschaft Suevia Jena heute Landsmannschaft Saxo Suevia Erlangen im Coburger Convent bei der er zeitlebens angehorte 3 Nach einer langeren Karriere im Staatsdienst wurde Brucks 1916 zum Strafanstaltsoberdirektor des Strafgefangnisses Tegel ernannt das er uber alle politischen Umbruche hinweg bis 1938 leitete Zu den Insassen die ihm wahrend seiner Direktorenzeit unterstanden gehorte unter anderem der Schriftsteller Carl von Ossietzky Zu Brucks Mitarbeitern zahlte ab 1933 auch der Gefangnispfarrer Harald Poelchau Der Schriftsteller Alfred Polgar zeichnete 1932 in dem anlasslich der Inhaftierung von Ossietzky in der Weltbuhne veroffentlichten Aufsatz Ossietzky geht ins Gefangnis das folgende Portrat Brucks Leiter des Gefangnis Tegel ist Oberstrafanstaltsdirektor Brucks Tegel Erfahrene berichten der Oberstrafanstaltsdirektor liesse es die Menschenwurde seiner Haftlinge nicht entgelten dass sie ihre burgerliche Wurde verloren hatten und fasse sein Amt nicht als das eines irdischen Racheengels auf Und die Rechtsanwalte die dabei waren sagen die erste Begegnung des Direktors mit Ossietzky ware so verlaufen dass alle die um das Schicksal des ausgezeichneten Schriftstellers bangen Vertrauen haben durfen es werde ihm als Strafgefangenen nicht mehr Unbill widerfahren als schon in der Tatsache Strafgefangene zu sein einbegriffen ist 4 Auseinandersetzungen mit dem NS Staat Bearbeiten Brucks den Klaus Harpprecht als knorrig konservativer Beamten gekennzeichnet hat 5 stand in einem distanzierten Verhaltnis zu den 1933 zur politischen Macht gelangten Nationalsozialisten Liebchen zufolge konnten diese unter Brucks Agide in der Anstalt Tegel anders als in den meisten anderen Teilen des Strafvollzugswesens nie recht Fuss fassen 6 Seine distanzierte Haltung zum neuen Staat und seinen Willen den fragwurdigeren Praktiken der neuen Machthaber entgegenzutreten fasste er haufig mit den Worten zusammen Wenn es notig ist hebe ich nicht nur das Handchen sondern wie die Hunde auch das Beinchen 7 1933 wurde der Kleinkriminelle Adolf Rall in Brucks Anstalt eingeliefert Im September 1933 meldete Rall sich bei Brucks und stellte wichtige Angaben im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand in Aussicht In einer Vernehmung durch Brucks machte Rall kaum nachprufbare Angaben in denen er behauptete die Berliner SA der er bis 1933 angehort habe sei fur die Inbrandsetzung des Reichstagsgebaudes im Februar 1933 verantwortlich gewesen Er verwies dazu unter anderem auch auf Ubungen mit zeitverzogert selbstentzundlichen Chemikalien an denen er 1932 als SA Angehoriger beteiligt gewesen sei Brucks schickte das Protokoll der Vernehmung an den Oberreichsanwalt in Leipzig um eine Zuziehung von Rall als Zeugen im Reichstagsbrandprozess anzuregen Da der Protokollant Karl Reineking ebenfalls ein SA Angehoriger den Fuhrer der Berliner SA Karl Ernst hieruber verstandigte konnte das Protokoll jedoch rechtzeitig abgefangen werden Rall wurde kurze Zeit spater auf Veranlassung von Ernst und dem Gestapo Chef Rudolf Diels ins Geheime Staatspolizeiamt verlegt und in der Nacht vom 1 zum 2 November 1933 ausserhalb von Berlin von SA Angehorigen erschossen Ein Ermittlungsverfahren wurde tags darauf auf personliche Anordnung von Hermann Goring eingestellt Brucks versuchte fortan wiederholt in dieser Sache fur Aufklarung zu sorgen Am 12 Dezember 1933 erschien im Pariser Tageblatt ein Artikel Unbequemer Mitwisser beseitigt uber die Ermordung Ralls von dem Alexander Bahar und Wilfried Kugel annehmen dass er auf Angaben Brucks basierte Seit Dezember 1933 versuchte Brucks immer wieder die Akten zum Fall Rall in seinen Besitz zu bekommen anscheinend um sie als Druckmittel zu benutzen und somit eine Aufklarung des Falles zu fordern Seine diesbezuglichen wiederholten Schreiben an den Oberreichsanwalt und andere Staatsstellen blieben entweder unbeantwortet oder wurden mit Unauffindbarkeit und ahnlichen Begrundungen negativ beschieden Am 22 April 1938 forschte Brucks erneut mit einem diesmal ausserst kritisch formulierten Schreiben an den Oberreichsanwalt nach den Rall Akten Ende Oktober 1933 habe ich anlasslich des Strafprozesses gegen den van der Luppe richtig Marinus van der Lubbe der anlasslich des Brandes im Reichstag wegen Brandstiftung verurteilt wurde Mitteilungen aus hiesigen Gefangenenkreisen an den Herrn Oberregierungsrat gelangen lassen welche Enthullungen des Strafgefangenen Rall enthielten wonach die NSDAP verdachtigt wurde der Brandstiftung nahezustehen Ich bitte um moglichst beschleunigte Mitteilung ob die Personalakten Rall sich dort befinden im bejahenden Falle um ihre schleunige Zurucksendung 8 Das Schreiben landete schliesslich im Geheimen Staatspolizeiamt dessen Bearbeitungsvermerke bis Anfang Mai 1938 reichen Antworten dass die Personalakten Rall sich bei den Strafsachen gegen van der Lubbe nicht haben ermitteln lassen Der Todesfall Felix Brucks Bearbeiten Am 2 Mai 1938 trat Brucks offiziell einen Erholungsurlaub an Wie Kugel Bahar bei ihren Nachforschungen feststellten teilte am gleichen Tag ein Regierungsrat Hansen dem Kammergericht mit dass er die Vorstandsgeschafte des Strafgefangnisses Tegel in Berlin ubernommen habe was sie als eine ungewohnliche Art auf eine Urlaubsvertretung hinzuweisen kennzeichnen Sie vermerken zudem dass in der Personalakte Brucks kein Urlaubsantrag zu finden ist obwohl derartige Antrage sonst sehr sorgfaltig dort abgeheftet wurden Am 7 Juni 1938 wurde Brucks nach der auffallig langen Urlaubszeit von funf Wochen wegen Blutzirkulationsstorungen vier Wochen arbeitsunfahig geschrieben Am 8 Juni starb er als Beamter ohne ein Testament zu hinterlassen Die Todesursache ist da kein Totenschein erhalten ist unbekannt Am 11 Juni 1938 wurde ein Nachruf seiner Mitarbeiter veroffentlicht in dem es heisst Kurz nach seiner Ruckkehr aus dem Sommerurlaub der ihm die in einem Kurort gesuchte Verbesserung seines langjahrigen Leides nicht gebracht hatte verstarb am 8 Juni 1938 unser Anstaltsvorstand Herr Oberregierungsrat Felix Brucks 22 Jahre lang hat er die Tegler Anstalt geleitet Frohsinn und Humor unbeirrbare Gerechtigkeit und wohlwollende Gute zeichneten ihn aus und machten ihn zu einem wahrhaft vaterlichen Vorgesetzten Der Verstorbene wird und in alle Zukunft unvergessen bleiben Die Gefolgschaft des Strafgefangnisses Tegel 9 Schriften Bearbeiten Die innere Organisation der Gefangenenanstalten in Deutschland in Erwin Bumke Hrsg Deutsches Gefangniswesen 1930 Literatur BearbeitenAlexander Bahar Wilfried Kugel Der Reichstagsbrand o O 2001 Jorn Petrick Gedenkbuch der Landsmannschaft Saxo Suevia Erlangen im Coburger Convent Erlangen 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Heike Jung Strafvollzug im Dritten Reich Am Beispiel des Saarlandes 1996 S 296 Standesamt Tegel Sterberegister fur das Jahr 1938 Sterbeurkunde Nr 107 1938 Digitalisat beim Landesarchiv Berlin P Rep 100 Nr 368 Namensverzeichnis zum Sterberegister Tegel 1874 1940 S 64 Petrick Gedenkbuch S 15 Carl von Ossietzky 227 Tage im Gefangnis Briefe Dokumente Texte 1988 S 94f Klaus Harpprecht Harald Poelchau ein Leben im Widerstand 2004 S 80 Gunther Liebchen Gefangnis Tegel 1898 bis in Justizvollzugsanstalt Tegel Hrsg 100 Jahre Justizvollzugsanstalt Tegel Berlin 1998 S 57f Bahar Reichstagsbrand S 537 Bahar Reichstagsbrand S 536 Bahar Reichstagsbrand S 539 Normdaten Person GND 1279688106 lobid OGND AKS VIAF 4963167565610398750000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brucks FelixKURZBESCHREIBUNG deutscher GefangnisdirektorGEBURTSDATUM 1 Juni 1874GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 8 Juni 1938STERBEORT Berlin Tegel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Brucks amp oldid 237476562