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Fateless Roman eines Schicksallosen ist der Titel einer 2005 inszenierten internationalen Co Produktion die auf dem Roman eines Schicksallosen des Literaturnobelpreistragers Imre Kertesz basiert Das Drehbuch hatte Kertesz selbst verfasst 2001 dt Schritt fur Schritt 2002 Die Handlung erzahlt die Odyssee eines judischen Jungen durch mehrere deutsche Konzentrationslager Es handelt sich um das Regiedebut des preisgekronten Kameramanns Lajos Koltai Der Film wurde von den Gesellschaften Cinema Soleil EuroArts Entertainment H2O Motion Pictures Hungarian Motion Picture Ltd Magic Media Inc und Renegade Films produziert 1 FilmTitel Fateless Roman eines SchicksallosenOriginaltitel SorstalansagProduktionsland Ungarn Deutschland EnglandOriginalsprache Ungarisch Englisch Deutsch Jiddisch Hebraisch PolnischErscheinungsjahr 2005Lange 140 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Lajos KoltaiDrehbuch Imre KerteszProduktion Peter Barbalics Andras Hamori Ildiko Kemeny Jonathan OlsbergMusik Ennio MorriconeKamera Gyula PadosSchnitt Hajnal SelloBesetzungMarcell Nagy Gyorgy Koves Aron Dimeny Bandi Citrom Judit Schell Gyorgys Stiefmutter Daniel Craig U S Army Sergeant Der Film feierte seine Urauffuhrung am 8 Februar 2005 im Rahmen des Hungarian Film Festivals Im selben Jahr erhielt Koltais Regiearbeit eine Einladung in den Wettbewerb der 55 Internationalen Filmfestspiele Berlin Der regulare Kinostart in Deutschland erfolgte am 2 Juni 2005 2 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrundinformationen 3 Kritiken 3 1 Auszeichnungen 3 2 Nominierungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenGyorgy ist 14 Jahre alt und wachst zusammen mit seinem Vater und seiner Stiefmutter in Budapest auf Eines Tages ereilt seinen Vater dasselbe Schicksal wie viele judische Manner sie werden als Arbeitskrafte rekrutiert und werden nach Nazideutschland deportiert Gyorgy muss nun fur das wirtschaftliche Uberleben der Familie sorgen und muss taglich mit dem Bus in eine Fabrik fahren um dort als Maurer zu arbeiten Doch eines Tages wird der Bus von einem ungarischen Gendarm gestoppt der die judischen Fahrgaste darunter auch Gyorgy zwingt aus dem Bus zu steigen Die Juden werden in einen nahe gelegenen Pferdestall gebracht Binnen weniger Wochen werden die Gefangenen in Viehwagen gezwangt und mit unbekanntem Ziel verschleppt Gyorgys erstes Ziel ist ein Ort namens Auschwitz Birkenau wo er sich um zwei Jahre alter macht und auf diese Weise die Selektion uberlebt Mit anderen etwa gleichaltrigen Jungen wird er zunachst in das Konzentrationslager Buchenwald und dann nach Zeitz deportiert Hier lernt er den ebenfalls aus Ungarn stammenden Haftling Bandi Citrom kennen Zwischen dem Jungen und dem etwas alteren jungen Mann entwickelt sich eine Art von Freundschaft da sie sich gegenseitig Mut zusprechen das Konzentrationslager zu uberleben und die Hoffnung haben wieder auf den Strassen Budapests spazieren zu gehen Infolge der harten Arbeit in einer Fabrik in der Strassenbelage angefertigt werden wird Gyorgys Durchhaltewillen fast zerbrochen Sein Knie entzundet sich worauf er aufs Krankenrevier geschickt wird Als die Lage Deutschlands immer aussichtsloser erscheint wird Gyorgy schon halb tot in einem Transport wieder nach Buchenwald gebracht Im Buchenwalder Krankenrevier erlebt er die Befreiung durch die US Truppen Schliesslich kehrt Gyorgy nach Budapest zuruck Hier muss er erfahren dass sein Vater im KZ Mauthausen ums Leben gekommen ist und seine Stiefmutter einen Ungarn geheiratet hat um so zu uberleben Als er den Daheimgebliebenen von seinen Erlebnissen im Lager berichtet stosst er auf eine unuberwindliche Abwehr offenbar wollen sie lieber ihre eigenen klischeehaften Vorstellungen behalten Wie schon in der Romanvorlage ist es wesentlich dass die Bedeutung des Werks sich nicht in der wortlichen Handlung erschopft In einem Interview von 2005 betont Kertesz Wir wollten keinen Holocaust Film drehen 3 Etwa legen Kertesz fruhe Arbeitsnotizen zum Roman nahe dass der Arbeitsdienst eine Allegorie fur Kertesz exemplarische Arbeit an sich selbst ist Mit dieser unterscheide er sich vom zeittypischen funktionalen Menschen der sich ideologisch leiten lasst und so das existenzielle Erlebnis seines Lebens versaumt respektive ohne eigenes Schicksal bleibt 4 Als Schriftsteller sehe er sich dagegen als jemand der seine personlichen Erlebnisse in eigener Verantwortung zu deuten versucht also die Sprache und die fertigen Begriffe nicht akzeptiert Am Anfang ist er glaube ich einfach nur dumm dummer als all die anderen die alles sofort verstehen Dann beginnt er zu schreiben wie jemand der von einer schweren Krankheit genesen und seinen Wahn bezwingen will 5 Die Arbeit an sich selbst ist dabei als Referenz auf Thomas Mann erkennbar 6 die Aneignung des personlichen Schicksals in einem Prozess der Genesung deutet ferner auf Immanuel Kants Kritik des Fatalismus respektive der faule n Vernunft 7 Der eigentliche Gegenstand ist also eher philosophischer als historischer Natur was auch die aufreizend distanzierte Darstellung verstandlich macht Gerade die provokante Asthetik des Films die in der Presse viel kritisiert wurde kann den Zuschauer zu weiterem Nachdenken veranlassen und ggf zu der Einsicht fuhren dass sich hinter der so anstossig vorgetragenen wortlichen Erzahlung eine weitere verbirgt auf die es letztlich ankommt 8 Hintergrundinformationen BearbeitenMit einem Produktionsbudget von 12 Millionen US Dollar etwa 2 5 Milliarden Forint zahlt Fateless zum teuersten je in Ungarn produzierten Spielfilm Auch ist es der erste ungarische Film der im Breitbildformat gedreht wurde Gedreht wurde ausschliesslich in Ungarn darunter in Budapest Dunaujvaros Fot Paks und Piliscsaba Die Dreharbeiten die Mitte Dezember 2003 begannen mussten im Februar 2004 unterbrochen werden da ein Produzent die Dreharbeiten verliess Nur dem ungarischen Produzenten Andras Hamori ist es zu verdanken dass der Film ab Mai 2004 weiter gedreht werden konnte und die Dreharbeiten so Ende Juni 2004 zum Abschluss gebracht werden konnten Fur die jugendliche Hauptrolle wurden 4000 Jungen gecastet ehe man auf Marcell Nagy stiess der bei den Dreharbeiten erst 13 Jahre alt war Fur die Romanadaption zeichnete Imre Kertesz mit Schritt fur Schritt 2001 selbst verantwortlich nachdem ihm die vorgelegten Drehbucher nicht gefallen hatten 9 Ebenso stand er seit Beginn des Filmprojekts 2003 im engen Kontakt mit dem Regisseur Koltai woruber Kertesz Tagebucher 10 und ein Interview mit Koltai 11 Auskunft geben Kritiken BearbeitenIn den deutschsprachigen Feuilletons wurde der Film mit wenigen Ausnahmen 12 schlecht aufgenommen Hierzu erklart Kertesz in einem Interview von 2005 diese negative Kritik sei fur ihn unerwartet gekommen Er sei von ihr zwar nicht beleidigt konne sie aber nicht wirklich verstehen Sie ruhrt meiner Ansicht daher dass die Kritiker das ganze Filmprojekt nicht verstanden haben Sie gehen halt immer von dem Roman aus Aber der Roman ist was Sprachliches er hat seine eigene Kunst Die Sprache des Romans kann man nicht einfach so ubertragen in ein anderes Medium 13 Im Tagebuch notiert er einen Tag nach der Prasentation des Films auf der Berlinale Schlechte Presse Die Freude der deutschen Zeitungen mir endlich mal einen Tritt verpassen zu konnen Die Schonzeit ist voruber Interessant wie ruhig ich es aufnehme Halb so viel Hass und Unkorrektheit auf Ungarisch hatte mich schon zur Raserei gebracht 14 Michael Kohler film dienst bemerkte dass Koltai sein Handwerk als Kameramann verstehe doch um des Stoffes hatte es mehr bedurft Jede Episode sei beim Regisseur nicht viel mehr als eine mit historischen Insignien ausstaffierte Filmbuhne jeder Ort eine beliebige Ansichtspostkarte des Unvorstellbaren Der Film sei missgluckt 15 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete die Berlinale Auffuhrung als ein unendlich trauriges Ereignis Dem Film gelinge es nicht auch nur ein wenig Empathie zu wecken statt einzig Arger Die Kinobilder seien beschamend banal harmlos Die Filmmusik von Ennio Morricone ziehe diese Elendsattrappe vollends ins Bodenlose 16 Die Welt bemerkte in ihrer Kurzkritik dass der Film beweise dass der Roman nicht verfilmbar sei Je naher Gyorgy dem Lager komme je schwarz weisser die Farben werden desto mehr verliere Koltai die Perspektive aus den Augen Der Film sei ein Hollywood Holocaust Film Die Musik Ennio Morricones wurde als unertraglich gefuhlsbombastische Musik beschrieben die ans Perverse grenze 17 Gerrit Bartels die tageszeitung wies in seiner Kritik der Berlinale Auffuhrung auf die drauend kitschige Musik Morricones hin Viele Figuren aus den Konzentrationslagern hatten stereotypen Charakter den man aus anderen Holocaust Filmen kenne der schmallippige deutsche Aufseher der knuffige Haftling das Kampferherz etc Dennoch bewunderte Bartels die Farbgestaltung des Films 18 Iris Radisch Die Zeit bezeichnete Fateless in ihrer Kritik zum deutschen Kinostart als Grosse KZ Oper Es sei ein peinlicher Film Die Darsteller wurden zum Pathos neigen Im Konzentrationslager beginne der Kitsch Hier entfernt sich der Film von allem was er erzahlen will dem Helden seinen Gefuhlen den Menschen um ihn herum und hebt ab in gestylte Panoramen Lichtinstallationen Genrebilder Choreografien Laiendarsteller Marcell Nagy konne nicht den Leidensweg der Figur darstellen 19 Ekkehard Knorer liess in seiner Kritik bei Jump Cut zwar das von Kertesz verfasste Drehbuch gelten fand aber der Regisseur Koltai gehore fur das was er mit Fateless angerichtet hat verprugelt Unter seiner Regie sei ein Film der kitschig schonen Bilder entstanden untermalt mit der schwelgerisch elegischen Musik von Ennio Morricone der immer schon alles vertont hat was ihm vor die Feder kam vom Softporno zum Holocaust Klingt alles ahnlich Dank Lajos Koltai sieht es jetzt auch ahnlich aus 20 US amerikanische Kritiker bewerteten Fateless weitaus positiver A O Scott The New York Times hob die visuelle Schonheit des Films hervor die aber auch etwas verwirrend sei Fateless weise eine frappierende Frische auf Morricones Musik sei bombastisch 21 Kevin Crust Los Angeles Times pries den Film als vorzuglichen Beitrag zum Holocaust Kanon Koltai habe ein grossartiges Gemalde von der Menschlichkeit in erzwungenen unmenschlichen Strukturen geschaffen Der Film sei nicht einfach eine weitere Version derselben Geschichte 22 Ann Hornaday The Washington Post bemerkte dass Fateless ein aussergewohnlicher Film sei ein Werk von wenigen Worten eine weise visuell elegante Meditation uber das Vagabundieren von Bose und Gut Der Film sei peinlich genau komponiert und gefilmt 23 Auszeichnungen Bearbeiten 2005 Camerimage Goldener Frosch Gyula Pados 2005 Copenhagen International Film Festival Goldener Schwan fur die Beste Kamera Gyula PadosNominierungen Bearbeiten 2005 Internationale Filmfestspiele Berlin Nominierung Goldener Bar Lajos Koltai 2005 Europaischer Filmpreis Beste Kamera Gyula Pados 2005 Europaischer Filmpreis Beste Musik Ennio MorriconeZwar wurde der Film von ungarischer Seite als Kandidat fur den Auslandsoscar fur die Verleihung 2006 eingereicht kam jedoch nicht unter die Nominierten Literatur BearbeitenImre Kertesz Roman eines Schicksallosen Sorstalansag 1975 Neu ubersetzt von Christina Viragh Rowohlt Berlin 1996 ISBN 3 499 22576 X Imre Kertesz Schritt fur Schritt Drehbuch zum Roman eines Schicksallosen Sorstalansag Filmforgatokonyv 2001 Ubersetzt von Erich Berger Suhrkamp Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 518 12292 4 Imre Kertesz Galeerentagebuch Galyanaplo 1992 Ubersetzt von Kristin Schwamm Rowohlt Berlin 1993 ISBN 3 499 22158 6 Imre Kertesz Letzte Einkehr Tagebucher 2001 2009 Ubersetzt von Kristin Schwamm Rowohlt Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 498 03562 4 Interview von Gerrit Bartels mit Imre Kertesz anlasslich der Vorstellung von Fateless auf der Berlinale Der Film ist ein reines Kunstwerk in taz 8 Juni 2005 online bei taz de Interview von Tamas Halasz mit Lajos Koltai uber seine Zusammenarbeit mit Kertesz fur Fateless Eine Kathedrale bauen in Herend Herald 2003 15 April 2003 S 30 32 Interview von Elizabeth Nagy mit Lajos Koltai Der Wert der Sonnenstrahlen critic de 30 Mai 2005 online auf critic de Jozsef Marx Fateless A Book of the Film Lajos Koltai s film based on the novel by Nobel Laureate Imre Kertesz Vince Books Budapest 2005 ISBN 963 9552 53 4 Bernhard Sarin Ein Leben als Artikulation Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertesz Universitatsverlag Potsdam 2010 ISBN 978 3 86956 086 1 S 146 148 Kap zu Fateless Lot auf der Terrasse des Kempinski Fiktion und Realitat im Werk von Imre Kertesz BoD Books on Demand Norderstedt 2020 illustrierte Ausgabe ISBN 978 3 7504 9474 9 S 127 134 Kap zu Fateless S 304 305 Bibliographische Dokumentation Verfilmungen Weblinks BearbeitenFateless Roman eines Schicksallosen in der Internet Movie Database englisch Offizielle Website Ungarische Sprache Fateless bei Metacritic englisch Fateless bei Rotten Tomatoes englisch Einzelnachweise Bearbeiten Company credits in der Internet Movie Database aufgerufen am 23 Mai 2010 Release dates in der Internet Movie Database aufgerufen am 23 Mai 2010 Interview von Gerrit Bartels mit Imre Kertesz Der Film ist ein reines Kunstwerk taz 8 Juni 2005 Imre Kertesz Galeerentagebuch S 9 Eintrag von 1963 Imre Kertesz Galeerentagebuch S 18 Eintrag von 1965 Bernhard Sarin Ein Leben als Artikulation Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertesz S 65 Fn 147 Bernhard Sarin Ein Leben als Artikulation Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertesz S 82 Fn 210 Bernhard Sarin Ein Leben als Artikulation Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertesz S 148 Fn 441 Imre Kertesz Schritt fur Schritt Vorwort S 7 Imre Kertesz Letzte Einkehr Tagebucher 2001 2009 passim Interview von Tamas Halasz mit Koltai Eine Kathedrale bauen in Herend Herald 2003 15 April 2003 S 30 32 auszugsweise zitiert in Bernhard Sarin Ein Leben als Artikulation Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertesz S 124 146 Siehe etwa Hans Jorg Rother Das Wissen sieht mit in Der Tagesspiegel 15 Februar 2005 online auf tagesspiegel de Roberto Dzugan Fateless Roman eines Schicksallosen critic de 26 Mai 2005 online auf critic de Interview von Gerrit Bartels mit Imre Kertesz Der Film ist ein reines Kunstwerk taz 8 Juni 2005 Imre Kertesz Letzte Einkehr Tagebucher 2001 2009 342 Eintrag vom 6 Juni 2005 Filmkritik von Michael Kohler im film dienst 11 2005 aufgerufen via LexisNexis Wirtschaft Kertesz Verfilmung Mit Make up und Musik im Lager bei faz net 16 Februar 2005 aufgerufen am 23 Mai 2010 Schreckliche Musik schwingendes Schwert bei welt de 16 Februar 2005 aufgerufen am 23 Mai 2010 Bartels Gerrit Die Holle negieren bei taz de 16 Februar 2005 aufgerufen am 23 Mai 2010 Iris Radisch Grosse KZ Oper zeit de 2 Juni 2005 Kopie auf archive org Lajos Koltai Fateless Kritik von Ekkehard Knorer auf jump cut de abgerufen am 19 September 2014 Scott A O Finding the Beauty in a Boy s Days of Horror In The New York Times 6 Januar 2006 Section E S 9 Kritik Memento vom 6 Mai 2010 im Internet Archive bei calendarlive com 27 Januar 2006 aufgerufen am 23 Mai 2010 Hornaday Ann Fateless Profound Portrait Of Unspeakable Anguish In The Washington Post 3 Februar 2006 S T43 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fateless Roman eines Schicksallosen amp oldid 237468308