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Das Furstenportal am Bamberger Dom ist neben der Adamspforte der Gnaden oder Marienpforte und der Veitsture eines der vier Hauptportale des Bamberger Doms St Peter und St Georg Der dekorreiche Eingang ist in einem Vorbau am nordlichen Seitenschiff gelegen und stammt aus dem 13 Jahrhundert Das Furstenportal an der nordlichen Langhausseite Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Tympanon 2 2 Ecclesia und Synagoge 2 3 Saulen 3 Ikonographie 4 Einfluss 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenUber die genaue Herstellungszeit des Furstenportals wird in der Forschungsliteratur diskutiert gemutmasst wird allerdings dass sich die Entstehung um 1230 datieren lasst Diese Erkenntnis stutzt sich auf die gesamte Baugeschichte des neugebauten Doms die den Vorbau zweifelsfrei als stutzende Mauer fur das Portal an der nordlichen Seitenschiffwand identifiziert 1 Wer den Eingang erschaffen hat ist bislang nicht bekannt und geht aus bisherigen Fundstucken auch nicht eindeutig hervor Allerdings wird davon ausgegangen dass es sich um zwei Werkstatten gehandelt haben muss deren Kunstler an der Verzierung des Portals beteiligt gewesen sein mussen In der Forschung wird dabei zwischen einer jungeren und einer alteren Bildhauerschule unterschieden Der alteren Bamberger Werkstatt entstammen der plastische Schmuck der Gnadenpforte und die Chorschrankenreliefs die Figur des Adam an der Adamspforte und Teile des Furstenportals Letzteres haben die jungeren Bildhauer vollendet sodass beide Stilrichtungen nebeneinander vertreten sind 2 Nach gegenwartigem Forschungsstand kann davon ausgegangen werden dass die altere Werkstatt die Figurenpaare des linken Gewandes und die drei inneren des rechten Gewandes schuf Die restliche Gestaltung des Furstenportals wird der jungeren Werkstatt zugeordnet 3 Das Furstenportal wurde Anfang der 1990er Jahre bauforscherisch untersucht Manfred Schuller konnte dabei nachweisen dass es samt den zugehorigen Figuren im Baufortschritt des gesamten Dombaus eingebunden war und somit nicht aus einer nachmaligen Offnung hervorging 4 Zu seinem heutigen Namen kam das Portal durch seine Funktion Die Benutzung war den hohen Geistlichen vorbehalten deren Amt als Bischofe sie zu weltlichen Herrn also Fursten machte Die Uberlieferung des Namens geht auf das 18 Jahrhundert zuruck und sichert somit nicht ob und welchen Namen das Portal zur Erbauungszeit trug 5 Das Furstenportal wird heute nur noch fur besondere Prozessionen geoffnet Baubeschreibung BearbeitenDas Furstenportal befindet sich an der nordlichen Langhausseite in einem risalitartigen Vorbau deren Zugang durch eine Freitreppe gewahrt wird Der Bau folgt dem Typ des Saulen Stufenportals fur das der massive Vorbau notwendig gewesen ist Durch diese trichterartige Bauart gepaart mit seinem Dekor wirkt das rundbogige Portal das von Skulpturen geschmuckt ist grosszugiger Die Betrachtung des Portals folgt dem Erzahlstrang von links nach rechts der die Betrachter dazu zwingt zwischen Heil links und Verdammnis rechts zu entscheiden Das Bildprogramm dieses Zyklus wird durch das Figurenpaar von Ecclesia und Synagoge der dekorreichen Saulen und der Weltgerichtsdarstellung des Tympanons wiedergegeben Die Originale des Furstenportals sind witterungsbedingt nicht mehr angebracht an ihrer Stelle stehen Kopien Tympanon Bearbeiten nbsp Weltgerichtsdarstellung des TympanonsDas Tympanon des Furstenportals ist oberhalb des Tursturzes angebracht Es zeigt die Weltgerichtsdarstellung mit Jesus Christus als Richter mit ausgestreckten Handen der zentral auf einem Thron sitzt Neben ihm knien Maria und Johannes der Taufer die zu ihm aufblicken und seine Fusse festhalten Mittig der beiden steigen als Darstellung der Auferstehung zwei Tote aus ihren Sargen Vom Betrachter aus links von Jesus Christus gesehen befinden sich die Seligen die Jesus Christus zugewandt erscheinen Drei Engel halten die Leidenswerkzeuge Kreuz Lanze und Dornenkrone in ihren Handen Zwei weitere Engel fuhren einen Konig heran Am unteren linken Rand befinden sich drei Figuren die ihre Hande zum Gebet gefaltet haben Auf der rechten Seite des Richters Christus sind die Verdammten abgebildet Im Gegensatz zu der Gruppe der Seligen sind die Gesichter der sechs Figuren hier bizarr und fratzenhaft abgebildet Unter ihnen befinden sich ebenfalls ein Konig ein Papst ein Bischof und ein Geizhals der seinen Geldbeutel fest umfasst Eine Kette halt die Verdammten zusammen und wird von einem nackten Teufel festgehalten der die Gruppe wegzerrt Ecclesia und Synagoge Bearbeiten nbsp Das Furstenportal mit Ecclesia links Synagoge rechts und dem Trompetenengel im BogenfeldBei der Darstellung von Ecclesia und Synagoge handelt es sich um die Personifikationen des Alten Bundes Synagoge fur das Judentum und des Neuen Bundes Ecclesia fur die Kirche Seit dem hohen Mittelalter stehen sich die als Frauen dargestellten Figuren gegenuber so auch am Furstenportal des Bamberger Doms Die Ecclesia steht aufrecht und triumphierend unter einem Baldachin auf der Seite der Seligen Als Attribute tragt sie auf dem Kopf eine Krone als Zeichen des Sieges uber den Alten Bund sowie ursprunglich in der rechten Hand einen Kelch fur den Opfertod und in der linken Hand einen Kreuzstab fur die Auferstehung Christi Die Hande und somit auch Kelch und Kreuzstab sind verloren gegangen Auf der Seite der Verdammten ist die Figur der Synagoge ebenfalls unter einem Baldachin angebracht Gekennzeichnet ist sie mit einer Augenbinde als Blindheit vor der Erkennung des Messias Jesus Christus einen zerbrochenem Stab in der rechten Hand und ihr entgleitenden Gesetzestafeln von Mose in der linken Hand Saulen Bearbeiten nbsp Die Propheten mit den Aposteln auf den Schultern im linken GewandeSowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite der Eingangstur befinden sich insgesamt elf Saulen und bilden mit ihrer rundbogigen Ausformung das Saulen Stufenportal Die Schafte der Saulen sind nicht einheitlich geschmuckt sondern als glatte kannelierte oder gedrehte Saule gestaltet und durch einen Schaftring auf halber Hohe geteilt 6 Jeweils sechs der Saulen sind ab Hohe des Schaftringes im Wechsel als Halbsaulen errichtet Bevor die Saulen in die Archivolte ubergehen werden sie mit Kapitellen abgeschlossen Der Dekor der Kapitelle richtet sich nach ihrem Typ Wahrend die der Halbsaulen mit einer Taube verziert sind sind die restlichen mit Ornamentik geschmuckt Im Gewande der Halbsaulen thronen die zwolf kleinen Propheten Zwolfprophetenbuch Auf ihren Schultern tragen sie die Junger Jesu die zwolf Apostel Petrus Andreas Jakobus d A Johannes Philippus Bartholomaus Thomas Jakobus d J Simon Zelotes Judas Thaddaus Judas Ischarioth 7 Im Bogenfeld rechts des Tympanons gelegen befinden sich zwei weitere Skulpturen Abraham Abrahams Schoss in dessen Schoss sich funf Selige befinden und der Posaunenengel Ikonographie BearbeitenDas Bildprogramm des Furstenportals ist eine Erzahlung die mit der Figur der Ecclesia beginnt und mit der Figur der Synagoga endet Der Allegorie folgend beginnt die Bildreihe mit dem Leben und endet mit dem Tod Daruber hinaus ist deutlich erkennbar in welcher Position sich die Kirche selbst reprasentierte Zwischen Leben und Tod ist an zentraler Stelle das Jungste Gericht das die Betrachtenden mahnt den rechten Weg zu gehen Neben der Gegenuberstellung von Ecclesia und Synagoga sind auch die bauplastischen Skulpturen der Saulen Bestandteil der Erzahlung Auch erweitert das Portalprogramm der Propheten samt den auf ihren Schultern stehenden Aposteln eher den Gedanken der Stufenfolge Die Hierarchie bringt zugleich Abfolge und Fortschritt der drei Zeitalter der Heilsgeschichte zum Ausdruck Altes Testament Neues Testament und die Neue Zeit nach dem Letzten Gericht 8 Einfluss BearbeitenDie Arbeiten der jungeren Werkstatt unterliegen in der Forschung dem stetigen Vergleich mit der Ausstattung der Kathedrale von Reims Da die Bauzeit sich auf etwa dieselbe wie die des Bamberger Doms datieren lasst ist die Annahme dass die jungeren Bildhauer aus Reims kamen gerechtfertigt Daruber hinaus zeichnen sich die Werke der jungeren Werkstatt durch den Einfluss der franzosischen Gotik aus Besonders das Furstenportal macht den Ubergang der alteren Werkstatt zur jungeren deutlich Bekanntlich ist von der sog jungeren Bildhauerwerkstatt des Bamberger Doms ein Skulpturenzyklus geschaffen worden der den an der Kathedrale von Reims gerade erst entwickelten Stil der franzosischen hochgotischen Plastik unmittelbar rezipierte und in gleich hoher Qualitat umsetzte 9 Literatur BearbeitenAloys Butzkamm Christliche Ikonographie Zum Verstehen mittelalterlichen Kunst 2 Auflage Bonifatius GmbH Paderborn 2001 Walter Hartleitner Zur Polychromie der Bamberger Domskulptur Schriften aus der Fakultat Geistes und Kulturwissenschaften der Otto Friedrich Universitat Bamberg Band 5 University of Bamberg Press Bamberg 2011 Achim Hubel Die jungere Bildhauerwerkstatt des Bamberger Doms Uberlegungen zur Erzahlform und zur Deutung der Skulpturen In Stephan Gasser Christian Freigang Bruno Boerner Hrsg Architektur und Monumentalskulptur des 12 14 Jahrhunderts Produktion und Rezeption Festschrift fur Peter Kurmann zum 65 Geburtstag Bern 2006 Hans Christian Feldmann Bamberg und Reims Die Skulpturen 1220 1250 Zur Entwicklung von Stil und Bedeutung der Skulpturen in dem unter Bischof Ekbert 1203 1237 errichteten Neubau des Bamberger Domes unter besonderer Berucksichtigung der Skulpturen an Querhaus und Westfassade der Kathedrale von Reims Verlag an der Lottbek Hamburg 1992 Nina Rowe Synagoga Tumbles a Rider Triumphs Clerical Viewers and the Furstenportal of Bamberg Cathedral In Gesta 45 2006 Nr 1 S 15 42 Zugang bei JSTOR Robert Suckale Die Bamberger Domskulpturen Technik Blockbehandlung Ansichtigkeit und die Einbeziehung des Betrachters In Munchner Jahrbuch der Bildenden Kunst Dritte Folge Band 38 1987 Manfred Schuller Das Furstenportal des Bamberger Domes Bayerische Verlagsanstalt Bamberg 1993 Dethard von Winterfeld Der Dom in Bamberg Band 1 Die Baugeschichte bis zur Vollendung im 13 Jahrhundert Gebr Mann Verlag Berlin 1979 Dethard von Winterfeld Der Dom in Bamberg Band 2 Der Befund Bauform und Bautechnik Gebr Mann Verlag Berlin 1979 Werner Zeissner Josef Urban Der Dom zu Bamberg Kathedrale und Mutterkirche 2 Auflage Archiv des Erzbistums Bamberg Bamberg 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Furstenportal am Bamberger Dom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bamberger DomEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Dethard von Winterfeld Der Dom in Bamberg Band 2 Der Befund Bauform und Bautechnik Gebr Mann Verlag Berlin 1979 S 58 Werner Zeissner Josef Urban Der Dom zu Bamberg Kathedrale und Mutterkirche 2 Auflage Archiv des Erzbistums Bamberg Bamberg 2007 S 18 Vgl Walter Hartleitner Zur Polychromie der Bamberger Domskulptur Schriften aus der Fakultat Geistes und Kulturwissenschaften der Otto Friedrich Universitat Bamberg Band 5 University of Bamberg Press Bamberg 2011 S 90 Manfred Schuller Das Furstenportal des Bamberger Domes Bayerische Verlagsanstalt Bamberg 1993 Vgl Dethard von Winterfeld Der Dom in Bamberg Band 2 Der Befund Bauform und Bautechnik Gebr Mann Verlag Berlin 1979 S 58 Vgl Hans Christian Feldmann Bamberg und Reims Die Skulpturen 1220 1250 Zur Entwicklung von Stil und Bedeutung der Skulpturen in dem unter Bischof Ekbert 1203 1237 errichteten Neubau des Bamberger Domes unter besonderer Berucksichtigung der Skulpturen an Querhaus und Westfassade der Kathedrale von Reims Verlag an der Lottbek Hamburg 1992 S 37 Hannelore Sachs Ernst Badstuber Ernst Helga Neumann Worterbuch der christlichen Ikonographie 10 Auflage Verlag Schnell amp Steiner GmbH Regensburg 2012 S 44 45 297 298 Robert Suckale Die Bamberger Domskulpturen Technik Blockbehandlung Ansichtigkeit und die Einbeziehung des Betrachters In Munchner Jahrbuch der Bildenden Kunst Dritte Folge Band 38 1987 S 51 Vgl Achim Hubel Die jungere Bildhauerwerkstatt des Bamberger Doms Uberlegungen zur Erzahlform und zur Deutung der Skulpturen In Stephan Gasser Christian Freigang Bruno Boerner Hrsg Architektur und Monumentalskulptur des 12 14 Jahrhunderts Produktion und Rezeption Festschrift fur Peter Kurmann zum 65 Geburtstag Bern 2006 S 475 49 890851 10 882563 Koordinaten 49 53 27 06 N 10 52 57 23 O Normdaten Geografikum GND 4332011 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstenportal am Bamberger Dom amp oldid 211989212